ein hallo an alle
Flohmärkte bieten manchmal überraschendes – insbesondere Hausflohmärkte.
In diesem Falle waren es zwei völlig verstaubte, in einer Pappkiste stehende Mikroskope mit danebenliegendem Kreuztisch. Bei der Überprüfung der Triebe auf Gängigkeit und der Okulare und Objektive auf innere Sauberkeit ergab sich, dass die Glasflächen neuwertig waren – das ideale Reisemikroskop.
„€ 20.- - eins“ „Und wenn ich beide nehme?“ € 40.- mit dem Ding (Anm.: Kreuztisch !!! ), ich glaube das gehört dazu, dann noch dabei.“ Wir waren handelseinig.
Nach gut einer Woche und sorgfältigem Reinigen mit Wundbenzin und Augenwatte erstrahlen die Twins, wie ich sie nenne, in fast neuem Glanz. Lediglich an einem ist durch die Bewegung des Kreuztisches / der Objektträger der Lack des Objekttisches im Schiebebereich leicht blind.
Bild 1 : Hufeisenmikroskope von G.K.E.Schröder, Hamburg 36 a

Bild 2 : genaueres Hinsehen - zwei verschiedene Mikroskope

Genaues Hinsehen lässt erkennen, dass die beiden Mikroskope doch etwas in der Höhe unterschiedlich sind. Mikroskop 5230 ist bis zum Tisch um etwa 5mm höher und der trapezförmige Standfuß ist bei dem Mikroskop 5230 in Vorderansicht des Hufeisens leicht kantiger. Laut Bildern im Internet gibt es auch noch eine Baureihe mit klassisch halbrundem Hufeisen.
Bilder 3 - 6 : Rundumansichten
Stativhöhe : ca 34 cm, Masse : ca 3,4 kg




Bild 7 – 8 : Okulartubus


Was die Nummern auf dem Okulartubus bedeuten ist mir unklar . Es könnten Modellbezeichnungen sein, denn für fortlaufende Produktionsnummern ist mir die Zahl 55594 zu groß. Dann müsste der Hersteller G.K.E.Schröder solcher Mikroskope bekannt(er) sein. Auch Kombinationen aus Produktionsjahr und ProduktionsNr. wären denkbar.
Bild 9 – 10 : Blick auf die Mechanik des Grob- und Feintriebes – bestes „made in W-Germany“.


Der Grobtrieb ist in Form eines Zahngetriebes in einem Schwalbenschwanz gefertigt, während der Feintrieb in Form einer 50er-Mikrometerschraube mit maximal 1,5 mm Hub bei 3 Umdrehungen ausgeführt ist.
Bild 11 : Objektivrevolver und Kreuztisch

Der sanft einrastende Objektivrevolver ist für drei Objektive mit RMS-Gewinde und mechanischer Tubuslänge von 170 mm ausgelegt.
Der Kreuztisch ist Originalfertigung von G.K.E.Schröder.
Montiert an einem Objekttisch ( 120 x 120 mm ) hat er eine eingravierte Verstellweganzeige von 85mm bzw 40 mm jeweils mit Nonius. Die Besonderheit besteht darin, dass die „Verschiebeeinheiten“ sowohl in X- als auch in Y-Richtung kugelgelagert sind und nach Reinigung und Neueinfettung mit Kugellagerfett fantastisch um nicht zu sagen „elegant“ zu betätigen sind. Solche einen Kreuztisch habe ich mit Abstand weder an meinem ZEISS Standard noch an meinem Zeiss Nf.
Bild 12 : Blende - Filterhalter – Spiegel

Ein Blick unter den Objekttisch zeigt einen für meine Meinung aber als Reisemikroskop vernachlässigbaren Mangel. Ein Kondensor ist nicht vorhanden und auch nicht vorgesehen, da jegliche Befestigungsmöglichkeiten bzw Schraubgewinde fehlen. Eine Blende mit etwa 30mm Durchmesser bestehend aus 10 Lamellen und ein einschwenkbarer Filterhalter sind als Einheit fest verbaut.
Ein (Licht)Spiegel, D = 52 mm, mit planer und konkaver Seite ist vorhanden.
Bild 13 : Okular

Das Okular ist als HUYGENS-Okular von G.K.E.Schröder gefertigt und liegt in 5x und 12x für 23,2mm Tubushülse vor.
Bild 14 : Objektive

Die Objektive sind ebenfalls von von G.K.E.Schröder , allerdings lt Aufschrift in Wetzlar produziert. Wetzlar war in den 50er Jahren eine der Hochburgen der deutschen Feinmechanik und Linsenfertigung und so könnte es sein, dass die Hamburger Firma - sofern die Tubusaufschrift „Hamburg 36“ auf den Firmensitz hinweist – in Wetzlar selbst oder in Lizenz fertigte / fertigen ließ.
Die 3 Objektive sind Achromate :
5 : 1 NA 0,10 -///- 10 : 1 NA 0,30 -///- 60:1 NA 0,85
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Zusammenfassung :
Die Fa. G.K.E.Schröder hat mit diesem Mikroskop ein feinmechanisches Glanzstück gefertigt. Die Qualität der Linsen entspricht nach eigenen Tests den guten Achromaten der damaligen Zeit wie z.B. denjenigen von Zeiss Germany bzw CZJ. Die Fertigung dieses Mikroskopes schätze ich auch wegen der Gravur auf dem Grobtrieb „ Made in W-Germany“ in den Zeitraum der 50 – (Anfang)60iger Jahre.
Es scheint sich bei der Fa. G.K.E.Schröder um eine kleine Firma gehandelt zu haben, die gegenüber den großen wie z.B. Zeiss, CZJ und Leitz sich nicht behaupten konnte. Weitere Informationen über die Fa.G.K.E.Schröder habe ich nicht gefunden. Mikroskopsammler scheinen aber hohe Preise für G.K.E.Schröder – Mikroskope zu zahlen bereit zu sein . Aktuell gibt es 2 Angebote ( 1x (D) zu € 250.- und 1x (USA) zu USD 850.- ).
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In der Hoffnung, dass die Vorstellung des Mikroskopes gefallen hat
Schöne Grüsse aus dem Saarland
Wolfgang