Zentrierung des Pankratischen Kondensors

Begonnen von Johann_M, Juni 09, 2014, 08:34:32 VORMITTAG

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Johann_M

Guten Morgen liebe Mikroskopiker,

ich habe seit kurzem einen Pankratischen Kondensor.
Beim Einstellen der Beleuchtung ist die Leuchtfeldblende nicht in der Mitte des Bildfeldes und es gibt, scheint es, zwei Möglichkeiten, die Leuchtfeldblende ins Zentrum zu bringen.
Eine Möglichkeit ist, den Kondensorkörper im Kondensoreinhänger zu zentrieren, was aber nur im ausgebauten Zustand und daher ohne Kontrolle durchs Mikroskop möglich ist.
Genügt es, wenn man den Kondensorkörper einfach so zentriert, daß er sich genau mittig im Einhänger befindet und nach dem Einbau die eigentliche Zentrierung mit den kleinen Vierkanten an den jeweiligen Kondensoren durchführt?
Für eine kleine Hilfestellung wäre ich dankbar.

Liebe Grüße,
Johann


plaenerdd

#1
Hallo Johann,
das ist ein ganz heißes Eisen! Da sind so viele Stellen, wo was schief gehen kann (aus der optischen Achse geraten) Auch ohne Kondensorkopf (Zwischenstellung) sollte das Bild des Leuchtfeldes erstmal mittig liegen und rund sein. Wenn das nicht der Fall ist und Du versuchst  das mit den Zentrierungen der Kondenköpf aus zu gleichen, bekommst Du entweder ebenfalls kein richtig rundes Bild oder Farbverläufe besonders an den Rändern oder beides.

Ich weiß jetzt nicht von welcher Marke Du sprichst, aber bei Zeiss-Jena-Geräten wurde der pankratische Kondensor im Werk zentriert und ist normalerweise nicht ohne Abstriche an ein anderes Gerät zu bauen. Wenn Du etwas Geld dafür übrig hast, würde ich das in einer spezialisierten Werkstatt machen lassen (für Zeiss-Jena: BW-Optik, Askania in Rathenow  oder Thalheim-Spezial-Optik in Pulsnitz). Wenn nicht hilft nur Pröbeln, aber vielleicht hat ein anderer Mikroskopiker noch eine Idee von der richtigen Reihenfolge der Zentrierung, die man auch mit Hausmitteln hin bekommt. Die Dezentrierung kann ja auch schon vor dem Pankraten liegen.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Johann_M

#2
Danke für Deine Antwort, lieber Gerd

ich habe den Zeiss Jena Pankraten relativ günstig auf ebay bekommen.
Um genügend Platz für den Betrieb dieses Teils zu bekommen, habe ich bei meinem Ergaval zwischen Fuß und Säule ein 20mm dickes Alustück montiert und die Säule mit längeren Paßstiften in der ursprünglichen Stellung, nur halt 20mm höher, wieder fixiert.
Wie Du sagst, auch ohne Kondensorkopf  sollte das Bild der Leuchtfeldblende mittig liegen, bzw. die Kondensorfrontlinse sollte zentrisch montiert sein, sodaß vom Okular bis zur Linse im Fuß der Lichtweg absolut geradlinig ist und alle Öffnungen (Okular, Objektiv usw.) konzentrisch sind.
Für diese Kontrolle bzw. Justierung habe ich das Einstellfernrohr der Phasenkontrasteinrichtung meines Biolam verwendet und ohne Kreuztisch waren die Justierschrauben für die Kondensorfrontlinse auch gut zugänglich.
Der Kondensorgrundkörper ist jetzt einwandfrei zentriert und ich kann mich dem Kondensor-Revolver widmen.
Leider sind alle Fette ziemlich verharzt, sodaß Gewinde und Gleitflächen schwergängig sind, da wartet noch Arbeit auf mich.

Liebe Grüße,
Johann

Kay Hoerster

Hallo Johann,

ich habe da eine bebilderte Reparaturanleitung zum Pankraten, diese wurde mir seinerzeit von einem Forumsmitglied (steffenclauss) zur Verfügung gestellt, ich habe seine Erlaubnis, diese an 'Leidgenossen' weiterzugeben. Wenn Du Interesse hast, schreib bitte eine kurze PN mit Deiner email-Adresse, dann schicke ich Dir die Anleitung zu.

Viele Grüße

Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

donnw

Greetings Kay:

I am also having some problems with a pancratic condensor. Could you please email me a copy of the document you mentioned - an illustrated guide to repairing pancratic condensors? I would much appreciate the information.  You can send to donnw (at) optical scientific (all one word - no spaces) (dot) com. Thanks.
Peace and blessings,
Donn / donnw

donnw

Hi Kay:

Thanks so much!

Peace and blessings, Donn

mhaardt

Ich bin gerade dabei, ein Amplival wieder flott zu machen und habe das gleiche Problem: Der Leuchtpunkt wandert je nach Aperturstellung des Kondensors.

Wo justiert man das, an den vier Schrauben um die Zentrallinse oben oder wo anders?

Michael

mhaardt

Ich hab's mit Fummeln jetzt hinbekommen: Die Linseneinheit wird abgeschraubt, Aperturblende zu und Leuchtfeldblende zu und dann kann man so lange mit den Zentrierschrauben arbeiten, bis eine Verstellung des Pankraten den Leuchtfleck nicht mehr wandern lässt, sondern nur noch größer oder kleiner macht.  Dauert ewig, aber irgendwann hat man es geschafft.  Danach wird er mit den Zentrierschrauben an der Blende des Kondensors in die Mitte gebracht, die Linseneinheit kommt drauf und man zentriert die Linsen einzeln.

100% perfekt habe ich es nicht hinbekommen, aber mit dem Restfehler kann ich leben.  Die Funktion ist jetzt schon nett: Beim Objektivwechsel stelle ich die NA am Kondensor ein, ändere die Leuchtfeldblende und ein wenig die Kondensorhöhe, fokussiere etwas nach, fertig.  Zentrieren muss ich nichts mehr.

Michael

plaenerdd

#8
Hallo Michael,
schön, dass Du Dich noch einmal zu Wort meldest und die Problemlösung beschreibst. Leider kann ich Dir nicht 100%-ig folgen bzw. bin mir nicht sicher, was Du mit den einzelnen Begriffen meinst.
Zitat von: mhaardtDie Linseneinheit wird abgeschraubt
Frage 1: Meinst Du die Linse im Fuß mit der Filterablage oder den Kondensorrevolver mit den drei Kondensorköpfen aplanatischer Kondensor 1,4, dem Lupenkondensor und dem Dunkelfeldkondensor?
Zitat von: mhaardtAperturblende zu und Leuchtfeldblende zu
Die Leuchtfeldblende ist ja fix im Fuß verbaut, aber die Aperturblende am unteren Ende des Pankraten angesetzt und selber zentrierbar.
Frage 2: Woher weiß ich, dass die richtig zentriert ist, oder hat das keinen Einfluß?
Zitat von: mhaardtdann kann man so lange mit den Zentrierschrauben arbeiten, bis eine Verstellung des Pankraten den Leuchtfleck nicht mehr wandern lässt
Je nach dem wie Du Frage 1 beantwortest, stellt sich mir die
Frage 3: Meinst Du die beiden Zentrierschrauben am aplanatischen Kondensor 1,4 , die mit den Zentrierschlüsseln bedient werden oder (wenn dieser abgebaut wurde) die vier kleinen Madenschrauben, die das ganze pankratische System in ihrer Halterung fixieren (im angehängten Bild gekennzeichnet)?
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

mhaardt

Man merkt schon, dass Mikroskopie nicht mein Kerngebiet ist. ;)

Mit Linseneinheit meine ich den Kondensorrevolver.  Den baut man erst ganz zum Schluss wieder ein und zentriert dann seine Linsen, wenn der Rest fertig ist.

Die Aperturblende habe ich erstmal so zentriert, dass ich den Leuchtfleck gut sehe, aber ihre Position scheint mir für die Zentrierung der Zoomeinheit nicht entscheidend zu sein.  Als die Verstellung der NA den Leuchtfleck nicht mehr deutlich wandern ließ, habe ich die Aperturblende zentriert und der schlimmste Teil war geschafft.

Zu 3: Ich meine die vier Madenschrauben.  Damit sich etwas bewegte, musste ich die Linse mit einem Linsenschlüssel abschrauben und wie üblich verharztes Fett entfernen.  Ich staune immer wieder, wenn ich Teile finde, die ich noch nicht abschrauben und reinigen musste.

Den Leuchtfleck selbst kann man ohne Kondensorrevolver nur sehr unscharf erkennen.  Ich habe immer eine Richtung um eine Umdrehung der Schrauben verstellt und dann geschaut, ob die Bewegung mehr oder weniger wurde.  Das war eher Raten als Verstehen.  Irgendwann passierte nicht mehr viel.  Dann brachte ich ihn mit der Aperturblende in die Mitte.

Sowie der Kondensorrevolver wieder drauf ist, sollte man tunlichst die Finger von der Zentrierung der Aperturblende lassen, weil deren Wirkung dann nicht mehr die Position verändert, sondern erst gar nichts und dann Farbstreifen macht.  Statt dessen muss man den Leuchtfleck nun mit den Schrauben der Linsen am Revolver wieder zentrieren.

Wenn man wie ich keine Ahnung hat, kann man einen ganzen Abend mit der Sache verbringen, aber der Lohn ist ein Amplival, bei dem man die Beleuchtung nie mehr zentrieren muss.  Dank dem Umbau auf LED habe ich jetzt ein angenehmes Bild.

Wie funktioniert eigentlich der Dunkelfeldkondensor? Ich weiss, was Dunkelfeld ist, aber da kommt rein gar kein Licht raus.

Die 15er Linse ist von irgendeinem Problem befallen, weil sie sehr rau ist und das kann man auch nicht wegpolieren.  Entsprechend bekomme ich maximal ein sehr flaues Bild, wenn ich den Kondensor in der Höhe einstelle.  Im Netz sah ich schon, dass ich nicht der Einzige mit dem Problem bin.  Ist das ein einfacher bikonvexer Achromat mit 15 mm Brennweite? Sowas sollte ja zu beschaffen sein.

Michael

plaenerdd

#10
Hallo Michael,
Danke für die Klarstellungen!
Der DF-Kondensor kann nur funktionieren, wenn man ihn immergiert, denn er hat eine Apertur über 1. Da muss mindestens Aqua dest drauf, noch besser Immersionsöl und dann muss er angehoben werden, bis der Tropfen den Objektträger von der Unterseite berührt. Wenn man nicht immergiert, wird das Licht im Innern des Kardiodidkondensors totolreflektiert, bevor es das Glas verlassen kann. Der Objektträger darf nicht zu dick sein. 1mm ist optimal. Funktionsweise kannst Du im "Pfad durch die Lichtmikroskopie" bei "Dunkelfeld mit speziellem Dunkelfeldkondensor" sehen.
Der Brillenglaskondensor besteht nur aus einer Linse und dient zum Ausleuchten von großen Sehfeldern (Objektivaperturen unter 0,16), z.B. wenn man mit dem Semiplan 3,2 ein gutes Bild erreichen will. Den solltest Du bekommen, wenn Du im Forum bei "Suche" anfragst. Der sollte sich auch einfach abziehen lassen.
Die Gebrauchsanweisung zum Amplival hast Du aber, oder?
Hier der Textteil
und hier der Bildteil

Und jetzt würde mich noch interessieren, ob Johann, der diesen Faden vor 5 Jahren gestartet hat, den Pankraten an sein  Ergaval adaptieren konnte. Außer mehr Platz unter dem Tisch und eines Pankraten bedarf es dazu auch noch der Sammellinse vom Amplival, die in der Filterablage eingebaut ist. Beim Ergaval ist dort nur ein Planglas drinn.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Inverses: Willovert mit Ph

mhaardt

Ja, die Gebrauchsanweisung habe ich, aber bisher nicht gründlich gelesen.  Ich habe seit Jahren ein Laboval und wollte mehr.  Früher waren die Amplivals so teuer, dass ich mir eins aus günstigen Teilen baute.  An dem Ding war fast alles krumm und fest, was krumm und fest sein kann.  Die Arbeit zog sich hin, weil ich den Aufwand unterschätzte, aber seit gestern darf man es endlich Mikroskop nennen und darum bin ich mit den Details noch nicht so vertraut.

Der Dunkelfeldkondensor ist die Wucht, gerade mit Wasser ausprobiert! Frisst Licht ohne Ende, aber davon ist dank LED ja genug da.  So ein extremes Dunkelfeld sah ich bisher noch nicht, sehr eindrucksvoll. Danke für den Tipp mit Immersion.

Die originalen CZJ 15 mm Kondensorlinsen werden vermutlich alle irgendwann pickelig, darum würde ich lieber was nicht Originales einbauen, denn der Rest vom Amplival ist für die Ewigkeit gebaut.  Durchmesser 15 mm, Brennweite 15 mm (kann stimmen, nur auf die Schnelle geprüft) klingt nicht exotisch, aber auf Ebay ist gerade nichts im Angebot.

Michael

plaenerdd

Hallo Michael,
frag doch mal beim (Brillen-)Optiker! Das Ding heißt doch schließlich "Brillenglaskondensor". Der kann Dir bestimmt eine Linse mit der richtigen Brennweite auf den richtigen Durchmesser bringen.
Ich habe da übrigens noch keine trüben Linsen im Pankraten gesehen, weder bei meinen beiden Amplivalkondensoren noch bei den beiden Teilen vom Nf und letztere sind gut 50 Jahre alt. Ich nutze die aber auch ausgesprochen selten. Zum blößen Übersichtsgucken mit dem 3,2/010er Semiplan reicht auch die 0,16er Beleuchtungsapertur. Das Leuchtfeld ist schon ausgeleuchtet, aber eben nicht ganz optimal. Nur wenn ich damit fotografiere, schwenke ich das Teil mal ein.
An dem Teil (also nur dem abgezogenen Aufsatz mit der einfachen Linse) kann nicht viel kaputt gehen. Leg es doch mal über Nacht in Wasser mit etwas Spüli und gucke, ob sich das nicht doch noch wegputzen läßt.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Inverses: Willovert mit Ph

mhaardt

Ich denke, bei 66 Diopter wird der Optiker von seinem Material die Flügel strecken.  Sowas geht nur als Kondensorlinse.  Eine gekaufte Linse etwas kleiner zu schleifen wäre aber machbar.

Das Glas ist wirklich kaputt.  Ich versuchte sogar, es mit Schleifpaste zu polieren.  Das Glas wurde klarer, aber die Oberflächendefekte sind zu groß für eine gute Abbildung des Lichtkegels.  Man sieht das auch mit der Lupe deutlich.  Hier im Forum gibt es schon einen Thread dazu.

Michael

Kay Hoerster

Hallo Michael,

ich habe / hatte das identische Problem mit der kaputten Linse f=15mm des Pankraten und habe seinerzeit einmal ein paar Bilder davon gemacht. Leider bin ich nie wirklich hinter den Defekt gestiegen und kann auch nicht sagen,m wodurch er ausgelöst wird. Aber zumindest auch bei mir ist dieser Defekt mehrfach an verschiedenen Pankraten aufgetreten bzw. beobachtet worden, daher kann ich Gerd seine Erfahrung ('Ich habe da übrigens noch keine trüben Linsen im Pankraten gesehen...') nicht bestätigen.
Hier der Link zum Beitrag: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=11403.0

Viele Grüße Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay