Liebe Kollegen,
animiert von Ulfs schönem Beitrag (
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16216.msg124829#msg124829) in dem er
SEIN wunderbar erhaltenes Teil vorgestellt hat, möchte ich ergänzend
DAS SM als solches vorstellen.
1957 eingeführt beendete das SM die Ära der Leitz-Hufeisenstative. Die Zeiss-Standardreihe begründete eine neue Gestaltung, aber auch eine neue Philosophie im Mikroskopbau. Hier mußte Leitz Schritt halten. Die Verkaufszahlen der Kamera-Abteilung (>600 Gehäuse des Typs IIIf und M3 pro Tag) waren damals allzu verführerisch, die Mikroskopie zugunsten der Leica-Fotografie aufzugeben. (Gerlach, "Die Geschichte der Mikroskopie")
Es mußte also etwas passieren.
1954 wurde mit dem Laborlux III (s. unten) eine neue Gestaltungslinie eingeführt, welche im kleineren SM ihre Fortsetzung fand.
Das neue Design bot folgende Vorteile:
- Die Beleuchtungseinrichtung war nun fest mit dem Stativ verbunden, was ein Nachköhlern überflüssig machte.
- Die neue Konstruktion war durch die große Standfläche bei gleicher Standfestigkeit deutlich leichter
- Ausgestattet mit geneigten Bino- oder Trinotuben war die gesamte Einheit wesentlich kompakter als vergleichbare Hufeisenstative
Auch war die Zeit der Universalstative vorüber, die Betriebswirtschaftlehre hielt Einzug in Philosophie und Ökonomie der Unternehmen und es mußte ein Gerät nicht mehr potentiell für verschiedene Abbildungsverfahren ausbaubar sein.
Das SM gehorchte diesem Anspruch und war von vorn herein - jedoch ausschließlich herstellerseits - modular konzipiert und für den Anwender als weitestgehend gekapselte Einheit ausgeliefert. Einzig Tuben und Beleuchtung waren vom Anwender wechselbar.
Es sollte das SM in verschiedensten werkseitig realisierten Ausstattungen verfügbar sein.
Als einfachste Ausführung wurde das SM mit Einzelobjektivaufnahme, nicht höhenverstellbarem Kondensor in Steckfassung, Monotubus und einfachem Tisch geliefert.

3- und 4-fach-Revolver, verschiedenste Tische und Kondensoraufnahmen (Hülse, Schwalbenschwanz), Tuben (Mono-, Bino-, Trino-, FSA und senkrechter Fototubus), sowie Beleuchtungseinrichtungen rundeten das Angebot ab.

Der Triebknopf war in Kunststoff- oder gegen Aufpreis in Metallausführung mit Teilstrichen (0,002mm/Teilstrich) zu haben. (In der amerikanischen Literatur als "SM-M" bezeichnet)

Spätere SMs bekamen einen modifizierten Triebkasten. Wann das genau war und warum dieser eingeführt wurde entzieht sich meiner Kenntnis. Selbiges gilt für die Lampenaufnahme.

Ca. 1969 kam das SM-D auf den Markt, welches die Einknopfbedienung zugunsten koaxialer Triebknöpfe aufgab. Beide Versionen wurden offensichtlich parallel angeboten, wie das Mikroskop von Ulf belegt.

Etwa zur selben Zeit kam mit dem SM-D-Lux die letzte Variante der SM-Familie. Dieses erhielt einen leicht vergrößerten und vor allem erhöhten Fuß, so daß nun die eingebaute Beleuchtung des Laborlux verwendet wurde. Offensichtlich war dieses Gerät für den US-Markt bestimmt. Es taucht ab und zu bei ebay.com auf, außerdem habe ich es nur in amerikanischen Prospekten entdecken können.

Als 1970 die eckigen, grauen Stative eingeführt wurden, verschwand das SM aus den Katalogen.
SM PolDie Pol-Versionen unterschieden sich von den Standard-Versionen durch den eingebauten Analysator und das Tubusbajonett, welches identisch ist mit dem des Laborlux-Pol und Dialux-Pol.

Diese Geräte gab es mit 4-fach-Revolver oder Zangenwechsler.

Das einzige "richtige" Zubehör für das SM ist der Pol-Opakilluminator


Zum Abschluß möchte ich noch eine Sonderanfertigung von ca. 1960 vorstellen. Ein SM-Pol mit 5-fach-Revolver, 37mm Phaco (!)-Objektiven und einem Vorläufer des Zernike-Kondensors. Die Phasenringe passen übrigens auch zu den modernen Phaco-Objektiven. Außerdem ist dieser Kondensor mit einem Folienpolarisator versehen.




Hier noch zwei Vergleichsfotos, die das leichte Durcheinander der damaligen Modellpolitik dokumentieren:
Vergleich SM und Laborlux III

Vergleich SM-D-Lux und Laborlux IIIa

Ergänzungen, Korrekturen und Informationen, insbesondere zum gezeigten Zernike-Kondensor sind willkommen.
Viel Spaß beim Lesen
Wolfgang
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6.2.2022
Liebe Kollegen,
hier noch ein Nachtrag. Das SM-Vorserienmodell habe ich ja bereits hier beschrieben:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=37012.0Nun gibt es auch ein sehr interessantes, spätes SM zu vermelden. In schönem Hammerschlagfinish. Seriennummer 704613 aus dem Jahr 1967. Offenbar eine Einzelanfertigung. Die schwarzen Geräte waren bis 1970 auf dem Markt. Im selben Jahr wurde mein hammerschlag-graues Laborlux gebaut . Nun ist es nicht mehr allein.

Wolfgang