Botanik: Weidenblättriges Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, März 31, 2013, 10:07:27 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

das ,,Weidenblättrige Ochsenauge" ein etwas plumper Name für eine durchaus attraktive Gestalt. Das "Ochsenauge" ist ein heimischer Wiesenbewohner, vorrangig auf Magerrasen anzutreffen.
Magerrasen: Nicht saftig grün wie die meisten Wiesen und Weiden sehen sie aus, sondern bräunlich und verkümmert. Sie erscheinen kurzhalmig, lockerwüchsig, bringen wenig Ertrag.
Das Weidenblättrige Ochsenauge ist eine lange blühende, anspruchslose Wiesenpflanze mit weidenähnlichen Blättern und großen margeritenähnlichen Blüten (Zungenblüten).
Das Ochsenauge blüht unermüdlich während des ganzen Sommers. Die Blütezeit ist von Juni - September. Die Pflanze erreicht  eine Höhe bis 60 cm und etwa 100 cm Breite.
Der Name "Ochsenauge" lässt sich vom griech. Bous = Rind, ophthalmos = Auge ableiten. Form und Farbe der Blütenkörbchen sollen an Rinds- oder Ochsenaugen erinnern.
Typisch für diese Pflanze ist das lang gesteilte 3 – 6 cm breite Blütenkörbchen am Ende des Stängels. Die Blätter sind weichhaarig und fühlen sich samtig an, sie sind ganzrandig oder leicht gezähnt.

Bild 01 Illustration, Buphthalmum salicifolium

Quelle:  Figure 12 from Deutschlands Flora in Abbildungen at http://www.biolib.de
Urheber: Johann Georg Sturm (Painter: Jacob Sturm)
Dieses Bild ist gemeinfrei.

Systematik:

Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Gattung: Ochsenaugen (Buphthalmum)
Art: Ochsenauge
Wissenschaftlicher Name: Buphthalmum salicifolium
Volkstümliche Bezeichnung: Rindsauge, Gold-Margerite

Bild 02  Schnittstelle, Buphthalmum salicifolium

Der Stängel ist steif und leicht abzubrechen.
Public-Domain-Bild von Leo Michels. Urheberrechte werden nicht geltend gemacht.

Teil 1 Spross, Querschnitt, 35 µm

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 03 Übersicht, Buphthalmum salicifolium


Bild 04 Übersicht, Negativ, Buphthalmum salicifolium


Bild 05  Ein geschlossenes kollaterales Leitbündel, Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Buphthalmum salicifolium

CU = Cutikula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, PXY = primäres Xylem, MP = Markparenchym

Bei geschlossen kollateralen Leitbündeln (kommt bei einkeimblättrigen = monokotylen oder (anderen) krautigen Pflanzen vor) fehlt das Kambium und die Leitbündel sind von einer geschlossenen, sklerenchymatischen Leitbündelscheide umgeben. Das Xylem zeigt immer zum Sprosszentrum.
Das Sklerenchym ist totes Gewebe, das durch seine extrem dicken Zellwände zur Stabilität der Pflanze beiträgt (Festigungsgewebe).
Dem Markparenchym kommt hier eine Speicherfunktion zu. Der Spross ist in Richtung Wurzel hohl.

Bild 06 starke Vergrößerung, Buphthalmum salicifolium


Bild 07 Polarisation, Buphthalmum salicifolium


Bild 08 Polarisation, Markparenchym, Buphthalmum salicifolium


Bild 09 Dunkelfeld, Buphthalmum salicifolium


Bild 10 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Buphthalmum salicifolium

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 11 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Buphthalmum salicifolium

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10, mit leichter Beidosierung von Pilotlicht

Bild 12 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Buphthalmum salicifolium

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10, mit leichter Beidosierung von Pilotlicht

Bild 13 Markparenchym, die ersten Zellschichten am Stängelhohlraum, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Buphthalmum salicifolium

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10, mit leichter Beidosierung von Pilotlicht

Teil 2 Spross, Längsschnitt, 30 µm

Bild 14 Für den Längsschnitt habe ich einen Spross ohne Hohlraum ausgesucht.

Das Bild zeigt den aufgeklebten Spross im Probenhalter vom Mikrotom.

Bild 15 Übersicht, Buphthalmum salicifolium


Bild 16 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Buphthalmum salicifolium

CU = Cutikula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, PXY = primäres Xylem

Bild 17 Vergrößerung, Schraubentrachee, Buphthalmum salicifolium

Schraubentrachee nur schwach verholzt

Bild 18  Vergrößerung, Markparenchym, Buphthalmum salicifolium


Bild 19 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Buphthalmum salicifolium

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 20 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Buphthalmum salicifolium

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 21 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Buphthalmum salicifolium

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Quellen:

Was blüht denn da? ISBN 978-3-440-11379-0
Wikipedia

Ich wünsche allen Lesern ein schönes Osterfest

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deine schöne Dokumentation zum "Ochsenauge".

Hast Du die Pflanze tatsächlich schon blühend erwischt? Dieses Jahr will es ja gar nicht Frühling werden.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

bei uns im Norden liegt kein Schnee mehr, aber es ist immer noch kalt. Ich warte so wie alle Schnibbler auf den Sommer. Meine Pflanzenproben aus dem letzten Jahr  gehen so langsam zur Neige, aber das Hobby Mikroskopie lässt mich nicht los.

Gruß nach Sankt Augustin

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

Du lebst also auch aus der Konserve?  :D
Es wird langsam zeit, dass es bei uns etwas wärmer wird.

Herzliche Grüße
Jörg
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...

#4
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Mario,

danke für Deine lobenden Worte.
Einen Wintervorrat zum Schnibbeln  lege ich mir jeden Sommer an. Im letzten Jahr war ich sicher zu neugierig, was die Pflanzenanatomie angeht und habe fast alles abgearbeitet. Ende April findet unser ,,Wohldenberg Treffen" statt. Da gibt es wieder jede Menge Material zum Färben.

Lieber Jörg,

wir leben tatsächlich aus der Konserve.  :D

Gruß
Hans-Jürgen
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Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Na da bis Du zu bewundern wenn Da alles schon aufgearbeitet hast - beim mir gibt es noch hunderte eingelegte Pflanzenteile und ebenfalls hunderte Blöckchen die auf ein Zeitfenster warten :-))

Auf jeden Fall ist der Beitrag wieder toll geworden ...

Freue mich auf den nächsten!

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard,

danke für Dein Feedback. Ich beschäftige mich zurzeit mit Präparaten aus der Histologie. Diese sehr dünnen Schnitte sind leider nicht so farbenprächtig wie meine Pflanzenschnitte.

Grüß nach Wien

Hans-Jürgen
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