Zytologie: Pathologischer Befund des Liquor cerebrospinales - Siderophagen

Begonnen von bbb, August 31, 2014, 22:11:14 NACHMITTAGS

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bbb

Liebe Forumsmitglieder,

nach längerer Zeit stelle ich nun einmal wieder ein Thema hier ein.
Dieses mal geht es mir um ein zytologisches Präparat von LCS (Liquor cerebrospinales), also der Flüssigkeit die das Hirn und das Rückenmark umgibt.

Zuvor einmal etwas theoretisches zum LCS:
Der LCS wird im Plexus choroideus gebildet, dafür sind besondere Epithelzellen zuständig.
Physiologischer LCS ist klar (wie Wasser), farblos und enthält kaum Zellen.
Die  Zellen sind Lymphozyten und (selten) auch Monozyten.
Der Eiweißgehalt des LCS liegt deutlich unter dem  Eiweißgehalt des Blutserums.
Die Hauptfunktion des LCS besteht in der Polsterung des Gehirns und des Rückenmarks.
Der LCS kann zu diagnostischen Zwecken durch eine Punktion des Spinalkanals gewonnen werden (LCS-entnahme).
Eine solche Punktion wird vor allem bei Verdacht auf eine Entzündung im Bereich des Nervensystems durchgeführt, wie sie zum Beispiel im Rahmen einer Infektion des Gehirns und/oder Rückenmarks durch Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten oder einer Autoimmunerkrankung auftritt.
Kleinere Subarachnoidalblutungen kann man manchmal nur durch eine LCS-untersuchung nachweisen.
Entzündungen des Gehirngewebes oder der Hirnhäute verändern die LCS-Zusammensetzung: Die Zellzahl nimmt zu, die Eiweißkonzentration steigt an, der Zucker im LCS sinkt ab, Laktat steigt an.
Neben einer Zunahme der Zellzahl kann sich durch pathologische Prozesse auch die Zusammensetzung des Zellkompartiments verändern.
So kommt es bei bakteriellen Hirnhautentzündungen zu einer massiven Invasion von neutrophilen Granulozyten in den LCS-raum, während sie physiologischerweise dort nicht anzutreffen sind.
Hingegen wandern bei viral verursachten Entzündungsprozessen bevorzugt Lymphozyten in den LCS-raum.
Weiterhin lässt auch die mikroskopisch beurteilte Zellmorphologie Rückschlüsse auf das Alter und den Aktivierungsstand von Zellen zu.

So viel zur Theorie :)

Der LCS aus dem dieses Präparat hergestellt wurde, stammt von einer Patientin mit Subarachnoidaler Blutung aufgrund eines Angioms (Blutschwämmchen) im Hirn.

Der LCS wurde durch eine Lumbalpunktion entnommen und schnellstens in das zytologische Labor eingesendet.
Dort wurde die Zellzahl bestimmt.
Durch ein massenhaftes vorkommen von Erythrozyten musste der LCS 1:10 mit 5%-iger Albumin-Lösung verdünnt werden.
Anschließend wurde in einer Zytozentrifuge eine kleine LCS Menge auf einen Objektträger aufzentrifugiert.
Dieses Präparat wurde Luftgetrocknet und anschließend nach Pappenheim gefärbt (Färbevorschrift siehe: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17136.0)

Nach einer Blutung wandern sogenannte Siderophagen (spezielle Phagozyten [Monozyten]) in den LCS-raum ein und versuchen die Erythrozyten schnellst möglich abzubauen.
Dazu nehmen sie die Erythrozyten in sich auf.
Dadurch sammelt sich in den Siderophagen natürlich vermehrt Eisen (in Form von Hämosiderin) an welches mit der Berliner-Blau-Reaktion darstellbar ist.


Die LCS-Probe
rötlich trüb durch den hohen Gehalt an Erythrozyten.


Dieser Siderophage hat bereits sehr viel Hämosidern (blaugraue/grüngraue Körnchen im stark vakuolisierten Plasma) in sich gelagert.
Über dem Siderophagen liegt ein aktivierter Lymphozyt, um ihn herum liegen zahlreich Erythrozyten.
1000-fach Vergrößert


Neben diesem Siderophagen liegt ein normaler Monozyt.
1000-fach Vergrößert


Ein Siderophage der sozusagen seine Arbeit getan hat und abstirbt.


Ausserdem kommen in dem LCS zahlreiche aktivierte Lymphozyten vor.
500-fach Vergrößert

Die restlichen Zellen im LCS sahen leider nicht so schön aus, daher nur wenige Bilder...
Und die Bildqualität ist auch nicht perfekt, aber ich finde man erkennt alles wichtige :)

Viel Spass beim anschauen und viele Grüße!

Grüße



Mikroskope:
Ergaval
Primostar
AxioImager2
Zeiss Technival1

Mikrotome:
Reichert Jung Hn40 Schlittenmikrotom
Microm HM 355s Rotationsmikrotom
Leica VT1000S Vibratom

Es lebe die Mikroskopie!

Ronald Schulte

Max,

Dann erstmal wider herzlich wilkommen im Forum. Das Thema ist sicher Interessant.

Wenn mit die Berliner Blau Reaktion das Hämosiderin in die Makrofagen nachgewiesen werden kann muss es doch schon dreiwertiges Eisen sein denke ich. Dann muss die Blutung auch schon länger da sein. Das zweiwertiges Eisen in Hämoglobin wird doch nicht nachgewiesen und es dauert einige Wochen vor das dreiwertiges Eisen gebildet ist.
Stimmt das?

Ja so wie du schon selber gesagt hast könnte die schärfe die Bilder ziemlich erhöht werden. Ich dachte zuerst das meine Brille nicht mehr in Ordnung war!
Mit ein 100x kann ich auch nicht so viel erreichen, versuche mal dein 63x, das sieht schon viel besser aus.

Grüße Ronald

Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

bbb

Ronald,
es handelt sich um eine chronische Blutung, daher ist noch reichlich frisches Blut enthalten und schon einiges durch Siderophagen abgebaut :).
Die Präparate lagern bei einer Freundin im Zytologielabor, dort dürfen sie nicht weg.
Und die Mikroskopkamera dort ist leider sehr schlecht...
Grüße



Mikroskope:
Ergaval
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Mikrotome:
Reichert Jung Hn40 Schlittenmikrotom
Microm HM 355s Rotationsmikrotom
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