Frage bezüglich dem Reinigen von Immersions-Objektiven

Begonnen von ImperatorRex, November 16, 2013, 15:31:18 NACHMITTAGS

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ImperatorRex

Werte Forenmitglieder,

wie reinigt Ihr Eure Immersionsobjektive? Habe diesbezüglich folgende Informationen gefunden:

Zitat aus der Mikrofibel:

ZitatMit einem weichen Leinenlappen sollte man auch ein modernes, nicht verharzendes Öl mindestens (!) einmal täglich sanft abwischen

Zitat aus der Zeiss Broschüre "Das saubere Mikroskop":

ZitatZum leichten Reinigen von planparallelen und planen Optikflächen (z.B. Abwischen von durch Immersionsflüssigkeit verunreinigter Deckgläser oder die Frontlinsen von Immersionsobjektiven) dient weiches Reinigungspapier (z.B. Kleenex), das mit verdünnter Spülmittellösung getränkt ist.

Ich möchte meine erst vor kurzem erworbenen Zeiss Endlich Objektive nicht gleich ruinieren (Planapo 40/1,0 und 63/1,4) und bin erst einmal vorsichtig mit dem Reinigen - habe mit einem Klinex Wischtuch das Öl vorerst nur vorsichtig abgewischt bzw. eigentlich eher nur mit der Kapilarwirkung des Tuches "abgesaugt" (ohne das Tuch merklich angezudrücken).

Jetzt wird das Objektiv erst einmal für ein bis zwei Wochen nicht mehr benutzt werden. Sicherlich befindet sich noch ein dünner Olschleier auf der Glasoberfläche. Wäre dies "schädlich" für das Objektiv?
Sollte ich da mit Wundbenzin etc. den Öl-Film besser "restlos" entfernen? Oder schade ich damit, z.B. durch Anlösen des Kittes etc.?. Die Empfehlung von Zeiss ist "Spülmitte mit Wasser", ob damit aber wirklich das Öl weggeht?

Vorab besten Dank für Eure Kommentare und Empfehlungen.

viele Grüße

Jochen






Peter Reil

Hallo Jochen,

hier gibt es (mindestens) zwei Glaubenslager:

1) Die Wischer, die mindestens einmal täglich das Öl abwischen müssen (Leinenläppchen oder Tempotuch oder ...).

2) Die Nichtwischer, die das Öl am Objektiv einfach belassen.

Ich gehöre zur Kategorie 2.: Abgewischt wird das Öl nie. Sollte es wirklich mal verdreckt sein, dann mit Tempotuch trocken abwischen und notfalls mit Äther/Alkoholmischung (4:1, Rezept von Olympus) abputzen. Das ist bei mir vielleicht 1-2 Mal im Jahr der Fall.

Meine Objektive machen das klaglos seit über 20 Jahren mit und danken es mit schönen Bildern.

Freundliche Grüße
Peter R.
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

RainerTeubner

Hallo,

ich gehöre zu den Pragmatikern, die nach Benutzung das 100'er Ölimmersionsobjektiv mit einem Tempo leicht abwischen, denn mein 50'er hat einen sehr geringen Arbeitsabstand, so daß ich befürchte, daß das Öl von der Frontlinse des 100'ers auf verschlungenen Wegen beim Umschlagen des Revolvers wieder auf dem bereits abgewischten Deckglas landet und mir die Frontlinse des 50'ers verschmutzt.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Florian Stellmacher

#3
Hallo Jochen,

in älterer Literatur findet man oft den Hinweis, dass Immersionöl mit Alkohol (niemals Benzin!) oder mit Benzin (niemals Alkohol!) oder Xylol (niemals ...!) immer und sofort restlos von der Frontlinse zu entfernen sei. Wer einmal ein altes, nicht gereinigtes Immersionsobjektiv gesehen hat, wird verstehen warum - das alte Öl verharzte nämlich, sodass im Extremfall ein steinharter bräunlicher Belag der Optik das Objektiv unbrauchbar gemacht hat. Da der Linsenkleber selbst irgendwann in eigentlich allen angegebenen Reinigungsmitteln löslich ist, ist die Reinigung eines so verdorbenen Objektivs ein recht ambitioniertes Projekt.

Heutige Immersionsöle verharzen nicht, sodass es nicht zeitnah mit einem Lösungsmittel abgewischt werden muss. Mir geht es allerdings wie Rainer, auch ich möchte keine Ölrückstände auf einem bisher ungeölten Präparat haben, erst recht möchte ich kein Öl an einem trockenen 40er (den Trick beherrschen Studenten im Praktikum übrigens perfekt - erst im Mikrobiologie-Kurs das Präparat mit Immersionsöl fluten, anschießend im Kursus der Histopathologie das noch am 100er befindliche Öl auf den Schnitt schmieren und dann das 40er einmal satt durchziehen). Daher wische ich leicht ohne Druck mit einem Kosmetiktuch einmal über die Frontlinse. Auch wenn diese Tücher nicht fusselfrei sind, habe ich gegenüber dem obligatorischen 100x gewaschenen Leinenlappen, den ich früher benutzt habe, keinen Nachteil feststellen können.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

ImperatorRex

Peter/Reiner/Florian,
vielen Dank, dass Ihr Eure Erfahrungen mit mir teilt - gut zu wissen dass ein bischen Immersionsöl an der Linse offenbar nicht schadet.

Damit reduziert sich der Aufwand für das Reinigen "immens" - habe bislang jedesmal die Immersionsobjektive nach Gebrauch vom Revolver abgeschraubt um diese dann trocken abzuwischen bzw. daran anschliessend noch mit Wattestäbchen plus Benzin/Isoprop unter dem Stereomikroskop zu reinigen. 

Prallel habe ich mal einen kleinen Versuch gestartet: einige kleine Tropfen des Immersionsöles habe ich auf eine Petrischale ausgebracht - werde das mal übe reine längere Zeit beobachten, um zu sehen, ob da wirklich nichts veharzt.

herzliche Grüße

Jochen


beamish

Hallo Jochen,

viele hier verwenden Immersionsobjektive nur ab und zu. Da kann ich verstehen, daß man sie nach Gebrauch reinigt und wieder verstaut. Pilzler, wie ich, brauchen sie allerdings dauernd/täglich. Da würde ich das ständige Putzen eher als schädlich einschätzen. Ich kenne da Kollegen, die ihre Immersionsobjektive auch über Nacht einfach auf dem letzen Präparat "im Öl" stehenlassen...

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

JB

Hallo,

Statt des Abwischens nutze ich die Methode, die hier beschreiben wird (siehe Abbildung 9):
http://micro.magnet.fsu.edu/primer/anatomy/cleaning.html

Das Papiertuch wird dabei ohne Druck und Schleifen einmal ueber die Oberflaeche gezogen. Dann neues Stueck des Tuches nutzen und wiederholen bis es sauber ist. Die rechte Hand in Abb. 9c wegdenken. Das Papiertuch sollte nur durch die eigene Schwerkraft und den Fluessigkeitsfilm einhaendig ueber die Linse gezogen werden. Diese Methode ist nuetzlich bei Oberflaechen die taeglich gereinigt werden muessen.

"Still another effective method of utilizing a lens cleaning fluid so that very little force is applied to a small lens, such as an objective front element, is illustrated in Figure 9. With the component resting on a soft surface on the table, a single drop of cleaning fluid is placed on a folded tissue, and while supporting the tissue with both hands, the drop is brought into contact with the lens surface. The tissue is then drawn horizontally over the lens surface, which will leave a streak of fluid on the tissue. There should be no attempt to force the tissue into contact with the lens; in fact the surface tension between the lens and drop of fluid may make it possible to slightly pull the tissue away from the lens while moving it across, if this is not done with so much force that the tissue loses contact with the lens surface. The process should be repeated several times with a fresh drop of fluid and a new tissue each time."

Jon

Florian Stellmacher

Liebe Entöler,

und noch ein Vorschlag: In mikrobiologischen und hämatologischen Laboratorien wird häufig ein Papiertuch auf den Objekttisch unter das Objektiv gelegt. Gewischt wird dabei sicherlich unfreiwillig auch irgendgwie, letztlich soll aber nur getupft werden. Die Ölimmersionsobjektive machen das schadlos viele Jahre lang mit.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

ImperatorRex

#8
Bitte entschuldigt die Funkstille...bin jetzt erst wieder "online"

Hallo Martin,

ZitatIch kenne da Kollegen, die ihre Immersionsobjektive auch über Nacht einfach auf dem letzen Präparat "im Öl" stehenlassen...

hat dann auch den Vorteil, dass diese im Ölbad nicht "rosten" können  :)  Zeiss hat da sicherlich auch mal "Langzeittests" gemacht um zu sehen ob die Objektive dicht bleiben.

Jon,
die Methode ist interessant. Wenn ich das richtig verstanden habe, befindet sich anfänglich ein Tropfen des Reinigungsmittels über der Linse. Diese wird dann mit dem Reinigungstuch kontinuierlich abgetragen. Vorgang wird dann wiederholt.
Für mich stellt sich hier die Frage der Reinigungsflüssigkeit: Wundbenzin mit 15% Isoprop Anteil oder "Spülilösung". Ein ganzer Tropfen Benzin auf der Linse ...zumindest am Anfang der Reinigungsaktion. Ob das nicht "gefährlich" ist?

Auf der von Dir verlinkten Seite gibt es auch noch einen anderen, wie ich finde, sehr interessanten Beitrag: ein Diagramm bezüglich "Pilzwachtum" auf Linsen (in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit). Das Diagramm zeigt, dass sich der Linsenpilz bereits ab eine relativen Luftfeuchtigkeit von 60% entwickeln kann!

Florian,
diese Methode ist sicherlich das Maximun an Komfort und allemal schonender als "Abwischen". Das werde ich mit Sicherheit ausprobieren. Vielen Dank für den Hinweis.

viele Grüße

Jochen

JB

Hallo Jochen,

Man gibt erst einen kleinen Tropfen Reinigungsfluessigkeit (50 ul) auf die rechte Seite des Papiertuchs. Dann platziert man die feuchte Papierstelle auf die Linse und zieht das Papier mit einer Hand von links nach rechts ueber die Linse. Den Vorgang mit einem neuen Stueck Papier so lang wiederholen bis die Linse sauber ist.

Das Reinigungsmittel ist also nie als Tropfen auf der Linse, sondern stets nur als duenner Film, der sofort verdunstet.

Als Reinigungsmittel verwende ich genau das, welches der Hersteller empfiehlt (meist petroleum ether (=Leichtbenzin; Reinigungsbenzin. Nicht Diethylether!!) oder Xylol).

Beste Gruesse,

Jon


ImperatorRex

Jon, vielen Dank für Deine klärenden Hinweise. Ich denke, jetzt habe ich es verstanden.

viele Grüße
Jochen