Goldalgen im REM

[Eckhard]

Hallo,

zum Abschluss des Wochenendes möchte ich ein paar Bilder von Goldalgen zeigen. Goldalgen zeigen eine erstaunliche Variabilität. Obwohl die meisten Gattungen photoautotroph sind, gibt es Arten, die sich von Bakterien und kleinen Algen etc. ernähren. Bei vielen dieser Arten werden die Flagellen dazu benutzt, die Beute zum Körper zu strudeln, wo sie schnell von Nahrungsvakuolen umschlossen und phagozytiert wird. Leider habe ich weder die für die Bestimmung auf die Art notwendige Spezialliteratur noch grössere Kenntnisse dieser sehr interessanten Gruppe von Einzellern.

Dinobryon Ehrenberg 1834, das "Becherbäumchen", hat sicherlich fast jeder Tümpler schon unter dem Mikroskop gehabt. Die "Becher" bestehen aus Zellulose. Dinobryon ernährt sich mixotroph, d.h. Kohlenhydrate werden durch Photosynthese und Phagozytose von Bakterien und kleinen Algen erzeugt bzw. aufgenommen. Vertreter dieser Gattung können in tieferen Gewässerschichten vorkommen (bis 7 m Tiefe) und gehören dort zu den wichtigsten Konsumenten von Bakterien! Ihre Bedeutung für die Gewässerökologie ist sehr hoch.


Dinobryon Ehrenberg 1834

Vertreter der Gattung Lagynion Pascher 1912 leben in einer Lorica, deren Form für die Bestimmung der Art entscheidend ist. Die Lorica erscheint oftmals durch eingelagerte Eisen- und Mangan-Verbindungen bräunlich. Zur Vermehrung teilt sich die Zelle und eine amöboide Tochterzelle verlässt die Lorica. Lagynion ist phagotroph und ernährt sich von Bakterien und kleinen Algen, die von den Flagellen in die Öffnung der Lorica gestrudelt werden.


Lagynion sp.


Lagynion sp.


Lagynion sp.

Als letztes noch Paraphysomonas De Saedeleer 1929. Diese Gattung verfügt über Silikat Schuppen, die grosse Ähnlichkeit mit denen der Centrohelida Kühn 1926, einer Gruppe beschuppter Sonnentierchen, haben. Tatsächlich gibt es nicht wenige Wissenschaftler, die eine Verwandtschaft zwischen den Centrohelida und den Goldalgen vermuten. Paraphysomonas ist freischwimmend oder an einem Stiehl an Substrat angeheftet. Auch Paraphysomonas ist phagotroph und ernährt sich von Bakterien und kleinen Algen.  


Paraphysomonas sp.

Herzliche Grüsse
Eckhard

[Martin Kreutz]

Hallo Eckhard,

Du holst aus Deinem REM ja wirklich alles raus. Besonders interessant finde ich die Silikatschuppen bei Paraphysomonas, die man auch lichtmikroskopisch sehen kann. Hier zwei Bilder von Paraphysomonas vestitum:


SC = Schuppen

Bei die zeigen die plättchenförmige Schuppen hakenförmige Fortsätze. Im Lichtmikroskop erkennt man dagegen einen "Strahlenkranz" von geraden "Borsten". Sind es die gleichen, wie Du im REM siehst?

Schönen Abend!

Martin

[Eckhard]

Hallo Martin,

leider sind die nadelartigen Auswüchse der Schuppen so empfindlich, dass sie in der Beobachtung verbogen sind. Wenn ich auf eine unverbogene Schuppe treffe, kann ich zusehen, wie sich die unverbogene "Nadel" durch meinen Elektronenstrahl verbiegt. Es ist fast wie bei Schrödingers Katze Die Nadeln sind eigentlich gerade, zumindest bei allen Arten, die ich bisher im REM gesehen habe. Durch die Präparation und den Elektronenstrahl werden sie krumm, wenn sie es nicht durch natürliche "Unfälle" vorher schon waren.

Danke für die lichtmikroskopische Ergänzung. Ich habe schon Exemplare gesehen, deren Nadeln in dieser Reisszwecken-Form deutlich länger als die der obern gezeigte Paraphysomonas Art waren. Manchmal sind es auch zwei verschiedene Typen von Schuppen. Es ist faszinierend, dass so unterschiedliche Lebewesen, wie Amöben, Sonnentierchen, Goldalgen etc. ein Schuppenkleid tragen!

Herzliche Grüsse,
Eckhard

[Rawfoto]

Guten Morgen Eckhard

Das sind wieder absolut bereichernde Ansichten, man kommt auf das tatsaechliche Aussehen ohne REM nicht wirklich ...

Liebe Gruesse

Gerhard