Scytonema sp. - Heterocyste in AL-Fluoreszenz

Begonnen von Bernd Kaufmann, Mai 25, 2013, 01:37:46 VORMITTAG

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Bernd Kaufmann

Liebe Algenfreunde,

Scytonema ist zwar als Cyanobakterium keine Alge, aber es wird sicher noch ein Weilchen dauern, bis man diese nicht mehr als Blaualgen bezeichnen wird / darf.

Für mich sind stickstofffixierende Blaualgen ganz besonders interessant. Und kürzlich bekam ich ja das Zubehör für die Auflicht-Fluoreszenz. Natürlich wollte ich damit auch einmal prüfen, ob in den Heterocysten wirklich gar kein Chlorophyll mehr enthalten ist.



Zuerst ein Faden im normalen HF - für eine Blaualge ganz schön grün.



Wie erwartet, natürlich kein Chlorophyll in der Heterocyste, die deshalb farblos, bzw. schwarz erscheint.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Horst Wörmann

Hallo Bernd,

das ist wieder was Schönes für den Fluoreszenzler.
Bei welcher Wellenlänge wurde das gemacht? 470 nm, vermute ich?

Viele Grüße
Horst

Bernd Kaufmann

Zitat von: Horst Wörmann in Mai 25, 2013, 19:26:51 NACHMITTAGS
das ist wieder was Schönes für den Fluoreszenzler.
Bei welcher Wellenlänge wurde das gemacht? 470 nm, vermute ich?

Hallo Horst,

da bin ich im Moment überfragt. Es wurde eine LED royal blue benutzt.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.

Horst Wörmann

Hallo Bernd,

"royal blue" oder Königsblau wären dann so etwa 450-465 nm.
Mich interessiert die Oscillatoria, hast Du die schon mal angeleuchtet?
Ist mir im Moment nicht zugänglich.

Viele Grüße aus Bonn
Horst

Bernd Kaufmann

Zitat von: Horst Wörmann in Mai 26, 2013, 14:05:42 NACHMITTAGS
"royal blue" oder Königsblau wären dann so etwa 450-465 nm.

Hallo Horst,

danke, jetzt weiß ich das auch.

ZitatMich interessiert die Oscillatoria, hast Du die schon mal angeleuchtet?
Ist mir im Moment nicht zugänglich.

Dein Wunsch sei mir Befehl. :D Im Ernst: Die stand bei mir sowieso schon als Probe für den Vergleich auf dem Tisch. Ich bin nur nicht mehr zu 100 % sicher, ob es wirklich Oscillatoria ist. Lyngbya scheidet aber aus, denn eine Schleimhülle fand ich nicht.

Das ist sie im Hellfeld:



Und so sieht sie in AL-Fluoreszenz aus:



Was ich erst dabei gelernt habe: Man muss die "Anregung" ja wörtlich nehmen!? Erst nach etwa 1 Minute begannen sie richtig kräftig zu leuchten. Ganz am Anfang dachte ich, dass ich da gar kein Bild hinbekomme.

ZitatViele Grüße aus Bonn

Ebensolche aus Aalen.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.

reblaus

Lieber Bernd -

wenn sich hier die Fluoreszenz tatsächlich durch die Anregung verstärkt, wäre das ein sehr interessantes Phänomen, das zu untersuchen sich lohnen würde - oder ist das für Fachleute eine olle Kamelle?

Bei höheren Pflanzen ist es eigentlich meistens umgekehrt - dass die Fluoreszenz nachlässt!

Viele Grüße

Rolf

Johannes Kropiunig

Hallo,

ZitatBei höheren Pflanzen ist es eigentlich meistens umgekehrt - dass die Fluoreszenz nachlässt!

Höhere Pflanzen verwenden für die Photosynthese auch Chlorophylle, bei den gezeigten Algen handelt es um Blaualgen/Cyanobakterien, ich glaube, die machen das mit anderen Mittel.
Vielleicht ist dies der Grund für die verzögerte Fluoreszenz ?
Ein interessantes Thema, da gebe ich dir recht.

Viele Grüße,
Johannes
Biologische Mikroskop: Zeiss Standard 16
Stereomikroskop: Lomo MBS 10
Kameras:  EOS 1100D, EOS 1000D, EOS 1000Da, und EOS 350Da Peltier gekühlt

Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen.
Laotse

Bernd Kaufmann

Zitat von: reblaus in Mai 26, 2013, 17:05:28 NACHMITTAGS
wenn sich hier die Fluoreszenz tatsächlich durch die Anregung verstärkt, wäre das ein sehr interessantes Phänomen, das zu untersuchen sich lohnen würde - oder ist das für Fachleute eine olle Kamelle?

Lieber Rolf,

olle Kamelle ist das ganz und gar nicht, ich habe es jetzt selbst erstmals erlebt und vorher noch niemals etwas darüber gelesen oder gehört.

Konkret lief das so ab: Auflegen des Präparates, großes Erschrecken, dass kaum etwas zu erkennen ist. An Scharfstellen war kaum zu denken. Dann, nach ca. 1 Minute von der Mitte nach außen in alle Richtungen die relativ zügige "Erleuchtung". Zuerst musste ich die ISO-Zahl auf 800 stellen, um noch ein Bild zu bekommen. Nachher konnte ich bequem auf 100 gehen und auch noch deutlich kürzer belichten.

ZitatBei höheren Pflanzen ist es eigentlich meistens umgekehrt - dass die Fluoreszenz nachlässt!

Bei meinen Grünalgen und auch bei der Scytonema fiel mir das auch noch nie auf.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.

Bernd Kaufmann

Hallo,

mich stört das nicht, ganz im Gegenteil. Ab und zu Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten, schadet sicher nicht.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.

Horst Wörmann

@Kahn,

sieht vielversprechend aus. Wie macht man das?
Das würde ich aber in einen eigenen Thread stellen, sonst geht das hier unter!

Viele Grüße
Horst

Bernd Kaufmann

Zitat von: reblaus in Mai 26, 2013, 17:05:28 NACHMITTAGS
wenn sich hier die Fluoreszenz tatsächlich durch die Anregung verstärkt, wäre das ein sehr interessantes Phänomen, das zu untersuchen sich lohnen würde - oder ist das für Fachleute eine olle Kamelle?

Bei höheren Pflanzen ist es eigentlich meistens umgekehrt - dass die Fluoreszenz nachlässt!

Lieber Rolf,

wie recht Du hast! Heute Nacht sind mir noch ein paar Micrasterias laticeps unter den Auflichtkondensor mit der Royal-Blue-LED geraten. Dabei konnte ich dann schön feststellen, dass die Anregung bei denen umgekehrt verläuft; die leuchten intensiver und werden nach einiger Zeit dunkler. Das läuft zwar nicht so schnell ab wie bei den Oscillatoria die Zunahme, aber doch noch vergleichbar.



Nun fand ich aber doch im Kosmos Algenführer etwas Bemerkenswertes zum Thema:

ZitatBox 88
Während Grünalgen zum Auffangen des Lichts für die Photosynthese Lichtsammelkomplexe mit Chlorophyll a und b verwenden, kommen bei Blaualgen, Rotalgen und Glaucocystophyceen neben Chlorophyll-a-haltigen Lichtsammelorganen zusätzlich Phycobilisomen vor. Die Phycobilisomen sind im Lichtmikroskop nicht sichtbare Körperchen auf den Photosynthesemembranen mit sehr regelmäßigem Aufbau; sie bestehen aus außen liegendem Phycoerythrin und innen liegendem Phycocyanin, die zu Geldrollen-ähnlichen Stapeln aufeinander geschichtet sind, und blauem Allophycocyanin. Mit Hilfe der Phycobilisomen aufgefangene Lichtenergie wird auf Chlorophylle übertragen und in der Photosynthese genutzt. Algen mit Phycobilisomen können im Gegensatz zu Grünalgen in größeren Gewässertiefen wachsen, da sie aufgrund der blauen und roten Pigmente die in diesen Tiefen übrig bleibenden Wellenlängen des Lichts nutzen können.
(Fette Auszeichnung von mir, als Hinweis zu Johannes' Einwurf.)
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.

reblaus

Lieber Bernd -

mache doch mal folgenden Versuch: Halte Deine Probe mit Chlorophyll-a-Alge vor der Untersuchung eine halbe Stunde völlig dunkel, dann bestrahle sie eine Weile, bis die Fluoreszenz zurückgegangen ist. Um das zu kontollieren kannst Du kurz einen danebenliegenden Objektbereich betrachten, der nicht bestrahlt wurde.
Dann verdunkle wieder eine halbe Stunde und schaue ob danach in dem bestrahlten Bereich die ursprüngliche Fluoreszenzintensität wieder hergestellt ist und ob diese wieder zurückgeht. Wenn ja, war es der Kautsky-Effekt, wenn nein, war es eine Schädigung des Photosynthesekomplexes durch das intensive Blaulicht.

Der umgekehrte Versuch ließe sich ja auch mit der Oscillatoria machen - wird die Fluoreszenz nach längerem Verdunkeln wieder schwächer?

Viele Grüße

Rolf