Adapter für eine Panasonic GX7 an das ICS-Mikroskop Modell Leica DMLS

Begonnen von -JS-, August 24, 2014, 22:48:10 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

-JS-

Liebes Forum,

im nachfolgenden Artikel wird der Aufbau eines optiklosen Adapters für die Verwendung an einem Mikroskop Leica DMLS mit Unendlich-Optik in Verbindung mit einer spiegellosen Panasonic Micro-Four-Thirds Kamera (Modell GX7) beschrieben.

Jürgen H. aus dem Forum war mit einer entsprechenden Bitte an mich herangetreten und nach Klärung der technischen Einzelheiten und Maße konnte die Planung sowie die Konstruktion des Adapters vorgenommen werden.


Die Konzeption des Aufbaus ist wie folgt umschrieben:

Ein zylindrischer Adapterträger aus Aluminium ist an seiner Unterseite mit einem Feingewinde ausgestattet, welches die Ringschwalbe zur Aufnahme in den Fototubus des Leica DMLS aufnimmt. Das Feingewinde an der Ringschwalbe mit einem Verstellbereich von +/- 1,0 mm dient zum Ausgleich von möglicherweise vorhandenen Abweichungen des Adapters aus der Richtung der optischen Achse.

Der Adapterträger verfügt zusätzlich über ein Außengewinde mit Steigung 1, welches ein mit entsprechendem Innengewinde ausgestattetes Tragrohr aus Polyoxymethylen (POM) aufnimmt. Mit der dadurch möglichen Höhenverstellung wird die Einstellung der Parfokalität von visuell wahrgenommenem mikroskopischen Bild und der Abbildung auf dem Micro-Four-Thirds-Chip der GX7 sicher gestellt.

An der Oberseite des Tragrohres aus POM ist eine Halteplatte aus Aluminium verschraubt, die ihrerseits das Kamerabajonett aufnimmt. Ein Bajonett dieses Typs ist im Fotozubehörhandel als sog. 'Umkehrring' oder 'Retroadapter' erhältlich.

Die Dimensionen des Adapters sind so bemessen, dass der von Jürgen ab Auflage des Original-Fototubus des DMLS ermittelte Bildabstand der Tubuslinse (60 mm) zusammen mit dem Auflagemaß der MFT-Kamera (19,25 mm) eine fokal abgestimmte Einheit bildet.
Die bereits geschilderte Gewindepaarung an Adapterträger und Tragrohr aus POM lässt zudem bei Bedarf jederzeit Feineinstellungen zu.

Drei Streulichtblenden aus mattiertem POM sowie eine Außenverkleidung komplettieren den Adapter, dessen Konstruktion auf den nachstehenden Bildern gezeigt wird:

Bild 1


Einzelteile des Adapters:
Obere Reihe von links:
drei Streulichtblenden aus POM, Bajonettanschluß für die Panasonic GX7, Befestigungsmaterial, Außenabdeckung
Untere Reihe von links:
Ringschwalbe mit Feingewinde Steigung 0.5, Adapterträger mit Feingewinde für die Ringschwalbe sowie mit Außen-Gewinde Stg. 1.0 für die Einstellung der Parfokalität, Tragplatte, Tragrohr aus POM mit Innengewinde Stg. 1.0. Die drei am Tragrohr sichtbaren Gewindestifte setzen nach erfolgter Justage das Tragrohr am Adapterträger fest.

Bild 2


Die Ringschwalbe ist in das Feingewinde des Adapterträgers eingeschraubt.

Bild 3


Zwei der drei Streulichtblenden sind in den Adapterträger montiert und mittels Stiftschrauben gesichert.

Bild 4


Das Tragrohr aus POM ist auf den Adapterträger geschraubt, die Halteplatte ist montiert.

Bild 5


Die dritte Streulichtblende ist montiert. Alle Öffnungen der Streulichtblenden sind so dimensioniert, dass es am Micro-Four-Thirds Chip mit seinem Format 17,31 * 12,98 mm im gesamten Verstellbereich des Adapters keine Vignettierungen geben kann.

Bild 6


Die Bajonettkopplung zur Panasonic GX7 ist mit der Halteplatte und dem Tragrohr verschraubt. Der rote Punkt am unteren Ende des Adapterträgers markiert den Sicherungsgewindestift für das Feingewinde der Ringschwalbe, der rote Punkt an der Seite der Halteplatte ist die Markierung für das Aufsetzen des Kameragehäuses an das Bajonett.

Bild 7


Gesamtansicht des fertigen Adapters in liegender Position mit Ringschwalbe (rechts), montierter Außenabdeckung und dem MFT-Bajonett (links).

Bild 8


Ansicht (1 von 3) des montierten Adapters sowie der aufgesetzten Panasonic GX7 am Tripletubus eines Leica DMLS-Unendlich-Mikroskopes (Foto: Jürgen H.)

Bild 9


Ansicht 2 von 3 (Foto: Jürgen H.)

Bild 10


Ansicht 3 von 3 (Foto: Jürgen H.)

Zum Abschluss sollen noch als Beispiel drei mit dem in Bild 8 bis 10 gezeigten Aufbau von Jürgen erstellte Mikroskopaufnahmen gezeigt werden.

Bild 11


Beispielaufnahme:
Präparat von David15 aus dem Forum: Taschentuchbaum
Hellfeld, Objektiv 20x/0.60

Bild 12


Beispielaufnahme:
Präparat von Michael Dillberger: Nesselseide an Brennnessel
Hellfeld, Objektiv: 40x/0,75

Bild 13


Beispielaufnahme:
Präparat von Jürgen H.: Schnitt durch den Kopf einer Mücke mit Speicheldrüsen.
Hellfeld, Objektiv: 63x/1,40


Liebes Forum, die Konstruktion eines Adapters für ein Unendlich-Mikroskop in Verbindung mit einer spiegellosen Micro-Four-Thirds-Kamera war für mich als bekennendem 'Endlich-Anhänger' mit hauptsächlicher Nutzung von über entsprechende Zwischenoptik adaptierten Vollformat- und APSC-DSLRs ein absolutes Neuland.

Ich möchte mich bei Jürgen für die vielen interessanten Gespräche und mails und vor Allem für seine Geduld zu meinen vielen Fragen in der Entwicklungsphase bedanken, und ich möchte es nicht versäumen, ihm viel Freude und zahlreiche gute Ergebnisse mit seinem neuen Adapter zu wünschen.


Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

JB

Hallo,

Eine schoene kompakte Loesung!

Was bedeuten eigentlich die roten Punkte?

"Die Dimensionen des Adapters sind so bemessen, dass der von Jürgen ab Auflage des Original-Fototubus des DMLS ermittelte Bildabstand der Tubuslinse (60 mm) zusammen mit dem Auflagemaß der MFT-Kamera (19,25 mm) eine fokal abgestimmte Einheit bildet."

Interpretiere ich richtig, dass sich das Zwischenbild 60mm ueber der Oberkante des Phototubus befindet, der Adapter also 40,75mm hoch ist?

Beste Gruesse,

Jon

-JS-

Lieber Jon,
a) der Sinn und Zweck der roten Punkte ist in der Legende zu Bild Nr. 6 beschrieben.
b) das von Dir berechnete Maß der Adapterhöhe stimmt in der Theorie, aber in der Praxis kann das sicher auch anders aussehen, da hier immer Phänomene greifen, die nicht errechenbar sind (Beispiel Fehlsichtigkeit).
Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Heino Lauer

Lieber Joachim,

vielen Dank für die gelungene Darstellung dieser sehr schönen Adaption. Welche Bildbreite erreicht man mit diesem Aufbau in der Übersicht?

Herzlicher Gruß

Heino
Mikroskope:
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18
Leitz SM

-JS-

Lieber Heino,

ein Bild sagt mehr als 1000 Worte:



Gezeigt ist hier der vom DMLS zur Verfügung gestellte Bildkreis (Durchmesser 22 mm) mit der dort eingezeichneten Chipgröße einer Micro-Four-Thirds Kamera (Angaben in mm). In der Bildbreite ist demzufolge mit einem Verlust von ca. 22 Prozent zu rechnen, dies ist jedoch auch bei APSC- und Vollformat-Adaptionen der Fall, wenn man vignettierungsfreie Bilder im Rechteckformat erhalten möchte.

Viele Grüße,
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Jürgen H.

#5
Lieber Joachim, lieber Christian, lieber Gerd Günther, liebe Mitmikroskopiker und Interessierte an einer Kameraadaption,

an aller erster Stelle möchte ich danken: Christian Linkenheld für seine Hinweis auf die Möglichkeit, eine MFT an ein Mikroskop mit Unendlichoptik anzuschließen, Gerd Günther für sein bereitwilliges und zuverlässiges Ausmessen der Ringschwalbe seines baugleichen Trinotubus, vor allem aber Joachim für seine zuverlässige und bewundernswert exakte Arbeit, seine Geduld und seinen Humor bei unserem Kontakt.

Wer sich die Fotos meines Mikroskops genau angeguckt, sieht, dass am linken Okular noch die Augenmuschel fehlt. Dort befindet sich nur ein Gewindewechsler, an den ich bisher für Fotografiezwecke meine Nikon Coolpix 4500 angeschraubt habe. Diese Lösung wies verschiedene Mängel auf: Das Anschrauben war lästig. Eine Fotografie bei gleichzeitiger Beobachtung durch das Mikroskop war nicht möglich. Erforderlich war stets ein Einzoomen , um die dunklen Ecken auf dem Bild zu beseitigen. Die berühmten Coolpixringe ließen sich nicht immer vermeiden. Vor allem ließen sich die Ausgangspupille des Mikroskops und die Eingangspupille der Kamera so nicht exakt in Deckung bringen, was Mängel der Fotos zur Folge hatte.

Daraus entstand der Wunsch, eine andere Adaption einer anderen Kamera vorzunehmen. Ich bin glücklich, dass dies nunmehr so gut gelungen ist. Ersichtlich funktioniert eine Lösung mit elektronischen Verschluss. Alle Fotos sind ohne Blitz entstanden. Der MFT Chip passt genau in das Bildfeld der Mikroskopoptik. Das Beseitigen von dunklen Ecken ist damit für mich Geschichte. Die Ausleuchtung lässt dank der Blenden und sorgfältigen Arbeit keine Hotspots erscheinen. Ich erkenne auch keine Randunschärfen.

Und bei der Gelegenheit: Joachim hat mir leihweise die im Foto dargestellten Präparate von David 15 und Michael Dillberger zur Verfügung gestellt: Wunderschöne Arbeiten, die ich sehr bewundere.

Schöne Grüße

Jürgen