Adobe CS6: Vom Knipsen bis zum gestacktem Mikrofoto

Begonnen von Wilfred Mott, Februar 07, 2014, 17:00:51 NACHMITTAGS

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Wilfred Mott

Ein herzliches Hallo,

in diesem kleinen Tutorial soll es darum gehen unter Vewendung des Softwarepaketes Adobe Creative Suite 6 von Fotos in mehreren Schärfeebenen zu einem einzelnen durchgängigen Bild mit vernünftiger Farbkorrektur und durchgängiger Schärfe zu kommen. Alternativ kann das Tutorial als formatierte PDF-Datei (ca. 1MB, 8 Seiten A4) bezogen werden.

Als Ausgangspunkt stehen beliebig viele (im Beispiel 11) digitale Bilder im RAW-Format, die bei unterschiedlicher Schärfeneinstellung erstellt wurden. Zu beachten ist bei der Erstellung der Fotos in jedem Fall, dass folgende ,,Stellschrauben" gleich bleiben:
1. Abfotografiertes Objekt – d.h. vermeidet den Objekttisch während der Aufnahmen auch nur geringfügig zu verstellen
2. Beleuchtungseinstellung – d.h. weder an der Helligkeitsregelung noch an den Blenden sollte etwas verstellt werden
3. Belichtungseinstellungen der Kamera – d.h. wählt für die Aufnahmen unbedingt einen Modus in dem ihr die manuelle Kontrolle über Belichtungszeit und ISO Empfindlichkeit habt – das ist bei Canon DSLRs z.B. der Modus ,,M"
Prinzipiell ist es möglich die Schritte so abzuwandeln, dass eine Bearbeitung von z.B. jpg-Bildern möglich wird – aus der Überlegung heraus das Endresultat möglichst wenig zu verfälschen empfehle ich aber dringend RAW-Bilder anzufertigen, sofern dies technisch möglich ist. Andernfalls setzt man die gerade erst verlustbehaftet digitalisierten Lichtstrahlen einem weiteren Informationsverlust durch Kameraalgorithmen aus. Nebenbei bemerkt sind diese Kameraalgorithmen fast immer nicht für die Mikrofotografie entwickelt worden!

Das Testpräparat ist Niere H.E. durch einen 40x vergrößernden Will-Achromaten. Am ,,Ofenrohr" ist eine Canon EOS1000D, die von einem Linux-System mit der Software darktable ausgelöst wird. Die Beleuchtung ist durch eine Cree MX-6 (kaltweiß) LED realisiert. Die Screenshots wurden unter MacOS angefertigt, das Vorgehen in der Windows-Version sollte nicht grundlegend abweichen.

Nach Anfertigung der Bilder ist das entsprechende Verzeichnis in Programm Adobe Bridge anzusteuern. Die zur Bildserie gehörenden Bilder sind alle anzuwählen (das geht z.B. indem man das erste Bild markiert, dann zum Letzten scrollt und dieses bei gedrückter SHIFT-Taste anwählt), mit einem Rechtsklick öffnet sich der Dialog in dem der Punkt ,,In Camera Raw öffnen..." angewählt werden soll.



Es öffnet sich folgendes Fenster:



Da alle Bilder ohne jeglichen Weißabgleich o.Ä. aufgenommen wurde empfiehlt es sich erstmal einen Weißabgleich durchzuführen, dazu sollte die linke oder rechte Pipette als Werkzeug angewählt werden.



Mit der linken Pipette wird ein ,,weißer" Punkt markiert. Mit der rechten wird ein Bereich markiert. Die Farbtemperatur und der Farbton wird dann automatisch so angepasst, dass der gewählte Punkt/Bereich möglichst weiß ist. Darüber hinaus helle ich das Bild gerne ein bisschen auf, in dem ich den mit ,,Weiß" beschrifteten Regler nach rechts ziehe und dabei auf das Ergebnis achte



Es ist natürlich möglich deutlich mehr Einstellungen zu machen und ich kann jeden nur auffordern die verschiedenen Funktionen auszuprobieren. Nach der Farbanpassung ist es u.U. sinnvoll den gewünschten Bildausschnitt mit dem Freistellungswerkzeug auszuwählen.



Wenn man die Proportionen des Bildes beibehalten möchte empfiehlt es sich den Freistellungsrahmen über das komplette Bild zu ziehen, dann die SHIFT-Taste zu drücken und ihn entsprechend zu verkleinern. Dann kann der verkleinerte Rahmen auf den gewünschten Bildausschnitt gezogen werden.



Nun hat man eines der vielen Bilder bearbeitet. Diese Einstellungen müssen jetzt bei den anderen genau so gemacht werden. Bevor Notizblock und Stift genommen werden, sollte aber ein Klick auf ,,Alles auswählen" in der linken Spalte des Fensters gemacht werden.



Direkt anschließend ein Klick auf ,,Synchronisieren...". Dann erscheint folgender Dialog:



Ich rate dazu die einzelnen Häckchen die ersten Male zu überprüfen. Die Freistellungsoptionen müssen z.B. durch einen Klick auf ,,Freistellen" immer erneut eingestellt werden – das macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass die Software nicht vorrangig für das Stacken von exakt übereinanderliegenden Mikrofotografien entwickelt wurde.
Dann ,,OK" und im Camera Raw auf ,,Fertig". Nun sind alle angewählten RAW-Daten mit den entsprechenden Änderungen versehen (diese sind aber nicht direkt in die Datei geschrieben, es ist möglich die Veränderungen später zu löschen!)
Nun landen wir wieder im Hauptfenster von Adobe Bridge. Dort wählen wir ,,Werkzeuge → Photoshop → Dateien in Photoshop-Ebenen laden..."



Je nach Anzahl der Bilder dauert es jetzt einige Minuten, bis jede der RAW-Dateien in eine eigene Ebene in einer Datei geladen wurde. Die obligatorische Kaffeepause würde ich aber eher zu einem späteren Zeitpunkt empfehlen, es sei denn ihr habt sehr viele Dateien und trinkt sehr viel Kaffee.

Wenn alle RAW-Dateien in Adobe Photoshop geladen sind, sind diese im Ebenenfenster zu markieren – gegebenenfalls ist dieses Fenster erst einzuschalten, da Adobe Photoshop sehr viele Fenster hat und manch Nutzer/in das Ebenenfenster irgendwann mal abgeschaltet hat...



Wenn alle Ebenen gewählt sind (je nach Zahl der RAW-Dateien muss evtl. gescrollt werden), wählen wir ,,Bearbeiten → Ebenen automatisch überblenden..."



Darauf erscheint folgendes Fenster:



,,Bilder stapeln" ist die richtige Einstellung. Auch ,,Nahtlose Töne und Farben" ist empfehlenswert, da evtl. Staubkörner auf dem Präparat so weniger augenfällig werden. Nach dem klicken von ,,OK" sollte die Kaffeepause eingelegt werden – je nach Hardware und Anzahl und Größe der Dateien kann es eine gewisse Zeit dauern, bis Adobe Photoshop gestackt hat.
Wenn die Rechenarbeit beendet ist, ist eine Schärfe über alle abfotografierten Schärfeebenen hergestellt. Herzlichen Glückwunsch zum gestackten Foto! Das zeigt man doch viel lieber, als Randunschärfen.



Die Bilddatei ist in dem Moment sehr groß und es lassen sich einige Einstellungen nicht direkt ausführen. Wenn es nicht gewünscht ist an dem Punkt Veränderungen des Bildes durchzuführen, die am besten in einzelnen Ebenen gemacht werden, empfiehlt es sich die Ebenen auf eine einzelne zu reduzieren. Dazu wird ,,Ebene → Auf eine Ebene reduzieren" gewählt.



Jetzt kann die Datei im gewünschten Dateiformat abgespeichert werden und hat eine vertretbare Dateigröße. Alternativ können jetzt weitere Anpassungen durchgeführt werden, etc.

Ich wünsche Euch viel Spass beim wunderbaren Hobby und freue mich auf Eure Photoshop-Bilder. Die Vervielfältigung im nicht-kommerziellen Bereich ist unter Nennung des Autors grundsätzlich erlaubt und erwünscht. Andere Nutzungsarten nur nach vorheriger Absprache!

Herzliche Grüße,
WM.
Glauben Sie nichts, bis ich es Ihnen beweise. Aber solange ich es Ihnen noch nicht bewiesen habe, müssen Sie mir schon mal glauben!

Gerne per Du.