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Farbe mit der SW-Kamera

Begonnen von peter-h, Mai 21, 2014, 11:52:03 VORMITTAG

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peter-h

Liebe Mikrofotografen,

der Titel klingt wie ein Witz, ist aber in der Astronomie eine übliche Methode um gute Bilder aufzunehmen. Angesprochen wurde das Thema vor einigen Tagen. Also an die Arbeit. Der große Vorteil einer monochromen Kamera liegt in der direkten Belichtung jedes einzelnen Pixels ohne die zusätzliche Bayermaske. Durch diese einzelnen Filterchen wird auch das Spektrum der Kamera auf das sichtbare Spektrum von ~400nm bis ~700nm begrenzt. Der Chip kann aber mehr ! So steht bei einer monochromen Kamera der Bereich von 350nm bis ~1100nm offen. UV-Bereich für Aufnahmen in bester Auflösung und IR-Bereich für das Durchdringen von z.B. Chitinpanzer der Insekten.
Natürlich gibt es Grenzen für monochrome Kameras zu Farbaufnahmen, denn nur absolut unbewegliche Objekte können mit der Methode aufgenommen werden.

Zusätzlich zur Kamera benötigt man einen geeigneten Filtersatz. Die Auswahl ist groß und so hatte ich mich vor Jahren nach einigen Tests für einen Satz Interferenzfilter von Astronomik entschieden.
http://www.mikroskopie-ph.de/astronomikrgb2q4v3t9brjs.jpg

3 SW-Aufnahmen werden dann über ein Programm zu einem Farbbild überlagert. Hier ein Beispiel mit (freeware) Fitswork.


Blatt d. Silberweide , 8µm Schnitt von Robin Wacker , Zeiss Planapo 10/0,32 , Kamera DMK72 , Cree LED XM-L

Die 3 Farbauszüge wurde identisch belichtet und ohne weitere Korrektur dem Programm übergeben. Im Ausschnitt die Gegenüberstellung zur Farbkamera mit Bayermaske.
Was leider hier nicht erkennbar ist, wird in sehr starker Vergrößerung sichtbar. Ein gesteigertes Auflösungsvermögen und ein geringerer Rauschanteil. Ganz sicher lassen sich mit exotischen Farbfilter noch einige weitere Effekte erzielen.

Viel Spass und monochrome Farbgrüße  ;D
Peter

the_playstation

Hallo Peter.
Das erinnert mich an alte Zeiten, wo es noch keine Farb-Bild- und Video-Capturekarten gab und Ich Bilder über ein selbstgebasteltes SD Interface digitalisiert hatte. Damals war auch ein Verwackeln (minimale Verschiebung des Bildes) quasi tödlich für die Aufnahme. Mußte mir damals ein Papprad mit 3x Farbfolien basteln. Das RGB Bild sieht ja wirklich kontrastreicher und besser aus. :)

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Klaus Herrmann

Lieber Peter,

schöner Trick! Erinnert mich an die ersten farbigen REM-Aufnahmen, die Manfred Kage vor langer Zeit gemacht hat. 3 Kameras, die mit jeweils anderem Winkel schöne 3D-Aufnahmen produzierten die über Filter dann auch noch farbig wurden.
Heute coloriert man aufwändig aber wunderschön am Rechner nach. Oliver Meckes und Nicole Ottawa leben davon. Ich habe seit Jahren den Dumontkalender von ihnen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Stefan_O

Hallo Peter,

beim RGB Bild ist ziemlich viel blau an den Seiten zu sehen. Wenn nach beim Filterwechsel wieder scharfgestellt wird, sind die drei Teilbilder unterschiedlich gross. Gleicht Fitworks das aus oder setzt es die Bilder einfach nur zusammen? Ohne eine Registrierung der Einzelbilder hatte ich ähnliche Artefakte.

Gruss,
Stefan

peter-h

Hallo Stefan,

ich habe jetzt zu diesem RGB-Bild überhaupt keine Änderung an den 3 Farbauszügen vorgenommen. Was Fitswork alles anstellt kann ich im Moment nicht sagen. Aber wo siehst Du blaue Ränder ?


Gruß
Peter


Stefan_O

Hallo Peter,

in dem vergrössertem Ausschnitt deines ersten Bildes, z.B. direkt über dem blauen B. Im "Farbkamera" Bild daneben ist dies nicht zu sehen. Vielleicht ist das aber auch nur Zufall.

Kannst Du die drei Einzelbilder irgendwo hochladen, damit dein geschätztes Publikum etwas experimentieren kann?

Gruss,
Stefan

JüSchTü

Hallo zusammen,

Zitat von: peter-h in Mai 21, 2014, 11:52:03 VORMITTAG
der Titel klingt wie ein Witz, ist aber in der Astronomie eine übliche Methode um gute Bilder aufzunehmen....

Zitat von: Klaus Herrmann in Mai 21, 2014, 12:25:42 NACHMITTAGS
schöner Trick! Erinnert mich an die ersten farbigen REM-Aufnahmen, die Manfred Kage vor langer Zeit gemacht hat....

ich möchte das etwas ergänzen, da die Zielsetzung bei der Astronomie teilweise etwas anders gelagert ist, als bei der Mikroskopie.

In der Astronomie werden mehrfach kombinierte Monochrombilder zur Analyse der beobachteten Objekte genutzt. Die chemischen Elemente besitzen charakteristische Spektrallinien, wodurch man z.B. das Vorkommen und die Verteilung eines Elements direkt im Bild darstellen kann. Nimmt man mit einem entsprechenden Bandpaßfilter monochrom auf und gibt dieser Aufnahme nachträglich eine entsprechende Farbe, z.B. Blau für Wasserstoff, dann ist im kombinierten Bild immer dort der Wasserstoff, wo die Farbe Blau auftaucht etc. Sehr viele der "schönen" astronomischen Farbaufnahmen von Nebeln sind genau so und für solche Analysen angefertigt worden. Also nicht dazu, "natürliche" Farben wiederzugeben. Ein konkretes Beispiel wäre die H-II-Verteilung, in Sternentstehungsgebieten wie z.B. dem Orionnebel. Oder man mischt Infrarot mit Röntgenaufnahmen, wie hier beim Tarantelnebel. Infrarotlicht durchdringt z.B. kosmische Staubwolken, die von kurzwelligerem Licht nicht durchdrungen werden können.

Eine andere Anwendung ist z.B. bei der Beobachtung der Sonne die Möglichkeit, Ereignisse in verschiedenen Höhen wahrzunehmen. Im Weißlicht beobachtet man die Oberfläche, im Hα-Licht die Chromosphäre und im Ca-Licht eine Schicht dazwischen.

Viele Grüße, Jürgen
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"Die Zukunft rast auf einen zu. Man hat nur den einen winzigen Moment, wenn sie vorüberzieht, um sie in eine freundliche, erkennbare, angenehme Vergangenheit zu verwandeln."   (Ray Bradbury)
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