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Polarisierendes Rätsel

Begonnen von Klaus Herrmann, Oktober 13, 2013, 20:12:49 NACHMITTAGS

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Bastian

Also ich finde das Ganza ausgesprochen interessant.

schaut euch doch mal das Phasendiagramm an, dann wird schon vieles einfacher, obwohl Olaf natürlich schon alles Wesentliche gesagt hat:
ZitatWenn es eine Aluminium-reiche Hochfeuerfest-Keramik ist, dann handelt es sich mit fast 100%-iger Sicherheit um Mullit.
Dennoch, Dreiecksdiagramme sind eine schöne Sache (:


Quelle: Teaching Phase Eqilibria des Carleton College der Montana State University. Die Seite "Teaching Phase Equilibria" ist übrigens sehr schön gemacht und man kann auch als Nichtmineraloge nahezu alles verstehen, was dort erläutert wird.

Thomas, ich denke aber dass es mit 57.6 Gew% Al2O3 wohl eher kein Forsterit sein kann, auch Periklas kann es nur geben wenn da etwas weniger Al2O3 dabei ist.

ZitatDamit bin ich aber schon am Ende, weil auf dem Schliff leider nur steht 57,6% Al2O3 und unten ist noch vermerkt 100 HD-Ton; 30 Sägemehl, 10 ...Späne (undeutliche Bleistiftschrift).
Ich halte das durchaus für das Tonrezept. Nun weiss ich  nicht wie alt die Probe ist, die Du da in den Händen hältst. Aber Zuschlag von organischem Material zu den Ofenlehmen gibt es bald so lange wie es Öfen gibt. Jetzt mal als Archäologe gesprochen.

Viel Spaß,
Bastian

Klaus Herrmann

Vielen Dank Bastian,

toll, was die da zur Verfügung stellen!

Zum Phasendiagramm eine Frage: Wie kann man daraus Mengenverhältnisse ablesen?

Zur Rezeptur: dann muss ich versuchen das Unleserliche zu entziffern.

Meine Info über das Alter so gegen 1935 - aber völlig unbestätigt! Ich weiß nicht mal, ob V&H da noch exisiert hat. Dazu kann Olaf sicher was sagen!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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TPL

Vielen Dank, für die schöne Auffrischung, Olaf und Bastian!

Ich meinte den Periklas, aber das geht natürlich nicht, bei einem so hohen Al-Anteil.

@Klaus: an den Ecken des ternären Diagramm ist der Anteil des jeweiligen Bestandteils 100% und die Achsen dazwischen sind linear. Die Mengenverhältnisse lassen sich aus den Distanzen zu den Eckpunkten ablesen.

Viele Grüße
Thomas

Bastian

#18
Klaus,
Thomas war schneller, aber ich habe dafür das Ganze "quick and dirty" mit ein paar Zahlen versehen...
"Quelle: Teaching Phase Equilibria, des Carleton College des University of Montana.".
Die Zahlen stehen in diesem Diagramm für Gewichstprozente.
Bastian

olaf.med

Hey, ihr Keramiker, jetzt wird's ja richtig mineralogisch mit Phasendiagrammen etc :) :) :) Prima!

Nach wie vor bin ich sehr sicher, dass es sich bei den Kristallen um Mullit handelt - alle optischen Befunde sprechen dafür. Der chemische Rest der Apothekenmischung steckt im Glas.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Bastian

Weil es soviel Spaß macht, hiernoch eines. Dieses mal mit der 57,6% Linie eingezeichnet..


Bastian

Klaus Herrmann

ZitatIch weiß nicht mal, ob V&H da noch exisiert hat.

Dazu habe ich jetzt eine verlässliche Antwort: in Rosenbauer Mikroskopische Präparate ist Voight & Hochgesang ausführlich abgehandelt: 1896 gegründet und am 31. 12. 1954 Ende der Produktion. Im Jahre 1900 hat sie 15 verschiedene Dünnschliffsammlungen vertrieben. Zusätzlich hatten sie 600 Gesteine am Lager, von denen auf Bestellung Dünnschliffe hergestellt wurden.
Die Keramik-Serie ist sicher eine Auftragsarbeit gewesen, die ein Hersteller von Feuerfest-Keramik anfertigen lies. Es gibt z. B. auch "Tunnelofen".

Ich habe hier noch 2 Beispiele, auf denen man die Schrift gut lesen kann: Schliff 6:  55,7 AL2O3 und unten die "Rezeptur": 70% C-Ton; 30% Al2O3; 10% Sägespäne. Auch damals wurde schon 110%ig gearbeitet! ;)
Könnte sein, dass die obere Angabe das Analysenergebnis des fertigen Produkts ist.

Schliff 5: 75,2% Al2O3 und unten die "Rezeptur": 90% C-Ton und 10% Al2O3

Bastian vielen Dank! Dass die Seiten des Dreiecks linear unterteilt sind hatte ich schon angenommen. Das ist aber ein 3-Stoffsystem; wie findet man die Zusammensetzung von allen 3 Komponenten in dem Diagramm?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Bastian

#22
Klaus,
ZitatDas ist aber ein 3-Stoffsystem; wie findet man die Zusammensetzung von allen 3 Komponenten in dem Diagramm?
Du verfährst analog zum Al2O3, nur dass Du deine Striche parallel zu den anderen Seiten des Diagramm einzeichnest. Du musst auch nur noch einen weiteren Werte eintragen. Der dritte verläuft dann durch den Schnittpunkt der ersten beiden Linien.

ABER: wir wissen nicht was sich hinter dem C-Ton verbirgt. Ich hatte es nur wegen Thomas Frage nach diesen Phasen,
Zitatdie aus magnesit gebrannt werden...
herausgekramt.

Hauptbestandteil des Tones dürften wohl auch Al2O3 und SiO2 (als Analysewert gesehen) sein, aber welche Tonminerale genau (und was sonst noch so) waren im C-Ton. Wenn der Ton ein Kaolin war (Tonmineral Kaolinit : etwa 40% Al2O3, 35% SiO2 1,5% TiO2, Rest Wasser) dann kannst Du es ja schon im Zweistoffsystem ausrechnen, und solltest auf jeden Fall beim Mullit landen, wie es im übrigen (und ich werde nicht müde das zu wiederholen) Olaf ja auch schon geschrieben hat.

Bastian

TPL

#23
Zitat von: Klaus Herrmann in Oktober 15, 2013, 17:01:03 NACHMITTAGS(...) wie findet man die Zusammensetzung von allen 3 Komponenten in dem Diagramm?

Hallo Klaus,
zeichne drei Geraden durch den zu bestimmenden Punkt, jeweils parallel zu den Seiten des Dreiecks und lies an den Kanten ab. (sehe gerade, dass Bastian es schon geschrieben hat).

Der Ton, den man in Selb sicher aus nahen Gruben im Bayerischen Wald bezogen hat, ist sehr kaolinitreich, daher passt das gut. Es ist ein Residual-Sediment, deshalb sind die instabilen Feldspäte, Chlorit, etc. selten bis abwesend. Die "üblichen Verdächtigen", Illit und Vermiculit können noch ein bisschen Kalium beisteuern und SiO2 gibt es eher reichlich in diesem Ton-Quarzsand-Gemenge.

Ternäre Grüße, Thomas

Leopold

Ich staune darüber, was man alles wissen oder herausfinden kann. Bin immer wieder beeindruckt.

Nun bin ich aber stutzig geworden, bei dem Hinweis von Klaus Hermann auf 110 % im Zusammenhang mit den Sägespänen. Ich hab ein ganz klein wenig Hintergrund beizutragen. Töpfer glasieren ihre Waren manchmal mit einer Brühe, die sie aus Holzasche und Wasser anrühren.
Beim Brennen einer Tonware würde natürlich das Sägemehl verbrennen und entweder Hohlräume entstehen lassen oder in Form von "Glasuranteilen" Spuren hinterlassen.

Vielleicht ist´s ja brauchbar für Experten.

Grüßle, Leopold

Klaus Herrmann

Danke Bastian,

das ist ja nun auch für mich klar, du hattest es ja schon angerissen mit der roten Linie.

Damit ist aber auch die Schlussfolgerung von Olaf schön bestätigt und Dank seiner Anleitung habe ich auch noch ein Mosaiksteinchen zufügen können - wenn auch durch Irrwege verzögert. Aber ich habe auch wieder Wissen aufgefrischt: mit 3 Polfiltern kann es ganz schön dunkel werden! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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