Sternenmoos Mnium affine Blandow ?

Begonnen von sirdul, April 05, 2009, 18:38:39 NACHMITTAGS

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sirdul

Hallo zusammen,

hier mein erster Bestimmungsversuch für ein Moos mit der Bitte um Kritik. Meiner Meinung nach handelt es sich um Mnium affine Blandow oder um Mnium rostratum Schrad.
Fundort: Oberfranken, Kronach, an einer Steinmauer der Festung im Waldschatten. Rasenbildend:



Ausschnitt aus dem Rasen mit Sporogonen:



Seta des Sporogons gelblich braun, Sporenkapsel hängend:



Es konnte an der Probe nur bei einem Sporogon ein schnabelartiger Fortsatz ( Kalyptra ? ) festgestellt werden:



Junge Blätter durchscheined ( Foto ), ältere stark grün gefärbt:



Einzelblatt breit eiförmig, Rand und Spitze grob gezahnt. Mittelrippe fast bis Blattspitze. Probenentnahme aus dem vorherigen Bild:



Die Zellen des Randes und der Spitze sind stark verdickt. Zellenform der innen liegenden Zellen ist breit rechteckig:




Im Rasen fand ich einen Blätterstand, den ich nicht zuordnen kann:



Das Blatt ist länglich lanzettförmig. Die Mittelrippe endet deutlich vor der Spitze. Rand nur sehr leicht gezahnt. Zellen dünn, länglich gestreckt mit dicken Zellwänden.
Ist es eine andere Moosart ?





Bestimmungsliteratur: Buch der Moose von Herbert Weymar, 1969, 3.Auflage.
Fotos gestackt mit CombineZ.

Nun bin ich gespannt, ob ich richtig lag.

Ludger Benning





Bernhard Kaiser

#1
Guten Morgen Herr Benning,

meiner Meinung nach könnte Ihr Moos durchaus Plagiomnium affine (im Weymar noch Mnium affine) sein. Ich nehme an die Steinmauer ist Sandstein. Hier handelt es sich um eine acrocarpe (gipfelfrüchtige) Art. Für eine genaue Bestimmung müsste ich die Pflanzen vorliegen haben.

Die 2. Art ist eine pleurocarpe (seitenfrüchtige) Art. Die Zellen sind langgestreckt während bei den Acrocarpen (Plagiomnium z.B.) die Blattzellen rundlich/quadratisch sind. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Wenn Sie mögen schicken Sie mir ruhig eine Probe. Trocken in Papier.

Schönen Tag
Bernhard Kaiser

Gartenstr.15
91235 Velden

***

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sirdul

Hallo Herr Kaiser,

ich nehme Ihr Angebot an und werde Ihnen eine Probe zusenden. Mein Moosbuch von Weymar scheint etwas veraltet zu sein. Können Sie mir ein Buch für Bestimmungen empfehlen ? Ich suche eins, das Beschreibungen auch in Bildern zeigt. Ein Beispiel: im Nebel/Philippi, das ich mir aus der Fernleihe besorgt habe,  werden die Moose nur beschrieben, unter anderem mir dem Begriff  " gesäumtes Blatt" , aber wie sieht es aus ?

Herr *****, danke für Ihren Hinweis. Wie geschrieben, habe ich mir den Band 2 besorgt, kann mir aber leider nicht alles vorstellen, was dort beschrieben steht.


Mit freundlichem Gruss

Ludger Benning

Bernhard Kaiser

Guten Morgen Herr Benning,

Ihr Bild 7. zeigt deutlich den Blattsaum. 1 - mehrere Zellen sind verlängert und unterscheiden sich dadurch von den Laminazellen. Das nennt man Saum.

Ich erwarte mit Interesse Ihren Beleg.

Schönes Wochenende
Bernhard Kaiser

***

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Bernhard Kaiser

#6
Hallo Mike,

vorsicht bei solchen Größenangaben. Mickrig gewachsenes P. affine und günstig gewachsenes P. cuspidatum und nichts stimmt mehr.



Plagiomnium affine s.l. deutlich die recht-6 eckigen Zellen mit Tüpfel, ohne Eckverdickungen.



Plagiomnium cuspidatum mit rundlichen Zellen, ohne Tüpfel mit Eckverdickungen.

Das Zellnetz ist sehr wichtig. Darum möchte ich auch immer Moosproben.

Ich halte in diesem Fall Plagiomnium affine s.str. deshalb auch für richtig, weil eine Burgmauer trockenes Substrat ist und P. elatum und P.ellipticum immer feucht stehen. P. medium ist wohl mehr im montanen Bereich zu finden.



Schönes Wochenende
Grüße
Bernhard Kaiser


Bernhard Kaiser

#7
Hallo Herr Benning,

Probe eingetroffen. Das Moos ist Plagiomnium cuspidatum. Ich habe Ihre Aufnahme Nr. 6 nicht genügend beachtet.
Blätter bis zur Blattmitte gezähnt. Die Eckverdickungen etwas schwach aber bei 630 x eindeutig. Keine Tüpfel.
Die Probe geht morgen per Post an Sie zurück.
Den Beleg habe ich (etwas improvisiert) so gestaltet, damit Sie sehen, wie man sowas  macht. Vor allem wichtig ist, das MTB (Meßtischblatt) und das Funddatum anzugeben.

Der "Verbreitungsatlas der Moose Deutschlands Meinunger/Schröder 2007" (und nicht nur der) ist auf MTB-Basis aufgebaut.

Ein Fundort wie bei Ihnen erwähnt "Oberfranken, Kronach, an einer Steinmauer der Festung" ist natürlich jederzeit nachvollziehbar.
Es gibt aber auch immer wieder Belege wie Moos xy an "Hans-Peters Apfelbaum".

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser