Radiolarienkalk - wie aufbereiten?

Begonnen von plaenerdd, Oktober 28, 2013, 10:16:40 VORMITTAG

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plaenerdd

Liebe Radiolarienfreunde,
Ich habe eine Probe Radiolarienkalk von Barbados, die ich gerne aufbereiten würde. Beim Durchsuchen des Forums fand ich immer wieder Beiträge über Radiolarien, aber leider keinen Hinweis, wie man die Rohproben behandelt. Da es sich laut "Beipackzettel" um Radiolarienkalk handelt und die Radiolarien selber nicht säurelöslich sind, würde ich als erstes mit HCl entkalken und dann mit H2O2 die Trennung der Partikel  befördern. Danach käme eine Größen- bzw. Sinkgeschwindigkeitsfraktionierung im Sektglas dran. So mein Plan. Es ist aber eine sehr kleine Probe, die ich nicht verderben möchte. Ist mein geplantes Vorgehen so richtig oder hat jemand einen besseren Tipp?

Freue mich auf Eure Tipps!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Hugo Halfmann

Hallo Gerd,

was Du brauchst, ist die Einführung in das Studium der Radiolarien von Gerhard Göke  ;).
Viel Spaß beim Lesen, das pdf lässt sich prima ausdrucken! ;D
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

plaenerdd

Hallo Hugo,
Danke für den Tipp! Das Dokument habe ich bestimmt schon seit einem halben Jahr auf dem Rechner, sogar mal rein geschmökert, aber nicht aufmerksam gelesen. "Wozu in die Ferne schweifen? Sieh das Gute liegt so nah!" wusste schon Goethe.
Danke
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Inverses: Willovert mit Ph

Herbert Dietrich

Hallo Gerd,

wenn Du nach Göke vorgehst, versuche mal eine Probe ohne die Schwefelsäure-Behandlung zu gewinnen.
Nach meiner Erfahrung ist so gut wie kein organisches Material mehr in dem fossilen Mergel.
-Ich kann mich aber da auch täuschen?!
Das Sediment aus dem Sektglas habe ich in dünner wässriger Lösung auf die Rückseite eines Spiegels ausgebracht,
sobald es ganz trocken ist habe ich es mit einem weichen Pinsel vorsichtig auf eine zweite Spiegelrückseite "gekehrt"
Das Gebrösel blieb auf der ersten Scheibe und die Radiolarien lagen nun relativ rein auf der zweiten Scheibe.

Vielleicht sträuben sich nun den Experten die Haare, aber für mich ist das die einfachste Art der Trennung.
Für schonendere und einfachere Methoden bin ich dankbar.

Herzliche Grüße
Herbert

Dr. Jekyll

Hallo Herbert,

Das Gebröselt solltest Du dir noch einmal anschauen. Es sind oft noch winzigste Radiolarien enthalten. Diese siehst Du nicht mit einem Stereomikroskop, sondern nur bei stärkerer Vergrößerung ( nimm halt dein Orthoplan ;-) )
Die großen, besonders schönen Radiolarien sind oft noch mit Gebröselt gefüllt, dieses entferne ich erfolgreich mit einem Ultraschallbad. Die meisten überstehen es gut ( Zeit empirisch ermitteln!).

Beste Grüße
Harald


Beste Grüße
Harald

Herbert Dietrich

Lieber Harald,

das Gebrösel werde ich mir künftig doch genauer ansehen.
Bisher habe ich versucht, die größeren Radiolarien schön in Reihe zu legen.
Erste Erfolge waren schon da, aber noch nicht so perfekt wie ich's wollte.
Der nächste Winter kommt bestimmt, dann gehts zum zweiten Versuch.
Ich habe ein Ultraschall gerät von ALDI, das hat nur eine schwache Leistung,
da bleiben bei einem drei-Minuten-Bad die Radiolarien unbeschädigt.

Übrigens, sämtliche delaminierten Okulare sind wieder wie neu,
ich habe Deine und meine Methode kombiniert.

Herzliche Grüße
Herbert


Dr. Jekyll

Hallo Gerd, hallo Herbert,

die "Gebrösel-Fraktion" enthält auch zahlreiche Diatomeen, also nicht einfach verwerfen ;)

Beste Grüße
Harald
Beste Grüße
Harald

plaenerdd

#7
Hallo Harald,
ich habe zwar 3 verschieden Fraktionen gewonnen (durch Aufwirbeln im Sektglas und Abgießen nach unterschiedlichen Sinkzeiten), aber ich habe von allen drei Fraktionen Dauerpräparate hergestellt. Rein ästhetisch betrachtet sind die großen Radiolarien schon die Schmuckstücke.

Meine Aufbereitung sah so aus, wie ich sie schon anfangs skizziert hatte: Entkalken mit HCl und trennen mit H2O2, beides im kochenden Wasserbad. Zum Gegensteuern nach der Entkalkung habe ich ein wenig Sodalösung eingesetzt. Nach dem Fraktionieren habe ich getrocknet, mit Xylol angefeuchtet und in Eukitt eingeschlossen. Die richtige Menge Xylol, bzw. der richtige Grad der Verdunstung des selben, ist etwas kritisch. Wenn man den Eukitt zu sehr verdünnt schwindet er beim Trocknen zu sehr und zieht vom Rand Luft. Hat man zu wenig Xylol bleiben Blasen in den Hohlräumen. Deshalb habe ich die Tröpfchen mit dem Xylol-Eukitt-Radiolariengemisch nach dem Auftropfen auf die runden Deckgläser erst noch wieder etwas eintrocknen lassen. Das ist aber auch wieder kritisch: Wenn man da zu lange wartet bildet sich eine Art Haut auf dem Tropfen, die verhindert, dass man das Deckglas gut auflegen kann. Also alles in allem eine Sache des richtigen Momentes. Habe eine Menge Ausschuss produziert, aber auch einige wirklich sehr schöne Präparate gewonnen. Und: die Hälfte der Probe ist noch unberührt. D.h. ich kann nochmal etwas experimentieren.

Beste Grüße und nochmals vielen Dank für die vielen Tipps, die ich zum Teil auch über PM und telefonisch noch bekommen habe!
Gerd

Beste Grüße
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Dr. Jekyll

Hallo Gerd,

Freut mich dass Du erfolgreich warst, Rdiolarien sind halt echt was fürs Auge.

Gruß
Harald
Beste Grüße
Harald