Coscinodiscus, picolay, 360° Fahrt im Inneren einer Zelle?

Begonnen von rlu, März 10, 2025, 10:06:01 VORMITTAG

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rlu

Hallo,

basierend auf dem tollen Foto vom Michael.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?msg=373013

Gibt es eine Möglichkeit die Diatomeen von innen her zu betrachten und dann eine 360° Fahrt um die eigenen Achse zu machen?
Damit könnte man die Seitenwand betrachten
Oder sich in das Innere einer Zelle, also in einen Hohlkörper begeben.

Welche Software könnte das?
Ich denke die Informationen sind beim Stacken da, sie können nur nicht angezeigt werden.
Da die Schichten nicht unendlich gespreizt werden können, sie liegen doch aufeinander,
auch in einer 3D Sicht mit 3D-Brille.

Radiolarien - Barbados Cove Bay 77 von Michael




Liebe Grüße
Rudolf


Heribert Cypionka

#1
Hallo Rudolf,

vielen Dank für deine - wie immer! - interessante Frage. Und eine einfache Antwort: Vielleicht kann professionelle MRT-/Computer-Tomografie-Software sowas machen.

PICOLAY kann auch 360°-Rotationen erzeugen. Das sieht aber nur gut aus, wenn die verwendeten Pixel sich nicht überlappen. Hier mein berühmtes Beispiel mit Actinoptychus. Da sieht man die Diatomee von allen Seiten. Aber es sind von vorne und hinten, sowie von den Seiten her betrachtet dieselben Pixel ;), die im Raum platziert werden. Das gestapelte Bild ist ja nur ein Pixel dick und wird wie ein Gummituch räumlich verformt.

Hier nun eine zweischalige Diatomee aus Namibia (Coscinodiscus):


Die sieht schön knackig aus, zeigt halt die schärfsten Pixel im Stapel...

Jetzt derselbe Stapel im Hologramm-Stacking:



Das sieht deutlich verwaschener aus. Der scharfe Ring des Gürtelbandes rechts fehlt. Das liegt daran, dass das Band zwar sehr scharf ist, aber nicht an der Oberläche liegt, die im Hologramm korrekt gezeigt wird. 

Jetzt drehen wir das Stapelbild um 180°, zunächst normales Stacking:

Das ist tatsächlich nur ein Spiegelbild des ersten Bildes, ohne irgendwelche neuen Informationen.

... dasselbe im Hologrammstacking:

Die Umrisse sehen aus wie im Bild darüber - aber: Jetzt kann man auf einmal den Boden der Diatomee sehen! Und das vorhin verdeckte Gürtelband ist auch zu sehen, da es nun nicht mehr durch die Oberfläche der Schale verdeckt wird :)

Deswegen habe ich das Verfahren Hologramm ('komplette Zeichung') genannt, da man alle Strukturen, die man beim Durchfokussieren sieht, damit darstellen kann, vorausgesetzt man hat den richtigen Betrachtungswinkel.

Jetzt noch eine Enttäuschung: Bei Michaels Bild wird man die Seitenwände so nicht gut zeigen können, da hier die Strukturen direkt übereinander liegen und sich verdecken. So etwas lässt sich im normalen optischen Verfahren kaum auflösen.

Herzlichen Gruß,

Heribert