Leitz Stereomikroskop 1930er Jahre?

Begonnen von Lupus, November 09, 2013, 23:19:06 NACHMITTAGS

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Lupus

Hallo,
eine Frage an Leitz-Kenner:

Hat jemand genauere Informationen über den Fertigungszeitraum und Bezeichnung dieses Mikroskoptypes, eventuell Auszüge aus dem Herstellerprospekt? Es scheint der Vorgänger der bekannteren Stemis mit den schwarzen Objektiven aus den 50er Jahren zu sein?     
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17956.0







Interessanterweise hat man früher wohl gerne mit hohen Vergrößerungen gearbeitet, das Mikroskop ist mit Obj. 4x, 8x, 12x, Okular 8x und 18x (!) original ausgestattet, im Aufbewahrungsschrank ist das Leitz-Abnahmeprotokoll mit einer Vergrößerungstabelle von 32x - 216x angebracht.

Hubert


purkinje

Hallo Hubert, zur genaueren Einordnung einfach die Seriennummer ablesen und mit Hilfe von Wolfgangs Liste http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14826.0 zeitlich einordnen;
dein hier gezeigtes hat zwar noch keine schwarzen Objektive, ist aber nur wenig jünger (End40er/Anfang 50er) da die Stellräder an ihren Außenseiten bereits plan sind und dort nicht das Relief der "vor45er Modelle" aufweist, wegen des noch geschwungenen Hufeisenstativs tippe ich mal auf 1947-1951.
Wenn Du die Nummer verglichen hast sag uns doch bitte von wann es ist.
Ich habe das Mid50er Modell mit den schwarzen Objektiven und liebe es!

Lupus

Hallo Stefen,

Danke für die Info über die Liste. Das Herstelldatum meines Mikroskopes kenne ich, es ist vom 25.7.1949, Nr. 400318. Mich hätte allgemeiner interessiert, in welchem Zeitraum dieser Modelltyp gefertigt wurde (z.B. Beginn dieser Serie, Übergangszeitpunkt zu den schwarzen Objektiven und eckigem Fuß). Aber ich entnehme der Antwort bereits, dass offensichtlich dauernd kleinere Modelländerungen vorgenommen wurden und eine Festlegung wohl nicht möglich ist.

Ich liebe es auch, gute Optik und schönes Design. Fast zu schade zur Benutzung, aber ich ziehe es meist meinem anderen moderneren Stemi vor.

Hubert

ortholux

Lieber Hubert,

ich habe meine Literatur durchforstet, um die "Binos" zeitlich einzuordnen.

1897 erschien die erste Stereolupe.



Damals noch ohne Porroprismen zur Bildaufrichtung. Diese folgten erstmals 1910. Davon habe ich keine Abbildung. Diese Mikroskope blieben aber mindestens bis in 70er Jahre im Programm. Mit unwesentlichen Änderungen.

1931



1965



Mehr davon in diesem Thread:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5510.0;topicseen

1910 entstand das erste Stereomikroskop nach Greenough.



Ob es noch ein weiteres Modell bis 1931 gab, weiß ich nicht. Im Katalog von 1931 ist Deins als "neues Stereomikroskop" erwähnt. Es war in verschiedensten Ausführungen erhältlich. Mit Geradtubus oder Schrägtubus, Einzelobjektivaufnahme oder Wechsler. Und mit den eigenwilligsten Stativkonstruktionen für den jeweiligen Einsatzbereich.



Der Wechsel von den geschwungenen Triebknöpfen (s. oberstes Bild) zu den zylindrischen (wie bei Deinem) erfolgte um 1940. Leider muß ich Dich hier berichtigen, lieber Stephan.

Die neue Serie mit den schwarzen Objektiven wurde 1953 eingeführt und überlebte bis 1968. Auch diese mit einer ähnlichen Vielfalt an Varianten. Teilweise blieben die Stative des Vorgängers unverändert.



Diese Modelle wurden von RS und ES abgelöst. Hier das ES mit Einzelobjektivaufnahme. Das 1x Objektiv ist fest eingebaut.



Ab 1972 Rundete ein Zoom-Mikroskop, das Elvar, die Serie ab, welches parallel zum RS/ES angeboten wurde.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10257.msg73399#msg73399

Ab 1973 wurde die Sparte "Binos" sukzessive von Wild übernommen.

Viele Grüße
Wolfgang




purkinje

Hallo Wolfgang und alle Freunde von schwarzen Stereoskopen,
Dank erst einmal für diese, wieder einmal der Annalen des Forums würdige Darstellung.
Kurz noch eine Frage: waren die Stereomikroskope wirklich nur eine kleinere Nische, weil heute so wenige auftauchen oder aber waren es Arbeitspferde welche einfach "durch" sind und deshalb nur wenige erhalten (Könnte ich mir vorstellen, da ich gerade ein kleines Reichert Stereomikroskop von 1926 "aufmöbele", dem man sein früheres Dasein in der Werstatt eines großen Flugzeugturbinenbauers deutlich anmerkt ); hat jemand eine Ahnung wie da die Stückzahlen waren?

ortholux

#5
Vielen Dank lieber Stefan,

zu den Stückzahlen weiß ich nur so viel, daß die einfachen Stereolupen der am meisten gebaute Mikroskoptyp im Hause Leitz war. Diese Lupen wurden zu Tausenden an Werkzeugmaschinen montiert.

Was ich vergaß: die Chromobjektive der 30er - 50er und die späteren schwarzen Objektive sind zueinander voll kompatibel.

Während es bei den schwarzen nur 2x, 4x, 8x und 12x und ein 1x, das bei den Stativen ohne Wechsler angesetzt werden konnte, wenn man das Trägerstück abnahm, gab, waren es doch einige Chromobjektive mehr:



Das 7x ist übrigens eine Wasserimmersion, ferner gab es auch ein 1x und sogar ein 0,75x. Zu sehen hier:

http://www.leitzmuseum.org/MicroscopeTypes/1920-GUF-Microcope/slide1.html

Das als Ergänzung

Viele Grüße
Wolfgang

Lupus

Hallo Wolfgang,

herzlichen Dank für die umfassende Darstellung!!!

Interessant, wie man früher für jede spezielle Anwendung Modelle anbot.

Eine Ergänzung zur Objektivbestückung: Mein Mikroskoptyp hat zusätzlich ein von außen kaum erkennbares, vorne am Wechsler fest eingebautes Objektiv mit unbeschrifteter, niedriger Vergrößerung (vermutlich < 1x, muss ich mal nachmessen), anders als das Nachfolgemodell mit schwarzen Objektiven (festes 1 x-Objektiv).

Hubert