Botanik: Kriechende Säckelblume Ceanothus thyrsiflorus repens *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, August 23, 2013, 09:47:16 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Säckelblume ist ein in Nordamerika und Mexico beheimateter mittelhoher Strauch, der zur Familie der Kreuzdorngewächse zählt. Weltweit sind etwa sechzig Arten bekannt. Dieser Zierstrauch wurde 1712 nach Europa eingeführt.
Der Name Ceanothus basiert auf ,, keanothos" griech. = distelförmige Pflanze und wurde auf diese Gattung übertragen, zu der einige manchmal dornige Arten gehören.
Amerikanischer, auch Kalifornischer Flieder ist auch als Säckelblume bekannt und hat mit dem Flieder nichts zu tun.
Ich habe diese Pflanze in einer Gärtnerei entdeckt; in der Literatur ist sie leider kaum zu finden.
Die Säckelblume ist ein dichter Halbstrauch mit wechselständigen, eiförmig– länglich, gesägten- gezähnten Blättern. Aus den zunächst  geschlossenen Blüten klappen die schöpflöffelartigen kleinen Kronblätter heraus. Die  Scheindolde  trägt im Mai/Juli eindrucksvolle tiefblaue Blüten. Ihr Blattwerk ist dunkelgrün. Die Pflanze wächst sehr schnell,  der Triebzuwachs beträgt  50 cm pro Jahr.

Bild 01 Ceanothus thyrsiflorus repens


Ceanothus thyrsiflorus repens bleibt immergrün, bis 2 Meter Höhe mit zierlichen Blättern.  Bei älteren Pflanzen ist der Busch von Blüten übersät und bildet einen phantastischen Kontrast zu anderen Farben im Frühsommer.  Auch Jungpflanzen blühen schon sehr früh. Die Blätter sind etwas größer als bei Ceanothus impressus 'Victoria'. Der Wuchs ist mehr "kriechend" im Vergleich zu anderen Sorten und lässt sich hervorragend zur buschigen Bodendeckung in sonniger Lage nutzen. Ceanothus thyrsiflorus repens ist für die milden Regionen geeignet. Härtere Fröste ab ca.  -18°C sollten möglichst vermieden werden, da Ceanothus  thyrsiflorus repens nach starkem Rückfrieren nicht gut regeneriert.
Ceanothus ist ein häufig verordnetes Mittel in der Homöopathie. Entsprechend dem Arzneimittelbild  verwendet man homöopathische Zubereitungen bei Schwellungen und Schmerzen im Milz– und Leberbereich.

Wirkstoffe sind Triterpene wie Ceanothene- und Ceanothsäure.

Triterpene gehören zur Gruppe der Lipide. Aus ihnen leiten sich die so genannten Steroide ab. Dies sind zum Beispiel:
•Steroidhormone
•Sterine (= Sterole) wie Cholesterin oder Mykosterine (Ergosterin bzw. Ergosterol als Vorstufe von Vitamin D)
•Gallensäuren
Triterpene sind aber auch sekundäre Pflanzenstoffe, die auch in Pilzen vorkommen. Da sie zu den Lipiden gehören, sind sie nicht in kaltem, sondern nur in heißem Wasser und Alkohol löslich.
Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges nutzte man die Blätter als Ersatz für Schwarzen Tee. Daher stammt der Name ,,New Jersey Tea" für die Pflanze.

Systematik:

Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)
Gattung: Kriechende Säckelblumen
Wissenschaftlicher Name: Ceanothus thyrsiflorus repens
Volkstümliche Bezeichnung: Amerikanischer Flieder, Kalifornischer Flieder
Englische Bezeichnung : New Jersey Tea

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 02 Schnittstellen, Ceanothus thyrsiflorus repens



Spross, Querschnitt, 30 µm


Bild 03 Übersicht, junger Spross (sechs Flügel),  Ceanothus thyrsiflorus repens



Bild 04 Übersicht, junger Spross (schwarzer Hintergrund),  Ceanothus thyrsiflorus repens


Bild 05 Übersicht, junger Spross (Negativ),  Ceanothus thyrsiflorus repens


Bild 06 Vergrößerung  aus der Übersicht, Ceanothus thyrsiflorus repens


Bild 07 Vergrößerung  aus der Übersicht mit Beschriftung, Ceanothus thyrsiflorus repens

CU = Cuticula, EP = Epidermis, R = Rindenparenchym, SK = geschlossener Sklerenchymring, K = Kambium, T = Trachee, XY = Xylem, PH = Phloem sekundäre Xylem.

Bild 08 Vergrößerung  aus der Übersicht, Ceanothus thyrsiflorus repens


Bild 09 Vergrößerung  aus der Übersicht (Dunkelfeld), Ceanothus thyrsiflorus repens


Bild 10 Vergrößerung  aus der Übersicht (Polarisation), Ceanothus thyrsiflorus repens


Bild 11 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Ceanothus thyrsiflorus repens

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 12 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Siebzellen im Markparenchym,   Ceanothus thyrsiflorus repens

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Dem Markparenchym kommt hier eine Speicherfunktion zu.

Bild 13 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Ceanothus thyrsiflorus repens

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Blatt, Querschnitt, 30 µm

Bild 14  Schnittstelle, Blatt, Ceanothus thyrsiflorus repens

Die Pflanzen erlangen ihre grüne Farbe durch Chlorophyllmoleküle, das AFE – Fixiergemisch  hat das Chlorophyll  komplett herausgelöst.
Im Zentrum erkennt man die Mittelrippe und  links und rechts die 2 Seitenrippen.

Bild 15 Übersicht, Ceanothus thyrsiflorus repens


Bild 16 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Ceanothus thyrsiflorus repens

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 17 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Mittelrippe,  Ceanothus thyrsiflorus repens

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Quellen:

Das neue Handbuch der Heilpflanzen, ISBN 978-3-440-12933-6
Taschenlexikon der Gehölze,,ISBN 978-3-494-01448-7
Spacer Wikipedia; Freie Enzyklopädie.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

bbb

Hallo Hans-Jürgen,
sehr schöne Schnitte und die Färbung ist auch klasse geworden!
Ein regelrechtes Feuerwerk aus Farben.
Grüße



Mikroskope:
Ergaval
Primostar
AxioImager2
Zeiss Technival1

Mikrotome:
Reichert Jung Hn40 Schlittenmikrotom
Microm HM 355s Rotationsmikrotom
Leica VT1000S Vibratom

Es lebe die Mikroskopie!

koestlfr

Hallo Hans-Jürgen!

Sensationell, wie immer! Tolle Dokumentation, schöne Bilder! Ich freu mich schon auf den WB!

Liebe Grüße aus Österreich
Franz
Liebe Grüße
Franz

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

den positiven Anmerkungen schließe ich mich uneingeschränkt an. Dennoch musst Du in Abb. 7 eine kleine Änderung vornehmen: der Pfeil "PH" zeigt auf das sekundäre Xylem. Das Kambium, das Du richtig identifiert hast, liegt stets zwischen Xylem und Phloem, in dem Fall muss das Phloem also außerhalb des Kambiums liegen. Es ist hier nur wenige Zelllagen dick und daher etwas schwierig zu erkennen.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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JoachimHLD

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine sehr schöne Dokumentation von Dir!

Herzliche Grüsse
Joachim

Jan Kros

Lieber Hans-Juergen,
Ich schliesse mich Franz an.
Herzlichen Gruss
Jan

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

eine sehr schöne Dokumentation - wie von Dir gewohnt!

Die Farben der W3A Färbung kommen diesmal sehr schön kräftig rüber und haben mich ernsthaft ins Nachdenken gebracht: werd' ich demnächst wohl auch mal wieder machen. ;)

In Deinem Bild 16 zeigen sich zwei Leitbündel, deren Phloemteil (zumindest der ...) am Ende zur Blattoberseite hoch zieht und dort in einer Zellgruppe mündet, die sich zumindest von der Fluoreszenz her vom umliegenden Assimilationsparenchym unterscheidet.
Spontan habe ich an Guttation gedacht, aber die Guttationsdrüsen werden m.E. nur vom Xylem versorgt.
Vielleicht kannst Du uns dazu noch einmal passende Aufnahmen im Hellfeld zeigen?

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Guten Abend,

danke an alle für die lobenden Worte.

@ Franz,
unser ,,Wohldenberg - Treffen"  (WB) ist auch für mich das Highlight des Jahres.

@ Detlef,
danke für die Erklärung.

@ Jörg,
eigentlich wollte ich keine Hellfeld – Aufnahme zeigen, denn das Blatt  ist stabil und fest, aber von Natur aus am Rand  gewellt (siehe Bild 14).
Durch Deinen Hinweis zur Guttation bin ich aber neugierig  geworden.
Kurz die Definition: Was ist Guttation?
Unter Guttation versteht man die durch den Wurzeldruck verursachte Abscheidung von Wassertröpfchen bei einigen Pflanzen.
Die Guttation dient also der Aufrechterhaltung des Wasserstroms durch die Pflanze und der Versorgung des oberirdischen Bereichs der Pflanze mit Nährstoffen aus der Wurzel. (Bei hoher Luftfeuchtigkeit kommt die Transpiration zum Erliegen und damit auch der Stofftransport von der Wurzel in den Spross und ins Blatt!).

Beim Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) habe ich schon Guttationsdrüsen gesehen, aber auf diesem Bild sehe ich sie nicht.


Das Foto zeigt deutlich, dass der Schnitt nicht plan auf dem Objektträger liegt.

Gruß

Hans-Jürgen





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Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

natürlich feinste Sahne, dem vielfältigen Lob ist nicht mehr viel Neues hinzuzufügen.

Aber eine Frage hätte ich dann doch - der Blattschitt Nr 15 lässt mich staunen. Du bettetst ja nicht ein - oder doch?

Wenn nicht, wie hast du das komplizierte Blatt für den Schnitt gehalten?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Hans-Jürgen Koch

Lieber Klaus,

das Blatt habe ich nicht eingebettet, es wurde in einem Styrodur – Block eingespannt.



Aufgerollt hat sich das Blatt erst nachdem es in  Xylol gelegt wurde. Diesen Effekt habe ich schon mehrmals beobachtet.

Gruß nach Wilhelmsburg

Hans-Jürgen
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Klaus Herrmann

Lieber Jürgen,

erstaunlich, wie flexiebel fixiertes Material doch sein kann!

Einen raffinierten kleinen Spannblock hast du da, kannst du den mal  bitte als Ganzes zeigen?

ZitatGruß nach Wilhelmsburg

Dann grüße ich zurück nach Weyherheim! ;D

Herzlich Klaus aus Hamberg  :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Hans-Jürgen Koch

Lieber Klaus,

sorry, dass ich Deinem Wohnsitz nach Niederösterreich verlegt habe.

Meine ersten Probenhalter für das Mikrotom habe ich aus Schichtholz angefertigt. Die Teile  aus Aluminium  gefallen mir besser.



Gruß

Hans-Jürgen
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Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Also ich hätte nichts dagegen wenn Du Klaus nach Niederösterreich verfrachtest, da würde der Versand wegfallen .-)

Toll ... ich mag Deine Beiträge ... :-)

Liebe Grüße aus Oberösterreich

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

vielen dank fürs Zeigen. Verrätst du noch, ob an der Schraube eine Platte sitzt zur flächigen Kraftübertragung?

Und ich dachte  http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg-Wilhelmsburg

du wolltest mich etwas mehr in der Nähe haben ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Hans-Jürgen Koch

Lieber Gerhard,

egal, wo Klaus auch wohnt. Die Ware kommt immer sehr schnell beim Empfänger an.

Lieber Klaus,

an der Schraube ist keine Platte befestigt.
Ich verwende einen kleinen Holzklotz, damit die Kraft sich gleichmäßig verteilt.

Gruß

Hans-Jürgen
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