eristalis pertinax Malpighische Gefäße

Begonnen von Jürgen H., Juli 13, 2014, 20:06:37 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

Ich möchte die "Niere" der Insekten, die Malphigischen Gefäße, aus meinen Schnittversuchen durch eristalis pertinax, einer Schwebefliege im Querschnitt zeigen. Es handelt sich dabei um Schläuche, die im Darm münden und im Lumen des Abdomen blind enden. Sie filtern u.a. aus der Hämolymphe, die sie umfließen, reinigend Stoffe heraus, vor allem Kaliumionen. Dabei geschieht die Filterung aktiv durch die Zellen der Gefäße. Die Zahl der Schläuche ist unterschiedlich, sie kann von einigen wenigen bis weit über 100 reichen. Mitunter ist den Gefäßen eine winzige Muskulatur aufgesetzt, die sie zu Bewegungen befähigt und so zusätzlich zum Herzen eine Strömung in der Hämolymphe erzeugen. Begleitet wird sie von kleinsten Tracheolen, die der Sauerstoffversorgung dienen.

Eine kleine Übersicht:




Die teilweise bräunliche Färbung des Gefäßbündels rechts unten im Bild wird von der Ernährung des Insekts und der Tätigkeit der Zelle veranlasst sein, sie ist jedenfalls nicht abhängig von der Art der Färbung. Etwas überrascht bin ich davon, dass es sich um ein Gefäßbündel zu handeln scheint, das von einem dünnen - hier blau gefärbten Häutchen - zusammengefasst ist. Das hatte ich bisher noch nicht in meinen Schnitten. Unten rechts sieht man auch einen Teil einer winzigen Tracheole.

Einen Ausschnitt aus dem obigen Bild zeigt das Folgende mit dem 40er aufgenommene Bild:

Deutlich zu erkennen sind die scharf blau gefärbte Basallamina, die großen Zellkerne und der zum Lumen der Gefäße den Zellen zeigende  Besatz mit Mikrovilli, die eine Transportfunktion, aber auch eine Exkretorische Funktion haben werden. Im Bereich der Mikrovilli zeigen sich, vor allem im linken inneren Bereich einige bräunlich gefärbte Konkremente, die anzeigen, dass ein mehr oder weniger "wasserarmer Brei, angereichert mit festen Harnbestandteilen" (Dettmer Lehrbuch der Entomologie)  abgeschieden werden kann, so dass die Harnbildung möglichst ohne Flüssigkeitsverlust erfolgen kann, wenn die Umweltsituation einen sparsamen Wasserhaushalt erfordert.  Unter dem oberen rechten Zellkern scheinen hingegen durch den Mikrovillisaum auch blasige Gebilde  (Flüssigkeiten?) abgeschieden zu werden. Diese Gebilde, die auch noch im Folgeschnitt zu sehen sind, müssen sich durch die verschiedenen Alkohol/ Xylolbäder erhalten haben.

Fixierung: alkoholisches Bouin, Paraffinschnitt etwa 4 µ, Färbung:Azan Heidenhain

Schöne Grüße

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

Tolle Schnitte. Es wird mir jetzt auch mehr klar was Malpighische Gefäße überhaupt sind. Das wusste ich gar nicht.
Ich werde meine Drosophila Larve diese Woche mal weiter schneiden, es riecht nach mehr schönes!
Habe mal was aufgesucht:





Noch eine frage zum Bouin. Warum gebrauchst du Ethanolisches Bouin? Was nimmst du dann an Mischverhältnisse?

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Klaus Herrmann

Lieber Jürgen,

wieder mal eine super Serie von deinen "leicht zu schneidenden" Objekten! Die Azanfärbung ist leuchtend gelungen, wie man sie von den alten Heidenhain-Pröparatekästen kennt. Chapeau!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Jürgen H.

Lieber Ronald,

Danke für das Beisteuern der schönen Bilder zu den Malpighischen Gefäßen! Solche Bilder veranschaulichen doch mehr als viele Worte, wie die Malpigihischen Gefäße in den gesamten Verdauungstrakt eingebunden sind.

Bouin benutze ich wegen der anschließenden Heidenhainschen Azanfärbung. Mit Formalinfixierung funktioniert die nicht so gut. Die alkoholische Variante soll laut Literaturangaben die Arthropoden besonders gut und schnell durchdringen und hat Vorteile bei der Vertreibung des in den Tracheen vorhandenen Sauerstoffs. In diesem Fall habe ich das Abdomen vom Thorax abgeschnitten und 24 Stunden im alk. Bouin fixiert, sodann gründlich in 70er ausgewaschen. 20 ml bis zur Sättung gelöste Pikrinsäure in ETOH (Gibts bei Chroma fertig zu kaufen) gemischt vor Gebrauch mit 8 ml 35%igen Formol und 2 ml Eisessig gibt das Rezept an, das aus Romeis, 17. Auflage, S. 98 entnommen ist.

Lieber Klaus,

danke für Deine Worte! Ich liebe die Azanfärbbung wegen ihrer so schön leuchtenden Farben. M.E. differenziert sie auch klarer, als die Geidies Variante, dauert auch erheblich länger, einige Stunden (Schöne Beschäftigung für Wochenenden). Ein wenig Pröbeln mit den Zeiten ist außerdem  auch angesagt. Dazu später noch etwas.

Schöne Grüße

Jürgen

Fahrenheit

Lieber Jürgen,

auch von mir vielen Dank für die schönen Schnitte und die guten Erläuterungen!
auch als "Homo botanicus" lese ich die Histo-Beiträge hier im Forum immer sehr gerne.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM