Orthoplan Pol - Bertrandlinsen-Fokussierung reparieren

Begonnen von ortholux, August 06, 2014, 12:09:07 NACHMITTAGS

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ortholux

Liebe Kollegen,

Olaf schickte mir neulich folgendes pdf mit der Bitte um Veröffentlichung:

http://www.leitz-ortholux.de/forum/Bertrand_Lens_Focus_Repair.pdf

Viele Grüße
Wolfgang

Stefan_O

Cool, vielen Dank an Dich, Olaf & Michel Cox!

Gruss,
Stefan

ortholux

Vielleicht noch als Nachtrag,

sollte jemand in die glückliche Situation kommen, einen solchen Tubus zu erstehen, dann bitte nicht mit Gewalt an der Fokussierung der Bertrandlinse drehen! Die ist wohl in der Regel verharzt, und das Drahtseil nicht endlos strapazierfähig.

Meine Freundin hatte in der Bastelkiste tatsächlich noch so ein Drahtseil samt Crimpösen, wie es in dem Artikel erwähnt ist. Das gibt es als Standardware im Bastelladen zur Schmuckherstellung.

Viele Grüße
Wolfgang

Peter V.

Hallo,

Ich würde mich auch mit Anleitung niemals daran trauen! Dennoch kann dem dem Verfasser dieser Anleitung nicht egnug danken, dass er das so schon zusammengestellt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hat.
Leitz hat viele Dinge hervorragend konstruiert, nach meinem Empfinden sind zahlreiche Dinge auch besser und einfacher gelöst als bei Zeiss (Das Zeiss-Lager möge mir verzeihen). Aber der Orthoplan-Poltubus erfüllt das Kriterum der "Einfachheit" absolut nicht, wie auch schon der des Vorgängers (Orthoplux pol).
Wer sich also traut, dem wünsche ich viel Erfolg.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Klaus Henkel

Zitat von: Peter V. in August 06, 2014, 15:51:25 NACHMITTAGS

Ich würde mich auch mit Anleitung niemals daran trauen! Dennoch kann dem dem Verfasser dieser Anleitung nicht egnug danken, dass er das so schon zusammengestellt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hat.
Leitz hat viele Dinge hervorragend konstruiert, nach meinem Empfinden sind zahlreiche Dinge auch besser und einfacher gelöst als bei Zeiss (Das Zeiss-Lager möge mir verzeihen).

Lieber Peter V.!

Ob auch ich mit "Zeiss-Lager" gemeint bin? Wenn ja: Tatsächlich bin ich seit 60 (sechzig!) Jahren Leica-Fan und seit 35 Jahren Leitz-Mikroskop-Fan. In der Mikrofibel, Kapitel 1.3.2 ist zu lesen, warum ich mich dennoch zum Zeiss-Lager zähle. Was nicht in der Mikrofibel steht: Die Leitzianer in Wetzlar haben es allezeit sehr schwer gehabt, mit den "Originalen" in Jena Schritt zu halten. Immer mußten sie um die Lösungen aus Jena (und später aus Oberkochen) herum entwickeln. Da Zeiss und danach Zeiss-West in der Regel schneller waren und auch oft rascher beim Patentamt, und Leitz partout keine Lizenzgebühren zahlen mochte, blieb nichts anderes übrig, als die Zeiss-Patente mit kreativen Lösungen zu umgehen. Die Konstrukteure um Prof. Max Berek verfielen dann auf skurile und fertigungstechnisch sehr aufwendige Raritäten wie den Berekschen Zweiblendenkondensor oder den Heine-Kondensor für Phako. Daß sie damit auf den Holzweg gerieten merkten sie spätestens, als sie mit diesen Bauformen dem Differential-Interferenzkontrast nach Nomarski, den Zeiss entwickelt hatte, nicht folgen konnten.

Wo aber kein Patentschutz für Zeiss gegeben war, konnten sie hübsche eigenständige Lösungswege einschlagen.

Hätte es die Wetzlarer denn wirtschaftlich umgebracht, ein paar Penunzen für eine Lizenz nach Jena zu überweisen? Ach wo denn! Nicht doch. Aber den Leuten aus Jena gegenüber anerkennen, daß jene die Nase wieder einmal vorn gehabt hatten, ihren Primat anerkennen? Nie, NIEMALS! Denen würde man es schon zeigen. ...

KH

TPL

Hallo Peter,
Pol-Ausrüstungen waren immer die Exoten unter den Ausstattungen. Da spielten weder der Preis noch die Ergonomie die erste Rolle, denn Pol-Mikroskope werden von der "Zielgruppe" in erster Linie als Messgeräte angesehen. Vielleicht erklärt das die auch bei Zeiss-Pol-Geräten verbreiteten schruligen Lösungen (Zentrieringe an den Objektiven ::)).

Hallo Herr Henkel,

weder Zeiss noch Leitz haben den DIK entwickelt, sondern Georges Nomarski, und der arbeitete für den CNRS in Paris. Sowohl Zeiss, als auch Leitz haben dort ihre Lizenzgebühren entrichtet und diese Entwicklung in eigenen Produkten umgesetzt.

Herzliche Grüße
Thomas (TPL)

Klaus Henkel

Zitat von: TPL in August 06, 2014, 19:28:09 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
Pol-Ausrüstungen waren immer die Exoten unter den Ausstattungen. Da spielten weder der Preis noch die Ergonomie die erste Rolle, denn Pol-Mikroskope werden von der "Zielgruppe" in erster Linie als Messgeräte angesehen. Vielleicht erklärt das die auch bei Zeiss-Pol-Geräten verbreiteten schruligen Lösungen (Zentrieringe an den Objektiven ::)).

Hallo Herr Henkel,

weder Zeiss noch Leitz haben den DIK entwickelt, sondern Georges Nomarski, und der arbeitete für den CNRS in Paris. Sowohl Zeiss, als auch Leitz haben dort ihre Lizenzgebühren entrichtet und diese Entwicklung in eigenen Produkten umgesetzt.

Thomas (TPL)

Ja, richtig.
Danke.
KH

ortholux

Zitat von: Peter V. in August 06, 2014, 15:51:25 NACHMITTAGS
Aber der Orthoplan-Poltubus erfüllt das Kriterum der "Einfachheit" absolut nicht, wie auch schon der des Vorgängers (Orthoplux pol).
Wer sich also traut, dem wünsche ich viel Erfolg.

Nein, einfach ist er nicht aufgebaut, aber wesentlich einfacher, überschaubarer und verstehbarer als sein älterer Bruder vom Ortholux. Man kann z.B. mit wenigen Handgriffen den Analysator samt Drehvorrichtung in Sicherheit bringen. Somit kann dem schon nichts mehr passieren.

Leider stammt der Orthoplan Polstubus aus der Leitz-Ära der verharzenden Öle.

Viele Grüße
Wolfgang

Peter V.

Lieber Wolfgang,

Zitat
als sein älterer Bruder vom Ortholux.
Wie wahr! Ich habe mal andächtig vor der "Schlachtplatte" eines solchen Tubus, den Frank D. überholt hat, gesessen. Das Puzzle würde ich in meiner ganzen Lebenszeit nicht zerlegt und wieder komplett funktionfähig zusammengebaut bekommen.

Herzliche Grüße
Peter
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wilfried48

Zitat von: TPL in August 06, 2014, 19:28:09 NACHMITTAGS
...
weder Zeiss noch Leitz haben den DIK entwickelt, sondern Georges Nomarski, und der arbeitete für den CNRS in Paris. Sowohl Zeiss, als auch Leitz haben dort ihre Lizenzgebühren entrichtet und diese Entwicklung in eigenen Produkten umgesetzt.


Lieber Thomas,

bist du da sicher ? Ich dachte bisher nur Zeiss (für Duchlicht DIK) und Reichert (für Auflicht DIK) hatten eine Lizenz von CNRS .
Leitz ist deshalb auf das DIK Verfahren nach Smith ausgewichen welches allerdings DIK Prismen direkt in der Brennebene der Objektive erfordert, was technisch, insbesondere bei hochaperturigen Objektiven, komplizierter ist.
Die Erfindung von Smith war übrigens bereits 1947, die von Nomarski erst 1951 (Patentprioritätsdatum 1953) . Die ersten Zeiss DIK - Systeme wurden
1966-67  ausgeliefert da war das Patent bereits über 13 Jahre alt. Der Patentschutz bestand also nur noch 7 Jahre.

viele Grüsse
Wilfried
(aus dem Zeiss-Lager)
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Peter V.

#10
Lieber Wilfried,

ja - gab es! Wurde aber wohl nur in ganz geringer Auflage hergestellt, rarer als Goldstub und deshlab auch weithin unbekannt.

Herzliche Grüße
Peter


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purkinje

#11
Hallo Wolfgang,
eine sehr schöne Doku und wie ich meine auch machbar, wenn man sich Zeit nimmt und die entsprechenden, beschriebenen Teile vorher besorgt.

und an Herrn Henkel,
der, wie so oft spitz und pointiert formuliert, jedoch bitte ich auch die Quellenlagen zur Kenntnis zu nehmen!
Auch Frits Zernike hatte mit seinem Phasenkontrast bei Zeiss seine liebe Not:
"I went in 1932 to the Zeiss Works in Jena to demonstrate. It was not received with such enthusiasm as I had expected. Worst of all was one of the oldest scientific associates, who said: « If this had any practical value, we would ourselves have invented it long ago ».." und er fährt. nicht ohne Kritik an Zeiss fort:
"Long ago, indeed! The great achievements of the firm in practical and theoretical microscopy were all due to their famous leader Ernst Abbe and dated from before 1890, the year in which Abbe became sole proprietor of the Zeiss Works. From then on hehad been absorbed in administrative and social problems, partly also in other fields of optics. Indeed his last work on microscopy dates from that same year. In it he gave a simple reason for certain difficulties with transparent objects, but this was of no account. His increasing staff of scientific collaborators evidently under the impression of his inspiring personality, formed the tradition that everything worth knowing or trying in microscopy had been achieved already. For more than twenty-five years after Abbe's death in 1906, his great authority thus barred the way to further progress."
Quelle "How I discovered phase contrast"(Zernikes Nobelpreisrede)
Wir sehen also; weder DIK (s. Beiträge oben) noch Phasenkontrast waren im Hause Zeiss entwickelt sonder schlicht zugekaufte Inovation!

wilfried48

Zitat von: purkinje in August 07, 2014, 12:35:00 NACHMITTAGS
Wir sehen also; weder DIK (s. Beiträge oben) noch Phasenkontrast waren im Hause Zeiss entwickelt sonder schlicht zugekaufte Inovation!

Hallo Stefan,

wir sollten doch zwischen erforscht bzw. erfunden und entwickelt unterscheiden. Sowohl beim Phasenkontrast als auch beim DIK lagen zwischen der Erfindung von Zernike bzw. Nomarski und der Entwicklung eines fertigen Produkts mehr als 10 Jahre. Wenn Zernike bzw. Nomarski das Produkt selbst entwickelt und Zeiss angeboten hätte wäre sicher sofort zugegriffen worden. Aber mehr als veröffentlichte wissenschaftliche Grundlagenversuche die bei weitem nicht die Leistungsfähigkeit und Praktikabilität der später von Zeiss entwickelten und verkaufbaren Mikroskopvorrichtungen hatten war ja zu der Zeit in der sie es Zeiss anboten nicht vorhanden. Ausserdem hätte doch die Konkurrenz auch diese zehn Jahre Zeit gehabt Zeiss zuvorzukommen wenn sie von den Verfahren eher überzeugt und ihre Entwicklungsabteilungen schneller gewesen wären.

Also schlicht zugekauft würde ich das nicht nennen, sondern mit hohem Entwicklungsrisiko wurden von Zeiss die Forschungsleistungen von Zernike
und Nomarski in leistungstarke praktikalble und letzendlich erfolgreiche Produkte umgesetzt.

viele Grüsse aus dem Zeisslager  ;D
Wilfried
vorzugsweise per Du

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Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

purkinje

Hallo Wilfried,

sicher hast Du recht wenn Du betonst, dass zwischen Erfindung und serienreifer Produktion ein langer steiniger Weg liegen kann der auch nicht weniger inovativ sein kann oder muss. Beim Phako zumindest war die lange Zeit, du schreibst über 10 Jahre, u.U auch dem Welkrieg geschuldet, also nicht zwangsläufig Ausdruck eines immensen Entwicklungsbedarfs. Interessant finde ich jedoch schon dass wohl auch beim "schnellen" Zeiss (Zitat Henkel) zumindest in den 30er Jahren eine gewisse "es gibt nichts neues unter der (Abbeschen) Sonne"-Mentalität geherrscht zu haben scheint.
Mir ging es natürlich auch darum pointiert einer doch recht apodiktischen historischen Darstellung zu entgegnen, die eben leider auch nicht weiter belegt worden war.
Bei technischen oder biologischen Details fragt ja auch fast jeder nach Belegen, Messungen oder Publikationen, nur bei historischen Aussagen, ob nun zu Firmengeschichte oder autobiografischen Räuberpistolen glauben manche hier einfach alles mal so in den Raum stellen zu können.