Botanische Mikrotechnik: Wacker-Färbung (I), Pinus nigra Querschnitt

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, Oktober 25, 2008, 17:28:19 NACHMITTAGS

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Rolf-Dieter Müller

Liebe Mikrogemeinde,

im Mikrokosmos, Heft 4/2006 hat Robin Wacker seine W-3A Färbung mit den Farbstoffen Acridinrot, Acriflavin und Astrablau vorgestellt (4). Ich kannte sie bis dahin nur von Andeutungen und Bemerkungen von Forumsmitgliedern und war von dem im Titelbild gezeigten Präparat sehr angetan.

Für die Herstellung von Dauerpräparaten hat Wacker zum Dehydrieren Triethylphosphat beschrieben. Das ist aber ein Stoff, der mir nach er-google-ten Gefahrenhinweisen überhaupt nicht zusagt.

Viel zu schön ist die Färbung, um nur deswegen darauf verzichten zu müssen. Deshalb versuchte ich es mit dem in der botanischen Mikrotechnik gebräuchlicheren Isopropylakohol.

Für diesen Beitrag habe ich das Nadelblatt von Pinus nigra (Schwarzkiefer) gewählt. Nadeln von Pinus spec. sind ganzjährig verfügbar, so sollte es für Mikroskopiker keine Beschaffungsprobleme geben, zumal Pinus als Ziergehölz in Mitteleuropa sehr verbreitet ist. Außerdem sind Nadelquerschnitte in der Literatur sehr ausführlich beschrieben (2, 3, 5) und für Präparatevergleiche mit anderen Färbungen, vornehmlich Etzold (1), lohnt sich auch eine Suche in diesem und dem alten Forum. Soweit Bilder noch nicht gelöscht sind, wird man durchaus fündig.

Zum Präparat
Fixierung:     ca. 5 mm lange Nadelstücke in AFE
Aufbewahrung:   in 70% Ethanol (seit Januar 2007)
Objekthärtung:   2 Tage in 96% Ethanol
Umschließen:   mit paraffindurchtränktem Holundermark
Schneiden:   Schlittenmikrotom mit Jung C-Messer (a)
Schnittdicke:   15 µm
Färbung:           W-3A Färbung nach Wacker wie in (4) beschrieben jedoch ohne Dehydrierung in Triethylphosphat.
Differenzierung:   50 % Ethanol
Entwässerung:  100 % Isopropylalkohol, 5x gewechselt, insgesamt 15 Minuten (b)
Einschluss:   Euparal (b)

Zu den Bildern
Stativ:               Axiostar plus
Aufnahmen:       mit zeissadaptierter DSLR Samsung GX-1S, ohne Kameraoptik
Objektive:          wie in den Bildunterschriften angegeben
Maßstab:           eingefügt mit AxioVision LE
Bildgröße:           mit Photoshop Elements 2.0 für diese Veröffentlichung auf 800 Pixelbreite verkleinert
Bildverarbeitung   keine


Übersicht Nadelquerschnitt Pinus nigra, Zeiss A-Plan 10x


Leitbündel Nadel Pinus nigra, Zeiss CP-Achromat 40x


Schließzelle Nadel Pinus nigra, Zeiss CP-Achromat 40x

Diesen Artikel habe ich im Februar 2008 für das alte Forum geschrieben. Zwischenzeitlich konnte ich feststellen, das die Färbung mit etwas Übung sicher im Ergebnis und bei sorgfältiger Entwässerung auch haltbar in Euparal ist.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Bemerkungen:
(a) Zum Schneiden wird nicht unbedingt ein Schlittenmikrotom benötigt. Freihandschnitte mit Rasierklinge oder Handschnitte mit Einmalklingenhalter sind selbstverständlich auch möglich.
(b) Geringfügige Reste von Wasser können die Färbung verderben. Isopropylalkohol und auch Euparal (!) müssen absolut wasserfrei sein.

Literaturhinweise:
(1) Henkel, Klaus: Die Mikrofibel. Ausgabe 14. Juni 2003. Seite 183-188.
(2) Kremer, Bruno P.: Das große Kosmos-Buch der Mikroskopie. Seite 204-207.
(3) Nultsch, Wilhelm: Mikroskopisch-Botanisches Praktikum für Anfänger. 11.Auflage, Seite 111-116.
(4) Wacker, Robin: Eine neue und einfache Methode zur polychromatischen Anfärbung von Paraffinschnitten pflanzlicher Gewebe für Durchlicht- und Fluoreszenzmikroskopie. Mikrokosmos Heft 4/2006, Seite 210-212.
(5) Wanner, Gerhard: Mikroskopisch-Botanisches Praktikum, Seite 157.

RainerTeubner

Hallo,

ich habe mal eine Frage: Wie stellt man sicher, daß das verwendete Euparal wasserfrei ist? Viel Wasser dürfte sich in Euparal eh nicht lösen.

Mit freundlichren Mikrogrüßen

Rainer Teubner
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: RainerTeubner in Oktober 25, 2008, 17:39:23 NACHMITTAGS

... ich habe mal eine Frage: Wie stellt man sicher, daß das verwendete Euparal wasserfrei ist? ...

Rainer Teubner

Hallo Herr Teubner,

das ist eine gute Frage, die irgendwie schon befürchtet habe, aber eigentlich nur ein Chemiker beantworten kann. Ich bin kein Chemiker. Deshalb vertraue ich auf Gutlieferung des Lieferanten.

Trotzdem habe ich das Problem angesprochen, denn man kann durch eigene Sorgfalt verhindern, das Euparal mit Wasser verunreinigt wird.

Euparal ist ja, wenn auch in geringem Maße, in Spuren wasserverträglich. Deshalb ist die Vorratsflasche vor fremden Zugriff zu schützen und falls es einmal verdünnt werden muss, unbedingt nur 100%igen Isopropylalkohol nehmen.

Bei der Beschaffung von Isopropylalkohol sollte man auf die geforderte Reinheit hinweisen, notfalls nachfragen.

Im übrigen gilt diese erforderliche Sorgfalt auch für die Etzold-Färbung. Die schönsten Präparate können verderben, und das ist mir selbst auch schon passiert.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller