Schöllkraut (Chelidonium majus) – Inhaltsstoff (Berberin) mit Makro-Fluoreszenz*

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, September 25, 2013, 21:01:22 NACHMITTAGS

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Rolf-Dieter Müller

Liebe Forumsmitglieder,

im Frühsommer habe ich etwas Schöllkraut gesammelt, das zwischenzeitlich unansehnlich vertrocknet ist und seit Monaten entsorgt werden sollte. Aber für uns gibt es ja nichts was noch betrachtenswert ist und sei es noch so sehr verdrischt.

Ich erinnerte mich an einem Vorschlag von Rainer Teubner doch den Inhaltsstoff vom Schöllkraut sublimieren zu lassen. Und das habe ich mit folgendem Ergebnis versucht.

Ein ca. zwei Zentimeter langes vertrocknetes Stängelstück wurde mit einer Nagelschere zerkleinert. Um abzuschätzen was eventuell zu erwarten ist, habe ich den Bruch mit einer 3 Watt 365 nm UV-Taschenlampe beleuchtet. Die nachstehende Aufnahme gibt ganz gut den visuellen Eindruck wieder. Das intensive Gelb lässt auf noch aktives Berberin vermuten.


Bild 1 – Vertrockneter Stängelbruch vom Schöllkraut (Chelidonium majus). Makroaufnahme mit Nikon 1 J1, AF-S Micro Nikkor 40 mm, Vorsatzfilter B+W 420 Ultraviolet cut, beleuchtet mit 3 Watt 365 nm-Taschenlampe. Weißabgleich automatisch.

Wie wir unschwer am emittierten Gelb erkennen können, dürfte sich die Weiterbehandlung lohnen. Hierfür habe ich einige Bruchstücke auf dem Mikroheizer mit >>200° Celsius erwärmt und an Deckglas sublimieren lassen was kommt. Sublimationsabstand 2 mm, Deckglas von oben mit destilliertem Wasser gekühlt. Am Anfang der Erhitzung bekam ich natürlich Wasser-Niederschlag. Diesen Niederschlag habe ich abziehen lassen um dann nach Erreichen der Maximaltemperatur noch für 3 Minuten länger die Wärme zu halten.

Hier das Ergebnis in Durchlicht-Hellfeld, Auflichfluoreszenz und Durchlicht-Pol bei gleichem Ausschnitt. Alle Aufnahmen mit Zeiss Unendlich 20x PlanApo, 1,6x Projektiv, Canon 600d.


Bild 2 Durchlicht-Hellfeld, erhitzter Niederschlag vom Inhaltsstoff des vertrockneten Stängelbruchs vom Schöllkraut (Chelidonium majus)


Bild 3 Auflichtfluoreszenz mit Blauanregung (Primärfluoreszenz), erhitzter Niederschlag vom Inhaltsstoff des vertrockneten Stängelbruchs vom Schöllkraut (Chelidonium majus)


Bild 4 Durchlicht-Pol (gekreuzte Polfilter), erhitzter Niederschlag vom Inhaltsstoff des vertrockneten Stängelbruchs vom Schöllkraut (Chelidonium majus)

Gut zu erkennen sind die Kristalle im Niederschlag. Es ist nicht viel und sie sind sehr klein. Bessere Ergebnisse bekommt man vermutlich, wenn der Bruch feiner zermahlen und ein Temperaturmanagement eingestellt wird auf den Niederschlag mit dem auskristallisierten Berberin.

Hier noch weitere Forumsbeiträge zum Schöllkraut (Chelidonium majus):

Hans-Jürgen Koch: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16740.0
Heiko: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16406.0
Jens Hallfeldt: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16343.0
Rainer Teubner: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16234.0
Klaus Henkel: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13623.0
Rolf-Dieter Müller: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13609.0

Viele Grüße
Rolf-Dieter Müller

rekuwi

Lieber Rolf-Dieter,

die Erfahrung, daß in vermeintlich trockenen Pflanzenteilen beim Sublimieren sich noch Feuchtigkeit niederschlägt habe ich auch schon gemacht (allerdings mit meiner sehr primitiven Methode eine Kerzenflamme dafür zu verwenden  ;D).
Dein Bild im Hellfeld ist vielleicht gerade deswegen besonders schön (finde ich jedenfalls) weil dieser "Schaum" so scharf von Dir getroffen ist.

Bei solchen Kristallen habe ich immer das Problem die im polarisierten Licht gut abzulichten. Sind schon schwierige Gebilde.
Danke fürs Zeigen.

Herzliche Grüße
Regi 

Heiko

Hallo Regi, hallo Rolf-Dieter,

ich hatte nicht angenommen, dass es sich bei den Tröpfchen um Feuchtigkeit handelt – an ein ,,Öl" dachte ich ...

Viele Grüße,
Heiko

Fahrenheit

Lieber Rolf-Dieter,

Deine Sublimationsexperimente führen immer wieder zu überraschenden und sehr ästhetischen Bildern! Grade auch hier mit dem mitgerissenen Wasser. Danke fürs Zeigen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rolf-Dieter Müller

Liebe Regi, so primitiv ist Deine Methode doch gar nicht, beinhaltet sie ja alle wesentlichen Merkmale für eine erfolgreiche Sublimation. Besonders Dein Abstandshalter gefällt mir und ich darf in diesem Zusammenhang gerne darauf verweisen: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14821.0

Lieber Jörg und Heiko, Wasser oder nicht, das ist jetzt hier eine entscheidende Frage. Wenn H2O, dann ist es nachträglich angezogen. Die Sublimation erfolgt ja bei >>200° Celsius in einer zwar nicht ganz luftdichten aber halbwegs abgeschlossenen Kammer.

Ich muss dem mal nachgehen, Material habe ich ja noch.

Viele Grüße
Rolf-Dieter