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Polarisierendes Rätsel

Begonnen von Klaus Herrmann, Oktober 13, 2013, 20:12:49 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

das Rätsel dürfte meiner Meinung nach nicht ganz einfach sein - sicher gibt es auch nicht viele, die sagen...klar doch hab ich doch neulich erst gesehen!
Deshalb vorab die Info: es ist ein Dünnschliff einer weltberühmten Firma, die allerdings nicht mehr exisiert. Welche es ist: für die Kenner leicht!

Ja und hier der Schliff: 4x die selbe Stelle Hellfeld, linerar polarisiert, X Polarisatoren und - habs gerade gesehen Bezeichnung auf den Bild ist falsch - XPL mit Lambda










Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

Lieber Klaus,

ich habe keine Ahnung, um was es sich da handeln könnte, aber Deine letzte Aufnahme gefällt mir ausnehmend gut.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Thilo Bauer

Das ist einfach. Der Turm der blauen Pferde wurde soeben wieder gefunden. Ich mag Kubismus.

Heiko

Lieber Klaus,

da Dein Rätsel eh' nicht gelöst werden wird, zeige ich hier einmal ein ,,Dünnsublimat" der Firma Physcia aus Tenella:



Die sind – weniger ,,wertig" produzierend – noch gut im Geschäft und allenthalben präsent.

Viele Grüße,
Heiko

;)

olaf.med

Lieber Heiko,

Zitatda Dein Rätsel eh' nicht gelöst werden wird,...

so leicht lassen wir Klaus nicht davonkommen. Wir versuchen es wenigstens.

Lieber Klaus,

hier einmal die Dinge, die ich an den Bildern erkenne:


  • Es handelt sich definitiv um Kristalle, die aus der Schmelze kristallisierten, und ich erkenne noch Glas in den Zwickeln. Wenn es sich um ein Gestein handelt ist es also ein Vulkanit
  • Im linear polarisierten Licht erkenne ich einen schwachen Pleochroismus. Wie steht Dein Polarisator? Nord-Süd oder Ost-West?
  • Die Doppelbrechung ist - normale Schliffdicke vorausgesetzt - ca. 0,02 und die Elongation negativ, wenn Du nicht in einem Anfall von künstlerischer Freiheit das Bild verdreht hast.
  • Die Querschnitte sind quadratisch bis pseudoquadratisch und die Kopfschnitte fast isotrop. Also tippe ich auf tetragonal bis pseudotetragonal. Gibt es eine Information über das konoskopische Achsenbild?

Als ersten Schnellschuß wage ich mal eine Ferndiagnose (bin ja kein Mediziner, bei dem das tödlich enden könnte): Pyroxen

Da wir die letzten Tage ja viel von Möller gelesen haben, bin ich sicher, dass Du alle Deine Möller-Präparate durchgemustert hast. Dies wäre daher ein möglicher Hersteller, obwohl der gar nicht so bekannt für seine Dünnschliffe war. Wahrscheinlicher sind die Firmen Voigt & Hochgesang, Dr. Steeg & Reuter oder Fuess.

Bis gespannt! Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Klaus Herrmann

#5
Lieber Olaf,

es war ja zu befürchten, dass du Wesentliches gleich erkennst. Der Hersteller V&H war für dich leicht, weil so viele Möglichkeiten gibt es ja nicht - du hast alle wesentlichen genannt.

Die Schliffsammlung kommt aus einem Industrielabor, das vor 10 Jahren vom "unnützen Schrott" befreit wurde. ;D
Bevor ich weitere Infos gebe erst noch 2 Bilder. Diese Dendriten kommen verstreut auf dem ganzen Schliff vor. Sonst sieht er sehr homogen aus. Die länglichen Baguettes mit quadratischem Querschnitt, wie du richtig erkannt hast liegen wirr durcheinander. Glas ist auch wahrscheinlich. Wenn diese Info nicht weiter helfen, dann sag ich in der nächsten Antwort in welcher Stadt das Labor steht.

Der Polarisator liegt Ost-West. Aber es kann sein, dass ich die Bilder alle um 90° gedreht habe - weil die Kamera manchmal aus mir nicht erklärlichen Gründen selbständig Hoch- und Breitformat wechselt.

Was ich noch gestehen muss: Die Poleinrichtung ist "gebastelt" der Analysator sitzt definiert, aber der Polarisator liegt auf der LFB und das Lambda habe ich "nach Auge" drauf gelegt!

Edit: sind die Kopfschnitte wirklich isotrop?

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus,

aus Deiner Antwort schließe ich, dass ich mit Pyroxen doch offensichtlich daneben lag. Ist es denn überhaupt ein Gestein, oder doch ein Industrieprodukt?

Die Skelettkristalle sind wunderschön, aber für die Diagnose auch nicht sehr hilfreich. Kannst Du denn ein Achsenbild machen und uns verraten, ob es einachsig oder zweiachsig, positiv oder negativ ist.

ZitatWenn diese Info nicht weiter helfen, dann sag ich in der nächsten Antwort in welcher Stadt das Labor steht.

Das Alter des Laboranten wäre auch sehr hilfreich  ;D

Meine Frau löst Kreuzworträtsel und Sudoku ... ich finde das hier viel spannender ;)

Herzliche Grüße,

Olaf
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Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

Zitatoder doch ein Industrieprodukt?
Damit wird es im doppelten Wortsinn sehr heiß! ;)

Die Stadt ist Selb und das Alter des Laboranten schätze ich auf ca 70-80 Jahre, wenn er noch lebt. ;)

Damit bin ich aber schon am Ende, weil auf dem Schliff leider nur steht 57,6% Al2O3 und unten ist noch vermerkt 100 HD-Ton; 30 Sägemehl, 10 ...Späne (undeutliche Bleistiftschrift).
Könnte sein, dass das die Poliermischung ist ???

Es ist also sicher eine Industriekeramik und da eine Feuerfest-Masse auf der Basis Al-Oxid. Leider gibt es keinerlei Aufzeichnungen oder Laborjournale dazu. Solcher "Krempel" wird ja als erstes entsorgt.
Ich habe im Mac Kenzie Atlas magmatische Gesteine ein Bild gefunden von Olivindentritten in künstlicher Olivin-Basaltschmelze. Aber solche Dendriten wird es von vielen Verbindungen geben.

Es gibt auch noch Schliffe von Ofenauskleidungen, wo in der "Feuerseite" lange spießige Kristalle wachsen. Und zum Glück sind auch eine Reihe schöner Gesteinsschliffe dabei - leider auch fast alle nur mit einer Nr. Also wahrscheinlich Übungspräparate zu denen das Lösungsheft fehlt!

Kennst du Literaur mit Dünnschliffen aus diesem Feuerfest-Gebiet ?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Aha, Klaus, also eine echtes Rätsel (auch für Dich!).

Wenn es eine Aluminium-reiche Hochfeuerfest-Keramik ist, dann handelt es sich mit fast 100%-iger Sicherheit um Mullit. Du müßtest aber doch bitte einmal überprüfen, ob die Elongation positiv ist. Das geht sehr einfach: wenn Du den Kompensator Rot I darüberschiebst sollten die Kristalle, deren Längserstreckung parallel zu dem auf dem Kompensator eingravierten Pfeil für nz (oder nGamma - Zeichen für Gamma leider im Nachspann Deines Fensters nicht verfügbar :() orientiert sind, blau werden, die senkrecht dazu gelb.

Literatur gibt es sicher zuhauf, aber die habe ich hier nicht verfügbar.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Wolfram Weisshuhn

Lieber Klaus, aus einigen Indizien möchte ich folgendes vermuten:

Selb, >Rosenthal, >technische Keramik, geschliffene Probe, Hochfeuerfest Keramik könnte ein Hochspannungs Isolator sein, hoher Aluminium Anteil, Firma existiert nicht mehr.

mit freundlichen Grüßen

Wolfram

Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

ja natürlich auch für mich ein Rätsel - und da ich es ja gar nicht auflösen kann habe ich auch alles Preis gegeben, was ich weiß!

Mullit und Sillimanit kamen mir natürlich auch in den Sinn. Deinem Hinweis bin ich mühsam nachgegangen, weil ich leider kein richtiges Polmikroskop mehr habe, wie du weißt - der neue Besitzer ist nach wie vor begeistert.
Eine Stunde hat es mich gekostet, bis ich den banalen Fehler bemerkte: ich hatte einen Polarisator auf der LFB und einen weiteren unter dem Kondensor, den ich völlig übersah. Als ich dann in einer Stellung völlige Dunkelheit hatte und alle Schieber überprüft - ob sie nicht vielleicht im Lichtweg sitzen - hab ich endlich gemerkt, dass da ein Polarisator angesetzt ist. Das WL benutze ich sehr selten.. was soll man sagen!  :-[
Als alter Hase würde man dem Anfänger sagen: "sowas passiert halt, wenn man noch keine Erfahrung hat!" ;D

Also: dein Test hat bestätigt: von hellgelb nach blau. Vielen Dank!

Allerdings habe ich kein Achsenbild bekommen. Ich habe aus der Demosammlung mit Dickschliffen problemlos Achsenbilder erhalten, aber hier: gar nichts. Objektiv 40/0.85 Pol; Kondensor 0,9. Was könnte ich falsch machen?

# Wolfram, danke für deinen Hinweis, aber alle Proben scheinen eher aus dem Ofenbau zu kommen, wie die Hinweise auf den Proben vermuten lassen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus,

ja, auf die harte Tour lernt man sein Mikroskop kennen  ;D. Keine Sorge, passiert jedem! Letzte Woche habe ich verzweifelt versucht an einem Dialux mit einem Objektiv 3.2 x ein Bild zu bekommen - Fehlanzeige. Mit einem anderen Objektiv ging es sofort und völlig problemlos. Ich weiß bis heute nicht warum!

Zurück zum Thema: wahrscheinlich sind Deine Kristalle einfach zu klein für ein vernünftiges Achsenbild. Bei diesen Winzlingen benötigt man schon richtiges Werkzeug, also solches mit einem roten Punkt. Die besseren davon haben eine einklappbare Lochblende zum Ausblenden kleiner Körner (bzw. eigentlich der störenden Einflüsse des Umfelds). Ganz früher - vor etwa 50 Jahren - gab es sogar Bertrand-Linsen, die mit einer Irisblende versehen waren und noch viel früher - vor etwa 100 Jahren - die Kleinsche Lupe mit einem entsprechenden Ramsden Okular für denselben Zweck.

Herzliche Grüße,

Olaf
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TPL

Hallo Klaus,

wie Olaf schreibt: die Größe wird's sein. Probier doch mal ein Hunderter mit einem 1,3-Kondensor, dann müsste es besser gehen. An einem WL lässt sich außerdem der Achsenbildertubus anbringen, der die genannte Irisblende enthält, um wirklich kleine Körner schön zu begrenzen. All das funktioniert natürlich nur, wenn Tisch und Optik perfekt zentriert sind, denn ansonsten eiert das Objekt aus dem Gesichtsfeld und das Achsenbild verschwindet.

Ach so und
Zitatalle Proben scheinen eher aus dem Ofenbau zu kommen
passt ganz gut zu Mullit und anderen Refraktär-Werkstoffen, wenngleich es da doch noch diese Phasen gibt, die aus magnesit gebrannt werden...  Olaf, hilf mir mal...

Beste Grüße
Thomas

Klaus Herrmann

Hallo Thomas,

Zitatmagnesit gebrannt werden...  Olaf, hilf mir mal...
ja aber fast 60% Al2O3 da passt Mullit schon!

Zitatgenannte Irisblende

so man hat... die Endlichoptik bau ich ja gerade ab. Aber für das BX 50 ist die Polausrüstung leider kostspielig!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Thomas,

Zitatwenngleich es da doch noch diese Phasen gibt, die aus magnesit gebrannt werden...  Olaf, hilf mir mal...

Das ist in Abwesenheit von SiO2 Periklas (MgO), ansonsten entsteht wohl Forsterit (Mg-Olivin, Mg2SiO4).

Herzliche Grüße,

Olaf
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