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Diamminsilber(I)-chlorid

Begonnen von Heiko, Juni 06, 2013, 23:10:52 NACHMITTAGS

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Heiko

Hallo,

der Unbedarfte staunt, wo der Kenner wahrscheinlich milde lächelt ...

So geschehen bei der Kristallisation (deren Ablauf an sich schon sehenswert war – ,,Schneefall" unterm Mikro) von ammoniakalischer Silberchlorid-Lösung:


100er Obj, gestapelt

Diese Diamminsilber(I)-chlorid-Kristalle kristallisieren kubisch, wie ich verblüfft feststellen musste. Das komplexe Kation verhält sich schlicht wie ein Natriumion im Kochsalz – erstaunlich, für mich ...

Viele Grüße,
Heiko

Bernhard Kaiser

#1
Hallo Heiko,

seien Sie vorsichtig mit ammoniakalischer Silberchlorid-Lösung. Es kann unkontrolliert zu heftigen Explosionen kommen (Knallsilber). Augenlicht in Gefahr!

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Heiko

Hallo Herr Kaiser,

herzlichen Dank für den warnenden Hinweis – ich gebe zu, in diese Richtung nicht gedacht zu haben ...
Vor den etwa 5 µm großen Exemplaren auf dem Objektträge muss ich wohl eher keinen Respekt haben, wenn aber aus dem Ansatz (etwa 1ml) ein Niederschlag ausfiele, dann ...

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

#3
Hallo Heiko,

du bist immer wieder gut für schöne Kristalle! Super! Im Jander Blasius sind die Kristalle auch abgebildet aber so mikrig, dass man es auch hätte lassen können!

Das mit der Knallgefahr war mir auch noch in Erinnerung, aber ich habe bisher noch keinen vernünftigen Hinweis gefunden, was denn da abläuft. Es wird von Knallsilber gesprochen, aber der Begriff ist mehrdeutig: Das Azid und das Fulminat können gemeint sein. Das Fulminat leitet sich von der Knallsäure HCNO ab, die aber ein C im Anion hat. Aber woher soll das kommen, wenn man AgNO3 mit NH4OH umsetzt?

Ich habe eine Frage im Chemieforum  λ Lambda-Forum eingestellt. Da sind ein paar kluge Chemiker, die sollten aufhellen können - warten wirs ab!

In Knallerbsen sind bis zu 2,5 mg Knallsilber drin, das ist schon eine sichtbare Menge und da sind Leib und Leben noch nicht gefährdet!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Heiko

Hallo Klaus,

bei den ,,Knallaten" ;D hatte der H. v. L. noch Alkohol zugegeben, und dann den Dachstuhl weggesprengt – wenn die Legende stimmt.

Im von Dir zitierten J. B. ist vom Azid die Rede, wenn das Nitrat mit dem Ammoniakwasser reagiert.

Auf jeden Fall ist aber Vorsicht die Mutter der Porzellankiste – nicht unterm Mikro, wohl aber bei der Vor- und Nachbereitung.

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Hallo Heiko,

ein kluger - und dazu noch erfahrener - Chemiker hat schon kompetent geantwortet:

http://forum.lambdasyn.org/index.php/topic,1864.0.html

Es wird also weder das Azid, noch das natürlich unwahrscheinliche Fulminat gebildet; sondern das Silbernitrid Ag3N, das sehr instabil ist und schon feucht explodieren kann.

http://en.wikipedia.org/wiki/Silver_nitride  Die deutsche Version dieses Wikipediabeitrags ist weniger ergiebig! Aber da steht, dass der Begriff Knallsilber unspezifisch mehrdeutig ist.

Auf jeden Fall ein chemisches HB-Männchen: kann jederzeit in die Luft gehen! Von Versuchen mit größeren Mengen ist wirklich dringend abzuraten, wie der Erfahrungsbericht des Kollegen nahe legt!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Bernhard Kaiser

#6
Hallo Klaus,

ZitatEs wird also weder das Azid, noch das natürlich unwahrscheinliche Fulminat gebildet; sondern das Silbernitrid Ag3N, das sehr instabil ist und schon feucht explodieren kann.

Interessant zu wissen. Aber... ein ehemaliger Kollege hat bei Experimenten dieser Art ein Auge verloren. Ihm war es völlig egal wie der Stoff heisst.

Die Information (Ag3N) finde ich bereits in meinem "Römpp"
3. Auflage 1952.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

knipser009

hallo Heiko

nicht zu vergesssen ist auch , dass nicht nur das AgN3 per se explosiv ist, sondern dass auch wegen der möglichen Erwärmung des Präparates bei der mikroskopischen Betrachtung der Zerfall eher / schneller eintritt und es dann auch noch umherfliegende Glassplitter vom Objektträger gibt.

Mein Vorschlag :  Präparat in mit Wasser gefülltem Eimer auflösen und dann ab ins Klo
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Heiko

Hallo in die Runde,

Substanz ist entsorgt, mir geht's gut, Haus steht noch ...

Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Hallo in die Runde,

einige Jahre später wird man seine Meinung wohl auch einmal ändern dürfen.
Leicht ist es, zu behaupten, schon damals habe ich gegrübelt ...
Nun kommen mir FRESENIUS & JANDER in die Quere:



Hier noch ein aktuelles Foto des Silberchlorids:



Viele Grüße,
Heiko

reblaus

Hallo -

Silber ist Hinsicht auf die Entstehung geräuschvoll zerlegbarer Substanzen überhaupt sehr interessant.
Mir ist jemand bekannt (Name ist mir entfallen - nennen wir ihn mal Hallmackenreuter), der vor etwa 60 Jahren in der nachmittäglichen freiwilligen "Chemie-AG" unter "Aufsicht" eines Chemielehrers im Reagenzglas etwas Acetylen durch eine Höllensteinlösung blubbern ließ. Die entstehende flockige graue Trübung wurde abgefiltert und über Nacht getrocknet. Während der 5min-Pause der morgendlichen Chemiedoppelstunde ein winziges Krümchen vom Filterpapier abgenommen und im Kreise der Chemie-AG-Teilnehmer auf einem Papierstreifen angezündet.
Man hatte als Geräusch eine Art Händeklatschen erwartet - allerdings war es so laut, dass es den Chemielehrer auf dem Schulhof bewog seine karzinogene Kippe auszudrücken, um in den Chemieraum eilen und das Klassenbuch durch den Eintrag "Hallmackenreuter lässt Acetylensilber explodieren" zu ergänzen ...

Viele Grüße

Rolf


Heiko

Hallo Rolf,

mein Sündenfall vor dreißig Jahren war dieses Zeuch:



Mein Respekt ist noch immer so groß, dass ich den ammoniakalischen Halogen-Tropfen nach dem Foto eben sofort nass entsorgte.

Viele Grüße,
Heiko