Leitz Wetzlar DIALUX 1 : poor man's Ortholux oder Wolpertinger ?

Begonnen von purkinje, Juni 29, 2014, 02:29:01 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

purkinje

Liebe Freunde der schwarzen midcentury Leitz-Mikroskope  ;)

in aller Kürze wollte ich schon länger zwei Modelle des schwarzen Leitz Dialux 1 zeigen; sie zeigen auch wie ich finde exemplarisch die unterschiedlichen Ausstattungen dieser Modellreihe.
Eure Hinweise und Kommentare, Ergänzungen oder Korrekturen sowie eigene Bilder zum DIALUX 1 sind, wie immer, ausdrücklich erwünscht!
Vom äußeren Erscheinungsbild ähnelt es auf den ersten Blick, obwohl kleiner und (etwas) leichter dem Ortholux, auf dem zweiten Blick fällt der bereits schlittengelagerte Objektivrevolver (wie beim Laborlux IIIa) auf.
In einem früheren Beitrag hatte Wolfgang bereits zwei sehr frühe Exemplare vorgestellt und auch auf die Besonderheit des Tubus-Bajonetts hingewiesen. Ebenfalls lesenswert ist dieser Beitrag THE LEITZ DIALUX 1 The poor man's Ortholux?

 

Das hier vorgestellte Modell von 1955 ist recht einfach gehalten und in einem mechanisch wie optischen Topzustand, ich habe es vor einiger Zeit in Belgien erworben.
Die Ausstattung: Binotubus mit Huygens-Okularen 10x, Achromate 3,5:1 ; 10:1 ; 45:1 und 63:1, einfacher Kreuztisch ohnen Nonius mit hinten gelagerten Objektklammern (habe ich bisher nur hier gesehen), Klapplinsen-Kondensor n.A. 0,9





Das zweite von 1957 ist schon Dialux-Oberklasse: Trinotubus, Berek-Kondensor, Apochromate. Bei diesem ist leider der Aufkleber abgeblättert auf welchem zu lesen war: <a href="http://www.hellmund.com/">C Hellmund Caracas</a>, ein heute noch existierendes Geschäft für feine Optik, und somit ein recht weitgereistes Mikroskop!
Ausstattung: Trinotubus mit Periplan-Okularen 8x und 10x, Apochromate 12,5:1 ; 25:1 ; 40:1 (mit Deckglaskorrektur aber ungefedert) und Oel 90:1, Kreuztisch, Berek-Kondensor, im Stativfuß integrierte klappbare Großfeld-Beleuchtungs-Linse





Hier noch einmal im Vergleich die Objektivausstattung (links 1955, rechts 1957)
Interessanterweise allesamt noch ungefedert!



Die Objektivrevolver des Dialux sind so modellspezifisch, wie die Tubus-Bajonette, sie sehen denen des Laborlux IIIa sehr ähnlich, haben aber im Gegensatz zu diesen einen querstehenden Schlitten und im Inneren eine Tubuslinse!



Hier noch die beiden Lampenhäuser:



Ebenfalls recht interessant sind die, bei den schwereren Leitz Modellen nicht sehr häufig anzutreffenden Kisten, welche sehr auf Funktionalität bedacht gebaut sind
hier eine mit Stauraum für Trafo und Lampenhaus sowie dem Ersatzglühbirnenhalter  ;)



oder dieses Modell mit ebenfalls seitlichem Halter für den Binotubus aber auch einem Halter für den Heine-Kondensor (rechts unten) oder die Einstellupe an der Türe innen


Auch etwas Zubehör konnte ich über die Jahre  ergattern, so eine für den Dialux-Objektivrevolver gebaute Heine-Kiste



oder auch einen Dialux Ultropak-Illuminator



der, um die Leitz-typische Verwirrung hierzu komplett zu machen, im Gegensatz zu anderen Ultropak-Illuminatoren keine Tubuslinse besitzt



Viel Spass beim Betrachten und noch ein schönes Wochenende
PS: bin z.Zt. unterwegs und nicht immer online, aber keine Hemmungen bei Fragen oder Ergänzungen ...

Oecoprotonucli

Hallo "purkinje",

Danke für den Beitrag!

Ich habe gerade entdeckt, dass der spezielle Auflichtilluminator und die zugehörigen Objektive eine tolle Konstruktion sind! Sind sie gar "normalen" Auflichtobjektiven überlegen, zumindest in speziellen Anwendungen?

Viele Grüße

Sebastian

Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

purkinje

Hallo Sebastian,
der Ultropak ist gerade fürs gelegentliche DF-Auflicht recht schön. Lampe habe ich leider keine, aber das Alustar LED Modul passt exakt in den hinteren ø des Illuminators.

rhamvossen

Hallo Stefan,

Dank für den Beitrag. Ein sehr schönes Mikroskop, das Dialux1. Ich habe auch eins. "Poor man's Ortholux"?. Nee, nicht für mich. Ich finde das Dialux viel eleganter als das Ortholux1. Beste Grüsse,

Rolf

purkinje

Hallo Rolf,

falls deines anders ausgestattet ist oder du weiteres Zubehör hast, wäre natürlich ein Bild hier schön, falls Du Zeit und Lust findest  ;
Du hast vollkommen recht, dass es kein Ortholux für Arme war und ist, nur dürfte der verlinkte micscape Artikel einigen ein Begriff sein, weshalb ich den Titel mit aufgenommen habe ;)
Ich mag die Verbindung von dem schönen T-Fuß den ortholuxtypischen Triebkasten v.a. mit seinem schönen Feintrieb besonders. Der Tischhub ist jetzt nicht riesig, reicht aber sogar für die Ultopak-Objektive mit normaler (nicht Langer) Abgleichlänge und für 45mm Planobjektive im Durchlicht. Das eine Dialux, welches ich noch regelmäßig benutze, verwende ich, obwohl sonst eher LED-Fan, sogar noch mit der Glühlampe und dem REDYX Trafo.

rhamvossen

Hallo Stefan,

Meins ist die Binokulare Version und ich habe am Revolver die Spätere Objektive. Ich werde mal ein Foto machen diese Woche. Beste Grüsse,

Rolf

ortholux

Lieber Stefan,

danke für Deine Ausführungen. Ein paar Ergänzungen möchte ich mir erlauben.

Eingeführt wurde dieses Dialux ca. 1953 in einer etwas anderen Version. Schon ca. 1954 löste das hier gezeigte den Vorgänger ab.
Ich zeige diesen Vorgänger nochmal, damit man den direkten Vergleich hat, der entsprechende Beitrag ist ganz oben bereits erwähnt.



Du stellst beide Varianten des Dialux vor. Sie waren bezeichnet mit Dialux K und Dialux L. Das Modell K hatte nur die Schiebehülse für den Kondensor, das L den üblichen Schwalbenschwanz.

@Stefan: Hat Dein K eine Klapplinse? Sieht so aus, als fehlte sie.

Der Tisch Deines K ist das frühere Modell des Kreuztisches. Diesen gab es mit Nonius (#48) und ohne (#47). Ca. 1953 war der Modellwechsel zum neueren Tisch, den Dein L trägt. Auch mit (#46) und ohne Nonien (#45) zu haben. Bei Leitz vollzog sich ein Modellwechsel niemals aprupt, deshalb kann es durchaus sein, daß ein 1955 ausgeliefertes Gerät noch den alten Tisch bekam.

1957 gab es ein Facelift. Man kann das am Bajonett erkennen:



Links bis 1957, rechts ab 1957.

Man sieht, daß im moderneren Stativ mehr Platz ist. Dafür ist eine Arretierschraube für den Revolver dazugekommen.
Warum ist nun mehr Platz?

Ein recht unbekanntes Merkmal (das die früheren Ortholuxe übrigens auch hatten) verschwand. Dieses erklärt übrigens die nicht gefederten Objektive aus dieser Zeit.



Das Stativ hatte den Präparateschutz eingebaut. Dieser ist leider oft verharzt und wird deshalb nicht wahrgenommen.

@Stefan: Ist der Präparateschutz am K-Modell auch vorhanden?

Beworben wurde das Dialux mit recht wenig Zubehör.  Der gezeigte Ultropak sieht nicht nach einem Original aus. Ich kann mich aber auch täuschen.
Es gab lediglich verschiedene Tuben. Der binokulare und der recht seltene Trino-Tubus wurden schon gezeigt. Ferner gab es noch zwei Mono-Tuben:



Und eine kleine Besonderheit. Ein Vorläufer des FSA-Tubus, welcher mit einem automatischen Ausgleich der Tubuslänge beim Verstellen des Augenabstandes ausgestattet ist.





Ende der 50er Jahre verschwindet das Dialux aus den Katalogen. Der Name lebt in den Polstativen als Dialux-Pol weiter. Diese Stative sind aber identisch mit dem Laborlux-Stativen. Sie unterscheiden sich durch eine Bertrandlinse und einen drehbaren Analysator.

Als 1970 die neue graue Stativserie eingeführt wird, ersteht das Dialux in moderner Version wieder auf.

Soviel als Ergänzung.

Und sollte jemand ein Dialux K abgeben wollen - ich wäre interessiert.

Viele Grüße
Wolfgang



purkinje

Hallo Wolfgang,
Dank dir erst einmal für deine hilfreichen Ergänzungen und schön, dass du das frühere noch einmal zeigst!

Damit ich es richtig verstehe: die Unterscheidung in Modell K bzw L bezieht sich nur auf den Kondensorhalter? oder auch auf den integrierten Objektschutz??
Denn, das von 1955 hat einen Hülsenhalter, das von 1957 (#50xxxx) einen Schlittenhalter für den Kondensor, aber BEIDE haben den Objektschutz im Stativkopf. Und wie du schreibst, war auch einer etwas fest, was sich aber weitgehend beheben ließ.
Hatte sich eigentlich nach Wegfall des Objektschutzes sich etwas an der mechanischen Tubuslänge verändert ? (Stichwort andere /keine Tubuslinse im Objektivrevolver oder in den Tuben?)

Das Modell von 1955 hat keine Großfeldklapplinse im Fuß, aber eine Bohrung dafür, mit einer "Blindachse" darin.

Noch kurz zum Ultropak, was begründet deinen Zweifel? ich habe vor einiger Zeit einmal die Vergrößerung mit diesem Illuminator und einem der Objektive am Dialux bestimmt und mit eben jenem Objektiv auch am Laborlux mit dessen schwarzen Illuminator (mit Tubuslinse): sie stimmt exakt überein, was für mich heißt, dass die optische Tubuslänge ebenfalls gleich ist. Daraus und aus der 90° Stellung der Schlittenplatte habe ich geschlossen, dass es sich schon um einen für das Dialux und nicht zB für ein frühes Laborlux III /IIIa gebautes Modell handelt. Aber sog retrofits waren bei den Leitz-Illuminatoren auch anzutreffen... hmmm...

ortholux

#8
Zitat von: purkinje in Juli 01, 2014, 13:00:03 NACHMITTAGS
... die Unterscheidung in Modell K bzw L bezieht sich nur auf den Kondensorhalter? oder auch auf den integrierten Objektschutz...

Lieber Stefan, ich habe kein Dialux K.
Deshalb war das meine Frage an Dich, die Du aber schon beantwortet hast:

Zitat von: purkinje in Juli 01, 2014, 13:00:03 NACHMITTAGS
...aber BEIDE haben den Objektschutz im Stativkopf. ...


Zitat von: purkinje in Juli 01, 2014, 13:00:03 NACHMITTAGS
Hatte sich eigentlich nach Wegfall des Objektschutzes sich etwas an der mechanischen Tubuslänge verändert ?

Nein, der eigentliche Stativkorpus hat sich nicht verändert.

Zitat von: purkinje in Juli 01, 2014, 13:00:03 NACHMITTAGS
Das Modell von 1955 hat keine Großfeldklapplinse im Fuß...

Und das funktioniert? Ich hätte eher eine Linse erwartet, die aber nicht klappbar ist.

Zitat von: purkinje in Juli 01, 2014, 13:00:03 NACHMITTAGS
...Ultropak...was begründet deinen Zweifel...aus der 90° Stellung der Schlittenplatte habe ich geschlossen, dass es sich schon um einen für das Dialux ...handelt

Die Ausführung ist nicht "Leitz-mäßig". Die zerkratzte Alu- oder Stahlplatte macht mich stutzig. So etwas wäre bei Leitz aus Messing gefertigt worden (evtl. verchromt). Daß der Ultropak passt, bezweifle ich nicht. Es gibt an den Unis und anderen Instituten hervorragende Mechaniker.
Aber wie gesagt - ich spreche als Unwissender mit einem Bauchgefühl.

Viele Grüße
Wolfgang

rhamvossen

#9
Hallo,

Hier noch ein Bild von meinem Dialux:



Mit Berek kondensor und Objektive 10/0.25, 45/0.65, Fl54/0.95, 100/1.25. Ich suche noch ein Revolver fur dieses Mikroskop, weil der Anslag zu weich und nicht mehr präzise geht. Beste Grüsse,

Rolf

l'œil armé

Ein wunderschönes Mikroskop. Hätte eigentlich mein Erstes werden sollen, aber die 1200,- DM die der Händler 1986 in Hamburg auf der Photobörse dafür haben wollte ...:-(. Es ist dann 2 Jahre später ein Ortholux geworden - wie neu, aber für 2500,- DM und nur mit Hilfe von Geburtstags- und Weihnachtszuwendung möglich gewesen. Aber das kleine Dialux I ist mir doch nie wirklich aus dem Kopf gegangen.

Glückwunsch an die frohen Besitzer!

Freundliche Grüße zur Nacht

Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.