Veränderungen eines Phasenringes

Begonnen von Piper, Juni 03, 2014, 23:58:08 NACHMITTAGS

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Piper

Hallo,

ich habe eine technische Frage an "alte Zeissianer". Hatte heute ein interessant erscheinendes Zeiss West-Objektiv getestet (Phaco Plan Apo 40/1,0 Öl, Iris, TL 160 mm, Nr. 4962238). Hierbei zeigte sich, dass es im Dunkelfeld exzellente Bilder ergibt, im Hellfeld durchschnittlich abschneidet (schon wegen des Phasenringes im Objektiv erwartbar gewesen), aber überraschenderweise im Phasenkontrast einen ungewöhnlich schwachen Kontrast ergibt, der hinter jedem Standard-Phasenkontrastobjektiv unabhängig von dessen Korrektionsgrad weit zurücksteht. Eigentlich könnte / müsste man diesen flauen Phasenkontrast als "miserabel" bezeichnen. Das Objektiv kann letztlich im Phasenkontrast nicht sinnvoll bzw. mit Erfolg eingesetzt werden.

Bei genauerem Hinsehen zeigte sich im Einstellfernrohr, dass der Phasenring nicht homogen strukturiert ist, sondern eine fein gescheckte "Sprenkelung" zeigt, welche teils an "Korrosion", teils an eine oberflächliche "Zersetzung" oder feine "Rissbildungen" erinnert. Exakter auflösen konnte ich diese Veränderungen im Einstellfernrohr nicht. Ich habe aber den Eindruck, dass diese Veränderungen, welche die gesamte Fläche des Phasenringes einnehmen,  die Phasenverschiebung innerhalb des Phasenringes irregulär beeinflussen, was den Kontrastverlust zwanglos erklären würde.

Solche Veränderungen habe ich bisher noch nie an einem Phaco-Objektiv gesehen, unabhängig vom Alter und Hersteller. Ich ging bisher davon aus, dass die feinen Bedampfungsschichten, aus denen Phasenringe normalerweise bestehen, keine altersabhängigen Veränderungen entwickeln. Daher meine Frage, ob solche wohl zeitabhängigen strukturellen Veränderungen eines im Objektiv aufgebrachten Phasenringes schon einmal beobachtet wurden. Und falls ja, ob dies möglicherweise ein Hersteller-spezifisches Phänomen ist, oder nicht.

Viele Grüße

Jörg Piper


smashIt

mein erster verdacht wäre pilzbefall
das zeug frisst sich auch durch sämtliche vergütungen
MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

rhamvossen

Hallo Jörg,

Ein Paar Foto's wäre interessant, also wie das Bild in Phasenkontrast aussieht und auch wie der Phasenring selber aussieht. Beste Grüsse,

Rolf

Klaus Henkel

Zitat von: Piper in Juni 03, 2014, 23:58:08 NACHMITTAGS

Solche Veränderungen habe ich bisher noch nie an einem Phaco-Objektiv gesehen, unabhängig vom Alter und Hersteller. Ich ging bisher davon aus, dass die feinen Bedampfungsschichten, aus denen Phasenringe normalerweise bestehen, keine altersabhängigen Veränderungen entwickeln. Daher meine Frage, ob solche wohl zeitabhängigen strukturellen Veränderungen eines im Objektiv aufgebrachten Phasenringes schon einmal beobachtet wurden. Und falls ja, ob dies möglicherweise ein Hersteller-spezifisches Phänomen ist, oder nicht.
Jörg Piper

Guten Tag Herr Piper!

Denken Sie auch daran, den Leuten bei Zeiss in Göttingen von der Seltsamkeit Mitteilung zu machen? Entwicklungsabteilung Mikro-Optik, Qualitätssicherung oder Kundendienst. Das wäre ein wichtiges Feedback.

Gruß
KH

-JS-

Hallo Jörg,

die von Dir beobachtete Erscheinungsform dürfte Delamination sein.
Leider sind davon auch die zumeist bei entsprechenden Zeiss-Objektiven auf die vorletzte Linse aufgebrachten Phasenringe von dieser Gefahr nicht befreit. Ich möchte hier als Beispiel ein besonders 'hübsch-schauriges' Exemplar zeigen, aufgenommen bei extremem Schräglicht unter Verwendung des Phasenfernrohrs im Optovar:



Es handelt sich im Bild um die Phasenringplatte eines Zeiss-Neofluar 40/0,65 Ph.

Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Piper

Hallo,

vielen Dank für die verschiedenen Hinweise.

Ergänzend nachzutragen bleibt, dass die Veränderungen ausschließlich den Phasenring betreffen und dort relativ homogen über dessen gesamte Zirkumferenz verteilt sind. Die angrenzenden Glasflächen sind jedoch unauffällig. Auch sieht das ganze Objektiv als solches wie neu aus, scheint also wenig benutzt und auch nicht unsachgemäß gelagert worden zu sein.

Ein Plizbefall würde ja wahrscheinlich nicht nur den Phasenring betreffen, sondern auch die angrenzenden Glasoberflächen. Wenn es Delaminationen auch an Phasenringen gibt (das war mir bisher so nicht explizit bekannt), erscheint diese Erklärung ja recht plausibel.

Wenn ich die Zeit finde, erstellle ich gerne ein paar Fotos und schicke die Beobachtung auch an Zeiss. Beschreibend könnte angemerkt werden, dass die Beschaffenheit des Phasenringes letztlich fein "gesprenkelt" wirkt und die erhältlichen Phasenkontrastbilder sehr flau sind, wie mit einem feinen Grauschleier überzogen, im Kontrast deutlich abgeschwächt, ähnlich wie im Falle einer Dejustierung, wenn ein Teil des Beleuchtrungslichts am Phasenring vorbei läuft.

Viele Grüße

Jörg Piper