Botanik: Einmal komplett - Anthurium x scherzerianum *

Begonnen von Fahrenheit, August 12, 2013, 21:52:00 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

nun habe ich den Thread doch wieder hergestellt. Wer mag, kann natürlich trotzdem auf der MKB-Seite nachlesen.  ;D

leider setzt auch hier schon der Bilderschwund ein. Da der Beitrag sehr umfangreich ist und mir die Pflege langsam über den Kopf wächst, möchte ich bei Interesse bitten, dem Link auf die Webseite des MKB zu folgen, wo der Artikel mit der einen oder anderen kleinen Ergänzung ebenfalls eingesehen werden kann.

"Einmal komplett - Anthurium x scherzerianum" auf den Seiten des MKB

Herzlichen Dank
Jörg


Liebe Pflanzenfreunde,

die Flamingoblumen (Anthurium) bilden mit mehr als 600 Arten die einzige Gattung der Tribus Anthurieae und sind damit die wohl artenreichste Gattung der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Als Zimmerpflanzen bzw. Schnittblumen sind vor allem Sorten von zwei Arten verbreitet: Die Große Flamingoblume (Anthurium andraeanum) und die Kleine Flamingoblume (Anthurium scherzerianum), um die es hier gehen soll.

Bild 1: Eine beliebte Topfpflanze: die Anthurie, hier Anthurium x scherzerianum, eine Hybride der Kleinen Flamingoblume


Den Ausgangspunkt setzten Querschnitte vom Blütenstandsstängel der Kleinen Flamingoblume, die ich von Bodo Braunstorfinger zum Färben und Eindecken erhalten habe. Wie sehen nun aber die anderen Pflanzenteile aus? Schnell waren weitere Proben von einem eigene Exemplar genommen und fixiert auch an Bodo verschickt. Die Präparation ist also eine Gemeinschaftsarbeit, dank derer ich hier nun mikroskopische Längs- und Querschnitte von allen Organen der Pflanze zeigen und besprechen kann.
Der Gartenhandel hat viele Zuchtformen der Anthurie hervor gebracht, die sich nicht nur in Farbe und Form des Hochblattes von der Wildform A. scherzerianum unterscheiden. Die Hybriden sind auch in der Wuchsgröße und Blattform sehr variabel. Gezeigt werden Aufnahmen und Präparate von verschiedenen Hybridformen Anthurium x scherzerianum.

Mein (nicht ganz so :) ) kleiner Artikel gliedert sich in die folgenden Abschnitte, die sich wegen der Gesamtlänge des Textes und den Beschränkungen des Forums zum Teil in Antworten auf das Eingangsposting wieder finden:

1.  Anthurium scherzerianum - eine Beschreibung
2.  Anmerkungen zur Präparation
3.  Kurz zur verwendeten Technik
4.  Die Wurzel
5.  Der Spross
6.  Der Blattstiel
7.  Das Blatt
8.  Der Blütenstandsstängel
9.  Das Hochblatt (Spatha)
10. Der Blütenstand (Spadix)

Hier noch einmal herzlichen Dank an Bodo, dank dessen Großzügigkeit einige Leserinnen und Leser Beispiele der hier gezeigten Schnitte von der letzten Kornrade mitnehmen konnten. 


1. Anthurium scherzerianum - eine Beschreibung

Die Kleine Flamingoblume ist eine immergrüne, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 50 cm erreicht. Sie wächst epiphytisch oder terrestrisch und verankert sich mit zahlreichen, dicken Wurzeln auf bzw. in dem jeweiligen Substrat. An einem kurzen Spross sitzen die grundständigen, 15 bis 30 cm langen Laubblätter, die deutlich in Blattstiel und Blattspreite gegliedert sind. Der Blattstiel ist 4 bis 20 cm lang und die einfache, dunkelgrüne, lanzettförmige Blattspreite mit einem glatten Blattrand erreicht bei einer Breite von 1,5 bis 6,5 cm Längen von 5 bis 26 cm. Sie ist netznervig mit meist erhabener Mittelrippe, dabei bilden die Basal- und Seitennerven in der Regel einen gemeinsamen Nerv entlang des Blattrandes.

Bild 2: Im Topf stehen viele Pflänzchen zusammen, gut sind die kurzen Sprosse und die Luftwurzeln zu erkennen


Bild 3: Blattspreit im Gegenlicht mit der typischen Nervatur


Der bis zu 50 cm langen Blütenstandsstängel entspringt wie die Blätter an den Nodien des kurzen Sprosses. Oberhalb eines leuchtend roten Hochblattes (Spatha) steht der kurz gestielte spiralig gedrehte Blütenkolben (Spadix). Die Spatha erreicht Größen von ca. 4 bis 12 auf 3 bis 8 cm.
Der Kolben ist zylindrisch und verjüngt sich allmählich bis zur Spitze. Er kann sehr unterschiedlich gefärbt sein und enthält in kompakt spiralförmiger Anordnung viele Blüten. Diese kleinen, zwittrigen Blüten sind protogyn: zunächst reifen die weiblichen, dann erst die männlichen Blütenteile, um eine Selbstbestäubung zu verhindern. Es sind nur vier Blütenhüllblätter vorhanden und der Stempel besteht aus einem zweikammerigen Fruchtknoten auf dessen Spitze sich die Narbe als schlitzartige Vertiefung befindet. In jeder Fruchtknotenkammer liegen zwei, selten drei oder mehr Samenanlagen. Den Stempel umgeben vier fertile Staubblätter mit abgeflachten oder fleischigen Staubfäden, die den weißen Pollen enthalten.

Bild 4: Hochblatt (Spatha) und Blütenstand


Am aufrechten Fruchtstand bilden sich orange bis rote zweikammerige Beeren, die pro Kammer meist einen Samen enthalten. 

Bild 5: Fruchtansätze am abgeblüten Blütenstand


Alle Angaben beziehen sich auf die Wildform, Züchtungen können davon mehr oder weniger stark abweichen.

Die kleine Flamingoblume enthält wie viele andere Aronstabgewächse den Giftstoff Aroin aus der Gruppe der Saponine. Weiterhin finden sich insbesondere in den Stempeln viele Idioplasten mit Raphidenbündeln aus Calciumoxalat.

Natürlich darf auch hier die schöne Zeichnung der Wildform der kleinen Flamingoblume (Anthurium scherzerianum) nicht fehlen. Die Zeichnung stammt aus Curtis's Botanical Magazine v.88 [ser.3:v.18] (1862) und wurde von Walter Hood Fitch erstellt.

Bild 6: Illustration zur Wildform Anthurium scherzerianum (Public Domain)



2. Anmerkungen zur Präparation

Bodo Braunstorfinger hat seine Schnitte vom AFE-fixierten Material auf dem Leitz Schlittenmikrotom 1208 erstellt. Wo nicht freistehend geschnitten werden konnte, hat er in PEG 1500 eingebettet. Die Schnittdicke beträgt 16, 20, 30 oder 40 µm. Mehrteilige Schnitte wurden mit Hilfe eines doppelseitigen Klebebandes aufgezogen.
Meine Schnitte sind auf einem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Halter entstanden. Ihre Dicke beträgt ca. 50 mm. Geschnitten habe ich das Frischmaterial, anschließend erfolgte eine Schnittfixierung in AFE für ca. 20 Minuten.

Bodo färbt mit einem eigenen W3A - Gemisch, bei meinen Färbungen habe ich die W3Asim II - Färbung von Rolf-Dieter Müller verwendet. Vor der Färbung habe ich in einigen Fällen Aufnahmen der frischen Schnitte gemacht. Diese wurden beim Schnitt mit Wasser befeuchtet, um das Grün der Chloroplasten so lange wie möglich zu erhalten.

Eingedeckt wurde in Euparal.

Informationen zur Schnittführung gibt es in den jeweiligen Kapiteln.


3. Kurz zur verwendeten Technik

Alle Aufnahmen von Bodos und meinen Präparaten entstanden auf einem Leica DME Stativ mit den folgenden Objektiven:
5x   NPlan,      NA 0,11
10x  HX Pl Apo,  NA 0,4
20x  Pl Apo,     NA 0,6
40x  NPlan,      NA 0,65
100x Pl Fluotar, NA 1,3

Die Kamera ist eine Canon Powershot A520, die Steuerung erfolgt rechnergestützt mit dem Programm PSRemote von Breeze Systems.

Alle Bilder sind mit dem Programm Zerene Stacker von Zerene Systems LLC in der 64bit-Version aus Einzelaufnahmen gestapelt. Nach der Normalisierung kam, wo nötig, das kleine Tool Neat Image zum Einsatz und alle Bilder sind nach der Größenanpassung auf in der Regel 1024 * 720 Punkte leicht geschärft. Der Maßstabsbalken ist mit Jens Rüdigs Makroaufmaßprogramm gesetzt und die weitere Beschriftung erfolgte mit der Windows-Dreingabe Paint.

Weiter geht es im nächsten Posting ...  ;D
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Fahrenheit

4. Die Wurzel

Die Anthurien sind einkeimblättrige Pflanzen (Monokotyledonen), was sich - wie in allen anderen Schnitten - auch im Wurzelquerschnitt zeigt. Die Wurzel ist polyarch, hat also im Zentralzylinder viele Protoxylempole und somit viele abwechselnd liegende Xylem / Phloem Paare, die um ein sklerifiziertes Mark angeordnet sind. Dabei liegt das Phloem nicht vor sondern neben dem Xylem. Ein sekundäres Dickenwachstum findet bei den Wurzeln der Monokotyledonen nicht statt, ein Cambium fehlt hier also. 

Bild 7: Schnittführung an der Wurzel


Bild 8a,b: Querschnitt in der Übersicht, Bild 8b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus je 15 Bildern



Werfen wir zunächst einen Blick auf die äußeren Gewebe der Wurzel.

Bild 9a/c: Die äußeren Gewebe der Wurzel, Bild 9a ungefärbt, Bild 9c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 16 bzw. 22 Bildern




Chloroplasten in einer Wurzel? Die sind auf Bild 9a nicht von der Hand zu weisen. Wie beschrieben, lebt Anthurium scherzerianum oft epiphytisch und das gilt natürlich auch für die Hybriden aus den Gärtnereien. In der Topfhaltung entspringen also viele der Wurzeln oberirdisch am Spross und suchen sich ihren Weg ins Erdreich oder zur Verankerung um das Substrat herum. Die Schnittführung in Bild 7 zeigt, dass ich oberirdisch geschnitten habe, die Wurzel also dem Licht ausgesetzt war. Der Lichtreiz ist also auch in den Wurzel der Auslöser für die Bildung von Chloroplasten.
Ebenfalls auffällig sind die recht derben Wurzelhaare. Ihre Aufgabe ist es, Regen- oder Kondenswasser zu halten, so dass es von der Pflanze aufgenommen werden kann.

Nun aber zum Zentralzylinder mit den Leitgeweben.

Bild 10: Der Zentralzylinder in der Übersicht, Vergrößerung 100x, Stapel aus 12 Bildern


Hier wird der am Kapitelanfang beschriebene Aufbau mit den vielen abwechselnd angeordneten Xylem- und Phloemlagen deutlich. Der Zylinder hat einen Durchmesser von gut einem Millimeter. Die Phloeminsel erreichen eine Größe von ca. 100 auf 40 µm und die großen Tracheiden haben einen Durchmesser von typisch 40 µm.

Bild 11a,b: Etwas näher heran, Bild 11a ungefärbt. Vergrößerung 200x, Stapel aus 11 bzw. 9 Bildern



Bild 12a,b: Ein Blick auf den Rand des Zentralzylinders, Bild 12b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus je 7 Bildern


Die Beschriftung von innen nach aussen:
Mark: sklerifizierte Parenchymzellen im Inneren des Zentralzylinders
Xl:   Xylem
Pl:   Phloem
T:    Tracheiden
Skl:  Sklerenchym
Ed:   Endodermis - Caspary-Streifen waren leider nicht aus zu machen.

Herzlichen Dank an Detlef für seine Unterstützung bei der Interpretation der Wurzelschnitte!
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Fahrenheit

#2
5. Der Spross

Im Markparenchym des Sprosses liegen viele geschlossen kollaterale Leitbündel verteilt und scheinbar ohne feste Ordnung (Ataktostele). tatsächlich mischen sich in einem beliebigen Querschnitt die Leitbündel der Blattspuren mit denen des Sprosses, was auch dazu führt, dass diese am Übergang des Marks zum Rindenparenchym besonders dicht liegen. Dabei folgen die Leitbündel im Spross einer spiralförmigen Linie, so dass sie sich mal am Rande und mal im Zentrum befinden. Für eine gewisse Redundanz im Verletzungsfall sorgen Brückenbündel als Verbindungen. Wie bei den Monokotyledonen üblich gibt es kein Cambium zwischen Xylem und Phloem der Leitbündel. Ein stabilisierender Sklerenchymring fehlt. Jeweils unterhalb der Blattachseln treten gegenüberliegend und gegenüber den darüber und darunter liegenden um 90 Grad versetzt zwei Luftwurzeln auf.

Kurz und prägnant gibt es hier mehr Informationen:
Monokotyledonen, ein hochspezialisierter Sonderfall

Bild 13: Detailaufnahme des frei präparierten Sprosses mit Kennzeichnung der Schnittführung


Den Überblick über den Querschnitt bietet eine Makroaufnahme des eingespannten frischen Sprossstückes beim Schnitt im Zylindermikrotom.

Bild 14: Angeschnittener Spross im Zylindermikrotom


Ab jetzt wird es wieder mikroskopisch: zu den gefärbten und ungefärbten Schnitten:

Bild 14a,b: Übersicht über ein Segment des Sprosses, Bild 14b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 8 Bildern



Am unten Bildrand die dicht liegenden Leitbündel am Rande des Markparenchyms, außerhalb liegen die Blattspuren der oberhalb der Schnittebene ansetzenden Blätter. Eine Darstellung des Übergangs vom primären (Epidermis und Cuticula) zum sekundären Abschlussgewebe (Periderm) gibt es weiter unten. Hier wie in vielen anderen Bildern zeigen sich sehr viele Calciumoxalat-Drusen.
Erläuterungen zur Beschriftung finden sich hier: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 15a/c: Hier die Abzweigung einer der Luftwurzeln, Bild 15a ungefärbt, Bild 15b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 18 bzw. 12 Bildern




Schon hier lassen sich die sklerifizierten Zellen im Mark des Zentralzylinders der Wurzel erkennen und auch die Anbindung an die Leitbündel des Sprosses wird in der Übersicht deutlich.
WR steht für Wurzelrinde, weitere Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Nun gehen wir ins Detail:

Bild 16a/c: Zunächst eines der geschlossen kollateralen Leitbündel, Bild 16a ungefärbt, Bild 16c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 14 bzw. 5 Bildern




An sich nichts Besonderes; wie es sich für ein geschlossen kollaterales Leitbündel gehört, gibt es kein Cambium.
Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 17a/b: Verlauf der Leitbündel auf Höhe des Wurzelansatzes, Bild 17a ungefärbt; Vergrößerung 100x, Stapel aus 20 bzw. 10 Bildern



Im Zusammenhang mit Bild 15 lässt sich erahnen, dass eine Wurzel je nur "ihre" Seite versorgt.

Die seitlich ansitzenden Luftwurzeln sind im Längsschnitt getroffen, eine schöne Ergänzung zum Kapitel 4.

Bild 18a/c: Die Strukturen am Wurzelansatz sind längs getroffen, Bild 18a ungefärbt, Bild 18c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 11 bzw. 15 Bildern




Neben dem Phloem sind hier schön die Tracheiden zu erkennen - insbesondere zeigen sich die auffälligen leiterförmigen (scalariformen) Perforationsplatten als Übergang zwischen zwei Gefäßzellen. Damit ist auch klar, das es sich nicht um Tracheen handelt (bei denen die Perforationsplatten fehlen würden) - eine Einsicht, die man im Querschnitt nur mit Glück und einigen Aufwand durch die Erstellung von Schnittserien erlangen kann.
Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 19a/c: Primäres und sekundäres Abschlussgewebe, Bild 19a ungefärbt, Bild 19c mit Beschriftung. Vergrößerung 100 bzw. 200x, Stapel aus 18 bzw. 15 Bildern




Nach meiner Deutung entwickelt sich hier ein Periderm aus den Zellen der Epidermis oder den direkt unter der Epidermis liegenden Zellschicht, die dazu wieder teilungsfähig ("meristematisch") wird.
Oben auf in orange braun (ungefärbt) bzw. rot entweder Reste der alten Epidermis oder erster abgestorbener Kork des Phellems. Die Entwicklung startet am Ansatzpunkt der Wurzeln und setzt sich dann um den Spross fort, wobei die dem Licht zugewandte Seite weiter entwickelt ist, als die abgewandte seite zum Inneren des Pflanzenbündels im Topf.
Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Besonders interessant ist das Periderm am Übergang vom Spross zur Wurzel, an der auch die Rhizodermis und die Exodermis erkennbar sind.

Bild 20a,b: Übergang vom Spross zur Wurzel, Bild 20b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 12 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).
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6. Der Blattstiel

Auch der Blattstiel ist - wie bei den Einkeimblättrigen üblich - von einer Vielzahl locker im Markparenchym verstreuter Leitbündel durchzogen.

Zunächst wieder die Informationen zur Schnittführung:

Bild 21: Schnittführung (1 Blattstiel quer, 2 Blattstiel längs und 3 Spreit)


Bild 22a,b: Der Blattstiel in der Übersicht, Bild 22b in polarisiertem Licht. Vergrößerung 100x, Stapel aus 15 Bildern



Interessant die Form des Sklerenchymrings, der die ganz außen liegenden Leitbündel einschließt. In der Pol-Aufnahme leuchten nicht nur viele Calciumoxalat-Drusen auf, die in der ganzen Pflanze sehr häufig sind, sondern auch jede Menge Stärkekörner (Amyloplasten). 

Bild 23a,b: Etwas näher heran, Bild 23b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 11 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 24a,b: Ein Leitbündel im Querschnitt, Bild 24b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus je 8 Bildern.



Auch die einzelnen Leitbündel im Markparenchym sind von einem Ring sklerenchymatischer Zellen umgeben. Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf)

Nun zu den Längsschnitten!

Bild 25a,b: Gewebeschichtung zwischen zwei Leitbündeln, Bild 25b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 14 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 26a,b: Ein paar ebenen weiter führt der Schnitt durch eines der Leitbündeln, Bild 26b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 14 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Im Verlauf des Blattstiels sind die längs verlaufenden Hauptleitbündeln durch quer liegende Nebenleitbündel untereinander verbinden. So stehen im Falle einer Verletzung Ausweichstrecken zur Verfügung.

Bild 27a,b: Abzweig eines Nebenleitbündels, Bild 27b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 11 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 28: Hier einige Längenmessungen an den unterschiedlichen Zelltypen, Vergrößerung 100x, Stapel aus 18 Bildern


Bild 29a,b: Ein weiterer Längsschnitt durch ein Leitbündel, Bild 29b in polarisiertem Licht. Vergrößerung 100x, Stapel aus 18 bzw. 13 Bildern



Bild 30: Amyloplasten im Markparenchym, Pol, Vergrößerung 400x, Stapel aus 18 Bildern


Der Durchmesser der Stärkekörner liegt zwischen ca. 3 und 14 µm.
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7. Das Blatt

Das Blatt der Kleinen Flamingoblume zeigt bis auf den auffälligen Kiel an der Unterseite des Mittelnervs keine Besonderheiten. Wie zu erwarten, gibt es auch im Mittelnerv kein zentrales Leitbündel, sondern hier setzt sich der Aufbau des Blattstiels mit vielen im Parenchym verstreut liegenden Leitbündeln fort.

Zunächst wieder die Informationen zur Schnittführung:

Bild 31: Schnittführung (1 Blattstiel quer, 2 Blattstiel längs und 3 Spreit)


Bild 32a/b: Mittelnerv mit "Kiel", Bild 32b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 16 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 33a,b: Eines der Leitbündel. Bild 33b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 14 Bildern



Neben dem großen Leitbündel sind rechts und links zwei kleinere Leitbündel erkennbar. Diese führen in die Nebennerven zur Versorgung des Spreits.
Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 34a,b: Querschnitt durch den Spreit mit einem längs getroffenen Nebenleitbündel, Bild 34b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 24 Bildern



Das Blatt ist bifacial aufgebaut: an der Oberseite das Palisadenparenchym mit seinen dicht an dicht sitzenden Zellen, auf der Unterseite ein lockeres Schwammparenchym.
Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 35a,b: Ein Stoma, Bild 35b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus 12 Bildern



Die Länge des Spalts beträgt rund 18 µm. Eine Schließzelle ist ca. 17 auf 5,5 µm groß.
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8. Der Blütenstandsstängel

Auch im Blütenstandsstängel, der eine Spezialisierung des Sprosses ist und diesem sehr ähnlich sieht, setzt sich die bekannte Leitbündelverteilung der einkeimblättrigen Pflanzen fort.

Zunächst wieder die Informationen zur Schnittführung:

Bild 36: Schnittführung (4 Hochblatt quer, 5 Blütenstand quer, 6 Blütenstand längs und 7 Blütenstandsstängel quer)


Bild 37a/d: Querschnitt in der Übersicht. Bild 37a ungefärbt, Bilder 37c und -d von einer anderen Pflanze und von Bodo dünner geschnitten (30 statt 50 mm). Bild 37d mit Beschriftung.
Die Bilder a und b in einer Vergrößerung von 100x, c und d von 50x, Stapel aus 23, 9 und 8 Bildern





Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 38: Chloroplasten im Rindenparenchym, ungefärbt. Vergrößerung 200x, Stapel aus 27 Bildern


Bild 39a,b: Epidermis und Cuticula, Bild 39b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus 5 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 40a,b: Der Aufbau des Stängelrands im Detail, Bild 40b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus je 8 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 41a,b: Mittendrin schaut es etwas anders aus ;). Bild 41b mit Beschriftung. Vergrößerung 100x, Stapel aus 11 Bildern



Im Gegensatz zu den Blattstielen gibt es hier keinen Ring sklerenchymatischer Zellen um die einzelnen Leitbündel.
Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 42a/c: Nun noch ein Blick auf eines der äußeren Leitbündel. Bild 42a ungefärbt, Bild 42c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 7 bzw. 5 Bildern




Der Sklerenchymring oberhalb des Leitbündels weist eine kleine Anomalie auf.
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9. Das Hochblatt (Spatha)

Das schöne dunkelrote Hochblatt ist im Querschnitt eher unauffällig. Der bifaciale Aufbau der Blätter ist hier nicht vorhanden, unter der Epidermis findet sich auf beiden Seiten ein ausgeprägtes Schwammparenchym.

Zunächst wieder die Informationen zur Schnittführung:

Bild 43: Schnittführung (4 Hochblatt quer, 5 Blütenstand quer, 6 Blütenstand längs und 7 Blütenstandsstängel quer)


Bild 44a,b: Querschnitt durch das Hochblatt, Bild 44b mit Beschriftung. Vergrößerung 100x, Stapel aus 11 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 45a,b: Eines der Hauptleitbündel im Hochblatt, Bild 45b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 11 Bildern



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Fahrenheit

#7
10. Der Blütenstand  

Der Blütenstand ist ein Kolben (Spadix), auf dem spiralig angeordnet die vierzähligen Einzelblüten so dicht sitzen, dass der Eindruck eines kompakten Ganzen ohne Hohlräume entsteht. Das dem nicht so ist, zeigen erst die folgenden Schnitte.

Zunächst wieder die Informationen zur Schnittführung:

Bild 46: Schnittführung (4 Hochblatt quer, 5 Blütenstand quer, 6 Blütenstand längs und 7 Blütenstandsstängel quer)


Bild 47: Makroaufnahme eines Querschnittes durch den Blütenkolben


Bild 48: Und nun der Längsschnitt in der Makroaufnahme


Der Schnitt führt nicht mittig durch den Kolben, sondern liegt etwas am Rand, so dass man den Bau der Kammern der Fruchtknoten erkennen kann.

Der Kern des Kolbens ist eine Verlängerung des Blütenstandsstängels und weist somit dessen typische Struktur auf. Zum Rande hin treten die Abzweigungen der Leitbündel zur Versorgung der Blüten auf.

Bild 49a,b: Querschnitt durch den Kern des Spadix, Bild 49b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 12 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Bild 50a,b: Hier ein Längsschnitt des Spadix, Bild 50b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 8 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Die Leitbündel ähneln denen des Sprosses. Sie sind nicht von einem Ring sklerifizierter Zellen umgeben.

Bild 51a,b: Leitbündel aus dem Spadix im Querschnitt, Bild 51b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 6 Bildern



Erläuterungen zur Beschriftung wieder unter: Abkürzungstabelle Pflanzenanatomie (pdf).

Besonders im Zentrum des Blütenkolbens fallen immer wieder Zellen auf, die eine durch die W3Asim - Färbung rot leuchtende, blasige Masse enthalten. Dabei handelt es sich wohl um Präparationsartefakte, die durch die Denaturierung eines sekundären Pflanzenstoffes im Rahmen der Fixierung entstanden sind.

Bild 52: Vielleicht ein Harz? Einige Zellen sind mit einer blasigen Masse gefüllt. Vergrößerung 400x, Stapel aus 8 Bildern


Nun zu den einzelnen Bestandteilen der Blüten: Stempel mit Narbe und Fruchtknoten, Staubblätter und Hüllblätter. Zunächst eine Übersicht.

Bild 53a,b: Bestandteile der Einzelblüte, Bild 53b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 12 Bildern



Von der Mitte aus:
Ste: Stempel
Na:  Narbe
FK:  Fruchtknoten (leider liegen keine Samenanlagen in der Schnittebene)
Ra:  Raphidenbündel
Sta: Staubblatt
Po:  Pollen
HB:  Hüllblatt

Bild 54a,b: Ein Blick auf den Stempel, Bild 54b mit Beschriftung. Vergrößerung 100x, Stapel aus 18 Bildern



Beschriftung wie oben, D ist eine Calciumoxalat-Druse.

Bild 55a,b: Die Narbe ist einen genaueren Blick wert, Bild 55b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 12 Bildern



Beschriftung wieder wie oben aufgeführt.

Die Blüte ist am Grund schlauchförmig aufgebaut, so dass sich mehrere Kammern bilden. Der folgende Schnitt trifft diesen Bereich und zeigt zentral die beiden Fruchtknotenkammern.

Bild 56: Kammern am Grunde einer Blüte, Vergrößerung 50x, Stapel aus 10 Bildern


Bild 57a,b: Ein Staubblatt zunächst im Querschnitt, Bild 57b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 22 Bildern



Schön sind die beiden nebeneinander liegenden und mit Pollen in unterschiedlichen Reifegraden gefüllten Kammern zu erkennen.

Bild 58a,b: Nun der Längsschnitt durch ein Staubblatt, Bild 58b zeigt ein Detail am Grunde der Pollenkammern. Vergrößerung 200x bzw. 1000x als Stapel aus 13 bzw. 20 Aufnahmen



Es bleiben die Hüllblätter, zu denen es natürlich ebenfalls Detailbilder gibt.

Bild 59a,b: Hüllblatt im Längsschnitt, Bild 59b zeigt ein Detail aus dem Blattkopf. Vergrößerung 100x bzw. 200x als Stapel aus 18 bzw. 14 Bildern



Bild 60a,b: Auch in den Hüllblättern treten neben Drusen viele Raphidenbündel auf - hier eines davon, Bild 60b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus je 12 Bildern




Vielen Dank fürs Lesen dieses wirklich umfangreichen Beitrags. Ich hoffe, er war nicht zu lang, aber hier bestand die Chance, einmal alle Organe einer Pflanze gemeinsam darzustellen und so auch direkte Vergleiche zu ermöglichen.
Natürlich sind auch diesmal Anmerkungen und Kritik willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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bbb

Wow!
Ein großes Lob für diesen Beitrag.
Sehr schön geschnitten, super gefärbt und exzellente Aufnahmen.
Grüße



Mikroskope:
Ergaval
Primostar
AxioImager2
Zeiss Technival1

Mikrotome:
Reichert Jung Hn40 Schlittenmikrotom
Microm HM 355s Rotationsmikrotom
Leica VT1000S Vibratom

Es lebe die Mikroskopie!

rekuwi

Lieber Jörg,

Du hast Dich selbst übertroffen!
Eine grandiose, detail- und umfangreiche Dokumentation dieser Pflanze. Das sollte etliche Mikrokosmosse (!) füllen.

Ansonsten völlig sprachlose Grüße
Regi

abbeköhl

Abend Jörg,

Super, genial wie immer, sehr schöner Beitrag und lehrreich zugleich.
Vielen Dank für's zeigen und die Arbeit die du da reingesteckt hast.

Schöni Grüess us dä Schwyz, Reto B.

hajowemo

Lieber Jörg,
es ist 3:40 Uhr und ich sitze seit einer Stunde staunend vor deiner Arbeit.
So habe ich es noch nie gezeigt bekommen.
Meine Hochachtung vor deiner Arbeitsleistung.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Anatol

Lieber Jörg,

Das ist grandiose Arbeiten! Das ist Dissertation!  ;)

Sehr schön geschnitten und tolle Fotos!
Vielen Dank!
Herzliche Grüße

Anatoly

koestlfr

Liebe Grüße
Franz

Rawfoto

Guten Morgen

O.k., mit Arbeit ist heute nix - bei der Menge an Lesestoff, meine armen Schüler ...

Nach den ersten 20 Minuten kann ich nur sagen, die waren viel zu wenig - unglaublich was Du uns da präsentierst, an so einen Beitrag (auf Einmal) kann ich mich nicht erinnern.

Da hast Du einen Massstab gesetzt!

Du kannst sicher sein, ich werde noch viel Zeit mit diesem Beitrag verbringen ==> danke für die Arbeit die Du Dir da gemacht hast, ich freue mich auf das nächste Zeitfenster ...

Liebe Grüße aus Kefermarkt (Schloss Wienberg)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...