Das Universalmikroskop nach SchefferIm 1914 schlug der Berliner Mediziner Prof. Wilhelm Scheffer das erste modulare Mikroskopsystem vor. Die technische Umsetzung der Ideen Scheffers in einem Versuchsexemplar erfolgte bei Leitz durch den Werkmeister der mineralogischen Abteilung Paul Weilinger, der bei Zeiss in Jena seine Ausbildung absolvierte. Hermann Heine, der später durch den Ultropak und den, nach ihm benannten Kondensor, von sich reden machen sollte, entwickelte dann die Schnittstellen zum Austausch der Komponenten und die Serienreife dieses Instruments. Im Februar 1919 erfolgte die Beschreibung und Vorstellung des Universalmikroskops in der "Zeitschrift für wissenschafliche Mikroskopie und mikroskopische Technik".


Universalmikroskop 1919 und 1926
"Es soll auf Grund aller zugänglichen theoretischen und praktischen Erfahrungen aus den verschiedenen Gebieten der Mikroskopie ein möglichst vollkommenes Universalmikroskop gebaut werden, mit dem alle zur Zeit bekannten Untersuchungsmethoden leicht und bequem ausführbar sind und bei dem die notwendige Auswechslung gewisser Teile rasch und sicher und mit wenigen Handgriffen geschieht. Das Untersuchungsobjekt soll bei all diesen Handgriffen vollkommen unberührt bleiben und sie sollen alle ohne Neigung des Mikroskopes und ohne Berührung des Spiegels in jeder beliebigen Stellung des Instrumentes möglich sein."
Universalmikroskop ca. 1934
Ob jemals ein noch größeres Hufeisenstativ hergestellt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, das Universalmikroskop ist aber sicher das größte und schwerste Leitz'sche Hufeisenstativ der 30er Jahre. Mit 9,6 Kg Gewicht und 26 cm Schulterhöhe überragt es das große "B"-Stativ deutlich.

Um die oben beschriebene Universalität zu erreichen, waren sämtliche Baugruppen voneinander lösbar und gegen diejenigen, die der jeweiligen Anforderung entsprachen, austauschbar.

Zunächst waren 4 Tuben vorgesehen:
„Ein Tubus für allgemeine Arbeiten einschließlich der meisten Untersuchungen in polarisirtem Licht“
„Als zweiter Tubus kommt das binokulare Mikroskop in Betracht“ (nach Jentzsch)
„Ein weiterer Tubus dient in gleicherweise für gewöhnliche mikroskopische Arbeiten. Er hat die übliche Gestalt des weiten mikrophotographischen Tubus. Seitlich ist an ihm eine Schiene befestigt, an der Spiegel, durchsichtige Planparallelplatten, Beleuchtungslinsen und sonstige Einrichtungen für die Beleuchtung in auffallen dem Lichte bei der Mikrophotographie mit kurzbrennweitigen photographischen Objektiven befestigt werden können.“
„Als vierter Tubus kommt der … des großen Polarisationsmikroskopes CM in Frage.“Durch die Entwicklung von Panphot und Ortholux standen in den 30er Jahren ungleich mehr Komponenten zur Verfügung.
„Der Mikroskoptubus ist nun nicht, wie das bisher üblich war, fest mit der Zahnstange der Triebbewegung verbunden. Er ist mit Hilfe eines, zwischen die Triebstange und den Tubus eingeschalteten Schwalbenschwanzstückes auswechselbar. Dies Zwischenstück hat eine ungefähr 85 mm lange sehr genau gearbeitete Führung, so daß die Tuben mit einer reichlich genügenden Genauigkeit immer wieder in die richtige Lage kommen.“Die hier beschriebene Führung sollte sich zusammen mit der Führung der Kondensoraufnahme die nächsten 50 Jahre behaupten. Sie kam zunächst beim Panphot und später beim Ortholux zum Einsatz.


Beim Universalmikroskop der 30er Jahre ist es sogar möglich, den kompletten Triebkasten abzunehmen, um ihn z.B. an ein Galgenstativ zu montieren.


Durch zwei Schwalbenschwänze am Binotubus kann dieser nach vorn oder hinten orientiert eingesetzt werden.
„Die Bereicherung der Wahrnehmung ist eine ganz erhebliche. Jede der möglichen Formen und Zusammenstellungen des Universalmikroskopes ist einem entsprechenden Spezialinstrument mindestens unbedingt gleichwertig, meist erheblich überlegen.“Nach ca. 20 Jahren Bauzeit in verschiedenen Generationen findet sich das Universalmikroskop im Katalog von 1938 zum letzten Mal. Inzwischen gibt es MBLM (1932), Panphot (1933) und Ortholux (1937), welche eine eingebaute Beleuchtung und noch mehr Standfestigkeit vorzuweisen hatten.
Viele Spaß und viele Grüße
Wolfgang