Nikon 35mm Objektiv: Was stimmt hier nicht?

[JB]

Hallo Forum,

Ich versuche derzeit ein 35mm Kameraobjektiv zu finden, mit dem ich durch ein 10x Okular Mikrophotos machen kann. https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16675.0 Dazu habe ich bei Ebay ein "Nikkor 35mm 1:2.8" erstanden.

Die Optik scheint in Ordnung obgleich das Objektiv aeusserlich ziehmlich heruntergewirtschaftet ist (aus gutem Grund hatte der Verkaeufer es nicht abgebildet ).

Sorgen macht mir aber der Bajonett-Anschluss: Es sieht aus als wenn dort ein Teil des Randes herausgeschnitten wurde (siehe Bild unten; zwischen den Pfeilen). Warum wurde das wohl gemacht? Ist das Objektiv trotzdem noch verwendbar?

Ausserdem scheint es sich um ein pre-AI Objektiv zu handeln (Vergleich mit hier: http://photobuok.wordpress.com/equipment-list/nikon-35mm-f2-8-pre-ai/ ) statt eines AI, als das es verkauft wurde.

Beste Gruesse,

Jon

[knipser009]

hallo Jon

zuerst die Frage : An welcher Kamera soll das Objektiv denn angesetzt werden ?

jetzt zu deiner Anfrage:
Schaue Dir einmal bei deinem eigenen Hinweis zu photobuok das Objektiv genauer an. Du wirst erkennen, dass bei diesen Bilder - wenn auch schemenhaft - ein silbernes Öhrchen am Außenrand der Optik zu sehen ist. Dieses diente früher zur Übertragung von Information von Nikon-kamera auf Nikon-Objektiv, z.b. der Blende. Bei der Verwendung eines solchen manuellen Objektives an einer digitalen Spieglreflex spielt diese Ubertragung keine Rolle und wurde von Vorbesitzer brutal abgemetzelt. Auch muss bei manchen Fremdfabrikaten ein weiteres Ringstück entfernt werden, damit über eine Drehbewegung das Objektiv aufgesetzt werden kann, weil zB ein Kamerabody-teil im Weg steht. Für den Einsatz als Relais-optik spielt dies keine Rolle.

Ob dieses Objektiv an deine Kamera adaptierbar ist,  siehe meine Eingangsfrage ...

[TPL]

Hallo Jon,
das ist wohl ein schlampig gemachter AI-Umbau. Es tut ein bisschen weh, so etwas zu sehen...

Vor 1978 hatten alle Nikkore zur Übertragung der größten Blende an den Belichtungsmesser den charakteristischen Mitnehmer auf dem Blendenring ("Hasenohren"). Dieser wird zwar bis heute bei den (immer noch lieferbaren!) MF-Nikkoren verbaut, aber seit den späten 1970ern gibt es eben das "aperture indexing" (Ai; später Ai-S), das ohne die bis dahin typische Hin-und-Her-Bewegung des Blendenringes auskommt. (Bitte dabei bedenken, dass das noch heute verwendete Nikon-F-Bajonett aus dem Jahre 1959 stammt, als so mancher andere Hersteller das Wort Bajonett noch nicht buchstabieren konnte oder wollte).

Beim Ai ist am hinteren Objektivstutzen eine Steuerkurve erforderlich, die von einem federgespannten Fühler am Nikon F-Bajonett abgenommen und an den Belichtungsmesser weitergereicht wird. Liest sich kompliziert, bedeutet aber konkret nur eine Einfräsung/Nut im Blendenring. Umbauten der prä-Ai-Objektive mit vorgefertigten, nach Nikon Standards gefertigten Originalteilen hat Nikon rund 20 Jahre lang (!) angeboten. Seitdem machen das nur noch ein paar wenige Werkstätten, entweder mit aufgekauften Umbausätzen (die sind aber bestimmt längst verbaut) oder mittels direkter Abänderung des vorhandenen Objektivringes.

Diese Arbeit kann man sorgfältig ausführen oder aber so, wie auf Deinen Bildern - wahrscheinlich ohne den Blendenring vor dem Abfeilen vom Objektiv zu trennen - autsch! Laienhaft ist ein sehr diplomatischer Begriff für diese dilettantische Ausführung.

Davon einmal abgesehen: Für die Mikroskopie wirst Du den Blendenring nicht brauchen. Wenn also kein Aluminium-Staub in den Strahlengang gelangt ist, dann erfüllt diese bewährte optische (und extrem solide mechanische) Konstruktion sicher ihren Zweck.

Beste Grüße, Thomas

[JB]

Hallo,

Vielen Dank fuer die umfangreichen Antworten. Ja, das schmerzt wirklich.

Das Objektiv soll (mit Adapterring) an eine Canon 500D angeschlossen werden und dann als Relaisoptik dienen. Hoffentlich ist genug Platz fuer den Spiegel der Kamera.

Beste Gruesse,

Jon

[TPL]

Das Objektiv soll (mit Adapterring) an eine Canon 500D angeschlossen werden und dann als Relaisoptik dienen. Hoffentlich ist genug Platz fuer den Spiegel der Kamera.

Hallo Jon,
das halte ich für unproblematisch, denn Canon hat ein geringeres Auflagemaß als Nikon. Außerdem ist das Nikkor 2,8/35mm eine Retrofokus-Optik, bei der die Schnittweite (Abstand hinterer Linsenscheitel zu Film-/Sensorebene) gegenüber "idealen" Konstruktionen verlängert wurde. Das ist nichts besonderes bei SLR-WW-Objektiven, sondern ein konstruktiveer Standard mit ganz wenigen Ausnahmen. Der Spiegel einer EOS hat mit diesem Objektiv sicher keine Probleme.

Beste Grüße, Thomas

[knipser009]

hallo Jon

meine Einheit EOS 500D und das gleiche Objektiv wie deines über Adapter angeschlossen funktioniert ohne Probleme.

[-JS-]

Hallo Jon,
ich habe einmal einen kleinen Vergleich zwischen dem 'Pankake'-Objektiv Canon EF 1:2,8/40mm und dem Nikon Ai 1:2,8/35mm vorgenommen:

Obj. PlanApo 25, Okular 10x, Canon EF 1:2,8/40mm, EOS 50D:


Obj. PlanApo 25, Okular 10x, Nikon Ai 1:2,8/35mm, Bajonett-Adapter, EOS 50D:


Obj. PlanApo 10, Okular 10x, Nikon Ai 1:2,8/35mm, Bajonett-Adapter, EOS 50D:


Obj. PlanApo 10, Okular 10x, Nikon Ai 1:2,8/35mm, Bajonett-Adapter, EOS 50D:


Ich kann die Aussage von Wolfgang vollkommen bestätigen. Der Spiegel einer APS-C Canon wird durch die Hinterlinse des Ai in keiner Weise beeinflusst.
Selbst der wesentlich größere Spiegel einer Vollformat-EOS (5D) hat noch Platz genug.
Die Abbildungsqualität im Vergleich zum Pankake von Canon ist beim Nikon Ai 35mm übrigens sehr gut, und nennenswerte Verzeichnungen lassen sich auch nicht beobachten.

Viele Grüße
Joachim

[JB]

Hallo,

Ein schoener Test!

Weiss jemand ob mein prae-Ai Objektiv mit Joachims Ai Version optisch identisch ist? Die Seriennummer des Nikkor 35mm 1:2.8 ist 7936xx.

Beste Gruesse,

Jon

[-JS-]

Hallo Jon,
ich kann Dir sehr gern Bilder des von mir verwendeten Nikon-Weitwinkels nachreichen, aber ich kann Dir auch jetzt schon sagen, daß die dem Chip zugewandte Linse bei *meinem* Ai 1:2.8/35mm wesentlich größer ausfällt als es auf Deinem Bild zu erkennen ist.
Außerdem wäre es sehr hilfreich, auch die Frontpartie *Deines* Weitwinkels einmal zu sehen zu bekommen.
Hierzu kannst Du ja, weil sie ganz offensichtlich allerhöchst geheim bleiben soll, die Nikon-Serien-Nummer vor der Aufnahme mit Isolierband zukleben oder nachträglich mittels Photoshop schwärzen
Wie sehen denn übrigens Deine Testbilder aus?
Ein paar Aufnahmen, von Dir selbst am eigenen Mikroskop gefertigt, dürften doch innerhalb von drei Minuten zu wesentlich mehr Erkenntnissen führen, als ein nunmehr dreitägig anhaltendes Frage- und Antwortspiel mit open end und zwischenzeitlich immer fragwürdigerem Grund.
Von Deinen Fragen und den gegebenen Antworten wird die Qualität der von Dir gezeigten äusserlich doch schon arg malträtierten Optik nämlich mit Sicherheit keinesfalls besser...
Viele Grüße
Joachim

[TPL]

http://www.naturfotograf.com/index2.html

Links außen "Lenses" anklicken, "Wide-angle lenses" auswählen und weit nach unten blättern; da steht zur geänderten Konstruktion:

Once again, this is a lens that has been simplified in its optical formula throughout the years. The earliest version had 7 elements ("S" designation), big front and small rear elements, while the later models got 5 elements, a small front element and an enlarged rear element. The tendency to vignetting wide open declined by these optical changes, but so did the image quality.

Björn Rörslett

Bei Nikon helfen die Seriennummern nicht so richtig, um konstuktive Unterschiede zu identifizieren. Aber die Gravur auf dem Frontring schon...

Gruß, Thomas

[JB]

Hallo Joachim, Hallo Thomas,

nur Geduld. Gekauft hatte ich ein Ai (wie empfohlen), nur ist mir ein prae-Ai geliefert worden; deshalb die Nachfragen.

Testbilder konnte ich noch keine machen, da mir die erforderlichen Adapter fehlen (bis die eintreffen habe ich das Objektiv wahrscheinlich schon zurueckgegeben). 

Die Frontlinse hat 27 mm und die hintere Linse 17 mm Durchmesser. Nikon hat so viele Versionen gebaut, da habe ich keinen Ueberblick. Thomas, kannst Du mit dem Photo unten etwas anfangen?

Mit freundlichen Gruessen,

Jon

[-JS-]

Der Einsatz von ca. 5 min google hilft zuweilen auch:

Nikon 35mm f/2,8 Pre Ai ('NIKKOR 35mm', 6 Linsen, 6 Gruppen)
http://www.google.de/search?q=nikon+35mm+f/2.8+pre+ai&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=3ALfUbG_FMnKtQaz1ID4BQ&ved=0CHYQsAQ&biw=1760&bih=878



und dort

Nikon 36mm f/2,8 Ai ('NIKKOR 35mm', 5 Linsen, 5 Gruppen)
http://www.google.de/search?q=nikon%2035mm%20f%2F2.8%20ai&bav=on.2,or.r_qf.&bvm=bv.48705608,d.Yms&biw=1760&bih=878&ie=UTF-8&hl=de&sa=N&tab=iw&ei=PgTfUePHHsXFswb4tIDABQ



Der Unterschied im optischen Aufbau (Linsen- und Gruppenzahl) dürfte augenfällig sein.

Joachim

[JB]

Hallo Joachim,

Hier sind die versprochenen Testbilder.

Mikroskop: Zeiss Standard; Leitz PL APO 40/0.75; Hellfeld; Photo-Okular Periplan 10x/18 °; Canon 500D
Objekte jeweils:
a) Objektmikrometer (Gesamtbild, verkleinert)
b) Objektmikrometer, tatsaechliche Pixel am Bildrand (Farbraender)
c) Zaehlkammerraster, Gesamtbild (Objekttraeger mit eingraviertem Zaehlgitter; Verzeichnung)

1) Zum Vergleich mit Zeiss 47 60 12 als Kamera-Objektiv (dementsprechend kleiner Bildausschnitt)
2) Mit Nikkor 35mm als Kamera-Objektiv

Das Nikkor schlaegt sich ganz gut. Die Farbraender sind aehnlich denen beim Zeiss 47 60 12, allerdings bei einem weitaus grösseren Bildausschnitt.

Die Verzeichnung des Nikkor ist deutlich zu sehen. Ich bin ueberrascht, dass es sich um kissenförmige Verzeichnung handelt und nicht um tonnenförmige. Liegt es vielleicht eher am Periplan Okular? Mir fehlt die direkte Vergleichsmöglichkeit.

Beste Gruesse,

Jon


1a


1b


1c


2a


2b


2c

[Rawfoto]

Hallo Jon

Return to sender ist das einzige was mir da einfällt, das ist eine mehr als alte Rechnung in einem sch ... Zustand - da würde ich keine Zeit damit vergeuden ...

Liebe Grüße

Gerhard