Vorstellung - Hufeisenmikroskope von G.K.E.Schröder, Hamburg 36

Begonnen von knipser009, März 08, 2013, 20:02:45 NACHMITTAGS

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knipser009

 ein hallo an alle

Flohmärkte bieten manchmal überraschendes – insbesondere Hausflohmärkte.

In diesem Falle waren es zwei völlig verstaubte, in einer Pappkiste stehende Mikroskope mit danebenliegendem Kreuztisch. Bei der Überprüfung der Triebe auf Gängigkeit und der Okulare und Objektive auf innere Sauberkeit ergab sich, dass die Glasflächen neuwertig waren – das ideale Reisemikroskop.

„€ 20.- - eins“ „Und wenn ich beide nehme?“ € 40.- mit dem Ding (Anm.: Kreuztisch !!! ), ich glaube das gehört dazu, dann noch dabei.“ Wir waren handelseinig.

Nach gut einer Woche und sorgfältigem Reinigen mit Wundbenzin und Augenwatte erstrahlen die Twins, wie ich sie nenne, in fast neuem Glanz. Lediglich an einem ist durch die Bewegung des Kreuztisches / der Objektträger der Lack des Objekttisches im Schiebebereich leicht blind.

Bild 1 : Hufeisenmikroskope von G.K.E.Schröder, Hamburg 36 a


Bild 2 : genaueres Hinsehen - zwei verschiedene Mikroskope

Genaues Hinsehen lässt erkennen, dass die beiden Mikroskope doch etwas in der Höhe unterschiedlich sind.  Mikroskop 5230 ist bis zum Tisch um etwa 5mm höher und der trapezförmige Standfuß ist bei dem Mikroskop 5230 in Vorderansicht des Hufeisens leicht kantiger. Laut Bildern im Internet gibt es auch noch eine Baureihe mit klassisch halbrundem Hufeisen.

Bilder 3 - 6 : Rundumansichten

Stativhöhe : ca 34 cm,  Masse : ca 3,4 kg



Bild 7 – 8 : Okulartubus

Was die Nummern auf dem Okulartubus bedeuten ist mir unklar . Es könnten Modellbezeichnungen sein, denn für fortlaufende Produktionsnummern ist mir die Zahl 55594 zu groß. Dann müsste der Hersteller G.K.E.Schröder solcher Mikroskope bekannt(er) sein. Auch Kombinationen aus Produktionsjahr und ProduktionsNr. wären denkbar.

Bild 9 – 10 : Blick auf die Mechanik des Grob- und Feintriebes – bestes „made in W-Germany“.

Der Grobtrieb ist in Form eines Zahngetriebes in einem Schwalbenschwanz gefertigt, während der Feintrieb in Form einer 50er-Mikrometerschraube mit maximal 1,5 mm Hub bei 3 Umdrehungen ausgeführt ist.

Bild 11 :  Objektivrevolver und Kreuztisch

Der sanft einrastende Objektivrevolver ist für drei Objektive mit RMS-Gewinde und mechanischer Tubuslänge von 170 mm ausgelegt.
Der Kreuztisch ist Originalfertigung von G.K.E.Schröder.
Montiert an einem Objekttisch ( 120 x 120 mm ) hat er eine eingravierte Verstellweganzeige von 85mm bzw 40 mm jeweils mit Nonius. Die Besonderheit besteht darin, dass die „Verschiebeeinheiten“ sowohl in X- als auch in Y-Richtung kugelgelagert sind und nach Reinigung und Neueinfettung mit Kugellagerfett fantastisch um nicht zu sagen „elegant“ zu betätigen sind. Solche einen Kreuztisch habe ich mit Abstand weder an meinem ZEISS Standard noch an meinem Zeiss Nf.

Bild 12 :  Blende - Filterhalter – Spiegel

Ein Blick unter den Objekttisch zeigt einen für meine Meinung aber als Reisemikroskop vernachlässigbaren Mangel. Ein Kondensor ist nicht vorhanden und auch nicht vorgesehen, da jegliche Befestigungsmöglichkeiten bzw Schraubgewinde fehlen. Eine Blende mit etwa 30mm Durchmesser bestehend aus 10 Lamellen und ein einschwenkbarer Filterhalter sind als  Einheit fest verbaut.
Ein (Licht)Spiegel, D = 52 mm, mit planer und konkaver Seite ist vorhanden.

Bild 13 :  Okular

Das Okular ist als HUYGENS-Okular von G.K.E.Schröder gefertigt und liegt in 5x und 12x für 23,2mm Tubushülse vor.

Bild 14 : Objektive

Die Objektive sind ebenfalls von von G.K.E.Schröder , allerdings lt Aufschrift in Wetzlar produziert. Wetzlar war in den 50er Jahren eine der Hochburgen der deutschen Feinmechanik und Linsenfertigung und so könnte es sein, dass die Hamburger Firma - sofern die Tubusaufschrift „Hamburg 36“ auf  den Firmensitz hinweist – in Wetzlar selbst oder in Lizenz fertigte / fertigen ließ.

Die 3 Objektive sind Achromate :

5 : 1  NA 0,10   -///-   10 : 1  NA 0,30  -///-    60:1  NA 0,85 

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Zusammenfassung :

Die Fa. G.K.E.Schröder hat mit diesem Mikroskop ein feinmechanisches Glanzstück gefertigt. Die Qualität der Linsen entspricht nach eigenen Tests den guten Achromaten der damaligen Zeit wie z.B. denjenigen von Zeiss Germany bzw CZJ. Die Fertigung dieses Mikroskopes schätze ich auch wegen der Gravur auf dem Grobtrieb „ Made in W-Germany“ in den Zeitraum der 50 – (Anfang)60iger Jahre.
Es scheint sich bei der Fa. G.K.E.Schröder  um eine kleine Firma gehandelt zu haben, die gegenüber den großen wie z.B. Zeiss, CZJ und Leitz sich nicht behaupten konnte. Weitere Informationen über die Fa.G.K.E.Schröder habe ich nicht gefunden.  Mikroskopsammler scheinen aber hohe Preise für G.K.E.Schröder – Mikroskope zu zahlen bereit zu sein . Aktuell gibt es 2 Angebote ( 1x (D) zu € 250.- und 1x (USA) zu USD 850.- ).

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In der Hoffnung, dass die Vorstellung des Mikroskopes gefallen hat

Schöne Grüsse aus dem Saarland

Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Tausendblatt

Hallo Wolfgang,

danke für den interessanten Artikel, ich mag Hufeisenstative...
Viel Freude damit!

Beste Grüße

Jens

Jürgen Boschert

Hallo,

als Jugendlicher hatte ich einmal einen Katalog der Firma. Die haben Artikel fürden Amateurbereich auf recht hohem qualitativem Niveau vertrieben, Sitz am damtor in Hamburg. Zumindest die Stereolupen und moderneren Stative stammten aus der Produktion von Hertel & Reuss, heute Gerhard. Von wem die Objektive hergestellt wurden, weiß ich nicht.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Klaus Henkel

Zitat von: knipser009 in März 08, 2013, 20:02:45 NACHMITTAGS
Die Objektive sind ebenfalls von von G.K.E.Schröder , allerdings lt Aufschrift in Wetzlar produziert. Wetzlar war in den 50er Jahren eine der Hochburgen der deutschen Feinmechanik und Linsenfertigung und so könnte es sein, dass die Hamburger Firma - sofern die Tubusaufschrift ,,Hamburg 36" auf  den Firmensitz hinweist – in Wetzlar selbst oder in Lizenz fertigte / fertigen ließ.

Zusammenfassung :
Die Fa. G.K.E.Schröder hat mit diesem Mikroskop ein feinmechanisches Glanzstück gefertigt. Die Qualität der Linsen entspricht nach eigenen Tests den guten Achromaten der damaligen Zeit wie z.B. denjenigen von Zeiss Germany bzw CZJ. Die Fertigung dieses Mikroskopes schätze ich auch wegen der Gravur auf dem Grobtrieb ,, Made in W-Germany" in den Zeitraum der 50 – (Anfang)60iger Jahre.
Es scheint sich bei der Fa. G.K.E.Schröder  um eine kleine Firma gehandelt zu haben, die gegenüber den großen wie z.B. Zeiss, CZJ und Leitz sich nicht behaupten konnte. Weitere Informationen über die Fa.G.K.E.Schröder habe ich nicht gefunden.  Mikroskopsammler scheinen aber hohe Preise für G.K.E.Schröder – Mikroskope zu zahlen bereit zu sein . Aktuell gibt es 2 Angebote ( 1x (D) zu € 250.- und 1x (USA) zu USD 850.- ).


Soweit mir noch bekannt, war G.K.E. Schröder ein renommiertes Handelshaus mit großer Werkstatt, aber kein eigentlicher Hersteller. Sie bezogen z. T. erstklassige Mikroskopstative aus Wetzlar und Kassel (Hertel & Reuss und Beck), Tische und div. mech. Teile von anderen renommierten Herstellern und die Optik von Seibert oder Wenzel aus Wetzlar, nicht ohne "Wetzlarer Optik" in ihren Prospekten anzugeben. Die Wetzlarer Mikroskopoptik war weltberühmt, nicht nur die von Leitz. In Wetzlar gab es zu jener Zeit über 200 Herstellerfirmen für Optik, darunter ca. 15, die auch Okulare und Obkjektive für Mikroskope gebaut haben. Wer da jeweils an wen lieferte und wer welche Firmenlogos auf die Teile machen ließ, ist auch für heutige Insider kaum noch enträtselbar.
In alten Monatsheften von Kosmos und Mikrokosmos findet man regelmäßig Anzeigen von Schröder u. A.

Gruß KH

Bernhard Kaiser

Hallo knipser009,

mein 2. Mikroskop war ein Monokulares Forschungsmikroskop von G.K.E.Schröder, welches ich 1964 persönlich bei Schröder in Hamburg abgeholt habe. Ein grundsolides Ladengeschäft. Ich habe den alten Herrn Schröder noch persönlich kennengelernt. Er sagte mir die Optik sei von Seibert, Wetzlar. Das Gerät hat mir bis 1986 gute Dienste getan.

Grüße
Bernhard Kaiser

beamish

Hallo Wolfgang,

ich habe ein lichtgraues (also wohl etwas jüngeres) Stativ mit der Nummer 5524. Auf den Objektiven steht "Wetzlarer Optik", der Tubus ist von Hertel&Reuss.
Was Schröder für ein System bei den Seriennummern (fünfstellig) hatte, ist mir schleierhaft.

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

knipser009

hallo

so langsam lichtet sich jetzt die Herkunft der von mir vorgestellten Mikroskope. Dass Firmen von verschiedenen Herstellern gute Bauteile bezogen, sie zu einem Gesamtwerk zusammen bauten  und dann unter eigenem Logo verkauften, ist ja nichts Neues. Mancher erinnert sich vielleicht noch an manuelle Fotoobjektive für SLR´s der Firma VIVITAR und dort die Optiken der berühmten "Serie one " aus den 70-80iger Jahren. Auch Vivitar ließ von mindestens 5 verschiedenen japanischen Firmen bauen und vertrieb unter eigenem Logo.(Anm.: Man erkennt die Hersteller der Optiken übrigens an den beiden ersten Ziffern der SerienNr -  wie 22 .....  =  Kiron , 28 .... Komine, ...)

Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

entomik

Plädoyer für die Mikroskopie von der Optischen Werkstätte  G. K. E. Schröder
Während meiner zurückliegenden Besuche als Gast in diesem Forum - inzwischen registriertes Mitglied - wurde ich beim Stöbern der verschiedenen Beiträge besonders neugierig bei den Einträgen zu "G. K. E. Schröder, Optische Werkstätte in 2 Hamburg 36, Tel. 34 48 41".
Mitte der 60er Jahre bat ich damals als Jugendlicher - Anlaß war eine Anzeige im Mikrokosmos - um Zusendung von Mikroskopunterlagen/-angeboten. Aus dieser Zeit besitze ich noch eine kleine 14-seitige, (s/w-Druck) mit einigen Fotos versehene, von Herrn Schröder herausgegebene "Mikroskop-Werbefibel" mit dem Titel
"Mikroskopieren als Hobby - Eine Entdeckungsreise ins Innerste unserer Welt".
In dieser Schrift wird von ihm auf wenigen Seiten anschaulich und mit einigen einfachen Präparationsbeispielen versucht, Appetit auf das Hobby "Mikroskopie" zu machen. Selbst Grundzüge der Mikrofotografie werden darin erwähnt.
Ich habe nachfolgend die Schrift eingescannt und möchte sie hier zum Nachlesen wieder ausgraben - sie hat es nach fünf Jahrzehnten verdient.

Gruß
rj

















Richard

Jürgen Boschert

Hallo entomik,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Er weckt bei mir sentimentale Erinnerungen. Ich hatte auch diese Broschüre - und den damaligen Katalog von Schroeder. Solltest Du beides noch als pdf haben, wäre ich Dir für eine Zusendung per Email (ist offen) wirklich sehr dankbar. Denn leider haben meine Exemplare die Zeit nicht überlebt.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

knipser009

Hallo entomik

so langsam kommt Licht ins Dunkel - die Herkunft des von mir vorgestellten Mikroskopes ist geklärt.
(Was die Leute so alles in den Schubladen liegen haben ;) )

vielen Dank


Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"