physiologischer Blutausstrich

Begonnen von bbb, August 13, 2013, 12:50:52 NACHMITTAGS

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bbb

Ein Hallo an alle Hobbymikroskopiker und Hämatologie interessierten,
heute veröffentliche ich mein erstes Thema und habe dafür eines meiner Spezialgebiete gewählt.
Es geht um den physiologischen Blutausstrich, also alle Zellen die wenn wir gesund sind in unserem Blut vorkommen können auch unter anderem auch müssen.
Ich hoffe es gefällt euch und die Bilder sind ok, die Kamera die ich zur Verfügung habe ist nicht so perfekt.
Erstmal etwas Theorie, wie manche sicher wissen ist der Blutausstrich von Kapillar- und/ oder Venenblut sehr wichtig für die Diagnostik von Entzündungen, Infektionen, Allergien, Anämien, Tumorekrankungen (wie Lymphomen, Leukämien und myeloproliferativen Erkrankungen) und mehr.
Daher wird dieser immer mit sehr großer Sorgfalt hergestellt.

Für den Ausstrich wird ein kleiner Tropfen Blut auf einem Objektträger mit einem anderen Objektträger oder einem Deckglas dünn ausgestrichen und nach Pappenheim gefärbt.
Die Pappenheimfärbung ist eine Standartfärbung für Blut- und Knochenmarkausstriche in Deutschland und vielen anderen Ländern.
Sie ist eine Kombination der May-Grünwald Farblösung und der Giemsa-Farblösung.
Der pH-Wert ist hier sehr wichtig, dieser sollte im Bereich 7.2 (+/-0.2) liegen und liegt somit im pH-Bereich des Puffer´s nach Weise der meist zum verdünnen der Giemsa-Lösung und zum spülen zwischen den Färbeschritten genutzt wird.

Für eine gute Diagnostik schaut man sich 100 Zellen an und gibt den Wert zum Beispiel in Prozent an.
Nun erstmal die Normalwerte eines gesunden Erwachsenen (je nach Quelle und Labor leicht voneinander abweichend):
neutrophile segmentkernige Granulozyten   - 50-70%                              
neutrohile stabkernige Granulozyten          - 3-5%
eosinophile segmentkernige Granulozyten   - 1-4%
basophile segmentkernige Granulozyten      - 0-1%
Monozyten                                           - 3-7%                    
Lymphozyten                                        - 25-45%
Lymphiodzellen                                      - 0-1%

Wichtig ist es auch auf Veränderungen der Erythrozyten, Thrombozyten sowie auf Zytoplasmatische Einschlüsse und Veränderungen bei den Leukozyten zu achten!

Erythrozyten                                        - Transport von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid, Hämoglobin als Blut-pH-Puffer
Thrombozyten                                      - zur Blutgerinnung
neutrophile segmentkernige Granulozyten   - zur unspezifischen Abwehr                            
neutrohile stabkernige Granulozyten          - Vorstufe der neutrophilen segmentkernigen Granulozyten
eosinophile segmentkernige Granulozyten   - unspezifische Abwehr vor allem bei Parasiten Infektionen
basophile segmentkernige Granulozyten      - unspezifische Abwehr vor allem bei starken Bakteriellen Infektionen (zum Beispiel Tuberkulose)
Monozyten                                           - Phagozytose                  
Lymphozyten                                        - unterteilt unter anderem in Killerzellen, Helferzellen und Memorizellen (Auslösen von spezifischen Apoptosen,
                                                           Umwandlung zu Lymphoidzellen, "Merken" von Antigenstrukturen von Erregern und mehr)
Lymphiodzellen                                      - Bilden von Antikörpern

Nun zu den Bildern der Zelle.
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Ein neutrophiler segmentkerniger Granulozyt
gut erkennbar an der segmentierten Kernstruktur, dem dichten Chromatin und der neutrophilen staubfeinen Granulation

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Ein neutrophiler stabkeriniger Granulozyt
genau wie der segmentkernige zuvor, nur das der Kern nicht segmentiert ist

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Ein eosinophiler segmentkerniger Granulozyt
gut zu erkennen an seiner Brillen förmigen Kernstruktur und seiner gleichmäßigen eosinophilen Granulation

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Ein basophiler segmentkerniger Granulozyt
gut zu erkennen an seiner meist Kleeblatt förmigen Kernstruktur und seiner basophilen ungleichmäßigen Granulation

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Ein Monozyt
die größte Zelle des gesunden Blutes
gut zu erkennen an seinem groben Chromatin und seinem "rauchblauen" Zytoplasma das eventuell Vakuolen enthält

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Ein Lymphozyt
gut zu erkennen an seinem dichten, runden bis leicht ovalen Kern und seinem basophilen Zytoplasma

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Eine Lymphiodzelle (links) und ein Lymphozyt (rechts)
Lymhiodzellen sind gut an ihrem lockeren Chromatin eventuell mit Nukleolen und dem hellen Zytoplasma zu erkennen
sie sehen gern "breitgelaufen wie Spiegeleier" aus

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links die kleinen Thrombozyten und rechts zwei Lymphozyten
wie bei allen Bildern liegen rundherum die Erythrozyten
Thrombozyten erkennt man an ihrer geringen Größe und der rötlich bis violetten Farbe
sie sind Kernlos und bestehen nur aus Granulation und Zytoplasma
Erythrozyten sind ebenfalls Kernlos und besitzen auch keine Granulation
sie sind rötlich bis braunrot befärbt und werden immer zum Größenvergleich zu den anderen Zellen genutzt

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hier nochmal ein neutrohiler segmentkerniger Granulozyt (links) und ein Monozyt (rechts)

Ich hoffe euch gefallen die Bilder und der kleine Theorieeinstieg.
Bei gefallen kommen bald Bilder zu pathologischen Veränderungen des Blutes. :)
Grüße



Mikroskope:
Ergaval
Primostar
AxioImager2
Zeiss Technival1

Mikrotome:
Reichert Jung Hn40 Schlittenmikrotom
Microm HM 355s Rotationsmikrotom
Leica VT1000S Vibratom

Es lebe die Mikroskopie!

Ronald Schulte

Max,

Na dann erstmals herzlich willkommen in dieses, für mich jedenfalls, nettes Forum! Hier gibt es viel schönes zu sehen, zu lernen und vor allem kann man gute Kontakte bekommen. Ich habe schon so viele Kontakte bekommen das ich auch schon Privat mit einige Mitglieder umgehe, einfach Fantastisch.

Zu deinen Beitrag. Ich mag es sehr wenn ein Beitrag begleitet oder eingeführt wird durch was Theorie und da bin ich sicher nicht den einzigen. Die Bilder sehen schon sehr Ordentlich aus, meine ersten Bilder waren von sehr viel schlechtere Qualität. Schön daran ist das immer was zu verbessern ist und so kann man schritt nach schritt weiter kommen und besser werden.
In deine Aufnahme von die 'Lymphiodzelle (links) und ein Lymphozyt' sehe ich einige Punkte die sicher nicht ins Präparat gehören. Ich denke das es Schmutz an die Frontlinse ist oder Staubpartikel im Strahlengang. Das könnte man sicher noch verbessern. Die schärfe von das Bild kann auch Besser aber ich denke das es mit ein 100x Objektiv Fotografiert ist und das wird immer mehr Tricky. Dafür setze ich gerne ein Planapo 63x ein aber der hat natürlich nicht jeder.
Hier wird es geschätzt das bei die Bilder das Gebrauchte Objektiv Dokumentiert wird. Ich mag deine Granulozyten am meisten.
Was mir auffallt ist das bei dir die Erythrozyten Rötlich Farben, bei mir sind die immer fast Farblos aber lese das den PH wert von grosse Bedeutung ist. Das muss ich mich mal merken, kommt nochmal!
Könntest du noch was dazu schreiben wie du die Farbvorgang ausgeführt hast (Farbezeiten)?

Ich freue mich schon auf die Pathologisch veränderte Blutzellen.

Grusse und mache weiter so, Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

bbb

#2
Ronald,
vielen Dank!
Ich freue mich sehr ein Forum gefunden zu haben in dem mein Hobby vertreten ist.

Du hast recht das ist Schmutz den ich erst bemerkt habe als ich die gemachten Bilder danach angesehen habe.
Im Mikroskop hat man den nicht so sehr gesehen.
Und als ich es bemerkt habe, war die stelle an der die Zellen im Ausstrich lagen bereits weg.
Ich versuche beim nächsten mal auch die Schärfe besser hin zu bekommen.

Ja der pH-Wert ist sehr sehr wichtig!
Wenn du di-Natrium-Hyrogenphosphat und Natrium-Dihydrogenphosphat hast stelle dir mal Pufferlösungen mit pH im Bereich von 7.0, 7.2 und 7.4 her und stelle dir drei mal Giemsa Lösung her (verdünnt) jeweils nur 10ml.
Färbe dann mit May-Grünwald und spüle auch mit dem jeweiligen Puffer.
Also zum Beispiel:
Färben in May-Grünwald --> spülen mit Puffer pH 7.0 --> färben in Giemsa verdünnt mit Puffer pH 7.0 und danach spülen in Puffer pH 7.0.
Dann auch das gleiche mit den zwei anderen Puffer pH und raussuchen bei welchen die Zellen am schönsten aussehen.
Da jede Giemsa Lösung und May-Grünwald von jedem Hersteller anders ist muss man sich das ausprobieren. :)
Hier ein Beispiel wie sich die Zellen von der Färbung je nach pH verändern:
http://www.wissmess.de/tmp/tf/7b5a928051de5ac4b4b7c27f8f298066.jpg

Mein Färbeprotokoll für Blut ist:
Ausstrich lufttrocknen
6 min. May-Grünwald
Puffer spülen
16 min. Giemsa
Puffer spülen
Lufttrocknen mindestens 1 Stunde
Einstellen in Xylol
Eindecken mit Entellan

SEHR wichtig ist die Geräte (Messzylinder und andere) die man zum Herstellen der Gimesa Lösung nimmt unbedingt völlig frei von Spülmitteln und anderem.
Am besten vor dem Ansetzen 2 mal ausspülen (3 Teile aqua Dest. und 1 Teil Pufferlösung pH 7.0-7.4).

Bei den pathologischen Zellen überlege ich noch ob ich die chronisch myeloische Leukämie oder auch erstmal erythrozytäre Veränderungen nehme.
Vielleicht auch die akute myeloische Leukämie Typ M1.
Lasst euch überraschen. :)
Grüße



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koestlfr

Hallo Max!

Schöner Beitrag, sehr interessant!

Eine Anregung - Bitte mach immer den Weißabgleich!

Liebe Grüße
Franz

PS: so viel Zeit muss sein!
Liebe Grüße
Franz

bbb

Danke für den Tipp, das nächste mal werde ich mehr darauf achten! :)
Der Weissabgleich an der Kamera spinnt leider hin und wieder.
Grüße



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koestlfr

Hallo Max.

der spinnt nicht, der kann das nicht, dafür hat er keine Muster.

Ciao
Franz
Liebe Grüße
Franz

bbb

Bei mir geht das! :D
Wenn ich den Weissabgleich verwende schwankt es gern ziemlich schnell zwischen hell und dunkel wodurch teilweise kein gutes Bild möglich ist.
Bei der nächsten Gelegenheit statte ich mein Labor sowieso neu und besser aus dann wird das nicht wieder passieren.
Grüße



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