Bestimmung der Maschenweite - Nylonstrümpfe

Begonnen von QvA, Juni 03, 2014, 11:09:24 VORMITTAG

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QvA

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich bin neu im Forum und leider bin ich keine Mikroskopier-Profi -  genauer gesagt bin ich ziemlich ahnungslos, meine letzten Erfahrungen stammen aus Studienzeiten. Nun komme ich berufsbedingt noch einmal zum Thema Mikroskopie, da ich die Maschenweite von Nylonstrümpfen bestimmen bzw. erst einmal in Größenordnung abschätzen müßte.

Folgendes:
Ich habe zur Fest-Flüssig-Trennung einen Nylonstrumpf DEN 40 genutzt, bräuchte jedoch noch die Maschwenweite zu den Strümpfen.
Mir ist klar, dass sich die Maschenweite mit zunehmender Dehnung ändert, also würde ich die Bestimmung zweifach durchführen, jeweils ungedehnt und gedehnt.
Wie bereits erwähnt brauche ich keine exakte Maschenweite, sondern erst einmal eine Größenordnung.

Mein Ansatz wäre nun den Strumpf bzw einen Teil des Strumpfes auf den Objektträger zu legen und mehr oder weniger einfach auszuzählen wie viele Maschen sich bspw auf einer Streckenlänge von 2 mm befinden. Soweit ich weiß bräuchte ich dazu entsprechende Objekt und Okkularmikrometer

Am Besten wäre es davon ein Foto zu machen, ich denke dies würde die Auszählung erleichtern, ich wüßte aber nicht welche spezielle Ausstattung ich hierzu benötige.

Verschiedene Nylonstrumpf-Hersteller habe ich auch bereits angefragt, aber Aussagen zur Maschenweite konnte oder wollte bislang kein Hersteller treffen.

Vielleicht habe ich auch einfach Glück und eine Person des Forums hat dies schon einmal durchgeführt und wäre bereit mir seine Kenntnisse mitzuteilen oder jemand kennt entsprechende Internetseiten, wo man diese Infos bekommen kann.

Vielen Dank

QvA

Oecoprotonucli

#1
Hallo "QvA",

wenn Du nicht tiefer in die Mikroskopie einsteigen möchtest, und nicht schon ein Mikroskop mit Kamera besitzt, ist der Ansatz, mit Fotos zu arbeiten etwas zu aufwändig.

Dagegen ist das mit dem Auszählen der Maschen schon eine Lösung. Je nachdem, wie viele Maschen da in Deine 2 Millimeter passen, bekommst Du so sogar einen Durchschnittswert.

Für die ansonsten übliche Methode brauchst Du schon ein Objektmikrometer. Danach arbeitest Du wieder mit Deiner Zählmethode über eine definierte Strecke (z.B. über den gesamten Sehfelddurchmesser, den Du vorher in µm bestimmt hast). So würdest Du Dir das zusätzliche Okularmikrometer sparen, was Du ansonsten (oder bei häufigeren Messungen) schon brauchen würdest. Du musst dann vorher für Deine verschiedenen Objektive mit dem Objektmikrometer bestimmen, wie viele Teilstriche auf dem Okularmikrometer welcher Länge entsprechen. Diese Faktoren kannst Du dann an Deinem Mikroskop dauerhaft benutzen, so lange Du keine optischen Komponenten oder Wege änderst.

Besten Gruß

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Werner

Meiner Meinung braucht man dazu gar kein Mikroskop.
Es gibt sogenannte Fadenzähler-Lupen, das sind kleine als Standlupen aufklappbare Teile mit einem Meßfenster von genau 1 cm², manche auch mit mm-Teilung.
Die sind wohl bei den Textilleuten verbreitet.
Mit einer Digicam im Makromodus müßte das am ausgedruckten Bild aber auch schon machbar sein.

Gruß   -   Werner

Klaus Herrmann

Hallo

"Qualität von Arbeit"

Die Fadenzählermethode wurde bei mir in der Abteilung von der Gruppe "Textil" tatsächlich verwendet, obwohl wir super ausgerüstet waren mit feinsten Mikroskopen. Es ist hochflexibel und geht sehr schnell. Alledings ist eine gute Lupe schon sehr hilfreich. Unsere Texiler hatten die Leitz 8x-Lupen. Hat eine Skala 1cm in 100 Teile. Das reicht locker.
Die "Antik-Lupe" ist dekorativ hat aber eine grausame Kissenverzeichnung.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Oecoprotonucli

(Zwischendurch schon mal von mir ein kleines informelles Dankeschön an Werner und Klaus - wieder was gelernt, nämlich, warum das "Fadenzähler" heißt und dass Nylonmaschen wohl doch nicht so "ultrastrukurell" sind) S.
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

QvA

Vielen Dank,

von einem Fadenzähler habe ich bislang noch nie etwas gehört, scheint aber weniger aufwendig zu sein als die Auszählung unter dem Mikroskop. In welcher preislichen Größenordnung liegen Fadenzähler? Und wie ist die "Auflösung" . Nach Allem was ich bisher in Erfahrung bringen konnte liegt eine mögliche Maschenweite in einer Größenordnung von 25 - 200 µm. Sind die Geräte dafür geeignet?

Gruß

QvA

ruhop

Hallo, QvA.

Fadenzähler kannst Du bei EBucht besichtigen. Die meisten arbeiten mit einer Vergrößerong von 10x. Vielleicht wärest Du mit einem preisgünstigen Stereomikroskop mit einer Vergrößerung von 10-30x besser bedient.

Schönen Gruß aus dem Hintertaunus

Holger

Heino Lauer

Hallo,

wenn die Maschenweite in der Größenordnung von 100 Mikron oder mehr liegt, kannst Du sie mit einer 8- oder 10-fach vergrößernden Messlupe mit 1/10 Einteilung, wie Klaus sie zeigt, annähernd bestimmen. Das Auszählen der Maschen, um daraus auf Ihre Weite zu schliessen, ist nur zielführend, wenn Du den Fadendurchmesser bestimmst oder kennst.

Für die meßtechnische Lösung kann auch gut ein Stabmikroskop verwendet werden, wie Thomas es derzeit anbietet. Ich würde es nehmen, wenn ich nicht schon mehrere hätte.

Herzlicher Gruß

Heino
Mikroskope:
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18
Leitz SM

Willy

#8
Hallo QvA,
suche bei eBay nach Messlupen, die gibt es ~ 50-150€, oder schreib mir eine PN.

Gruß Willy

plaenerdd

#9
Hallo Jan,
wenn es ein zeitlich begrenztes Projekt ist kann ich Dir beides leihen: Entweder Mikroskop mit Meßokular und Objektmikrometer oder einen Fadenzähler mit 10x Lupe. Bitte bedenke auch, dass Du die Fadendicke kennen musst, um die Maschenweite zu bestimmen. Wenn Du z.B. auf einem Zentimeter auszählst und durch die Anzahl der gezählten Fäden teilst, wird die Maschenweite etwas zu groß bzw. hängt die tatsächliche Maschenweite dann immer noch von der Fadendicke ab. Da halte ich das direkte Messen der Löcher für zielführender, aber das geht nicht mehr mit dem Fadenzähler.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Detlef Kramer

Hallo,

wenn es nur um die Größenordnung geht, ein Tipp aus der Praxis: Mikroskop scheint ja vorhanden zu sein. Dann benutzt man das 10 : 1 Objektiv und zählt die Maschen Pro Durchmesser. Der Durchmesser ist in dem Fall 1,8 oder 2 mm, entsprechend dem Sehfeld und wenn das auf dem Okular nicht vermerkt ist, mit einem Lineal überprüfen. Das dürfte völlig ausreichen.

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Heino Lauer

#11
Lieber Detlef,

etwas weiter oben hatte ich schon angedeutet, das ohne Kenntnis des Fadendurchmessers ein Auszählen der Maschen nicht zwingend zum Erfolg führt. Einzige Ausnahme: Der Fadendurchmesser ist gleich Maschenweite. Diese Voraussetzung ist aber häufig nicht erfüllt. Nur als kleine Ergänzung zu Deinem praxisgerechten Vorschlag...

Herzlicher Gruß

Heino
Mikroskope:
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18
Leitz SM

JüSchTü

Hallo zusammen,

ich möchte hier doch mal bitte die, aus meiner Sicht überfällige, Frage stellen, welchen eklatanten Vorteil im professionellen Einsatz ein Nylonstrumpf gegenüber einem Sieb mit bekannter Maschenweite hat? Ich habe z.B. gefunden: Siebfilter 30 µm Maschenweite, Edelstahl V4A, 30 cm x 40 cm für 15 €. Verschiedene Maschenweiten bis 500 µm in Längen bis 200 cm (60 €). Obwohl... Die Strumpfhose mit 40 Denier kostet doch tatsächlich nur 3,50 €. Immerhin mehr als 11 € Differenz... (Was hab ich damals immer als Ingenieurstunde verrechnet? Mannomann, ich werd vergesslich...)

Und die neue Einheit heißt auch "tex" und nicht mehr "den", wobei 1 tex = 9 den sind. Sehr spannend, das Thema. Wieder was gelernt!

Zur Maschenweite: Aus Praktikersicht würde ich nicht den Strumpf unters (geliehene) Mikroskop legen, sondern den (existierenden) Inhalt des Strumpfs! Ich würde mir die Mühe machen ein (das?) kleinste Teilchen herauszusuchen, um daraus zu folgern, dass die (effektive) Maschenweite etwas kleiner war ;) Die Partikelgeometrie, Maschendiagonale etc. kann man getrost unberücksichtigt lassen, da es ja nur um die Größenordnung geht, gell? Ich denke auch, dass eigentlich die Partikelgröße der Fest-Flüssig-Trennung gesucht ist und nicht die Maschenweite...

Ansonsten glaube ich aber, dass Strumpfhersteller ganz genau wissen, wie ihre Strümpfe "gebaut" sind, schließlich stricken (wirken?) die Maschinen nicht ins Blaue hinein. Es gibt bestimmt einen (okkulten) Grund, warum die Hersteller NICHT auf die vorzüglichen Eigenschaften ihrer Produkte als Siebe, Filter, Keilriemen, Gesichtsmasken etc. hinweisen, oder?

Viele Grüße, Jürgen
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"Die Zukunft rast auf einen zu. Man hat nur den einen winzigen Moment, wenn sie vorüberzieht, um sie in eine freundliche, erkennbare, angenehme Vergangenheit zu verwandeln."   (Ray Bradbury)
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Oecoprotonucli

#13
Hallo Ihr Praktiker!

wenn es also nur um die Größenordnung geht und auch keine Wiederholungsmessungen erforderlich sind, dann könnte man auch, statt das Mikroskop zu verschicken, einfach den/die Nylonstrümpfe (oder das Filtrat den Filtrierrückstand, was wohl realitätsnäher, aber vielleicht auch etwas umständlicher zu untersuchen sein könnte*) verschicken. Sprich: Outsourcing Deiner Messarbeit an einen der hier vorhandenen Mikroskopiker. Sofern sich einer bereit erklärt und Du diese verantwortungsvolle Messaufgabe abzugeben bereit bist.

Besten Gruß

Sebastian

* Die Elastizität könnte allerdings schon Verwirrung ins Spiel bringen. Daher Messung z.B. in drei Zuständen: 1) ungedehnt, 2) mittlere Dehnung (Oh je, wie definieren wir das?), 3) maximale Dehnung.

Das Untersuchen des Rückstandes und die Schlussfolgerungen daraus sind übrigens bestimmt auch nicht ganz einfach: Wahrscheinlich ist die Filterwirkung stärker, wenn sich erst einmal eine Schicht am Filter aufgebaut hat. Möglicherweise dringen in einer bestimmten Phase überhaupt keine Partikel, sondern nur noch gelöste Stoffe durch. Kommt eben drauf an, was gefiltert wird.
Ich benutze privat:
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Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

JüSchTü

#14
Hallo Sebastian,

also jetzt mal im Ernst. Da geht ein Ingenieur (!) her, trennt mit ungeeignetem Mittel den Schmock von aus der Plörre und fragt anschliessend die Experten

a) was er da eigentlich gemacht hat und
b) wer ihn zum Ergebnis trägt.

Geht's noch? (Ein weiterer Beitrag zum Faden "Wörter, die nerven !!"?)

Viele Grüße, Jürgen
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