Problem mit Zeiss Standard Feintrieb

Begonnen von JB, Januar 04, 2014, 03:29:57 VORMITTAG

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JB

Hallo Forum,

Ich habe ein Zeiss Standard Stativ (wohl ein RA; ist nicht beschriftet; noch mit Metallschild und 7-stelliger Seriennummer; Bild 1), bei dem etwas mit dem Feintrieb nicht stimmt.

Wenn ich den Grobtrieb drehe, dreht sich der Feintrieb meist wie gewohnt mit.

Wenn ich den Feintrieb drehe, dreht sich der Grobtrieb auch meist wie gewohnt langsam mit. Gelegentlich aber setzt der Feintrieb aus. Damit meine ich, dass man den Feintrieb mehrere Male vollstaendig drehen kann, ohne dass sich der Grobtrieb bewegt. Nach einigen Umdrehungen fasst der Feintrieb dann wieder.

Das Problem tritt an verschiedenen Stelle waehrend des Auf- und Abbewegens des Objekttisches auf, nicht nur an einer bestimmten Stelle.

Der Zustand korreliert moeglicherweise mit der Tatsache, dass sich der Feintrieb um 1-2 mm entlang der Achse (horizontaler Pfeil; Bild 2) von rechts nach links verschieben laesst.

Gelangt man an eine Stelle, an der der Feintrieb nicht fasst und verschiebt die Achse auf die andere Seite, so fasst der Trieb wieder.

Kennt jemand das Problem und kann eine Ferndiagnose wagen? Gibt es einen Weg das Problem zu beheben?

Mit freundlichen Gruessen,

Jon





smashIt

MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

Alfons Renz

Hallo Jan,

Nur keine Panik wegen eines vermeintlichen 'Zahnausfalls'! => Die Kraftübertragung erfolgt über eine Art Planetengetiebe mittels dreier Stahlkugeln. Also: Den Feintrieb zerlegen, neu fetten und das Problem ist gelöst.

Viel Erfolg,

Alfons

JB

Hallo Chris, Hallo Alfons,

Ich hoere kein Klicken im Getriebe, so dass ich hoffe das da kein Zahn fehlt. Ausserdem findet sich das Problem nicht-reproduzierbar an verschiedenen Stellen im Tischhub.

Ich habe mir mal angesehen, was ein Planetengetriebe ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufr%C3%A4dergetriebe
Wenn das so aus Zahnraedern aufgebaut waere, dann duerfte sich ja eigentlich der Feintrieb nicht unabhaengig vom Grobtrieb drehen. Was hat Zeiss da gemacht?

Gibt es noch Gedanken zur horizontalen Verschiebung des Feintriebs um 2mm? Kann/Sollte ich etwas tun?

Beste Gruesse,

Jon

P.S. Ich habe den Grobtrieb jetzt mehrfach pro Tag bewegt und das Problem bessert sich langsam.


the_playstation

#4
Hallo Jon.

Keine Panik. Alfons hat Recht. Die Kraft wird mittels der 3x Kugeln und konischen Flächen oder Laufflächen übertragen.
Der Effekt tritt meißt auf, wenn die Reibung zu gering ist, Der Feintrieb rutscht dann durch.
Die Kugeln übernehmen die Drehung nicht mehr von der inneren Mittelachse.

Das Prinzip:
Ein konischer Ring drückt die Kugeln in Richtung Feintriebmittelachse.
Die dünne Feintriebmittelachse gibt ihre Drehung an die Kugeln weiter.
Die Kugeln geben die Drehung über die Teller / Führung / Konische Ringe an die äussere Achse (Grobtrieb) weiter.
Durch die dünne Feintriebachse (kleiner Weg) und den längeren Weg der Kugeln in der Führung ergibt sich das gewünschte Übersätzungsverhältnis.

Vorteil:
Keine Zahnräder, die kaputtgehen könnten. Ein eingebauter, natürlicher Überlastungsschutz.
Dieses Kugel-Planetengetriebe ist eine wirklich geniale Idee.

Passiert z.B. wenn zu rutschiges Fett verwendet wurde, oder der Anpressdruck der Kugeln nicht stimmt.
Hatte meines auch. Einfach auseinandernehmen, falsches Fett entfernen und neues auftragen.
Danach die Spannung richtig einstellen und fertig. :)

Der Fehler, den die meißten machen ist, daß Sie alles fetten und ölen. Und alles mit einem Fett.
Man muß bei Trieben aber immer schauen, ob nicht irgendwelche Reibungen nötig sind.
So wie in diesem Fall die Reibung der Kugeln. Oft muß eine Fläche rutschiger sein als eine andere.
Durch falsches Fetten dreht man das Ganze um und das System funktioniert nicht mehr.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

JB

Hallo Jorrit,

Danke fuer die Ausfuehrungen. Gibt es eigentlich fuer die Zerlegung des Standard RA Feintriebs eine Anleitung? Alles was ich dazu gefunden habe ist dies:

Zitat von: Nomarski in Juni 19, 2010, 16:41:45 NACHMITTAGS
Es könnte aber auch genausogut sein, daß die Friktion zwischen Grob-und Feintrieb etwas nachgelassen hat, wobei die Druckfeder für die Kugeln etwas nachzuspannen wäre. Da es nun aber auch widerum mindestens zwei Varianten an Triebkästen gegeben hat, muß entsprechend unterschiedlich vorgegangen werden.
Das Standard 18 wird nämlich oftmals gerne mit dem Standard RA verwechselt, welche sich gerade im Aufbau des Triebkastens unterscheiden.

Dann gibt es noch diese schoene Anleitung zum Standard WL; dieser Trieb ist aber wohl ein anderer. http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9401.0

Beste Gruese,

Jon

P.S.: Abgesehen vom Trieb ist das Stativ, trotz offensichtlich schlechter Behandlung  :-[ , auch nach 40 Jahren noch in gutem Zustand. Ich musste ein paar lose Schrauben festdrehen, fertig. Da hat Zeiss wirklich Qualitaet gebaut. Nur die kleinen Gummifuesschen am Fuss fehlen  ;D

the_playstation

Hallo Jon,

Leider habe Ich keine Anleitung und auch keine Bilder bei der Demontage gemacht.
Der Entdeckerdrang war zu stark und der Wille, den Schraubendreher gegen die Kamera zu tauschen zu schwach.
Aber Ich gelobe Besserung.

Notfalls kann Ich noch mal mein KF2 Feintrieb demontieren. Ist quasi baugleich bzw besitzt auch die 3x Kugeln.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

reblaus

Hallo Jon -

jüngst musste ich mich mit dem Trieb eines Inversmikroskops beschäftigen (Axiovert, identisch mit IM35), bei dem die Feintriebachse gebrochen war. Ich vermute mal, dass es identisch aufgebaut ist, nur das die Achsen halte länger sind, weil die Knöpfe 20 cm auseinander liegen.

Die Feintriebknöpfe sind mittels einer Inbus-Madenschraube auf der Feintriebachse festgeklemmt. Vermutlich würde es bei dir genügen, wenn du die beiden Madenschrauben lockerst, die Knöpfe auf der Feintriebachse zusammenschiebst und wieder festklemmst - dann wäre dein 2 mm Achsialspiel weg!

Aber Du willst ja komplett demontierten. Vermutlich sitzt das Kugelplanetengetriebe auf der rechten Seite. Du ziehst also den rechten Feintriebknopf nach Lockern der Madenschraube ganz ab. Jetzt siehst Du die Achse. Diese hat 3 mm Durchmesser und steckt in der Hohlachse des Grobtriebs. Am Ende ist sie in Kunststoffbuchsen gelagert. Der Grobtriebknopf ist auf die Hohlachse aufgeschraubt und mit einer Kontermutter gesichert. Normale Rechtsgewinde. Entferne also die Kontermutter mit einem passenden Steckschlüssel oder einer Nuss, dann kannst Du den Grobknopf abschrauben. Dabei wandert eventuell das Knopfpaar auf der anderen Seite durch Federdruck nach außen. Eventuell findest Du jetzt eine Kunststoffkappe vor, unter der sich das Kugelgetriebe befindet. Vielleicht gibt es auch Versionen ohne Kunststoffkappe. Vielleicht sitzt das Kugelgetriebe auch auf der anderen Seite - dann setz die Knöpfe wieder drauf und schraub die anderen ab.

Bis jetzt war alles risikolos, drum mach jetzt erst mal ein Foto von der Situation - dann setzen wir den thread fort!
Vielleicht hat aber schon jemand eine Bilderserie davon!

Viele Grüße

Rolf

Alfons Renz

Hallo Jon,

   Das Zerlegen ist wohl nicht allzu kompliziert (ich habe dabei nur zugesehen!). Ein kleines Problem sind offenbar die 'Hookeschen Scheiben', welche die Zahl der Drehungen des Grobtriebs auf ca. 20 Umdrehungen begrenzen. Dadurch wird verhindert, dass die Tischführung unten und oben 'anstößt'. Deshalb: Unter den Tischträger auf dem Mikroskopfuß einen Abstandshalter von ca. 1,5 mm legen und die Scheiben durch Drehung so positionieren, dass dadurch diese untere Stellung blockiert wird. Bei jeder Umdrehung des Grobtriebs wird dann eine der (20?) Scheiben mitgedreht, bis sie alle in der oberen Stellung wieder blockieren. Hört sich komplizierter an, als es ist, wenn man die Scheiben selbst vor den Augen hat.

Wichtig ist die richtige Viskosität des Fetts und die Vorspannung des Kugelplanetengetriebes durch die Feder / Mutter auf der Achse des Grobtriebs.

Viel Erfolg!

Alfons


=> dieses Thema wäre ein schönes Beispiel für eine FAQ-Rubrik ("Wie macht man was?"). Wenn sich Jemand findet, der eine bebilderte Anleitung verfassen könnte. Auch als Team-Arbeit!


Wutsdorff Peter

Sehr geehrte Damen und Herren,
auch ich habe mit meinem Leica CME das gleiche Problem. Der Feintrieb hat einen sehr großen toten Gang. Wenn der Grobtrieb in einer Richtung bewegt wird, funktioniert der Feintrieb in der gleichen Richtung . In der anderen Richtung funktioniert der Feintrieb nicht. Erst wenn ich den Grobtrieb in der anderen Richtung etwas bewege, funktioniert der Feintrieb auch in der anderen Richtung.
Wer weiß Rat??

Vielen Dank im Voraus
                                           der Maschinenbauer Peter aus Lorsch
 

-JS-

Hallo Jon, hallo Alfons,

ich habe mich mal mit einem Beitrag zum Grob-/Feintrieb eines Zeiss-Standards versucht:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18915.msg144349#msg144349

Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

the_playstation

Toller Thread Joachim.
Auf Bild 8 sieht man gut das Kugel-Planeten-"Getriebe".
Kann mich gar nicht erinnern, so viele Kleinteile in der Hand gehabt zu haben.
Der große Schraubenschlüssel ist klasse. :)
Wenn mein "fliegender Holländer" nur so schön ausgesehen hätte, als Ich Ihn auseinandergenommen hatte.

Daumen hoch und liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.