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BOTANIK: Salbei *

Begonnen von Peter Herkenrath, Juli 13, 2014, 00:44:54 VORMITTAG

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Peter Herkenrath

Liebes Forum,

hier ist ein Präparat von Salvia officinalis, dem allbekannten Echten Salbei. Querschnitt durch den Spross knapp oberhalb eines Knotens. Man sieht einen vierkantigen Spross mit Kollenchym in den abgerundeten Ecken, wie bei den Lippenblütlern üblich. Zu beiden Seiten die Blattstiele ausgewachseneer Laubblätter, in deren Achseln je zwei junge Blätter. Das kreisrunde Loch in der Mitte ist ein Artefakt, das zarte Mark hielt der Präparation nicht stand. Für die Spezialisten: Es ist ein Paraffinschnitt von 20 u Dicke gefärbt mit Wacker W3A.


hajowemo

Lieber Peter,
das gefällt mir gut, aber warum ist alles nur blau?
Kannst du bitte sagen welches Paraffin oder z.B. Paraplast (Schmelztemperatur) du verwendet hast.
Und was hast du zum entparaffinieren genommen? (z.B. Xylol, Parafex)
Herzlichen Dank für eine Antwort.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Klaus Herrmann

Hallo Peter,

ein wunderbarer Schnitt und eine wirklich interessant gelegte Schnittebene!

Was Jochens Frage schon andeutet: Die Färbung hat einen heftigen Schönheitsfehler, wenn es denn wirklich eine der Wacker-Varianten ist und nicht nur Astrablau. Wenn du Pol hast, dann mach mal bitte eine Polaufnahme, da sieht man oft verstecktes Rot.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Peter Herkenrath

Die Färbung hat keinen Schönheitsfehler. Die beiden roten Farbstoffe der W3A wirken auf Holzstoff bzw. den Wachsüberzug der Epidermis. Letzteres braucht der Salbei nicht, weil ein dichter Haarfilz ihn vor Austrocknung schützt, dass die Farbe nicht da ist, beweist gerade, dass er keine wächserne Cuticula hat. Verholzen tut anscheinend nur der ausdauernde, bodennahe Teil des Chamaephyten. Hier beweist das Fehlen der roten Farbe im Schnitt, dass der Spross sich allein auf das reichlich vorhandene Kollenchym stützt.

@hajowemo
Das Thema "Paraffin" beschäftigt mich sehr. Standard-Paraffin für die Histologie erlaubt bei Bänderschnitten mit dem Rotationsmikrotom nur Schnittdicken von 3 bis 7 Mikrometer. Für die Histologie ist das richtig, für die Pflanzenanatomie ist es zu dünn. Den Block aus Histologie-Paraffin habe ich in ein extra-weiches Kerzenwachs getaucht um beim Bänderschneiden dickere Schnitte zu erzwingen. Das ist aber nur ein Notbehelf, derzeit experimentiere ich mit Mischungen von Paraffin und Kerzenwachs. Als Löungsmittel nehme ich d-Limonen, das ist zwar teuer, schont aber die Umwelt und die eigene Gesundheit.



Klaus Herrmann

ZitatDie Färbung hat keinen Schönheitsfehler.

Dann eine Frage: kommt der Salbei ganz ohne Xylem aus?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Peter Herkenrath

Ach, Klaus. Du willst wissen, ob ich die nicht ganz einfache Wacker-Färbung im Griff habe, und die Frage ist ja auch berechtigt. Ich lasse mich aus der Reserve locken und schiebe einen Schnitt nach, der in der gleichen Sitzung  mit dem Salbei in W3A gefärbt wurde und der bunter rausgekommen ist.
Versöhnliche Grüße, Peter

Birne, Schnitt durch den Fruchtstiel.


Stefan_O


Klaus Herrmann

Hallo Peter,

Danke schoma bässer! :D

ich hoffe nur, dass nicht meine Farbösung ist! ;) Das absolut rotfreie Ergebnis könnte man auch nicht verstehen mit einer zu starken Differenzierung, ein wenig rouge bleibt immer übrig. Stimmt denn deine Rezeptur?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ronald Schulte

Peter,

Ich finde deine Schnittebene sehr Toll, sowie auch das schöne scharfe Bild.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Peter Herkenrath

Danke, Ronald, ein Lob vom Meister der Histologie bedeutet mir viel!

Stefan, danke für den Hinweis auf Jörgs großartigen Beitrag, den kannte ich gar nicht.

Aber die anderen haben schon recht, mit meiner Färbung liegt etwas im Argen. Zuletzt hatte ich aus dem Fundus meines Vereins ein Fläschen Etzold FSA aus den 80er Jahren, damit war ich sehr zufrieden, aber das ist ja nun alle. Dann schenkte mir ein Kollege drei Plastikfläschchen mit Astrablau, Acriflavin und Acridinrot, Jahrgang unbekannt, damit arbeite ich jetzt. Das Acriflavin ist reichlich trüb, aber vielleicht muss das so sein, und überhaupt, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Tatsächlich würde ich mir lieber im Farbengeschäft einen Liter frisches Etzold kaufen, als bei den Kollegen zu schnorren, aber da kriegt unsereiner bekanntlich nichts. Hämatoxylin und Eosin habe ich literweise, ein Histologie-Anbieter, dem ich ein paar teure Geräte abgekauft habe, hat mich seitdem gern. Aber botanische Färbungen hat der auch nicht, es gibt da definitiv ein Beschaffungsproblem.

Klaus Herrmann

Hallo Peter,

mein spontanes Lob ganz zu Beginn ist dir hoffentlich nicht entgangen!

ZitatDann schenkte mir ein Kollege drei Plastikfläschchen mit Astrablau, Acriflavin und Acridinrot, Jahrgang unbekannt,

Ich vermute mal, dass das aus der Serie der Farblösungen ist, die beim Wohldenbergtreffen vor 2 Jahren solchen Ärger gemacht hatten. Das Acridinrot war eine braune flockige Suppe. Die waren von Windaus, der sich vom Labor Heim beliefern lässt. Diese Pleite führte dann dazu, dass ich in diesem Jahr die Farblösungen für alle angesetzt habe. Da gabs dann nur noch Lob.
Bei Beschaffungsproblemen helfe ich gerne aus! Ich muss sowieso einen neuen Ansatz Wacker machen, weil mehr Nachfragen kamen, als wir Teilnehmer waren.

Fazit: mit einer unbrauchbaren Lösung kann auch ein Profi nicht zaubern. Du bist also voll rehabilitiert! :) Und dein Schnitt ist beneidenwert gut gelungen!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Peter Herkenrath

Hallo Klaus,

dein spontanes Lob war mir nicht entgangengen, aber statt mich dafür zu bedanken, bin ich auf die Kritik an der Färbung abgefahren. Also: Danke für dein Lob.

Es war tatsächlich ein Wohldenberger, der mir die Fläschchen gab, und die Firma Windaus hat er mir auch ans Herz gelegt. Falls du also demnächst eine Runde frische Farblösungen ausgibst, wäre ich auch gerne dabei.  Du hast eine PM.

Fahrenheit

Lieber Peter,

ein sehr schöner Schnitt! Die Anordnung der Blätter am Spross und der jungen Blätter und Triebe in den Blattachseln sind sehr schön zu erkennen, auch wenn der Schnitt nur eine kleine Ebene der dreidimensionalen Struktur zeigen kann.

Auch wenn die Farbe verdorben war und so die unterschiedlichen Gewebe nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind: die fein differenzierten Blautöne geben dem Bild aus meiner Sichjt einen ganz eigenen Reiz.

Herzlich eGrüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM