5:1 mit Zhongyi Mitakon Creator 85mm f/2.8 1-5X Super Macro

Begonnen von Kurt Wirz, Februar 09, 2021, 15:25:15 NACHMITTAGS

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Kurt Wirz

Hallo

Das Schildchen des Afrikanischen Rosenkäfers.
Das Mitakon 85mm ist kein sehr hoch auflösendes Objektiv und zeichnet auch nicht extrem kontrastreich.
Für analytische Fotografie, wo das kleinste Detail möglichst kontrastreich erkennbar sein soll, ist das Objektiv nicht geeignet,
jedoch für schöne und gleichmässig beleuchtete Bilder.
Das etwas geringere Auflösungsvermögen, im Vergleich zu optimal auflösenden Objektiven bei 5:1,
lässt sich mit angepasster Bildbearbeitung kompensieren.
Der freie Arbeitsabstand bei 5:1 beträgt 88mm.
Einen derart hohen freien Arbeitsabstand und Auflösung, erreich man mit anderen Objektiven, Balgen/Zwischenringe, Konverter nicht
und schon gar nicht mit dieser kurzen Länge des Objektivs.


http://files.homepagemodules.de/b649264/f7t4000p29843n2_DnSZdrty.jpg
Kamera: Nikon D810
Objektiv: Zhongyi Mitakon Creator 85mm f/2.8 1-5X Super Macro, verbesserte Mark II-Version
Belichtungszeit: Blitz
Blende: 2.8
ISO: 125
Beleuchtung: 4 Blitzgeräte
Diffusor: Schreibpapier
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW
Stativ: Reprostand
Freier Arbeitsabstand, WD (mm): 88
Artenname: Eudicella gralli hubini
Multishot-Technik: Stack
Stacking Software / - Methode: Zerene Stacker / PMax
Abbildungsmassstab: 5:1
Anzahl Stackschritte: 63
Durchschnittliche Stackschrittgrösse (mm) mit Cognisys StackShot: 0.015



Zum Vergleich beträgt bei 5:1 der freie Arbeitsabstand mit dem ZEISS Luminar 63mm 1:4.5/A0.11, 66mm
und die Auflösung ist lediglich gerade noch sichtbare 10% höher.
Die Länge des Luminar 63mm mit Zwischenringen beträgt dabei 320mm,
die Länge des Mitakon bei 5:1 misst lediglich 165mm.

Beim Rodenstock APO Rodagon (N) 1:2.8, f = 50mm beträgt bei 5:1 der freie Arbeitsabstand 44mm,
jedoch ist die Auflösung um den Faktor 1.5 höher.
Die Länge Objektiv mit Zwischenringen/Balgen beträgt dabei etwa 275mm.

Für sanft und gut ausgeleuchtete Objekte ist das Mitakon 85mm passend.

Hier ein Bild bei 2:1, freier Arbeitsabstand 155mm.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?PHPSESSID=7087a79134aaaefda1df7f48515fc5cc&topic=40032.0

Kurt

Kurt Wirz

#1
Hallo

Einige Gedanken, Worte und Bilder, weshalb mich das Zhongyi Mitakon Creator 85mm f/2.8 1-5X Super Macro, Mark II-Version interessiert.

Das Laowa 25mm F 2.8, 2.5-5X Ultra Macro löst höher auf.
Für flache Objekte ideal, beim Stacken von Objekten mit grosser Tiefe gibt es aber Probleme,
da sich die Perspektive vom ersten zum letzten Bild des Stacks stark ändert,
je stärker dies der Fall ist, umso länger werden auch die Striche (Artefakte) an Rand des Stacks.

Das erste Bild zeigt eine Übersicht einer Steckerleiste,
mit einem normalen entozentrischen Foto-Objektiv, AF MICRO NIKKOR 105mm 1:2.8 D.
Die Stifte (Kontakte) links und rechts sieht man leicht seitlich.


Nun ein Stack mit dem entozentrischen Laowa 25mm F 2.8, 2.5-5X Ultra Macro
bei stärkerer Vergrösserung, 5:1 mit der Nikon D810, Vollformat.

Die Stifte links und rechts sieht man leicht von der Seite.
Die Striche (Artefakte) am linken und rechten Rand sind lang.

Folgend ein Stack mit einem objektseitig telezentrischen Objektiv, 5:1 mit der Nikon D810, Vollformat.
Melles Griot, INVARIGON P/N 59 LGU 042

Alle Stifte sieht man sauber von Oben, die Auflösung bei telezentrischen Objektiven ist oft nicht optimal.
Sie werden zur Produktkontrolle verwendet und nicht für schöne Bilder.

Und nun ein Stack mit dem
Zhongyi Mitakon Creator 85mm f/2.8 1-5X Super Macro, Mark II-Version, 5:1 mit der Nikon D810, Vollformat.

Alle Stifte sieht man von Oben, links und rechts nur ganz minim von der Seite.
Die Striche (Artefakte) sind kürzer wie beim Laowa 25.
Dies auch, weil der freie Arbeitsabstand grösser ist und das
Zhongyi Mitakon Creator 85mm objektseitig leicht telezentrisch ist.
Ein klar erkennbarer Unterschied zum entozentrischen Laowa 25mm

Verzeiht die schlechte Bildqualität,
der Unterschied der perspektive ist aber klar erkennbar.

Für Stacks mit grosser Tiefe kann leicht telezentrisch ein Vorteil sein,
die Zukunft wird es zeigen.

Kurt

bernd552

Hallo Kurt,

danke für deinen ausführlichen und interessanten Beitrag, der mir bei meinen Überlegungen für ersten Schritte in die Stackingwelt weiter hilft!

LG
Bernd

TPL

Hallo Kurt,

auch von mir großen Dank für diese tolle Dokumentation! Das hilft wirklich, zumal ich nun endlich weiß, wie ein nicht-telezentrisches Objektiv heißt. Wenn ich es recht verstehe, sind heute nahezu alle Consumer-Makro-Objektive (wie auch Dein AF-Nikkor 105/2,8) nicht telezentrisch, sondern erreichen die größten Abbildungsmaßstäbe durch eine (nicht dokumentierte) Kombination aus Auszugsverlängerung und Brennweiten-Verkürzung. Richtig?

Viele Grüße,
Thomas

Kurt Wirz


B.Neuhaus

#5
Hallo Kurt,

vielen Dank für Deinen erhellenden Beitrag zum Vergleich der Makroobjektive von Laowa und Zhongyi. Wenn ich die Homepage des Vertriebs von Zhongyi richtig verstanden habe, ist dieses Objektiv nur bei der Vergrößerung 1:1 telezentrisch und bei 5:1 entozentrisch:

"Mit dem neuen Mitakon sind extreme Makroaufnahmen möglich, die von natürlicher Größe (1x) bis hin zu fünffacher Vergrößerung (5x) reichen. Dieser Vergrößerungsmaßstab wird einerseits über die spezielle Auszugsverlängerung, andererseits durch die Veränderung der Brennweite erzielt.
So stehen dem Benutzer ein Brennweitenbereich von 25mm für eine fünffache Vergrößerung (5:1) bis 85mm für Aufnahmen in Originalgröße (1:1) zur Verfügung."
Quelle: https://hapa-team-blog.de/zhongyi-mitakon-creator-85mm-super-makroobjektiv/
vgl. auch: https://www.mitakon-zhongyi.de/product-page/creator-85mm-f2-8

Das Zhongyi müsste also bei 5:1 das für das Laowa gezeigte Verhalten zeigen? Oder sitze ich hier einem Denkfehler auf?

Viele Grüße,
Birger

Nachträgliche Änderung: Man sollte schon richtig lesen und die Abbildungsmaßstäbe nicht vertauschen :-[.

Kurt Wirz

Hallo Birger

Die drei Vergleichsbilder oben, sind bei einem Abbildungsmassstab von 5:1,
freier Arbeitsabstand ca. 88mm.
Ich habe vergessen dies zu erwähnen, habe es jetzt nachgeholt.
Das Objektiv ist somit bei 5:1 leicht telezentrisch.

Bei einem hohen freien Arbeitsabstand von 240mm bei 1:1 mit dem Zhongyi Mitakon Creator 85mm f/2.8 1-5X Super Macro, erstaunt nicht, dass das Bild telezentrisch wirkt.
Das ist mit einem entozentrischen Objektiv, z.B. Rodagon 150mm bei 1:1 und einem freien Arbeitsabstand von 270mm auch so.

Bei weiteren Bilder (Stacks) die ich mit dem Zhongyi Mitakon 85mm und dem Laowa 25mm zum Vergleich angefertigt habe,
mit Überschneidungen von Fühler und Bein eines Insekt, die in der Tiefe weit entfernt waren,
habe ich betreffend Artefakten keinen markanten Unterschied erkennen können.
Also, ein tiefer Stack mit Überschneidungen, wird mit diesem leicht telezentrischen Objektiv nicht erwähnenswert besser.
Die Perspektive am Bildrand bei 5:1 ist unterschiedlich, jedoch hat es nicht weniger Artefakte.

Kurt

B.Neuhaus

Hallo Kurt,

auch für diese Erläuterungen vielen Dank. Ich hätte es in meinem vorherigen Beitrag vielleicht deutlicher formulieren sollen, was mich wunderte. Ich war offensichtlich vorbelastet durch die Erfahrungen der allgemeinen Fotografie und daraus resultierend die Annahme, dass eine Brennweite von 25 mm (5:1) zwangsläufig entozentrisch sein muss wie bei einem Weitwinkelobjektiv, während eine Brennweite von 85 mm (1:1) für mich telezentrisch aussah wie bei einem Teleobjektiv gleicher Brennweite. Ich habe also fälschlich kurze Brennweite mit entozentrisch gleichgesetzt und längere Brennweite mit telezentrisch. Offensichtlich kann man jedoch auch bei kurzen Brennweiten von 25 mm ein Makroobjektiv telezentrisch bauen, wie Deine Bilder ja zeigen.

Viel Grüße,
Birger