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Magenbiopsie (Pathologie)

Begonnen von 42, Februar 19, 2013, 21:57:31 NACHMITTAGS

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Dünnschliffbohrer

Hallo Chrisitian,
ein sehr interessanter Beitrag, der gut bebildert ist! Trotzdem hätte ich eine Bitte: Ich glaube zwar, anhand deiner ausführlichen Be- und Umschreibungen die meisten Strukturen auf den Bildern selbst wieder gefunden zu haben. Wäre es aber trotz allem möglich, die entscheidenden Stellen im Präparat mit kleinen eingefügten Pfeilen zu markieren? Ich weiß, es macht viel Arbeit, aber als Nichtpathologe fühlt man sich dann doch etwas sicherer.

Und dann hätte ich noch eine fachlich-technische Frage: Wann oder warum wird Helicobacter mit Giemsa gefärbt. Ich glaube mich zu erinnern, daß man ihn auch gut versilbern kann, was einen sehr schönen Kontrast ergibt. Spielen hier arbeitsökonomische Gründe eine Rolle (z.B. benötigte Zeit für die Färbungen oder der finazielle Bedarf für die verschiedenen Färbechemikalien)?

In Ergänzung zu Florian: Ein weiteres Beispiel, wo die Histologie alleine nicht ausreicht, stellen diverse Knochentumore dar. Hier ist die Morphologie in der Bildgebung, und der zeitliche Verlauf (schnell oder langsam wachsend) in Zusammenschau mit der Histologie wegweisend.

Viele Grüße, Dünnschliffbohrer
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

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Hallo Heino:

Es ist halt auch immer die Frage was man als "normal" definiert (und was ist "gesund").

Kannst du mal schauen, was Mills als Referenz (20) angibt?


Hallo Dünnschliffbohrer,

hast du mal die Mouse-over Funktion probiert? Ich finde Bildbeschriftungen allgemein eher unästhetisch (ist natürlich Geschmackssache), wenn gleich in Printmedien unumgänglich.

Zur Versilberung: Wir machen auch Warthin–Starry, das ist aber aufwendiger und bringt meiner Erfahrung nach nicht unbedingt bessere Ergebnisse, daher machen wir das nur bei H.p.-Verdacht, wenn wir mit der Giemsa nichts finden.
MfG
Christian

Dünnschliffbohrer

Zitathast du mal die Mouse-over Funktion probiert?
Nee, ich wußte zwar nicht, das es hier im Forum so etwas gibt, hab es aber jetzt probiert, und es tut sich nichts. Ich weiß nicht, ob ich etwas falsch mache oder es eine Inkompatibität auf Software-Ebene gibt. - Dsb.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

42

Hallo, du musst die Links zu WikiCommons anklicken, nur dort geht es.
MfG
Christian

Florian Stellmacher

#19
Liebe Freunde der Histologie,

vielleicht darf ich bezüglich der Lymphfollikel noch einige Gedanken beisteuern:

Ohne zu behaupten, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein, möchte ich anmerken, dass der diagnostisch tätige Pathologe im Laufe der Zeit sicherlich ein Vielfaches dessen an Magengewebe sieht, was ein Anatom in seiner Laufbahn zu Gesicht bekommt - letzterer schreibt aber das Anatomiebuch, auf dessen Definitionen sich dann die sog. Normalbefunde beziehen.

Lymphfollikel gibt es eigentlich in so gut wie jeder Schleimhaut, freilich ohne dass sich hierdurch generell ein krankhafter Befund ableiten ließe. Wenn man sich vor Augen führt, was in einem Lymphfollikel stattfindet, nimmt dies kaum Wunder. Schleimhäute stellen die Barriere zwischen innen (= Bekanntes, Eigenes, Ungefährliches) und außen (= Unbekanntes, Fremdes, potentiell Bedrohliches) dar, wobei der Begriff "außen" sich hierbei natürlich auch z.B. auf die Lichtung von Magen und Darm beziehen soll. Solche körpereigenen Barrieren müssen immunkompetent ausgerüstet sein, denn hier kommt es zum Kontakt mit allen möglichen immunologisch antigen wirkenden Substanzen, von dem ersten Schluck Muttermilch bis zur ausgefallensten fernöstlichen Delikatesse. Durch den Kontakt mit der Schleimhaut "lernt" unser Körper diese Antigene kennen und initiiert die Bildung von Antikörpern. Dies ist kein pathologischer Prozess im eigentlichen Sinne. Dieser Prozess kann jedoch krankhafte Ausmaße erreichen: Die klassiche Mandelentzündung des Kleinkindes hat mit der typischen Tonsillitis des erwachsenen Menschen wenig gemein, denn sie beruht letztlich auf der enormen Vergrößerung der Lymphfollikel innerhalb der Gaumenmandeln, wodurch diese extrem anschwellen können, wobei irgendwann sogar die Atmung behindert werden kann. Histologisch finder man dann keine das Gewebe zerstörende Entzündung sondern eine follikuläre lymphatische Hyperplasie als wesentlichen Befund.

Somit besitzt auch der Magen eine Aufgabe als Immunorgan, denn auch er bekommt Kontakt zu fremden, antigen wirkenden Stoffen, daher finden sich hier eigentlich immer Lymphfollikel. Dies ist im Resektat, bei dem größere Gewebemengen untersucht werden, leichter nachzuvollziehen als bei einer zwei oder drei Millimeter großen Biospie. Z.B. im Fenoglio-Preiser: Gastrointestinal Pathology kann man auf vielen Seiten nachlesen, was letztlich als normal oder pathologsch anzusehen ist - und dennoch wird man sich darüber streiten können.

Das Vorhandensein großer aktivierter Keimzentren ist jedoch, bereits völlig korrekt angesprochen, recht typisch für die Helicobacter-bedingte Gastritis, hinzu kommt, dass das lymphoplasmazelluläre Infiltrar der Lamina propria besonders pasmazellreich ist. Dies ist ein Hinweis auf eine entsprechende Erkrankung, jedoch keineswegs beweisend. Es kann sogar, und das gar nicht mal so selten, Helibacter pylori nur in einem Biopsat nachweisbar sein, die anderen Biopsien sind ohne entsprechende Bakterien, obwohl sich die histologischen Veränderungen einer HP-Gastritis in allen Biospie nachweisen lassen. Dann spricht man von einer "Helicobacter-assoziierten" Gastritis.

Als letzte Anmerkung: Erstaunlicherweise ist die Entzündungsreaktion, die durch die HP-Infektion bedingt ist, bei den verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei dem Einen scheint die gesamte Magenschleimhaut regelrecht in Sack und Asche zu liegen, sodass man beim Blick ins Mikroskop unwillkürlich "Aua!" murmelt, bei dem Anderen gibt es zwar Unmengen von Lymphozyten und Plasmazellen sowie Erregern, jedoch überhaupt keine Epithelschädigungen; offenbar scheint bei letzterem die HP-Gastitis z. T. seit Jahrzehnten unverändert zu bestehen. Entsprechende Befunde gibt es tatsächlich endemisch in bestimmten Regionen der Erde bzw. Bevölkerungsgruppen. Interessanterweise treten bei diesen Menschen andere Erkrankungen des Magens/der Speiseröhre seltener auf.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Heino Lauer

Hallo Christian,

gerne, hier die Quelle, die Mills benutzt hat:

Genta RM, Hamner HW, Graham, DY. Gastric lymphoid follicles in Helicobacter pylori infection:
frequency, distribution, and response to triple therapy. Hum Pathol 1993,24:577-583

Viele Grüße

Heino