Botanik: Schöllkraut mal wieder - Chelidonium majus *

Begonnen von Fahrenheit, Mai 04, 2014, 21:13:32 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

im Urlaub am Bodensee bin ich auf dem Weg zum Bäcker jeden Morgen an einem Hang voller Schöllkraut vorbei gekommen, das in voller Blüte stand. Also habe ich mir von dort eine Probe des Sprosses mit gebracht, von der ich hier einige Bilder zeigen möchte.

Das Schöllkraut und insbesondere sein intensiv orangener Milchsaft war bereits häufiger Thema im Forum:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13609.0 (Rolf-Dieter - Kristallisation & Schnitte)
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16234.0 (Rainer Teubner - Kristallisation)
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16343.0 (Jens - Kristallisation)
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16740.0 (Hans-Jürgen - Schnitte von Spross, Wurzel und Blattstiel)
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=19322.0 (Heiko - Kristallisation)
Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen ...

Insbesondere wollte ich einmal schauen, wo denn die Milchröhren bzw. Sekretkanäle zu finden sind, die den orangen Milchsaft beherbergen. Dazu nachher mehr.


Ein wenig zur Pflanze selbst

Das Schöllkraut (Chelidonium majus) ist eine Pflanzenart der Gattung Chelidonium aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae in der Ordnung der Hahnenfußartigen Ranunculales). Lange Zeit war das Schöllkraut die einzige Art der Gattung Chelidonium, zwischenzeitlich werden aber noch einige ostasiatische Arten dazu gezählt.

Bild 1: Das Schöllkraut am Standort bei Staringen


Der Name Chelidonium wurde erstmals im ersten Jahrhundert nach Christus von Pedanios Dioskurides, einem römischen Militärarzt griechischer Abstammung, für das Schöllkraut verwendet. Nach Gustav Hegi leitet sich der Name der Gattung vom griechischen Wort Chelidon (Schwalbe) ab. Dies wohl, weil das Schöllkraut beim Eintreffen der Schwalben zu blühen beginnt und erst mit deren Zug in die Winterquartiere verwelkt - was natürlich nur für die geografischen Breiten gilt, in denen der Namensgeber zuhause war.
Das Artepitheton majus (= größer) bezieht sich auf die Größe der Pflanze. Somit gibt es auch das "kleinere Schöllkraut" - hier ist das Scharbockskraut (Ficaria verna) gemeint, eine Reminiszenz an die alte Systematik der Pflanzen. Aus Chelidonium entwickelte sich über das althochdeutsche Scheliwurz der heutige Begriff Schöllkraut.

Ursprünglich ist Chelidonium majus in den gemäßigten und wärmeren Gebieten Europas und Asiens sowie im Mittelmeerraum zuhause. Heute findet man es auch in Nordamerika, wohin es von den ersten Siedlern wegen seiner Heilwirkung insbesondere bei Hautkrankheiten importiert wurde.
Die stickstoffliebende Art wächst gerne in der Nähe von menschlichen Ansiedlungen, z.B. auf Schuttplätzen und an Wegesrändern. Man findet es häufig unter Robinien aber auch in Mauerspalten.

Bild 2: Blätter, Blüte und unreife Früchte des Schöllkrauts


Das Schöllkraut ist eine zwei- bis mehrjährige, krautige Pflanze, deren behaarte Stängel eine Wuchshöhe von 70 cm - an günstigen Standorten auch mehr - erreichen. Sie bildet ein verzweigtes Rhizom, das den Winter überdauert. Die wechselständigen, gestielten Laubblätter besitzen eine grüngraue, an der Oberseite durch einen dünnen Wachsfilm wasserabstoßend bereifte Blattspreite, die buchtig eingekerbt ist. Die Blattunterseite ist heller und leicht behaart.

Bild 3: In der Nacht hatte es geregnet ...

Natürlich hatte ich mit den Aufnahmen und der Probensammlung wieder gewartet, bis das Wetter umschlägt ... :(

Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober. Dann zeigt das Schöllkraut seine zwittrigen Blüten, die sich bei schlechten, feuchten Wetter schließen. Diese sind vierzählig und etwa 2 cm groß. Die zwei Kelchblätter fallen früh ab, die vier Kronblätter sind kräftig gelb und umstehen zwölf oder mehr freie Staubblätter. Der grüne Fruchtknoten setzt sich aus zwei verwachsenen Fruchtblättern zusammen und trägt einen ebenfalls grünen Griffel, der in einer zweilappigen Narbe endet. Nach der Befruchtung entwickelt sich aus jeder Blüte eine dünne, zweilappige Kapselfrucht mit einer Länge von ca.  5 cm, die die eiförmigen, schwarzen Samen enthält. Diese werden nach dem Öffnen der trockenen Fruchtkapsel von Ameisen verbreitet.

Bild 4: Prachtvoll!

Quelle: Wikipedia, User Aiwok, 2008 unter GDFL

Besonders auffällig ist natürlich der giftige oben schon angesprochene gelb-orangene Milchsaft, der immer dann austritt, wenn die Blätter oder Sprosse verletzt werden. Dieser stammt aus gegliederten Milchröhren und hat einen scharfen, bitteren Geschmack.

Das führt uns zu den Inhaltsstoffen und deren Wirkung - das Schöllkraut wird ja, wie oben beschrieben, seit jeher als Heilpflanze genutzt.

Chelidonium majus enthält in allen Pflanzenteilen eine Reihe von Alkaloiden, von denen bisher über 20 isoliert und bestimmt wurden. Die wichtigsten sind Berberin, Chelerythrin, Chelidonin, Coptisin, Spartein, Chelidoxanthin und Sanguinarin. Mit dem Absterben der oberirdischen Pflanzenteile im Herbst konzentrieren sie sich im Rhizom, das dann hochgiftig ist.

Schöllkrautextrakte haben im Test an Kulturen eine antivirale, antibakterielle, antimykotische und schwach zytotoxische Wirkung gezeigt, was auf den Gehalt an Chelidonin, Coptisin und Protopin zurückgeführt wird. Auch Chelerythrin und Sanguinarin wirken zytotoxisch. In vivo wurde eine schwache Wirkung gegen Influenzaviren festgestellt.
Die verschiedenen Chelidonium-Alkaloide, Flavone und Bitterstoffe wirken vor allem auf Leber und Galle: bei innerlicher Anwendung von Schöllkrautextrakten fördern sie den Gallenfluss, regen die Leberfunktion an und haben eine entkrampfende Wirkung. Schöllkrautextrakte wirken ferner schwach entzündungshemmend (antiphlogistisch) und analgetisch. In der Volksmedizin wird der Saft der Pflanze äußerlich bei Hauterkrankungen wie (z.B. Ekzeme, Akne und Warzen) verwendet. Als Wirkprinzip werden eiweißauflösende (proteolytische) und antivirale Mechanismen diskutiert. Der Saft sowie eine daraus hergestellte Salbe wirken stark reizend.

Das Verschlucken der Pflanze führt in größeren Mengen zu schweren Reizungen des Magen-Darm-Traktes. Entsprechend äußern sich die Symptome in Brennen, Schmerzen, Erbrechen, blutigen Durchfällen und Kreislaufstörungen. In schweren Vergiftungsfällen kann es zum Tod durch Kreislaufversagen kommen. Schöllkraut steht auch im Verdacht, toxische Leberschäden (Hepatitis, Cholestase bis hin zum Leberversagen) hervorzurufen.

Bild 5: Illustration zum Schöllkraut

Quelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé, Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; 1885, Gera, Nutzung unter GFDL freigegeben von Kurt Stueber (www.biolib.de)

Bei diesem Wirkungsspektrum ist es naheliegend, dass Schöllkrautauszüge heute fast nur noch in homöopathischen Arzneien Verwendung finden. Das war lange Zeit anders: dem Schöllkraut wurden bereits im Altertum große Heilkräfte zugeschrieben.
Im Mittelalter interpretierte man den Namen Chelidonium als caeli donum (vom Himmel gegeben). Das Schöllkraut war Sinnbild für ein ausgeglichenes Leben, so sollte ein Amulett mit Schöllkraut aggressive Menschen beruhigen.
Die Alchemisten versuchten aus der Wurzel Gold herzustellen. Daher rühren die Trivialnamen Goldkraut und Goldwurz. Nach der Signaturenlehre verwendete Paracelsus das Schöllkraut gegen Gelbsucht. Hieronymus Bock beschreibt in seinem Kräuterbuch ausführlich die vielseitigen Anwendungen des Schöllkrauts zu seiner Zeit (etwa um 1630). Albrecht Dürer litt schwer unter Malaria, Milzbeschwerden und Leberschwellung. Er sandte seinem Arzt ein Selbstbildnis, auf dem er auf die schmerzenden Stellen hinzeigte. Das vom Arzt verordnete Schöllkraut half Dürer, der zum Dank ein Bild von der Pflanze malte (heute in der Wiener Albertina zu sehen). Auch in der chinesischen Kräutermedizin ist das Schöllkraut hoch angesehen.

Ich vermute, dass der Milchsaft durch seine intensive Farbe in allen Zeiten zu entsprechenden Assoziationen und dann gemäß dem jeweiligen Wissensstand auch zu den beschriebenen Anwendungen geführt hat. Dabei wundert es mich, dass so wenig über Vergiftungsfälle überliefert ist. Die damaligen Mediziner kannten Ihr Kraut entweder sehr gut und wussten es passend zu dosieren - oder der Patient ist eben an seiner Krankheit gestorben ... ;)


Informationen zur Präparation

Die Probe stammt von einem Hang am Straßenrand in der Gemeinde Staringen am Bodensee. Ich habe sie dort in der passenden Länge zurecht geschnitten und gleich in AFE fixiert.

Geschnitten habe ich das AFE-fixierte Sprossstück dann in Möhreneinbettung auf dem Zylindermikrotom mit DurAedge Einmalklingen im SHK-Klingenhalter. Die Schnittdicke der Querschnitte beträgt ca. 50 µm.
Da der Stängel innen hohl und dazu noch ungleichmäßig geformt ist, war das diesmal nicht ganz so einfach. Aber einige brauchbare Schnitte habe ich bekommen.

Vor dem Färben habe ich dann noch zwei Aufnahmen von den fixierten Schnitten gemacht.

Gefärbt habe ich mit der Asim II - Farblösung von Klaus Herrmann, die wie W3Asim II auf einem Rezept von Rolf-Dieter Müller beruht. Entsprechende Arbeitsblätter können im Downloadbereich der MKB-Webseite herunter geladen werden. Nach der Färbung habe ich vor dem Entwässern durch häufiges Spülen mit jeweils frischem Aqua dest. sanft differenziert.
Eine ausführliche Beschreibung der Färbung findet sich hier.

Eingedeckt sind die Schnitte - nach gründlichem Entwässern in reinem Isopropanol - in Euparal.


Und noch ein wenig zur Technik:

Alle Aufnahmen auf dem Leica DME mit dem 40x NPlan sowie den PlanApos 10x und 20x. Die Kamera ist eine Canon Powershot A520 mit Herrmannscher Okularadaption. Zur Zeit nutze ich ein Zeiss KPL 10x, das mit den Leica-Objektiven sehr gut harmoniert. Die Steuerung der Kamera erfolgt am PC mit PSRemote und der Vorschub manuell anhand der Skala am Feintrieb des DME.

Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.

Mh, der Text scheint zu lang zu sein, also trenen ich hier auf ...
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... und weiter geht es!

Jetzt zu den Schnitten!

Zunächst einmal eine Makroaufnahme des gefärbten Sprossquerschnittes zur Übersicht:

Bild 6: Marko von einem der Präparate - da meine S3is das Zeitliche gesegnet hat, diesmal freihand mit der Canon Powershot meiner Frau


Wir sehen einen unregelmäßig geformten Querschnitt mit einer großen Markhöhle im Zentrum. Die ausgefransten Ränder weisen auf die lysigene Entstehung - durch Auflösung der Markzellen - hin. Unter dem Rindenparenchym finden wir einen rot angefärbten Sklerenchymring zur Stabilisierung des Sprosses, an dem radiär die einzelnen, meist lang gestreckten Leitbündel anliegen. Deren Sklerenchymkappe geht dabei in den Sklerenchymring über.

Schauen wir nun etwas genauer hin!

Bild 7a-c: Querschnitt durch den Spross, Bild 7a ungefärbt, Bild 7c mit Beschriftung; Vergrößerung 100x, Stapel aus 17 bzw. 18 Bildern



Im ungefärbten Bild 7a zeigen sich einige Amyloplasten (Stärkekörner) in den Parenchymzellen rund um das Leitbündel. Ansonsten sehen wir eine einlagige Epidermis mit dünner Cuticula und darunter das Rindenparenchym, dessen letzte Zelllage nach außen hin kollenchymatisch verstärkte Zellwände zeigt. Unter dem Sklerenchymring und eingebettet ins Markparenchym dann das offen kollaterale Leitbündel mit Cambium sowie in der vorgelagerten Sklerenchymkappe die Milchröhren oder Sekretkanäle (MR bzw. SK).
Wer die Beschriftung nachlesen möchte, findet auf der MKB Webseite eine Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen zum Herunterladen. Diese gilt natürlich auch für die noch folgenden Bilder.

Bild 8a,b: Blick auf zwei Leitbündel, Bild 8a ungefärbt; Vergrößerung 100x, Stapel aus 18 bzw. 14 Bildern


Während Bild 8a eines der typischen, langgestreckten Leitbündel zeigt, sehen wir in Bild 8b ein Leitbündel an einer Verzweigung angeschnitten. Weiter nach oben aus der Schnittebene hinaus wird sich das breite Bündel wohl in zwei einzelne Stränge auftrennen, die Sklerenchymkappen sind schon getrennt.

Bild 9: Am Rande der Markhöhle, Vergrößerung 100x, Stapel aus 10 Bildern

Die Markhöhle entsteht durch Auflösung der Markparenchymzellen im Zentrum des Stängels (lysigen). Daher die Zellreste am inneren Rand zur Markhöhle hin.

Bild 10a,b: Die äußeren Gewebe, Bild 10b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus je 7 Bildern


Interessant sind hier die nach außen hin kollenchymatisch verstärkten Zellwände der letzten Lage des Rindenparenchyms direkt unterhalb der Epidermis.

Nun noch einmal zum Aufbau der Leitbündel! Zunächst zwei Aufnahmen im Überblick:

Bild 11a,b: Bild 11a mit Xylem und Phloem, Bild 11b mit Phloem und Sklerenchymkappe, Vergrößerung 200x, Stapel aus 10 bzw. 9 Bildern


Bild 11b zeigt wieder schön die Milchröhren in der Sklerenchymkappe.

Noch näher heran!

Bild 12a,b: Das Xylem, Bild 12b mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus je 6 Bildern


Die Strukturen im primären Xylem (pXl) ähneln auf den ersten blick den Milchröhren in der Sklerenchymkappe. Ich denke jedoch, dass es sich hier um die kollabierten Reste der ersten Tracheiden handelt.

Bild 13a,b: Das Cambium, Bild 13b mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus je 11 Bildern


Wir sehen ein offen kollaterales Leitbündel mit einem Cambium zwischen Xylem (links) und Phloem (rechts). Auffällig ist, dass sich dieses nicht auf gleicher Höhe im Markparenchym (hier unten im Bild) fortsetzt.

Bild 14a,b: Die Milchröhren in der Sklerenchymkappe, Bild 14b mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus je 6 Bildern


Hier nun noch einmal ein genauer Blick auf die von Sklerenchymzellen umgebenen Milchröhren, die sich als dünnwandige und lebendige Zellen deutlich von der Umgebung abheben.
In der Beschreibung ist von gegliederten Milchröhren die Rede, was bedeutet, dass sich diese aus mehreren Zellen zusammen setzen. Dies ist leider nur in einem Längsschnitt zu erkennen.

Vielen Dank fürs Ansehen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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hajowemo

Lieber Jörg,
wieder mal eine tolle Sache.
herzlichen Dank.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
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Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Fahrenheit

#3
Lieber Jochen,

vielen Dank für Dein Lob! Schön, dass Die der Beitrag gefällt!

Alle:

natürlich ist mir ein Beitrag zum Schöllkraut durch die Lappen gegangen, und das trotz Google-Suche. :(

Hans-Jürgen hat im letzten Sommer bereits Schnitte von Spross, Blattstiel und Wurzel unter dem Titel "Teufelskraut (Chelidonium majus) " gezeigt:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16740

Seinerzeit haben wir auch schon über die Milchkanäle diskutiert und sie im Phloem verortet. Wenn ich nun auf meine eigenen Schnitte sehe, kann ich dort aber nichts vergleichbares entdecken. Siehe meine Bilder 11a und 11b.

Ob die Milchröhren die Pflanzenteile ohne konkrete Gewebezuordnung durchziehen und so abhängig von der Schnittstelle oder z.B. dem Alter der Pflanze überall auftauchen können?
So sind auch in den Sklerenchymkappen der jüngeren Leitbündel keine Milchröhren zu erkennen (vergleiche auch die Aufnahmen von Rolf-Dieter in seinem Thread).

Eine echter Nachweis kann wohl nur anhand einiger glücklich getroffener Längsschnitte erfolgen. Aushilfsweise mag ein kleiner Trick helfen: bei der Probenahme ist mir aufgefallen, dass der Milchsaft nur bei der ersten Verletzung stark ausströmt. Schneidet man beispielsweise ein Sprossstück nach einiger Zeit ein weiteres mal, erscheint nur noch wenig Milchsaft auf der Schnittfläche.
Bei alten Sprossen müsste es so möglich sein, mit einer Lupe zumindest annähernd zu erkennen, an welchen Stellen der Austritt erfolgt um so auf die Lage der Milchröhren schließen zu können.

Wenn jemand an einer entsprechenden Pflanze vorbei kommt: über einen entsprechenden Bericht würde ich mich sehr freuen.

Herzliche Grüße
Jörg

Edit: So, nun habe ich Hans-Jürgen im Start-Beitrag eingereiht, es wäre schade, wenn sein schöner Thread hier unten unter geht. :)
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Klaus Herrmann

Lieber Jörg,

schöner Bericht über eine "ollen Kamelle". Es gibt doch auch bei gut Bekanntem immer wieder neue Aspekte.

Beim Wohldenbergtreffen habe ich bei einem meiner Mittagspausen-Spaziergänge ganze Büsche Schöllkraut gesehen. Da Franz K. eine AL-Fluoreszenz dabei hatte, wollte ich mal den Saft zum Kristallisieren bringen durch Zugabe von Ethanol. Das gelang aber nicht so toll. Aber Franz hat einen Schnitt gemacht und angeschaut. Leider haben wir nicht genau drauf geschaut, wo denn nun der Saft primär austritt. Aber das wäre doch ein Ansatz: frisch anschneiden, reichlich fließenden Saft abtupfen und dann den Schnitt in der AL-Fluoreszenz untersuchen. Da müsste man eigentlich die Milchröhren lokalisieren können. Horst Wöhrmann hat doch ein schönes Axioplan mit Fluoreszenz.
Ich finde bei uns kein Schöllkraut - hier ist alles ordentlich! Weit und breit keine Schutthalden und deshalb auch kein Schöllkraut. :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Fahrenheit

#5
Lieber Klaus,

auch Dir vielen Dank! Aber so oll ist die Schöll'sche Kamelle gar nicht. Wie oben beschrieben, sind da ja noch einige Fragen offen. ;)

Rolf-Dieter hat in seinem Beitrag (der erste in der Liste im Ausgangsbeitrag dieses Threads) ja einige Fluoreszenzaufnahmen gezeigt. Aber leider bieten die meines Erachtens auch keine eindeutigen Hinweise, zumal das Berberin nicht nur im Milchsaft vor kommt.
Beim Abtupfen sehe ich zudem das Risiko, den Saft über den Querschnitt zu verschleppen. Aber wie sagt Horst Wörmann immer: Versuch macht kluch ... :)

Ihr Schwaben seid einfach zu ordentlich und verpasst so vor lauter Kehrwoche die Geschenke des Himmels - sorry, could not resist.  ;D
Aber tröste Dich: ich habe hier bei uns auch noch kein Schöllkraut gefunden und Rolf-Dieter wurde für seine Untersuchungen erst im Garten der MKB-Pharmazeutin fündig.

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Ein Vergleich mit dem Spross des Scharfen Hahnenfuß (Ranunculus acris) findet sich hier
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