Dunkelfeldkondensor mit Objektiv ohne Iris

Begonnen von Jürg Braun, März 25, 2009, 11:30:20 VORMITTAG

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Jürg Braun

Guten Tag

Ich habe an meinem Ortholux I einen Dunkelfeldkondensor der bis Ap. 0.8 geht. Mein 50x Torkenobjektiv hat aber eine Ap. von 0.85. Ein schönes Dunkelfeld ist mit dieser Kombination nicht zu bekommen.

So habe ich mir diese Tag in der Bucht den unten abgebildeten (historischen) Dunkelfelkondensor erstanden. Obwohl in der schönen Dose Platz für ein spezielles Objektiv ist, war es nicht dabei. Er was dafür sehr günstig. 


Schön mit Oel immegiert (nur Kondensor) gibt es mit dem 50x Objektiv ein sehr gutes Dunkelfeld. Der Versuch mit dem 100x Objektiv scheiterte jedoch. Das Bild war zu hell ausgeleuchtet und es war nicht möglich, etwas zu erkennen.

Wie ich gesehen habe, werden hochaperturige Dunklefelkondensoren nur mit Objektiven mit eingebauter Blende ausgeliefert. Ist die fehlende Blenden der Grund für das schlechte Bild? Mache ich sonst was falsch?

Gruss in die Runde

Jürg



Gunther Chmela

#1
Hallo,

für Dunkelfeld muss die (äußere) Apertur des Dunkelfeldkondensors größer sein als die Apertur des verwendeten Objektivs. Daher haben hochaperturige Objektive eine eingebaute Irisblende, um ggf. ihre Apertur so weit verringern zu können, bis die oben genannte Bedingung gerade erfüllt ist.

Beste Grüße!
Gunther Chmela

alemanne

Guten Tag, Herr Braun,

aus physikalisch-optischen Gründen muss für ein Dunkelfeld die Apertur des Objektivs unter der des Dunkelfeldkondensors liegen. Das kann man erreichen durch eine Irisblende im Objektiv (beste Lösung) oder durch eine Blendenkappe, die über das Objektiv gestülpt wird (weniger gut). So ist es kein Wunder, dass Sie mit einem 100er Objektiv kein Dunkelfeld zustande gebracht haben. Sie hätten mit geschlossener Irisblende (z. B. n. A. 0,6) ein Dunkelfeld herstellen und dann - zur Erhöhung der Auflösung - die Irisblende soweit öffnen müssen, bis das Dunkelfeld anfängt sich zu verschlechtern (je nach Kondensortyp bis etwa n.A. 1,0).

Herzlichen Gruß
HG

Jürgen H.

Hallo Jürg,

einen schönen zentrierbaren Kondensor haben sie da erstanden. Die anderen haben es ja schon geschrieben: Die Apertur des 100er ist zu groß, daher dringt auf direktem Wege Licht ins Objektiv. So kann kein Dunkelfeld zustande kommen. Das beruht ja darauf, das nur vom Objekt abgelenktes Licht verwertet wird.

Benutzen Sie das Objektiv an einem alten Leitz Mikroskop? Dort waren die Blenden für die 100er Objektive getrennt erhältlich. Man konnte den vorderen Teil des Objektives mit der Linse abschrauben und einem Linsenkörper mit Blende vorsetzen.  Vielleicht lässt sich so etwas noch irgendwo finden.

Mikrogrüße

Jürgen Harst


Rene

Proper DF with 100x objectives is generally disappointing. You need the thinnest of thin specimen, diatoms and such. I wouldn't recommend it, really. For most biological stuff, oblique is far more useful at that magnification. Your DF condenser should work well for diatoms with a 100x, not by giving DF, but by'giving 'circular oblique lighting' instead.

Regards, Rene.

Eckhard F. H.

Hallo Herr Braun,
der Knalleffekt ist schon genannt. Mein Kardioidkondensor wurde mit einem separaten Einsatz geliefert, der von hinten ins Mikro gesteckt wird (quasi eine Ringblende). Damit wird die Objektivapertur auf das nötige Maß reduziert. Schauen Sie mal, ob man bei Ihrem Objektiv eine Lochscheibe o.ä. hinten einlegen kann. Lochdurchmesser ausprobieren.
Gruß - E. Nowack

TPL

Zitat von: Jürg Braun in März 25, 2009, 11:30:20 VORMITTAGSo habe ich mir diese Tag in der Bucht den unten abgebildeten (historischen) Dunkelfelkondensor erstanden. Obwohl in der schönen Dose Platz für ein spezielles Objektiv ist, war es nicht dabei.

Hallo Jürg,
es ist in einigen Beiträgen bereits angeklungen, dass Leitz und andere Hersteller zur notwendigen Verringerung der numerischen Apertur des Objektivs statt Irisblenden auch separate Einhängeblenden lieferten. Dies wird auch hier der Fall gewesen sein. Ich vermute, dass die Aussparung im Karton des Kondensors für diese zylinderförmige und/oder konische Blende vorgesehen war.
Ich habe eine solche Blende - im Satz mit dem zugehörigen Kondensor - vor maximal einem Monat in einer britischen Auktion entdeckt (und nicht ersteigert :(

Vielleicht kann man soclh ein Teil aber auch basteln - es dreht sich ja im Prinzip um einen Fingerhut mit mittigem Loch.

Viel Erfolg und schönen Gruss in die Schweiz, Thomas

Klaus Herrmann

Hallo (Ver-)Blendete,

mir ist aus damaliger Unkenntnis mal ein Kardioidkondensor im feinen roten Kästchen wieder entschwunden. Er war von Leitz und dabei war ein Objektiv-Teil mit 2 Gewinden, das untere davon ein RMS. Da war eine Irisblende drin.

Ich habe das ganze mit Erfolg als "defektes" Objektiv reklamiert und zurückgegeben.

Später habe ich gelernt, dass es wohl für diesen Kondensor "halbierte" Immersionsobjektive gab, die mit dem Irisblendenteil zum funktionsfähigen Objektiv verschraubt wurden. War wohl eine Sparversion, weil man dann nur einmal die Irisblende benötigt.

Wer klug wird schadet jeder Beschreibung ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Gunther Chmela

Zitat von: Klaus Herrmann in März 25, 2009, 17:45:32 NACHMITTAGS

...von Leitz und dabei war ein Objektiv-Teil mit 2 Gewinden, das untere davon ein RMS. Da war eine Irisblende drin.

Später habe ich gelernt, dass es wohl für diesen Kondensor "halbierte" Immersionsobjektive gab, die mit dem Irisblendenteil zum funktionsfähigen Objektiv verschraubt wurden. War wohl eine Sparversion, weil man dann nur einmal die Irisblende benötigt.

Lieber Klaus,

das war keine Sparversion, sondern diese "Irisblenden-Zwischenstücke" gab es als Zubehör. Das war zu einer Zeit, als bei den meisten Objektiven der Kopf noch abschraubbar war. Zur Aufnahme dieses Objektivkopfes diente das andere Gewinde, das Du erwähnst. Ich hatte so ein Zwischenstück seinerzeit selbst von Hertel und Reuss bezogen und mit Erfolg an verschiedenen Objektiven von Leitz (37 mm) verwendet. Diese Gewinde waren offenbar bei verschiedenen Firmen identisch.

Dieter Gerlach erwähnt dieses Zubehör übrigens auch in seinem Buch "Das Lichtmikroskop".

Beste Grüße!
Gunther

Klaus Herrmann

Lieber Gunther,

danke für die Präzisierung!

Ach übrigens: man sollte viel mehr lesen, lesen -- und behalten!

ZitatDieter Gerlach erwähnt dieses Zubehör übrigens auch in seinem Buch "Das Lichtmikroskop".

das hab ich doch gerade verkauft! ;D - na ja eines hab ich noch!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Volker V.

Hallo an alle!

Könnte es sein, dass es sich bei besagtem Zwischenstück um folgendes Teil handelt?





Habe es zusammen mit anderen Teilen in einer Kiste gefunden und konnte es bis jetzt nicht so recht zuordnen.

Beste Grüsse,

Volker

Gunther Chmela

Zitat von: Volker V. in März 25, 2009, 19:38:38 NACHMITTAGS
Könnte es sein, dass es sich bei besagtem Zwischenstück um folgendes Teil handelt?

Ja, das ist es! Meines damals (von Hertel und Reuss) sah ein kleines bisschen anders aus, war aber im Konstruktionsprinzip identisch.

Das obere Gewinde passt für alle Köpfe der Leitz-Achromaten und Leitz-Fluorite aus der damaligen Zeit (wohl 1920 bis 1940), ebenso für alle entsprechenden Objektive von Hertel und Reuss (hier auch noch bis Mitte der Sechziger). Die Objektive hatten 37 mm Abgleichlänge, der Kopf war abschraubbar.

Für höher korrigierte Objektive hat es derartiges Zubehör nie gegeben (Planachro, Planfluorit und Apo), da hier das optische Glas fast die gesamte Objektivfassung ausfüllt.

Gunther Chmela

Gunther Chmela

#12
Hier zwei Beispiele für ältere Leitz-Objektive, bei denen man das erwähnte und gezeigte Irisblenden-Zwischenstück verwenden konnte. Der vordere Teil des Objektivs mit der Optik ("Kopf") wurde abgeschraubt und auf das Zwischenstück aufgesetzt.

Grüße!
Gunther Chmela





Die Bilder stammen aus dem Internet - ich habe sie vor recht langer Zeit aus ebay-Angeboten kopiert