Fotografie am ZEISS Stereomikroskop DR / DRC

Begonnen von Bernd Kaufmann, Mai 17, 2013, 16:07:32 NACHMITTAGS

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Bernd Kaufmann

Hallo,

zu meiner Kamera-Adaption am ZEISS Stereomikroskop DR habe ich ja schon berichtet. Es funktioniert auch nach wie vor einigermaßen, getreu dem Motto "ein Bild gibt es immer", aber etwas ist sehr unbefriedigend bei der Sache:

Dieser Mikroskop-Typ (Greenough) arbeitet ja mit Objektivpaaren, bei denen jedes Einzelobjektiv eine Neigung aufweist. Wenn ich das hier richtig verstehe, ist es ein Winkel von 11°. Bei der Betrachtung durch die Okulare ergibt sich dann ein scharfes Bild über die ganze Breite. Aber schon Leute mit dem bekannten Problem der unterschiedlichen Fehlsichtigkeit beider Augen haben meist ein an einer Seite unscharfen Abbildung des Objekts.

Da nun zumindest bei meiner Adaption ja die Kamera auch nur durch ein Okular aufnimmt, macht sich diese Neigung vor allem bei höheren Vergrößerungen extrem bemerkbar. In meiner unfachmännischen Vorstellung lässt sich das nur ausgleichen, indem man das Objekt im selben Winkel zum jeweiligen Objektiv neigt. In der Praxis ist das aber leider ziemlich umständlich, wackelig und unkomfortabel. Wird das Problem beim DRC optisch irgendwie korrigiert, oder ist deshalb ein Kamera-Objektiv notwendig, damit man über die Blendeneinstellung eine größere Tiefenschärfe erreichen kann?

Gibt es eine andere, praktikable Lösung, oder muss ich mir ein anderes System zulegen?
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Detlef Kramer

Lieber Bernd,

ich verstehe nicht, was Deine Probleme mit Deiner Fehlsichtigkeit zu tun haben sollen. Da musst Du ja sowieso gegen die Kamera irgendwie korrigieren, etwa mit der Brille. Aber, das ändert auch nichts an dem Winkel. Nur eines ist klar: mit der Blende am Kamera-Objektiv wirst Du nichts ausrichten können.

Das DRC spiegelt m.W. nur das Bild eines Stutzens aus; ich glaube kaum, dass da noch irgendein Korrektur-Mechanismus greift. Wenn das also wirklich ein Problem ist, hilft wohl nur der Umstieg auf ein Foto-Makroskop oder auf ein Makro-Objektiv direkt an der DSLR, wie jüngst mehrfach beschrieben (Luminare, Vergrößerungsobjektive in Retro-Stellung mit oder ohne Relais-Optik usw.)

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Herbert Dietrich

Lieber Bernd,

im "Mikrokosmos Mai 2013" ist eine Lösung für Dein Problem gezeigt (Seite 164)
Solltest Du die Zeitschrift nicht abonniert haben, kann ich Dir gerne aushelfen.

Herzliche Grüße

Herbert

Bernd Kaufmann

#3
Lieber Detlef, lieber Herbert,

vielen Dank für Eure Antworten! Detlef, meine Fehlsichtigkeit ist in dem Fall natürlich nur als Beispiel gedacht, welche Probleme auftreten, wenn man nicht "stereogucken" kann, also nicht aus zwei Bildern eins machen kann. Genau das kann ja die Kamera auch nicht. Aber ich habe freundlicherweise schon ein PDF bekommen mit einer möglichen Lösung.

Herbert, trotzdem freue ich mich auch über den wohl neueren Artikel, wenn Du ihn mir zukommen lassen kannst.


EDIT: Da sowieso schon zu viele Bernde unterwegs sind, habe ich aus dem falschen Bernd wieder einen richtigen Herbert gemacht.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

JüSchTü

Lieber Bernd,

ich war a) etwas verwirrt und bin b) etwas neugierig. Ich habe ein DV4 und deshalb den Effekt, den Du beschreibst, daran reproduziert. Das Bild eines ebenen Objekts hat im Okular einen Schärfegradienten von links nach rechts. Allerdings im linken und rechten Okular spiegelbildlich, sodass das Gehirn daraus insgesamt ein scharfes Bild zusammenbaut. Interessant. Ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen, da ich immer nur durch beide Okulare geguckt habe (ich bin ja auch noch neu hier, gell ;) ).

Schaue ich nur durch ein Okular und unterlege das Objekt, oder die herausnehmbare Tischplatte, gemäß dem Winkel der optischen Achse, bekomme ich das Bild vom linken bis zum rechten Rand scharf eingestellt, wie Du beschrieben hast. Also, alles klar. Das Problem ist damit erkannt und vom Prinzip her auch gelöst. Nachgestöbert, habe ich gefunden, dass es zu diesen Stemis einen Kipptisch und einen Kugeltisch gab/gibt.

Jetzt würde mich allerdings zumindest eine Andeutung dahingehend interessieren, welche Lösungen es denn noch geben könnte? Vielleicht, im Moment allerdings noch nicht, komm ich ja auch irgendwann mal in die Situation, etwas photographieren zu wollen. Und wenn's da eine praktische und weniger pfrickelige Lösung gibt, als das Unterlegen...

Herzliche Grüße, Jürgen
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"Die Zukunft rast auf einen zu. Man hat nur den einen winzigen Moment, wenn sie vorüberzieht, um sie in eine freundliche, erkennbare, angenehme Vergangenheit zu verwandeln."   (Ray Bradbury)
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Bernd Kaufmann

Hallo Jürgen,

das Problem beschäftigt mich schon, seit ich das gebrauchte Stemi gekauft habe, weil ich zu den armen Geschöpfen gehöre, die eben nicht mit beiden Augen gleichzeitig schauen, also nicht räumlich sehen können. Beim DL- und AL-Mikroskop ist das im Laufe vieler Jahre deutlich besser geworden, aber am Stereomikroskop des Greenough-Typs ist es durch das beschriebene Problem zusätzlich erschwert. Es würde mich allerdings kaum stören, weil ich es ja nicht wirklich anders kenne. Aber beim Fotografieren werde ich dann doch ziemlich pingelig, denn da springt mich dieser Fehler förmlich an.

Das einseitige Unterlegen mit allen möglichen Utensilien ist immer eine Notlösung und endloses Gefummel, Verrutschen, Probieren ...

Ich denke, dass ich zumindest für meine Ansprüche jetzt eine einfache Lösung gefunden habe. Das lasse ich mir gerade bauen und werde hier darüber berichten, sobald das Teil angekommen ist und die ersten Fotos gemacht sind.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

wolf-stefan

Hallo,

beim Leitz Großfeld-Stereomikroskop, ebenfalls ein Greenough-Typ, wurde das Problem mit der sogenannten Fotowippe gelöst, eine Mechanik, die das Mikroskop um einen Winkel von 7,5 Grad gegenüber der Säule neigte, um einen der beiden Strahlengänge senkrecht zu stellen.

herzliche Grüße
Stefan


Bernd Kaufmann

Hallo Stefan,

so ähnlich sieht meine Lösung auch aus, nur ist es keine Wippe, sondern ein massiver Keil mit 5,5° Winkel, den ich gegebenenfalls umdrehen muss, wenn ich einen Strahlengang wechsle. Die 5,5° ergeben sich aus den Angaben von ZEISS, dass der gesamte Winkel 11° beträgt.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

wolf-stefan

Hallo zusammen,

eine interessante Variante zur Lösung des Problems wurde von Olympus bei diesem Stemi realisiert:
Es gibt 3 unabhängige Strahlengänge, 2 für die stereoskopische Beobachtung (geneigt)und einen zentralen senkrechten Strahlengang für die Fotographie.




viele Grüße
Stefan

Dünnschliffbohrer

Hallo Bernd und Mitleser,
ZitatDie 5,5° ergeben sich aus den Angaben von ZEISS, dass der gesamte Winkel 11° beträgt.

Ich bilde mir ein, irgendwo gelesen zu haben, dass der Stereowinkel bei den Fernrohr-Typen 11° beträgt, aber bei den Greenough-Mikroskopen 14° ist (zumindest bei Zeiss). Beschwören möchte ich es aber jetzt nicht, ich kann auch die Quelle der Information nicht nennen.

Stephan: Ist das Olympus-Mikroskop ein Fernrohr-Typ, bei dem drei Strahlenbüschel hinter einem gemeinsamen Hauptobjektiv ausgeblendet werden, oder oder tatsächlich ein abgewandeltes dreifach-Greenough? Dann würden die Objektive, sofern wechselbar, wohl nur an dieses Foto-Stemi passen?

Noch mal zum Stereowinkel: der sollte sich bei den Fernrohr-Typen außerdem bei der Verwendung von Vorsatzlinsen ändern?

- Dsb.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

bei dem Olypus wurden tatsächlich insgesamt 3 Objektive und auch 3 Gallilei-Systeme auf de Schaltwalze verbaut.

Zu den teleskopischen Stemis: Hier kauft man sich ein anderes Problem ein; die Bildqualität ist schlechter, da beide Strahlengänge durch den Randbereich des Hauptobjektives verlaufen, also im eher ungünstigen Teil. Die Lösung dazu besteht in Schlittenzwischenstücken, mit deren Hilfe man einen Strahlengang zentrisch zum Hauptobjektiv ausrichten kann. Bei Zeiss gab es in den 80ern und 90ern für das SV8 /SR ein seitlich verstzt konstruiertes Objektiv hoher Korrektur speziell für die Fotografie. Zusätzlich wurde (auch noch später) ein Wechselobjektiv Duo S angeboten, das 2 kleine Objektive in Konvergenz ausgerichtet vereinte, die mittels Prismen auf die Strahlengänge im Zoom-/Gallilei-Wechsler ausgerichtet werden; damit wurde aus einem Teleskop-System letztlich ein Greenough-Typ.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Bernd Kaufmann

Zitat
Ich bilde mir ein, irgendwo gelesen zu haben, dass der Stereowinkel bei den Fernrohr-Typen 11° beträgt, aber bei den Greenough-Mikroskopen 14° ist (zumindest bei Zeiss). Beschwören möchte ich es aber jetzt nicht, ich kann auch die Quelle der Information nicht nennen.

Hallo Dünnschliffbohrer,

im Link des Startbeitrags (ZEISS Beschreibung) steht auf Seite 2, rechte Spalte: "Die optischen Achsen stehen in einem Winkel von etwa 11° zueinander."
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

wilfried48

#12
Zitat von: wolf-stefan in Mai 19, 2013, 18:15:59 NACHMITTAGS

eine interessante Variante zur Lösung des Problems wurde von Olympus bei diesem Stemi realisiert:
Es gibt 3 unabhängige Strahlengänge, 2 für die stereoskopische Beobachtung (geneigt)und einen zentralen senkrechten Strahlengang für die Fotographie.


Hallo Stefan,

ja aber der 3. Strahlengang für die Fotografie war ebenfalls vekippt und daher keine Lösung des Problems.
Die Lösung war eine für diesen Fotostrahlengang von Olympus mitgelieferte schiefe Probenauflage.

Hallo Bernd,

ich habe die Canon D 600 an meinem Zeiss Stemi IV mit 6 fach Zoom direkt auf das Zwischenbild am Trinotubus adaptiert. Und selbst bei dem dadurch grossen Gesichtsfeld von 25 mm (Diagonale bei Objektivstellung 1 x) kann ich an einem planen Objekt keine merkliche Unschärfe durch die Verkippung feststellen. Da reicht offensichtlich die Schärfentiefe aus.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

reblaus

Hallo Wilfried -

aber das Stemi IV ist ja auch ein Teleskoptyp! Da konnte ich auch keine Schieflage feststellen, dafür aber bei der "offiziellen" Fotoanpassung an eine Vollformatkamera eine kräftige Bildfeldwölbung und eben die bereits von JB erwähnte schlechtere Farbkorrektur.

Viele Grüße

Rolf


Bernd Kaufmann

#14
Hallo Zusammen,

inzwischen hat mir Bernd (Nomarski) in gewohnt präziser Ausführung "meine" Lösung des Problems in Form eines aus Aluminium gefrästen Keils mit der gewünschten Neigung von 5,5° gebaut und zugeschickt. Nun, was soll ich lange reden - bei dem Thema sind Bilder weit wichtiger:

Bild 1 bisheriger Zustand, flach aufliegendes Objektmikrometer



Bild 2 mit unterlegtem 5,5° geneigtem Keil



Verwendet wurde das Objektiv 6,3x, Okular 10x. Die Bilder sind natürlich "quick and dirty" entstanden, um den Effekt zu zeigen.

Bei den ganz geringen Vergrößerungen, z. B. Objektive 0,8 oder 2,5x fällt das bei vielen Objekten kaum auf. Aber bei ebenen Objekten ist der Fehler ab 4x schon sehr deutlich. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden und möchte mich bei Allen für ihre Beiträge bedanken, insbesondere bei Rainer und Herbert für die PDFs und natürlich bei Bernd für die saubere Arbeit.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.