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Botanik: Raps-ody in blue *

Begonnen von Bernhard Lebeda, Mai 29, 2013, 20:49:03 NACHMITTAGS

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Bernhard Lebeda

...besser gesagt in Blauanregung, liebes Forum!  ;)


routinemäßig wird bei mir in letzter Zeit alles mit 470nm bestrahlt.

Pollen vom Raps zeigt dabei ausgeprägte grüne Primärfluoreszenz.  Hier zwei Fokusebenen mit der Ölimmersion

Vergr. 1000x






Objektiv Leitz EF 100/1.25 P, Coolpix 990


Viele gerapste Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

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koestlfr

Hallo Bernhard!

Gute Idee, spannend!

Weisst du von welchem Bestandteil die grüne Primärfluoreszenz kommt?

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Bernhard Lebeda

Zitat von: koestlfr in Mai 30, 2013, 07:17:41 VORMITTAG


Weisst du von welchem Bestandteil die grüne Primärfluoreszenz kommt?


Hallo Franz

im Moment noch nicht, ich werde mich nochmal schlau machen!

Viele Grüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Bernhard Lebeda

Ich erlaube mir zwei Literaturzitate zu bringen, die ich in diesem Zusammenhang sehr interessant finde.

Zunächst zur Erinnerung ein wenig zum Aufbau der Pollenwand:

" Das Pollenkorn besteht aus zwei grundlegend verschiedenen Schichten, der inneren Intine und der äusseren Exine"

Im Auflicht sollte wohl die Exine zum tragen kommen, daher:

"...Die Exine wird zu einem wichtigen Teil aus Sporopolleninen aufgebaut. Das sind chemisch sehr widerstandsfähige hochpolymere Ester von Fettsäuren oder Carotinoiden; sie sind die widerstandsfähigsten Substanzen bei Organismen, die wir kennen"

Soweit so gut, das wußten die meisten Pollen-Interessierten wahrscheinlich schon. Aber nun kommts, die folgende Passage hat mich doch sehr überrascht:

" ...Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Primärfluoreszenzfarbe der Exinen, welche mit Hilfe von Mikrophotometer und UV-Mikrospektrografen bestimmt wird, und der Pflanzenart, die Pollenkörner oder Sporen bildet. So fluoreszieren Farn-und Sphagnumsporen im UV-Licht blau; Pinus silvestris-, Carpinus-und Ericaceae-Pollen grün oder gelblich-grün, Alnus-, Picea- und Faguspollen gelblich-weiß, Quercus, Betula- und Corylus-Pollengelb oder orange sowie Gramineae-Pollen orange, rot oder rosa. Da hierbei Artunterschiede auftreten, können mit Hilfe der Fluoreszenz-Palynologie in manchen Fällen Arten bestimmt werden. Die Fluoreszenzfarbe der Exinen verschiebt sich von Blau oder Grün ins Orange bis Rote oder Braune bei zunehmendem geologischen Alter und bei zunehmendem  Inkohlungsgrad des pollen-oder sporenführenden Materials. Aus der Farbverschiebung läßt sich bei Vergleich mit bekanntem Material das Alter bestimmen..."


Diese Tatsachen finde ich faszinierend. Da ich weder Chemiker noch Biologe bin, möchte ich dazu nichts weiter aussagen und übergebe an die Fachleute.

Bei mir war ja keine UV sondern Blaulichtanregung gegeben, aber hier scheinen sich auch für den Hobby-Fluoreszenzler interessante Einblicke und Untersuchungen zu bieten!

Die Zitate stammen aus: Herbert Straka/ Pollen-und Sporenkunde, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 1975, S. 8 und S. 154



Viele angeregte Mikrogrüße

Bernhard
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Bernhard Kaiser

Guten Morgen Herr Lebeda,

ZitatSo fluoreszieren Farn-und Sphagnumsporen im UV-Licht blau

könnten Sie einmal irgendwelche Laubmoossporen der gleichen Behandlung unterziehen wie die Rapspollen?

Da im Straka ausdrücklich "Sphagnumsporen" erwähnt sind, wäre es interessant, wie sich andere Laubmoossporen verhalten.
Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser


Bernhard Lebeda

Zitat von: Bernhard Kaiser in Juni 02, 2013, 05:53:10 VORMITTAG


Da im Straka ausdrücklich "Sphagnumsporen" erwähnt sind, wäre es interessant, wie sich andere Laubmoossporen verhalten.
Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser



Hallo Herr Kaiser

kein Thema, ich hatte ja neulich im Beitrag von Arnold Büschlen schon erwähnt, daß ich das schon gemacht habe.

Hier Sporen von was ich für Orthotrichum diaphanum halte

Hellfeld



Auflichtfluoreszenz mit Blauanregung 470nm




Rote Primärfluoreszenz der Chloroplasten. Aber auch die Sporenkapsel fluoresziert schwach. Ich kann das mit UV Anregung noch mal versuchen.


Aber bei den Pollen werde ich mal dran bleiben und schauen ob sich die unterschiedlichen Fluoreszenzen darstellen lassen.


Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Rawfoto

Hallo Bernhard

Da hast Du ein absolut spannendes Thema aufgemacht, bin schon gespannt was da noch kommt ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Bernhard Kaiser

#7
Danke Herr Lebeda.


Viele Grüße
Bernhard Kaiser

Ralf

Lieber Bernhard,

hochinteressant, steht schon auf meiner "to do" Liste!

Wn

Horst Wörmann

Liebe Fluoreszenzler und Pollenkundler,

zu dem Thema habe ich etwas experimentiert und UV- und Blauanregung verglichen.
Zunächst Pollenkörner von Ranunculus repens, links mit UV (365 nm), rechts mit Blauanregung (470 nm).



Plan-Neufluar 63x/1,25 Öl, Zeiss Filtersatz 02 (links), Filtersatz 09 (rechts).

Hier das Emissionsspektrum dazu:

UV-Anregung. Die steile Flanke im Kurzwelligen wird durch das Sperrfilter verursacht. Deutlich erkennbar der hohe Blauanteil 420-490nm.

Hier das spektralfotometrisch vermessene Korn im Hellfeld, der Kringel zeigt das Meßfeld mit ca. 16 µm Durchmesser:



Nachdem mir die Ranunculus-Pollen im Fluoreszenzbild doch etwas verwaschen erschienen, habe ich mit Rapspollen ein etwas besseres Ergebnis
erhalten:

Rapspollenkorn, Blauanregung 470 nm


UV-Anregung 365 nm:


Interessant sind die zugehörigen Spektren. Leider mit etwas Rauschen, aber die Fluoreszenz ist bekanntlich eine lichtschwache
Angelegenheit, und hier stößt das Spektrometer an seine Grenzen.

Blau: Emissionsspektrum bei 365-nm-Anregung mit Maximum bei 458 nm.
Rot: Emissionsspektrum bei 470-nm-Anregung, Maximum 540 nm.
Grün: Absorptionsspektrum des Zeiss-Filtersatzes 09.
Man sieht, daß das Emissionsspektrum bei Blauanregung durch den Filtersatz im Kurzwelligen abgeschnitten wird. Dadurch erscheint das Pollenkorn gelbgrün. In Wirklichkeit ist die Emissionsbande viel breiter und hat ein deutliches Maximum im Blauen.

Der Einfluß des Sperrfilters auf die Farberscheinung war mir vorher noch nicht so klar, aber das Spektrum verdeutlicht das.
Der Effekt ist auch beim Ranunculus oben zu sehen, der Blauanteil wird beim rechten Bild weggefiltert. Für auswertbare Spektren bzw. Aussagen über die Fluoreszenzfarbe müßte man also mit UV anregen. Außerdem steht noch ein Vergleich mit Literaturangaben aus.

Zum Schluß noch ein Bild des Rapspollenkorns im Hellfeld (etwas ungeschickt gestackt und schon leicht demoliert):



Also, liebe Kollegen, an's Werk. Möchte jemand mal ein Spektrum haben, bitte melden.

Viele Grüße aus Bonn
Horst

Bernhard Lebeda

Vielen Dank, lieber Horst

alles sehr erhellend und interessant. Blöderweise ist mein Leitz Filterblock A mit Sperrfilter LP 430 nm ausgerüstet. Daher ist meine "Ausbeute" bei UV Anregung nie so hoch. Muss ich mich wohl noch nach weiteren Filtern umsehen.

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Vorstellung

koestlfr

Hallo Horst!

Herzlichen Dank für die Messungen - ich glaube, ich hatte da ein paar Fehleinschätzungen! :-)

Auch ich muss die Bestückungen der Filterwürfel überdenken und wahrscheinlich teilweise ändern!

Spektrale Grüsse
Franz
Liebe Grüße
Franz