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Botanik: SCHNEIDEN / FÄRBEN

Begonnen von Winfried Todt, August 13, 2014, 01:48:50 VORMITTAG

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Winfried Todt

Verehrtes Forum, liebe Schnibbler,

ich bin dabei einen Beitrag über den Strandbeifuß { Artemisia maritima } vorzubereiten und habe dabei einige Probleme mit dem Probenmaterial.

Das Material (der Strandbeifuß) lässt sich nur sehr schlecht mit dem Handzylindermikrotom schneiden. Es sind kaum reproduzierbare Schnitte möglich. Das Material zerspringt förmlich beim Schneiden.
Habe ich dann einige wenige brauchbare Schnitte, widersetzen sie sich der Färbung mit Etzold-grün. Die Schnitte nehmen die Färbung nicht richtig an. Färbe ich im Uhrglas mit Erhitzung fällt die rote Färbung so intensiv aus, dass sie alles überdeckt.
Hier einige Beispiele:


Ungefärbter Schnitt durch die Wurzel


Färbung Mit Etzold-grün ohne Wärmebehandlung (Färbedauer ca. 5 Min.).


Färbung Mit Etzold-grün ohne Wärmebehandlung (Färbedauer ca. 10 Min.)


Färbung Mit Etzold-grün mit Wärmebehandlung (Färbedauer ca. 2 Min.)

Über Eure Anregungen freue ich mich, denn langsam geht mir das Probenmaterial aus.

Herzliche Grüße


Klaus Herrmann

Hallo Winfried,

du suchst dir aber auch immer die dicken Bretter aus! Versuch es mal mit Fixieren des Schnittes in AFE, dann sollte die Farbe besser aufziehen.
Aber wie man sieht hilft Wärme ja auch schon. Zum Schneiden vielleicht längere Zeit in Glycerin einlegen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Eckhard

Hallo Winfried,

Mir fallen ein paar Dinge auf. Du scheidest nicht im 90 Grad Winkel. Wie hast Du denn das Präparat eingespannt?

Bei Etzold Grün sollte fixiert und danach über die absteigende Alkoholreihe in Aqua dest. überführt werden. Nur Etzold Blau kann ohne Fixierung benutzt werden.

Herzliche Grüsse,
Eckhard



Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
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Winfried Todt

Hallo Klaus,

der Strandbeifuß lachte mich an der Nordsee so an, da habe ich ihn mitgenommen. Die Schnitte erfolgten alle bei unfixiertem Material. Nach dem Schneiden wurden die Schnitte für mehrere Stunden, teilweise bis zu 24 Stunden (Arbeitspause) fixiert. Es folgte dann eine ausgiebige Entwässerung für mehrere Stunden in reichlich Wasser.
Mit dem Einlegen des Materials in Glyzerin konnte ich keine spürbare Verbesserung beim Schneiden erreichen.
Sobald leichte Dampfwölkchen über dem Etzold-grün entstehen höre ich mit der Wärmebehandlung auf. Die Schnitte sind dann aber immer tief rot gefärbt.


Hallo Eckhard,

beim Schneiden kann ich den 90° Winkel nicht immer einhalten, da das Material ja krumm und schief ist. Ich spanne das Material zusammen mit einem Holzklötzchen als Gegenhalter in das Handzylindermikrotom ein und schneide immer gegen das Holzklötzchen. Ohne Gegenhalter wandert das Material weg. Möhre und Co sind für dieses zähe und zugleich auch irgendwie harte Material nicht brauchbar.

Herzliche Grüße
Winfried

Winfried Todt

Verehrtes Forum,

da bisher keine weiterreichenden Vorschläge mehr zum Färben und Schneiden gekommen sind, habe ich folgende Vermutung zum Färben:

Da viele Artemisia-Arten Bitterstoffe und ätherische Öle enthalten, liegt die Vermutung nahe, dass diese Stoffe sich nicht so richtig mit dem Etzold-grün vertragen.

Aus dieser Überlegung heraus habe ich Pflanzenteile in 250ml Wasser gegeben, das ich mit ca. 2ml DMSO { Dimethylsulfoxid } versetzt habe und den Inhalt auf ca. 70° - 80°C erwärmt. Nach ca. 15 Minuten hatte sich das Wasser braun gefärbt. Die Wärmebehandlung habe ich ca. 8 Stunden fortgesetzt. Jetzt wechsele ich täglich das Wasser und werde die Prozedur so lange wiederholen, bis sich das Wasser nicht mehr sonderlich verfärbt, in der Hoffnung, dass ich so die Bitterstoffe und die ätherischen Öle aus den Pflanzenteilen bekomme.
Ein besseres Schneidverhalten des Materials, sollte sich als ein weiterer Effekt durch die Wärmebehandlung einstellen.
Wie lange die Prozedur dauert, kann ich noch nicht sagen. Ich werde Euch darüber berichten.
Für Anregungen und Fragen stehe ich Euch jeder Zeit zur Verfügung.

Herzliche Grüße
Winfried

Eckhard

Hallo Winfried,

Gehst Du aus der Fixierung direkt in Aua dest.?

Ich benutze in solchen Fällen immer Klorix. Ein paar Tropfen Klorix in Aqua dest. Und nach 10 Minuten sind unerwünschte Inhaltsstoffe i.d.R. weg.

Viel Erfolg!

Herzliche Grüsse,
Eckhard
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Hans-Jürgen Koch

#6
Hallo Winfried,

Die Etzoldsche Technik

Da diese einfachst anzuwendende Farblösung neben den genannten Farbstoffen auch Eisessig enthält, ist die von Etzold viele Jahre angewandte Prozedur besonders arbeitssparend. Wenn die Fixierung mit Alkohol, Essigsäure, Formol oder einer Mischung dieser Stoffe erfolgt ist, z. B. AFE, ist das Auswaschen des Fixiermittels vor dem Färben unnötig. Man kann jedoch zum Entfernen von Verunreinigungen, Gerbstoffauszügen usw. das Fixiermittel durchaus mit mehrfach gewechseltem destilliertem Wasser auswaschen. Im Grunde muss, wenn frisches Material geschnitten wird, überhaupt nicht eigens fixiert werden. Diese Aufgabe übernimmt die Essigsäure in Etzold`s Färbevorschrift.

Mein Arbeitsablauf sieht wie folgt aus:

1.   Mit AFE fixierte Schnitte gründlich in 70 % Ethanol  auswaschen    5 Minuten.
2.   50 % Ethanol (kein Brennspiritus)            3 Minuten
3.   30 % Ethanol  (kein Brennspiritus)            3 Minuten
4.   Wasser entmin. , 3 x wechseln    je 1 Minute
5.   AAFC, FSA, FCA-Farblösg.     5-30 Min. gelegentlich schwenken.(verdünte Etzold-Lösung-2 Tropfen auf 5 ml dest.Wasser)
6.   Kurz abspülen in Aqua dest. , je 1 x wechseln, je 1 Minute
7.   evtl. in Ethanol 70%ig differenzieren     ca. 30 Sek.- kein Isopropanol  verwenden , differenzieren, bis keine Farbwolken mehr abgehen.  Da sich in dem Schnitt noch      Wasser befindet, wird der Alkohol leicht verwässert und die Färbung wird so ,,differenziert". Das heißt es wird Farbe wieder herausgelöst. Ist die Färbung zu kräftig geraten  wird das Differenzieren gezielt eingesetzt indem der verdünnte Alkohol längere Zeit einwirkt. Ethanol differenziert, d.h. es zieht das Fuchsin heraus, das Isopropanol eben nicht. Deshalb kann man nur kurz mit Ethanol differenzieren und dann sofort in das Isopropanol gehen.        
8.   In 100 % Isopropylalkohol sorgfältig entwässern 2 x wechseln.       1. Stufe = 30 Sekunden , 2. Stufe = 3 Minuten, 3. Stufe = 5 Minuten
9.   Einschließen in Euparal
10.   Oder als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol oder Roti-Histol  einsetzen.
11.   Einschluss in Entellan.
   
Etzold grün mit den Farbstoffen Alciangrün (Alcianblau und Alciangelb), Fuchsin und Chrysoidin  AFC oder AAFC.

Die besondere Fähigkeit von Dimethylsulfoxid ist das leichte Eindringen in Haut und andere Zellmembranen. Es ist ein organisches Lösungsmittel, es wird als Schleppersubstanz eingesetzt.
Ich befürchte, dass Deine mit Dimethylsulfoxid  vorbehandelten Schnitte  im Farbergebnis viel zu dunkel ausfallen werden, nicht zu lange Einwirkzeiten (Färbezeit) wählen.

Bin auf Dein Ergebnis gespannt.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Winfried Todt

Hallo Eckhard,

nach der Fixierung gehe ich immer direkt in die Wässerung. Klorix kannte ich noch nicht, habe ich aber im Netz sofort gefunden { Dan Klorix Hygiene-Reiniger }. Danke für den Hinweis.

Herzliche Grüße
Winfried

Winfried Todt

Hallo Hans-Jürgen,

danke für die ausführliche Färbeanleitung.
Bisher habe ich zum Färben immer das unverdünnte Etzold-grün genommen, das hatte den Nachteil, dass ich den Färbevorgang nicht genau beobachten konnte und ich die Schnitte zur Begutachtung ständig aus der Lösung nehmen musste. Ich hoffe, dass die verdünnte Lösung durchscheinender ist und ich den Färbevorgang besser abschätzen kann.

Herzliche Grüße
Winfried

Eckhard

Hallo Winfried,

Du solltest immer über die absteigende Alkoholreihe in Aqua dest. überführen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Schnitte reißen.

Herzliche Grüsse,
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
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Winfried Todt

Verehrtes Forum,

ich möchte Euch heute von dem Fortgang meiner Arbeit zum Strandbeifuß berichten.
Nach nunmehr fünf Tagen der Wärmebehandlung der Proben (habe ich oben beschrieben), zeigt sich keine sonderliche Verfärbung des Wassers mehr.
Einen dünnen Stängel habe ich versuchsweise mit dem Handzylindermikrotom geschnitten und konnte eine deutliche Verbesserung der Schneidfähigkeit feststellen.
Für das Färben im Uhrglas habe ich mir eine kleine Apparatur aufgebaut:



Das Uhrglas liegt auf einem Porzellan-Einsatz aus einer Bürotasse (vermutlich für die Teezubereitung). In diesen Einsatz habe ich eine Fahrradglühlampe gestellt, die ich mit einem Klingeltransformator, einem Schalter und einem 50 Ohm Drahtpotentiometer verbunden habe. Die Helligkeit der Glühlampe lässt sich vorzüglich mit dem Potentiometer einstellen und man kann so die Schnitte in der Färbeflüssigkeit gut beobachten.

Hier nun ein Stängelquerschnitt aus dem oberen Bereich des Strandfußes.



Der Schnitt ist nicht zerbrochen, sondern man sieht einen neuen Blatt- bzw. Stängelansatz eines beginnenden Seitentriebes, der den Haupttrieb noch teilweise umschließt.

Herzliche Grüße
Winfried