Botanik: kurz zur Japanischen Aralie - Aralia elata

Begonnen von Fahrenheit, April 19, 2013, 21:31:30 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

heute möchte ich die kleine Serie mit Beiträgen zu den Schnitten von Bodo fortsetzen, und zwar mit einem Fiederquerschnitt der Japanischen Aralie (Aralia elata).

Die Japanische Aralie wird auch Japanischer Angelikabaum oder Teufelskrückstock genannt und stammt aus der Familie der Araliengewächse (Araliaceae).
Sie wächst als sommergrüner, mehrstämmiger Großstrauch und erreicht in ihrem angestammten Verbreitungsgebiet Wuchshöhen bis zu 10 Metern. In Mitteleuropas Gärten und Parkanlagen werden es hingegen oft nur 4 bis 5 Metern. Die Pflanze hat nur wenige, dicke Äste mit grauer Rinde und stachelbewehrten Zweigen. Die wechselständigen Laubblätter sind bis zu 80 cm lang und ein- bis dreifach gefiedert. Sie zeigen eine sehr schöne rötlich-gelbe Herbstfärbung.
Der endständige, aufrechte Gesamtblütenstand ist vielfach verzweigt und setzt sich aus doldigen Teilblütenständen zusammen. Die weißlichen, fünfzähligen Blüten sind zwittrig oder männlich; rein weibliche Blüten kommen nicht vor. In einem Kreis von fünf Staubblättern sind die ebenfalls fünf Fruchtblätter zu einem Fruchtknoten verwachsen. Zur Reife bilden sich beerenartige Steinfrüchte mit tiefblauer bis schwarzer Färbung, die im Winter auch von Vögeln gefressen werden.

Aralia elata ist ursprünglich in Russland (Ostsibirien), China (Mandschurei), Japan und Korea beheimatet. Sie wird auf der gesamten Nordhalbkugel in Gärten und Parks kultiviert.

Die jungen Blattknospen werden in Japan z.B. in Tempurateig ausgebacken als Delikatesse gegessen. Aus den blanchierten Blättern kann ein Salat zubereitet werden.

Bild 1: Blattfieder der Japanischen Aralie

Aufnahme aus der Wikipedia von "Eclipse2009" unter CC BY-SA 3.0

Wie immer kurz zur Präparation:

Bodo hat die Querschnitte der Fieder auf dem Schlittenmikrotom mit einer Schnittdicke von 25 µm erstellt und ich habe von ihm die AFE-fixierten Schnitte in Ethanol 70 Prozent erhalten.

Gefärbt habe ich nach Rolf-Dieter Müllers W3Asim II - Rezept, das auf der Webseite der MKB beschrieben ist und zu dem auch ein Arbeitsblatt heruntergeladen werden kann.
Nach der Färbung habe ich die Schnitte in Euparal eingedeckt und nach gebührender Trockenzeit die folgenden Aufnahmen gemacht:

Und nun die Bilder

Bild 2a/b: Der Hauptnerv der Blattfieder, Bild 2b mit Beschriftung. Vergrößerung 100x, Stapel aus 20 Bildern


Von innen nach außen finden wir:
Pa:   das zentrale Parenchym innerhalb des gekrümmten Leitbündels
Xl:    Xylem
T:    Trachee
Pl:    Phloem
D:     Druse
SK:   Sekretkammer oder Drüse. Die Anschnitte legen eine runde oder zumindest gedrungene Form nahe
NLB:  Ein Nebenleitbündel
KKol: Kantenkollenchym
Tr:    Trichom
PP:   Palisadenparenchym
SP:   Schwammparenchym
Ep:   Epidermis
Cu:   Cuticula, hier sehr dünn

Bild 3a/b: Das zentrale Leitbündel, Bild 3b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 9 Bildern


Beschriftung analog zu Bild 2b.

Bild 4a/b: Querschnitt durch des Blattes zwischen zwei Leitbündeln, Bild 3b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus 14 Bildern


Beschriftung analog Bild 2b, neu sind:
Ck: Chloroplasten
Zk: Zellkerne

Auffällig sind auch die großen, vielzelligen Trichome (Haare):

Bild 5a/b: Trichom, Bild 5b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 11 Bildern


Das Haar ist gut 50 µm breit und ca. 450 µm lang. Es ist aus einer Vielzahl von Zellen zusammengesetzt und man könnte versucht sein, von einem weichen Stachel zu sprechen. Der Schnitt zeigt jedoch eindeutig, dass an der Bildung dieser Emergenz nur die Epidermiszellen beteiligt sind, es sich also um ein Trichom handelt.
Beschriftung analog zu Bild 2b.

Bild 6: Genauer hingeschaut: der Fuß des Haares im Detail, Vergrößerung 400x, Stapel aus 14 Bildern

Hier sind sehr schön die Cuticularfalten auf der Oberfläche der Zellen am Fuß des Haares zu sehen. Auffällig auch, wie aus den eher gedrungenen, den Epidermiszellen sehr ähnlichen Zellen am Fuß des Trichoms nach und nach längere und dünnwandige Zellen hervor gehen.

Diesmal war es nur ein kurzer Beitrag mit wenigen Bildern, aber auch hier freue ich mich über Anregung und Kritik.

Herzliche Grüße
Jörg

Edit 02.11.2013: Bilder wieder hergestellt.
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

rekuwi

Lieber Jörg,

da habt ihr beiden wieder eine prima Gemeinschaftsarbeit geleistet. Außerdem ist das ein interessanter Aufbau des Fiedernervs.
Das Übersichtsbild mit dem großen Leitbündel ist eine Augenweide. Ganz herzlichen Dank fürs Zeigen von

Regi

knipser009

hallo Jörg

"kurz zur Japanischen Aralie" -  wenn das kein understatement ist. Es ist für mich immer wieder eine große Freude, solch gelungene Präsentationen zu sehen.


Grüsse aus dem Saarland

Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Fahrenheit

Liebe Regi, lieber Wolfgang,

schön, dass Euch der auf Bodos Schnitten beruhende Beitrag gefällt!

Der Querschnitt ist in der Tat sehr interessant, für mich hauptsächlich wegen der sehr häufigen Drusen und der Sekretkammern, die ein recht großen Raum des Schnittes einnehmen.

"kurz" - Naja, das ist halt relativ ...
Schnitte halten im Gegensatz zu Protisten so schön still, da hat man schnell viele brauchbare Bilder gemacht.  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
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Ronald Schulte

Jörg,

Einfach fantastisch! Du wirst ja immer besser. Bild 3 mag ich sehr.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

frfmfrfm

Thank you very much Joerg for stunning pictures.
Best regards, Francisco.

Fahrenheit

Lieber Ronald, lieber Francisco,

auch Euch vielen Dank für Euer großes Lob! Natürlich gebe ich die Hälfte an Bodo weiter, der die Schnitte gemacht hat.

Ich mag das Bild vom Leitbündel auch am liebsten, das 20x - Objektiv ist für botanische Schnitte in der Regel die beste Wahl.
Allerdings finde ich gerade den Ansatz des Trichoms mit den Cuticularrillen auch sehr interessant, wenn auch vom Bildeindruck nicht so schön.

Herzliche Grüße
Jörg
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...

#7
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Fahrenheit

Lieber Mario,

auch Dir vielen dank für Dein Lob! Ja, nun wird es draußen langsam wieder grün, aber die ganz frischen Triebe sind nicht wirklich interessant: dadurch, dass die Gewebe noch nicht verholzt sind, zeigen sie nicht die typische Ausprägung.
Aber mit Bodos Schnitten habe ich noch einiges zu tun. ;-)

Herzliche Grüße
Jörg
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