HISTOLOGIE: Glanzstreifen in Herzmuskelzellen eine Ratte

Begonnen von Ronald Schulte, Februar 06, 2013, 20:32:31 NACHMITTAGS

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Ronald Schulte

Heute mochte ich mal ein besondere Form der Quergestreiften Muskulatur vorstellen, nämlich die Herzmuskelzelle.

Ich habe das Herz von eine Ratte entnommen und fixiert in 4% gepuffertes Formalin.
Das Gewebe ist eingebettet in Technovit 7100 und geschnitten am LKB 2218 Historange Mikrotom.
Fixierung in ein Gemisch von Glutaraldehyd und Formalin wäre eigentlich besser gewesen weil diese Fixierung für noch bessere Details sorgt aber das Glutaraldehyde hatte ich damals noch nicht zur Verfügung. Kommt aber im Zukunft sicher nochmal.
Alle Bilder sind wie immer gemacht mit die Moticam 2300 an das Mächtige Leitz Orthoplan.






Theorie, Zitat von 'Lehrbuch Histologie' von Ulrich Welsch 3. Auflage Seiten 135,136 und 137.

Herzmuskulatur,
Herzmuskulatur ist eine besondere Form der Quergestreiften Muskulatur, die aus großen, 50 - 120 µm langen und 15 – 20 µm dicken, meist einkernigen Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) aufgebaut ist.
Kennzeichnend sind unter anderem:
- Kontaktstrukturen, über die die Herzmuskelzellen an ihren Enden miteinander verknüpft sind und die Glanzstreifen genannt werden;
- dreidimensionale Verzweigungen der Herzmuskelzellen wodurch insgesamt eine komplexe, räumliche Struktur der Herzmuskulatur aufgebaut wird;
- der in der Mitte der Zellen gelegene große Zellkern.

Zytoplasma und Filamente,
Der quergestreifte kontraktile Apparat mit Aktin- und Myosinfilamenten ist in Prinzip wie bei Skelettmuskelzellen aufgebaut. Die Myofilamente sind aber nicht durchgehend in einheitlichen schlanken Myofibrillen angeordnet, sondern bilden zum Teil größere Gebilde mit unregelmäßigem Umriss im Querschnitt.

Zellkern,
Der plump kissenformige Zellkern liegt im Zentrum der Zelle. Selten sind zwei Kerne vorhanden. Der Kern ist euchromatinreich und hat einen oder zwei Nukleoli. An den beiden Enden der Kerne finden sich myofilamentfreie Zytoplasmafelder, die Organellen, zahlreiche Glykogengranula, Lipidtropfen und mit zunehmendem Alter immer mehr Lipofuszingranula enthalten.

Zellorganellen,
Zwischen den fibrillaren Strukturen liegen Reihen sehr großer, cristareicher Mitochondrien, außerdem sind hier viel Glykogenpartikel und Lipidtropfen eingelagert. Die Mitochondrien sind oft lang wie ein Sarkomer, können aber sogar ca. 3-mal so lang sein und 8 µm Lange erreichen. Glykogen und Triglyzeride sind wichtige Energiequellen dieser Zellen.

Glanzstreifen,
Die Glanzstreifen (Disci intercalares) sind im Langsschnitt durch die Herzmuskulatur treppenförmig strukturiert. Zusammen mit die Desmosomen dienen sie der festen mechanischen Verbindung der Herzmuskelzellen. Im Verlauf der Longitudinalen Anteile der Glanzstreifen sind größere Nexus (Gap Junctions) ausgebildet, über die die Herzmuskelzellen elektrisch gekoppelt sind, sodass sich die elektrische Erregung verzogerungsfrei in der Herzmuskulatur ausbreiten kann.


Bild 3
Übersicht von die Herzmuskulatur in Schwarzweiß weil so die Glanzstreifen besser dargestellt werden. Glanzstreifen kommen hier vor wie schwarze streifen.
Objektiv 40x





Bild 4
Färbung: Haematoxyline nach Gill und Eosin.
Objektiv: Leitz Planapo 63x NA 1.4 Öl.
A = Das Gewebe wird sehr gut mit Blut versorgt. Hier einige Rote Blutzellen (Erythrozyten);
B = Kern von ein Muskelzelle;
C = Endothelzelle eine Kapillaire;
D = Glanzstreifen (Disci intercalares).





Bild 5
Pfeilen = Glanzstreifen. Die Glanzstreifen sind im Langsschnitt durch die Herzmuskulatur treppenförmig strukturiert.






Bild 6
Färbung: Haematoxyline nach Gill und Eosin.
Objektiv: Leitz Planapo 63x NA 1.4 Öl.






Bild 7
Färbung: Haematoxyline nach Gill und Eosin.
Objektiv: Leitz Planapo 63x NA 1.4 Öl.






Bild 8
Färbung: Haematoxyline nach Gill und Eosin.
Objektiv: Leitz Planapo 63x NA 1.4 Öl.






Bild 9
Buch: An Atlas of Histology von Johannes A.G. Rhodin. ISBN-13:  978-0195019445
Für Histologen die gerne Details sehen ein unbedingtes 'must have'!
Das schone an das Buch ist das die EM Bilder anfangen mit sehr niedrige Vergrößerungen so wie 4x oder 10x. Dann sind viele Bilder in die nahe von 500 bis 1000x Vergrößerung so das auch für LM Histologen sehr viel Details sichtbar sind die auch am eigenen Mikroskop zu sehen sind. Alle Bilder sind deutlich beschriftet. Einfach ein Tolles Buch und ich sah gerade das Amazon noch welche aus zweithand hat. Link zum Amazon-Auktion.. So habe ich den auch gekauft, perfekt.






Bild 10
Vergrößerung am EM: 1900x
1 – Erythrozyten in ein Kapillare;
2 – Nukleus von eine Endothelzelle;
3 – Nukleus von einen Fibroblast;
4 – Nukleus von eine Herzmuskelzelle;
5 – Die breite von ein Muskelzelle;
6 – Myofibrillen;
7 – Reihen von Mitochondrien;
8 – Glanzstreifen.






Bild 11
Färbung: Haematoxyline nach Gill und Eosin.
Objektiv: Leitz Planapo 63x NA 1.4 Öl.
Natürlich ist es einigen schon langst aufgefallen das viele Körnchen in das Muskelgewebe zu sehen ist wo auch in da EM Bild nicht von gesprochen wird. Siehe Bild 12 für Bestimmung.






Bild 12
Färbung: Haematoxyline nach Gill und Eosin.
Objektiv: Leitz Planapo 63x NA 1.4 Öl.




Nach meine Hypothese konnte es: Glykogen-Kornchen sein aber auch Endokrines Sekretgranulat das  nur in die Myofibrillenarmen Zonen vorkommt aber auch konnte es Lipofuszingranula sein wie beschrieben in Bild 13. Wenn es Sekretgranulat ist ist es nach zu weisen mit Antikörper gegen Kardiodilatin was ich aber leider nicht habe.
Ich höre gerne von jemand der es bestimmen konnte.




Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Lieber Ronald,

das sind die Beiträge, für die ich das Forum so schätze. Erstklassige wunderbare Aufnahmen, liebevoll beschriftet und mit wahrscheinlich großem Zeitaufwand verständlich erklärt.  Ganz herzlichen Dank dafür und schöne Grüße

Jürgen

Fahrenheit

Lieber Ronald,

da kann ich mich dem Jürgen nur anschließen. Wieder ein sehr interesanter und lehrreicher Histologie-Beitrag mit erstklasigen Aufnahmen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Ronald Schulte

@Jürgen, Jörg,

Danke. Mann kann sich natürlich immer streiten was 'sinnige' oder 'unsinnige' beitragen sind. Mein Ziel ist auf jeden Fall um 'sinniges' bei zu tragen und hoffe das jedes Forumglied das gleiche Ziel hat. Die Welt ist ja voll von Quatscherei, lass das Forum sauber bleiben.

Grüße Ronald
Mikroskope:
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Jan Dunst

Ich bin ebenfalls begeistert. Vielen Dank für diesen Beitrag.

Zum 'sauberen' Forum: Man kann doch immer noch selbst entscheiden was man liest und was nicht. :)

Holger Adelmann

Das ist wieder ein sehr interessanter, gut recherchierter und schön bebilderter Beitrag, lieber Ronald.

Die Körnchen sind mir auch nicht ganz klar, aber bei solchen Strukturen muss man sich ja immer fragen, ob die schon im nativen Gewebe da waren oder erst bei der Fixieren entstanden sind.
Hier wäre es hilfreich, das Gewebe mal mit verschiedenen Verfahren zu fixieren, z.B Formol im Vergleich mit Pikrinsäure.
Ausgefälltes Glykogen wäre immerhin möglich.

Ist Dein Formol denn neutral gepuffert?
Wenn man einen Formol-Vorrat längere Zeit bei Zimmertemperatur lagert entsteht durch Oxidation Ameisensäure, und die mögen die Gewebe nicht.
Das kann dann schon mal Protein- oder Glykogen-Ausfällungen machen.

Für die Feinhistologie, die Du mit den dünnen Plastikschnitten ja betreibst stellt man sich das Formol in kleineren Chargen besser immer frisch aus Paraformaldehydpulver in Puffer her.

Herzliche Grüsse
Holger

Ronald Schulte

Holger,

Ich kann kommendes Wochenende noch was Herz schneiden und werde dich ein Schnitt mitbringen. Kannst du es selbst mal anschauen weil es am Mikroskop natürlich noch viel schöner/deutlicher ist.
In Technovit kann man auch enzym-reaktionen durchfuhren aber habe leider die Stoffe nicht. Wenn es Glykogen ist konnte ich mal eine PAS Färbung machen, das sollte Glykogen Purper anfarben.

Mein gepuffertes Formalin war noch genau PH 7. Das habe ich in Literflaschen und bewahre es immer kühl und Dunkel. Es bleibt ziemlich lange gut (über Jahre hinaus). Mein 37%es Formalin verfällt in ungefähr ein Jahr. Dann kommen weise Flocken Paraformaldehyde vor und steigt den PH an bis 5,5 - 6.
Meine nächstes Projekt wird aber mal Fixierung mit Glutaraldehyd sein.

Grüße Ronald 
Mikroskope:
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Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

David 15

Hallo Ronald,

auch wenn ich mich damit garnicht auskenne finde ich deine Bilder und die Aufarbeitung deiner Beträge immer sehr Toll !

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Klaus Herrmann

Ronald,

das ist wieder eine saubere Dokumentation, die zusätzlich von dem Tohuwabohu  ablenkt!
Zum fachlichen Detail kann ich nichts beitragen nur dazu:

ZitatDann kommen weise Flocken Paraformaldehyde vor und steigt den PH an bis 5,5 - 6.
Dass es nach 1 Jahr schon polymerisiert ist etwas früh. Hast du es in Plastikflaschen? Das soll angeblich besser sein, als Glas.

Durch die allgemein übliche Stabilisierung mit Methanol sollte es eigentlich länger stabil bleiben. Oder hast du es selbst aus Paraformaldehydtabletten hergestellt und nicht mit Methanol stabilisiert?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Ronald Schulte

#9
Klaus,

Was mir versäuert ist war verpackt in Kunststoffflaschen von Chroma.
Habe letztlich eine neue Flasche mit Frischen Formalin von ein netten Kollegen bekommen so kann wider einige Jahre weiter.
Auch habe ich noch Tabletten von dir so 'Not' ist vorläufig nicht da!

Um die Enzym Reaktionen in Technovit durch zu fuhren fehlen mir aber Stoffe. Ich habe dich ein Mail geschickt mit Wünsche.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
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Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Hans-Jürgen Koch

Guten Tag Ronald,

ein interessanter Beitrag, ganz nach meinem Geschmack.
Als Schnibbler  kann ich zum Thema nichts sagen, aber ich lerne jedes Mal etwas aus der Histologie dazu.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Florian Stellmacher

Lieber Ronald,

wieder ein wunderbarer Beitrag!

Ich weiß nicht, wie Du es geschafft hast, die gewöhnlich auch im HE-Präparat goldbraunen Lipofuszinablagerungen mit Eosin anzufärben, aber diese perinukleären Ablagerungen liegen eben genau dort, wo man regelmäßig Lipofuszin im Schnitt durch den Herzmuskel findet. Noch verblüffender finde ich, dass auch eine (jung-dynamische?) Ratte mit solchen Mengen davon aufwarten kann.

Herzliche Grüße,
Forian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Ronald Schulte

Florian,

Das die anfarbung in HE gelingt ist denke ich ein Kunststof-eigenschaft weil ich nichts besonderes gemacht habe in die Fixierung oder Farbung.
Im Internet habe ich ein Dokument gefunden wo gesprochen wird von häufiger vorkommen bei Albinos (und das war meine Ratte auch) und das das Granulat PAS Positiv sein sollte.
Die PAS Farbung werde ich heute ausfuhren.
Ich melde mich dann nochmal wenn was zu melden ist.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Florian Stellmacher

Lieber Ronald,

das ist eine gute Idee. Mit der PAS-Färbung wirst Du es wahrscheinlich herausbekommen.

Ich bin gespannt!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
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