Pompholyxophrys - die Perlensonne

Begonnen von Eckhard, Juli 19, 2014, 18:39:12 NACHMITTAGS

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Eckhard

Liebes Forum,

zu den schönsten Funden im Mikroskop gehört sicherlich Pompholyxophrys, die Perlensonne. Die Typusart der Gattung ist P. punicea, die im Jahr 1869 von Archer entdeckt wurde. Bis zum Jahr 1969 wurde diese Gattung zu den Heliozoen gezählt, obwohl charakteristische Eigenschaften der Heliozoen (Axoneme in den Pseudopodien, Kinetozysten) fehlten. Rainer (1968) erschuf die Gruppe Rotosphaeridia für diese "Pseudoheliozoen" und ordnete neben Pompholyxophrys Archer 1869 auch Lithocolla Schulze 1874, Pinaciaophora Greeff 1873 und Rabdiophrys Rainer 1968 dort neu ein.

Heute ist man der Meinung, diese "Pseudoheliozoen" sind bei den nucleariiden Amöben einzuordnen, wo und wie ist nicht bekannt und die Unterordnung Rotospaeridia gibt es nicht mehr.

Hier erst einmal die Typusart, P. punicea Archer 1869:


Pompholyxophrys punicea


Pompholyxophrys punicea


Pompholyxophrys punicea


Pompholyxophrys punicea

Der Protoplast ist mit perlenartigen Schuppen unterschiedlicher Grösse bedeckt. Die Perlen bestehen aus Silikaten und sind hohl. P. punicea ist in sauren Gewässern und Mooren zu finden und ernährt sich u.a. von Kieselalgen.

Es gibt noch ein paar andere Arten in der Gattung Pompholyxophrys, die sich vor allem durch die Form der Schuppen unterscheidet. Nachfolgend ein paar Bilder der Art Pompholyxophrys stellata Nicholls and Dürrschmidt 1985. Die Schuppen von Pompholyxophrys stellata sind oval.


Pompholyxophrys stellata


Pompholyxophrys stellata


Pompholyxophrys stellata

Nachfolgend ein paar Bilder zu den Schuppen:


Pompholyxophrys punicea Details der Schuppen


Pompholyxophrys stellata Details der Schuppen 1


Pompholyxophrys stellata Details der Schuppen 2

Die Schuppen von Pompholyxophrys stellata haben eine innere Verstärkung. Wenn die Schuppe auseinander bricht, ist diese Struktur als "Sternchen" auf der Schuppeninnenseite zu erkennen (1). Tatsächlich handelt es sich um "Säulen", die sich nach unten und oben aufspreizen, im letzten Bild gut zu erkennen.

Mehr über Pompholyxophrys auf http://www.penard.de/Nucletmycea/Pompholyxophrys/index.html.

Den Vergleich zwischen Lichtmikroskop und REM bei Lithocolla Schulze 1874 gibt es hier: http://www.penard.de/Nucletmycea/Lithocolla/index.html

Hinweis: Dies ist eine Gemeinschaftsarbeit von Steffen Clauß und mir. Die REM Aufnahmen wurden von eingetrockneten Präparaten gemacht. Wir wollten eigentlich noch etwas mehr schreiben, aber bei der Affenhitze klappt das nicht so recht  ;D

Herzliche Grüsse,
Eckhard und Steffen
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Bernd

Hallo Ecki und Steffen,

phantastische Aufnahmen, sowohl mit dem LM aus auch mit dem REM! Der innere Aufbau der Schuppen ist sehr interessant. Ich frage mich aber folgendes: Die Schuppen sind mehrlagig und können eigentlich nicht verklebt sein, weil ja Axiopodien herausgestreckt werden und Beute durch die Schuppen nach Innen transportiert wird. Wie macht das die Amöbe, daß sie nicht ständig die äußeren Schuppen verliert?

Viele Grüße
Bernd

Eckhard

#2
Hallo Bernd,

Die Perlen sind von einer Schleimhülle umgeben. Auch bei Lithocolla sind die Gesteinsbrocken, aus denen die Hülle gebaut ist, von einer Schleimhülle umgeben.

Perlen gehen schon mal verloren. Ich habe einzelne Perlen schon häufig gefunden, konnte sie bisher aber nicht einwandfrei zuordnen. Die Kugel auf dieser Epitheka eines Dinoflagellaten ist eine Pompholyxophrys punicea Perle: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=20481.0

Herzliche Grüsse,
Eckhard
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l'œil armé

K-k-k--klasse!  :) Gomblimend auch für Deine REM-Fixierungen und -Trocknungen.

Freundliche Grüße zum Sonntag

Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.