Ausflug zum Moor "Filzalm" an der Hohen Salve (Tiroler Brixental)

Begonnen von Monsti, Juli 24, 2013, 19:42:06 NACHMITTAGS

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Monsti

Liebe Tümpler(innen),

trotz extremer Trockenheit hatte sich der Ausflug zu o.g. Moor gelohnt. Zunächst Ansichten des Moors in knapp 1.300 m ü.d.M. -->





Da ich so gut wie keine feuchte bzw. gar nasse Stelle fand, stach ich kleine Sphagnum-Polster samt dem darunter befindlichen Torf aus. Zu Hause wässerte ich meine Mitbringsel. Eigentlich hatte ich keine besondere Ausbeute erwartet, wurde aber daheim eines Besseren belehrt. Die Individuendichte ist zwar relativ gering, doch erstaunte mich die Artenvielfalt dieses vollkommen ungestörten Übergangs- und Hochmoors. Schaut selbst:



Netrium interruptum



Closterium closterioides



Euastrum oblongum

Fortsetzung folgt ...




Monsti

Fortsetzung:



Micrasterias papillifera



Micrasterias pinnatifida



Cosmarium perforatum



Cosmarium pseudonitudulum var. validum



Gonatozygon brebissonii



Xanthidium cristatum var. uncinatum



Spirotaenium obscura

Das ist aber bei weitem noch nicht alles ...

Monsti

#2
Weiter geht's:



Microcometes paludosa (winzige Schalenamöbe)



Heleopera rosea (Stack mittels Picolay aus 5 Fotos)



Phacus pleuronectes

Und ich fand noch viiiel mehr, darunter auch vollkommen unbekannte Arten. Diese Bilder sind zwar keine DIC-Kunstwerke, aber ich denke, sie können sich trotzdem sehen lassen.

Herzliche Grüße
Angie

koestlfr

Hallo Angie!

Du machst schon wieder Stimmung für Tirol! Sollten wir nächstes Jahr ins Programm aufnehmen!

Schöne Bilder von den Models!

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

wimeisrhi

Hallo Angie,
der Ausflug hat sich echt gelohnt. Ich bin begeistert.
Viele Grüße von Kärnten nach Tirol
Wilhelm

WinfriedK

Damit das klar ist:

Die schicke grüne Netrium interruptum ist mir !

Was auch immer der Name bedeutet ..

(ist das ggf. ne Kieselalge ?)


Eine hier etwas deplazierte Frage:

Warum ist z.B. im Moos/Moor soviel mehr Artenvielfalt zu finden als z.B. im Wiesenboden ???

Antwort an mich.

Winfried

Detlef Kramer

Lieber Winfried,

nein, das ist keine Kieselalge, sondern eine Zieralge oder Jochalge (Desmidiaceae).

Liebe Angie: eine tolle Ausbeute. Du bist um deine Biotope zu beneiden!

Herzliche Grüße
Detlef

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Monsti

Lieber Winfried,

zu allererst: Netrium interruptum ist eine Zieralge (Desmidiaceae).

Die vermeintlich deplatzierte Frage ist keineswegs unberechtigt. Die meisten Zieralgen lieben feuchtes bis nasses nährstoffarmes (oligotrophes) und etwas saures Milieu (pH um 5,5-6,8). Beides zusammen findet man fast nur in moorigen Gebieten. Wiesen werden in aller Regel mehrfach jährlich gedüngt, womit ein Überleben von Zieralgen ausgeschlossen ist. Wiesen sind i.d.R. auch viel zu trocken. Auch intensive Beweidung hemmt das Wachstum von Desmidiaceen.

Interessanterweise finde ich aber auch in unserem alkalischen Pillerseemoor (pH 7,5-7,8) eine recht große Desmidiaceen-Vielfalt vor, und zwar vor allem in jenem Teil, der nicht beweidet wird. Insofern ist der pH-Wert nicht ausschlaggebend. Die Trophiestufe ist sicherlich genauso entscheidend. Passt beides, gibt es auch Zieralgen.

Herzliche Grüße
Angie

Rawfoto

Hallo Angie

Und ich bin mir sicher, in Deiner weiteren Umgebung gibt es noch viel Neues zu entdecken ...

Da hast Du eine tolle Stelle gefunden ...

Auch ich denke gerne an die 1,5 Wochen zurueck, unglaublich wie schnell die Zeit vergeht!

Liebe Duennschliffgruesse aus dem Burgenland

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

WinfriedK

Netrium interruptum brauch ich als Krawattennadel !

Hm.

Hab mal im Kosmos Algenführer nachgeschlagen.

Käm nicht auch Penium in Frage ?

Das Internet habe ich nicht befragt.



Endlos sind die Formen und Farben und Namen ..

Das Vorkommen von Netrium im Moor und nicht in der Wiese ist begründet.

Aber - was ist der treibende Faktor zur Entwicklung / Differenzierung der Arten besonders im Moor und nicht so besonders in der Wiese ?

Sind es - wie auch immer geartete - ökologische Nischen und Nahrungsvielfalt ?

Also feuchtfröhliches Moor bietet mehr Ecken und Winkel und schmackhafte Abwechslung für mehr Spezialisten als die mineralische Wiese mit wenig organischem Material ?

Allerdings: auch eine Magerwiese hat Artenvielfalt,- was die Pflanzen betrifft. Wie sieht es bei den Mikroorganismen aus ??

ICH weiß es nicht.

Ich frage, weil meine (selbst gestellte) Aufgabe ist, herauszufinden, wie nach Francé ein unfruchtbarer Boden wieder fruchtbar wird.

Auf jeden Fall gehört auch Artenviefalt und die Anwesenheit einer bestimmte "Grundmenge" von Mikroorganismenarten dazu.

Monsti

Hallo Winfried,

das ist zweifelsfrei Netrium interruptum. Penium sieht ganz anders aus. Die bei uns zu entdeckenden Penium-Arten findest Du in der Galerie meiner Moor-Homepage (s.u.).

Desmidiaceen z.B. lieben es i.d.R. feucht und nährstoffarm. Beides ist in Wiesen (außer Nasswiesen) nicht gegeben. Magerwiesen werden normalerweise nur extensiv bewirtschaftet, z.B. als Weide. Da eine Düngung nur aufgrund der Exkremente von Weide- und Wildtieren stattfindet, bleiben solche Wiesen auch "mager" und artenreich. Für Organismen wie Desmidiaceen sind diese aber viel zu trocken.

Was ist in Deinen Augen ein "unfruchtbarer" Boden? Für den Bauern liegt die Erklärung auf der Hand: Ein Boden, der ordentlich Ertrag bringt, ist fruchtbar. Dazu gehört die Magerwiese sicher nicht. Die "moderne", überdüngte Einheitswiese, die mindestens viermal jährlich gemäht werden kann, ist in den Augen der Bauern fruchtbar. In meinen Augen sind dies grüne Wüsten, auf denen die Zahl der Arten auf ein Minimum geschrumpft ist. Damit ist auch die Zahl der bestäubenden Insekten geschrumpft, gleichzeitig schrumpft auch die Zahl der Mikroorganismen.

Bisher hat sich meine These "Ein artenreicher Makrokosmos basiert auf einem artenreichen Mikrokosmos" bestätigt. Unberührte Natur ist fast immer artenreich, da es in der Natur stets Arten gibt, die selbst unter unmöglichsten Bedingungen eine Nische finden. Oligotrophe Hochmoore gehören zu diesen, eigentlich sehr lebensfeindlichen Biotopen. Zerstört man diese, zerstört man gleichzeitig all jene spezialisierten "Nischenorganismen". Das gleiche passiert aber in jeder Wiese, die durch Überdüngung und vielleicht auch künstlicher Bewässerung zur Heu-/Silagefabrik gezüchtet wird.

Liebe Grüße
Angie


Bernhard Kaiser

#11
Hallo Angie,

ZitatInteressanterweise finde ich aber auch in unserem alkalischen Pillerseemoor (pH 7,5-7,8) eine recht große Desmidiaceen-Vielfalt vor, und zwar vor allem in jenem Teil, der nicht beweidet wird. Insofern ist der pH-Wert nicht ausschlaggebend. Die Trophiestufe ist sicherlich genauso entscheidend.

Eine wichtige Erkenntnis!

ZitatPasst beides, gibt es auch Zieralgen.

Nicht unbedingt.


Hallo WinfriedK

ZitatHab mal im Kosmos Algenführer nachgeschlagen.

Bilder sind wenig ansprechend.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser