Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz

Begonnen von Dypsis, Mai 07, 2013, 23:29:27 NACHMITTAGS

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Dypsis

Zitat von: Klaus Henkel in Januar 19, 2014, 13:23:32 NACHMITTAGS


Zitat Mikrofibel, Kap. 1.2.3:

Dieses Objektivgewinde (W 0,8" x 1/36") und der Steckdurchmesser von 23,2 mm für die Okularaufnahmen wurden von der RMS 1856 empfohlen und seither von allen namhaften Mikroskopherstellern angewandt. Sie sind für normale Durchlichtmikroskope, die man auch ,,biologische Mikroskope" nennt, zu Defacto-Normen geworden, nachdem Carl Zeiss um 1870 exakte Konstruktionszeichnungen von ihnen angefertigt und sie anderen Mikroskopherstellern unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte.

Man könnte den Zögerlichen noch eine Zeitspanne zum Überlegen einräumen, aber nach 1875 dürften kaum noch Objektive ohne RMS-Gewinde gefertigt worden sein. Später (nach 1900 glaube ich) wurden dann für Auflichtobjektive in der Metallurgie und Mineralogie metrische Gewinde eingeführt und arithmetrische Vergrößerungsstufen bei den Objektiven mit Unendlich-Abbildung.

Einige Hersteller versäumten es, sich anzupassen. Sie verschwanden über kurz oder lang von der Bildfläche.


... das könnte man, was den Zeitpunkt der umfassenden Einführung des RMS Gewindes bei allen relevanten Mikroskopherstellern betrifft, als schlicht falsch bezeichnen.

So schreibt Otto Bachmann noch 1883:

Die meisten (... gemeint sind die Mikroskope von Leitz, Reichert, Hartnack, Nachet usw.) der vorstehend beschriebenen und abgebildeten Instrumente führen am Tubus das allgemein verbreitete Hartnack´sche Gewinde. Durch Abdrehen des trichterförmigen Zwischenstückes vom Tubus können aber auch Systeme mit dem weiten englischen Gewinde (Societyscrew) an den Instrumenten verwendet werden. Seibert und Wächter führen ein eigenes, abweichendes Gewinde, bei welchem die Schraubenmutter nicht in die Fassung des Systems, sondern in den Tubus eingeschnitten ist. Die englischen und amerikanischen Mikroskope sind ausschließlich mit dem englischen Vereinsgewinde versehen. Ebenso haben alle Zeiss´schen Instrumente dieses Gewinde, doch lässt sich an den mit einfachen Buchstaben A bis J bezeichneten Systemen, sowie auch bei DD, soweit dieselben nicht eine Korrektionsfassung besitzen, die eigentliche Linsenfassung vom Trichterstück abschrauben, worauf dieselben mit dem Hartnack´schen Gewinde benutzt werden können.

Aus Otto Bachmann, ,,Unsere modernen Mikroskope..." 1883, S. 204-206

Selbst wenn Bachmann hier nicht auf dem neuesten Stand gewesen sein sollte, wie oben schon festgestellt hat Leitz erst 1889 bei seinen Objektiven das RMS-Gewinde eingeführt.
Außerdem, wenn auch bei Zeiss zumindest bis 1883 das hartnack´sche Gewinde noch nicht gänzlich verschwunden war, hatte man sich wohl allseits gewisse Kompatibilitäten offen gehalten.

Grüße
Thomas

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