Liebe Pflanzenfreunde,
Das Gewöhnliche Schöllkraut ist eine ausdauernde Ruderalpflanze (von lateinisch ruderis ‚Schutt) und zählt zu den schwach giftigen Pflanzen.
Chelidonium ist neben Schlafmohn die wichtigste Heilpflanze aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). In der Volksheilkunde hat das Schöllkraut einen weitverbreiteten Ruf als „unfehlbares“ Mittel gegen Warzen, Hornhaut und Hühneraugen. Um genau zu sein: dieser Ruf wird dem orangegelben Milchsaft zugeschrieben, den die Blätter vor allem am Ansatz zu den unterirdischen Organen führt. Man muss diesen Ruf anzweifeln. Die ganze Pflanze enthält 0,5 - 1,5 % Alkaloide wie ( Chelidonin, Berberin, Chelerythrin und Sanguinarin ), von denen zumindest einige recht giftig sind. Indessen taugen weder sie noch der Milchsaft als Ganzes zum Warzenvertreiben; weit eher ist er ein sicheres Kennzeichen für die Art.
Wirkung: Bei äußerlichem Kontakt mit dem Milchsaft tritt eine Rötung und Blasenbildung auf. Oral aufgenommen bewirkt die Pflanze ein Brennen im Mund- und Rachenbereich. Zusätzlich findet man Übelkeit, Erbrechen, blutige Durchfälle und Benommenheit. Stärkere Anzeichen sind Kreislaufstörungen, wie Tachykardie (Herzrasen) und Blutdruckanstieg, sowie eine beschleunigte Atmung. Der Pflanze wird eine schwach beruhigende Wirkung und eine Erweiterung der Koronargefäße zugeschrieben. Der Tod nach einer Vergiftung ist sehr selten. Viele der angegebenen Symptome lassen sich in der neueren Literatur nicht mehr bestätigen, auch in Tierversuchen konnte keine Bestätigung erreicht werden.
Für die typische gelb/orange Gelbfärbung des Milchsaftes sind bestimmte Salze der Alkaloide mit Säuren verantwortlich, u. a. die Salze des Sanguinarins, Proteolytische (Eiweiß verdauende) Enzyme im Milchsaft.
Der Gattungsname Chelidonium leitet sich von griech. ‚chelidon’ (= Schwalbe) ab, jedoch ist nicht ganz klar, wie das zu deuten ist. Theophrast (um 371 v. Chr.–287 v. Chr.), der griechische Philosoph und Naturforscher, bringt es mit der Beobachtung in Verbindung, dass die Pflanze mit dem Eintreffen der Schwalben zu blühen beginnt und mit deren Abzug welkt. Das mag in Griechenland stimmen, wo das Schöllkraut sicher früher blüht als bei uns. Hier blüht es nach dem Eintreffen der Schwalben, aber typischerweise den ganzen Sommer über von Mai bis September. Sehr charakteristisch ist, dass an einer bereits welkenden Pflanze immer noch gelbe Blüten neben den bereits reifen Schoten stehen. Eine andere Deutung findet Plinius, der fabelt, die Schwalben stellten mit den Blüten die Sehkraft ihrer Jungen wieder her. Der deutsche Namen ist eine sprachliche Umbildung des lateinischen Namens, ursprünglich „Schellkraut“ (von Chelidonium).
Es wächst bis zu 1 Meter hoch, es ist an lichten Waldstellen zu Hause. Es schmeckt bitter- brennend- scharf, ist mehrjährig. Das Schöllkraut ist in Europa, N- und Zentralasien, Türkei, Kaukasus, N-Afrika heimisch, in N-Amerika eingebürgert. Die Samen werden durch Ameisen verbreitet. Da die Samen mit ihrem süß-klebrigen Samenanhängsel (Elaiosom) in Form von Ölkörperchen leicht an Ameisen kleben bleiben, findet man es häufig auch in Mauerritzen, und die Bestäubung erfolgt durch Insekten.
Bild 01 Illustration

Dieses Bild ist gemeinfrei. Quellenangabe:
www.BioLib.de Systematik:
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie: Papaveroideae
Gattung: Chelidonium
Art: Schöllkraut
Wissenschaftlicher Name der Art: Chelidonium majus
Volkstümliche Bezeichnung:
Warzenkraut, Goldwurz, Schellwurz, Affel-, Auge-, Blut-, Geschwulst-, Gilb - Goldkraut, Grindwurz, Jölk, Jülk, Nagelkraut, Augenklar, Schälerkraut, Schindkraut, Tackenkraut, Trudenmilch, Giftblume, Großes Schöllkraut, Hexenkraut, Hexenmilch, Krätzekraut, Milchkraut, Scheliwurz, Schellwurz, Schwalbenkraut, Teufelskraut, Schellkraut, Schwalbenwurz, Schwinnwart, Tüfelsmilch und Wulstkraut.
Englisch: Greater Celandine, seltener Devil's Milk, Rock Poppy, Tetterwort, Wallow-wort.
Als Tee verwendet regt Chelidonium den Gallenfluss und die Leberfunktion an und hat auch einen entkrampfenden Effekt. Es wirkt auch antibakteriell und schmerzlindernd.
Achtung: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat ab Mai 2008 die Zulassung für hochdosierte Schöllkrautpräparate widerrufen aufgrund des Verdachts einer leberschädigenden Wirkung. Auch das Trinken von Schöllkrauttee wird nicht mehr empfohlen.
Die Pflanzenteile haben drei Woche im AFE – Gemisch III gelegen. Um das Gewebe etwas zu Härten habe ich die Pflanzenteile in Ethanol absolut gelagert. AFE - Gemisch gründlich mit Ethanol ausspülen (abnehmende Alkoholreihe: 70%ig, 50 % ig und 30 % ig).
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)
Arbeitsablauf :
1. Schnitte liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit „MagniFlash“ erstellt.
Bild 02 Schöllkraut Chelidonium majus

Das Schöllkraut besitzt leuchtend gold-gelbe Blüten bestehend aus 4 Kornblättern 5 – 10 mm lang und zahlreiche Staubblätter.
Die Schote enthält zahlreiche schwarzglänzende Samen mit Ölkörpern. Im Gegensatz zu den Samen des Mohns sind sie jedoch für den Menschen giftig. Der Fruchtknoten besitzt eine längliche Form.
Bild 03 Schöllkraut Chelidonium majus

Wechselständig angeordnete Blätter, die unten gefiedert und oben nur noch fiederspaltig sind. Die gefiederten Blätter besitzen einen gelappten Rand. Sie sind behaart und bläulich - grün gefärbt. Der Spross ist etwa 3 bis 7 mm dick, hohl und behaart.
Bild 04 Schöllkraut Chelidonium majus

Orangegelber Milchsaft im Stängel. Mit dem Schöllkraut lässt sich eine wunderschöne wasch- und lichtechte Gelbfärbung erreichen.
Spross, Querschnitt 30 µm
Bild 05 Übersicht, Schöllkraut Chelidonium majus

Der Spross ist hohl.
Bild 06 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Schöllkraut Chelidonium majus

Es handelt es sich hier um ein offen kollaterales Leitbündel.
XY = Xylem, T = Trachee, K = Kambium, PH = Phloem, MP = Markparenchym, SK = Sklerenchymring, RP = Rindenparenchym, EP = Epidermis
Bild 07 Vergrößerung, Schöllkraut Chelidonium majus

Bild 08 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Schöllkraut Chelidonium majus

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10. Um die dunklen Strukturen aufzuhellen, habe ich etwas Halogen – Pilotlicht zugegeben
Bild 09 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Schöllkraut Chelidonium majus

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Blattstiel, Querschnitt 30 µm
Bild 10 Übersicht, Schöllkraut Chelidonium majus

Fünf Leitbündel sind im Blattstiel angeordnet
Bild 11 Vergrößerung , Schöllkraut Chelidonium majus

Bild 12 Vergrößerung, Schöllkraut Chelidonium majus

Wurzel, Querschnitt 30 µm
Bild 13 Schöllkraut Chelidonium majus

Das Schöllkraut ist eine ausdauernde Pflanze, die mit einer meist fingerdicken Wurzel im Boden verankert ist.
Bild 14 Mit dieser kleinen Vakuumpumpe habe ich versucht das AFE – Gemisch mit Ethanol zu entfernen und die Wurzel etwas zu Härten.

Bild 15 Übersicht, Schöllkraut Chelidonium majus

Bild 16 Teilbild aus dem Querschnitt durch die sekundär verdickte Wurzel des Schöllkrautes mit Beschriftung, Schöllkraut Chelidonium majus

1 = zentraler Zylinder von Holzparenchym, 2 = Kambium, 3 = Siebteil, 4 = Rindenparenchym
Bild 17 Vergrößerung, Schöllkraut Chelidonium majus

Bild 18 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Schöllkraut Chelidonium majus

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Bild 19 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Schöllkraut Chelidonium majus

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Wurzel, Längsschnitt 30 µm
Auch diese Schnitte wurden mit Acridinrot-Acriflavin-Astrablau gefärbt (siehe Arbeitsablauf).
In der Wurzel ist der orangegelber Milchsaft gespeichert. Die kräftige grünliche Färbung erkläre ich mir so: gelber Milchsaft + Astrablau = grünes Farbergebnis.
Bild 20 Wurzel auf einen kleinen Holzklotz geklebt und dann im Probenhalter vom Schlittenmikrotom eingespannt.

Bild 21 Übersicht, Schöllkraut Chelidonium majus

Bild 22 Vergrößerung aus der Übersicht, Schöllkraut Chelidonium majus

Bild 23 Vergrößerung, Schöllkraut Chelidonium majus

Bild 24 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Schöllkraut Chelidonium majus

Stärkeführendes Rindenparenchym (Phelloderm)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Diese interessanten Beiträge über das Schöllkraut habe ich noch im Forum gefunden.
Rolf-Dieter Müller,
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13609.0Reiner Teubner:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16234.0Jens Hallfeldt,
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16343.0Klaus Henkel,
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13623.0Quellen:
Rita Lüder: Grundkurs Pflanzenbestimmung, ISBN 3-494-01418-3
Was blüht denn da ? ISBN 978-3-440-11379-0
Der Kosmos Pflanzenführer, ISBN 3-86047-394-8
Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, ISBN 987-3-89996-508-7
Das neue Handbuch der Heilpflanzen, ISBN 978-3-440-12933-6
Biologie der Pflanzen, ISBN 3-11-018531-8
Wildkräuter & Beeren, ISBN 978-3-8338-2611-5
Der neue Kosmos Tier- und Pflanzenführer, ISBN 3-440-07286-X
Taschenbuch der heimischen Frühjahrsblumen, 1953
Die Anatomie der Blütenpflanzen, 1954
Katherina Esau: Pflanzenanatomie, 1969
Bettina Rahfeld: Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen, ISBN 978-3-8274-1954-4
Wikipedia
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen