Die ersten Planachromate von Carl Zeiss Jena mit 33,65mm Abgleichlänge

Begonnen von Volker V., Januar 14, 2014, 11:15:10 VORMITTAG

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Muschelbluemchen

#15
Hallo

Um die Diskussion am köcheln zu halt (ist doch sehr interessant) und um da nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, es wäre nur ZEISS möglich gewesen
Planachromate herzustellen oder ZEISS hätte durch Patentanmeldung diese Entwicklung an sich gebunden, vielleicht folgender Beitrag aus "Mikroskopie - Zentralblatt für Mikroskopische Forschung und Methotik" aus dem Jahr 1946:
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/Mikroskopie_2_0055-0058.pdf

Zitate für die Ungeduldigen:
ZitatKurze Zeit vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden die mikroskopischen
Praktiker durch die Mitteilung einer bekannten ausländischen optischen
Werkstätte überrascht, daß es gelungen sei, Mikroskopobjektive zu
berechnen, die von ebenen Objekten ebene Bilder erzeugen.

ZitatDa während des Krieges die Durchführung von ,,Kulturarbeiten" unzulässig
war, konnten die notwendigen umfangreichen Rechenarbeiten während dieser
Zeit nur langsam durchgeführt werden. Trotzdem war es möglich, sie kurz
nach Kriegsende zum Abschluß zu bringen und die nötigen Versuchsobjektive
auszuführen.

ZitatIm Zuge der Entwicklung wurden auch die in der genannten Patentanmeldung angegebenen
Konstruktionsdaten rechnerisch untersucht. Sie erwiesen sich als
für die Praxis unbrauchbar. Es zeigte sich auch hier wieder, daß durch
Patentschriften die wichtigsten Umstände durchaus nicht immer bekanntgegeben
werden.

herzliche Mikrogrüße
Leo

RainerTeubner

Hallo,

hier die Zeichnung aus der DE 970 706 (Erfinder: Klaus Boegehold, Jena; Patentinhaberin: Carl Zeiss, Heidenheim/Brenz):



Es gibt noch ein äquivalentes US-Patent Nr. 2,206,155, erteilt am am 02. Juli 1940.

Die Patentpublikationen sind über DEPATISNET (https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=einsteiger) öffentlich und gebührenfrei zugänglich.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Volker V.

#17
Hallo an Alle,

folgend etwas zum Hintergrund meiner Anfrage.
Es wird gerade an einem Fachartikel geschrieben, der die ersten Planachromate von CZJ zum Inhalt hat.
Der Autor fragte mich, ob ich einige dieser Objektive besitze oder ob ich jemanden kennen, der diese besitzt.
Da dies nicht der Fall war, entschloss ich mich, ohne mit dem Autor vorher darüber zu sprechen, diesen Faden hier im Forum zu eröffnen.

Mittlerweile bekam ich eine PM, in der mir ein sehr netter Mensch mitteilte, dass er im Besitzt eines Objektivs dieser Baureihe ist.
Es handelt sich um das PA 9/0,20.
Diese Information leitete ich weiter und erhielt folgende Antwort (Auszug)

Zitat
Am liebsten würde ich das 9/0.20 Objektiv (...) leihen, um es
einer optischen (nicht taktilen) Vermessung beider Aussenradien und ihres
Scheitelabstandes zu unterziehen. Dabei kann auch die Lage des letzten
hohlen Vertex von der UTR genauso erfasst werden.
Ich würde auch den CVD-Beitrag messen wollen und damit die wahrscheinlich
nicht zu vermutenden Korrektionsdiffernzen zu der LOMO-Variante dieses Objektivs
festzustellen.
(...)Ansonsten wäre ich von hochauflösenden Fotos sehr zufrieden.

Desweiteren sind Literaturangaben, die die Objektive PA 75/0,90 HI und PA 90/1,25 HI sowie die Aussage von Michel (siehe weiter oben) behandeln, sehr gesucht.

Die Patentrechtliche Geschichte und die daraus resultierenden Streitigkeiten sind nicht Gegenstand des Artikels.
Ich kenne mich diesbezüglich auch nicht aus und bin der Meinung, dass es einer tiefgreifenden Recherche bedarf, um hier nicht ungewollt "alte Spitzen" zu reanimieren und neu zu verteilen.

Als ich die Information über den Artikel von Ramsthaler weiterleitete erhielt ich folgende Antwort.

Zitat
"...über diesen Beitrag Ramsthalers in "Mikroskopie" 1947 (2) hat Boegehold
1958 sachlich kommentiert ohne zu explodieren..."

Mehr kann ich dazu nicht schreiben.
Aber natürlich freue ich mich über weitere Beiträge(gerne zu den Objektiven selber) und danke schon jetzt dafür.

Viele Grüße
Volker

Klaus Henkel

Zitat von: Volker V. in Januar 16, 2014, 11:41:45 VORMITTAG

Desweiteren sind Literaturangaben, die die Objektive PA 75/0,90 HI und PA 90/1,25 HI sowie die Aussage von Michel (siehe weiter oben) behandeln, sehr gesucht.

Volker

Hier die Michel-Quellen.

1. Michel, Dr. Kurt: Die Grundzüge der Theorie des Mikroskops - in elementarer Darstellung.  2., neubearb. Auflage. Wiss. Verlagsgeses. m. b. H., Stuttgart 1964. S. 198 ff.

2. Ders.: Die Mikrophotographie. Dritte Auflage, Springer-Verlag, Wien - New York. (Die wiss. u. angewandte Photograpie. Erneuerung und Fortführung des Hay-v.Rohrschen Handbuchs der wissenschaftl. u. angew. Photographie durch Kurt Michel. Weitergeführt von Josef Stüper. Zehnter Band.) S. 225-227 ff. Dort auch weitere Seitenangaben.

-- Bei Beyer et al. habe ich jetzt nicht nachgesehen. Dort dürfte das ebenfalls erwähnt sein, wenn auch in knappster Form. Michel ist hingegen sehr ausführlich.

Mich wundert, daß jemand, der eine Arbeit zum Thema schreiben will, das nicht selber nachzuschlagen weiß.

Mühevollen Gruß
KH

Volker V.

Sehr geehrter Herr Henkel,

vielen Dank für Ihre Mühe.

Ich hatte nicht geschrieben, dass die Aussagen von Michel gesucht sind, sondern ergänzende Angaben, die die Aussage von Michel stützen oder belegen.

Von daher tut es mir Leid, dass Sie sich jetzt extra die Mühe gemacht haben.
Dennoch danke ich Ihnen.

Mit besten Grüßen
v.v

Klaus Henkel

Zitat von: Volker V. in Januar 16, 2014, 13:12:01 NACHMITTAGS

Ich hatte nicht geschrieben, dass die Aussagen von Michel gesucht sind, sondern ergänzende Angaben, die die Aussage von Michel stützen oder belegen.


Michel war der Papst, er sprach und schrieb ex cathedra. Wahrscheinlich schrieb er auch zusätzlich darüber in wiss. Publikationen. Wer hätte schon die Dreistigkeit besessen, ihn belegen oder stützen zu wollen? Die Tatsache, daß alle Mikroskophersteller weltweit bis heute dem Weg folgten, den Michel (gem. Boegehold u. a.) vorgezeichnet hatte, ist ja doch wohl "Beleg" genug.
Heute sucht man ja auch keine Belege oder Stützungen dafür, daß ein entsprechend gebautes Flugzeug in der Luft fliegen kann.
Nix für ungut!
KH

Volker V.

Herr Henkel,

ich habe das Gefühl, dass wir aneinander vorbei reden.

Michel schrieb: "1941 erst gelang die Herstellung einer planachromatischer Ölimmersion mit der Apertur 1.30".
Ein Beleg oder eine Stützung dieser Aussage kann ja auch darin bestehen, dass dieses Objektiv in einer Publikation von Zeiss erwähnt wurde.
Damit würde weder am Thron von Michel gerüttelt noch sein päpstlicher Status in Frage gestellt (um bei Ihrer Bildsprache zu bleiben)
Oder um Ihr Gleichnis mit den Flugzeugen zu bemühen. Die Frage wäre nicht, ob ein entsprechendes Flugzeug in der Luft fliegen kann, sondern vielmehr: Wann ein Flugzeug mit diesem oder jenem Antrieb zum ersten mal vom Boden abgehoben hat.
Eine, wie ich finde, legitime und unketzerische Fragestellung.

Mit den besten Grüßen
v.v

Klaus Henkel

Zitat von: Volker V. in Januar 16, 2014, 13:52:30 NACHMITTAGS

ich habe das Gefühl, dass wir aneinander vorbei reden.


Ja, aber gründlich. Ich habe nicht geschnallt, daß Sie sich auf ein Zitat bezogen, das 17 Beiträge zurück lag.
Das liegt in der Art, wie ich einem Thread folge: Ich blättere fast niemals zurück, das ist mir zu mühsam. Mea culpa!?

Beste Grüße bis zum nächsten Mal!
KH