Das Leitz Universalmikroskop - doch mit Fortsetzung?

Begonnen von ortholux, September 06, 2014, 23:25:53 NACHMITTAGS

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ortholux

Liebe Kollegen,

neulich konnte ich dieses imposante Gerät erstehen:



Ein Wolpertinger.

Triebkästen für Tisch und Tubus: 30er Jahre
Tubus, Revolver: 50er Jahre
Stativ: 50er Jahre aber unbekannter Hersteller
Bodenplatte: gebastelt
Beleuchtung: 50er Jahre

Offensichtlich hat sich hier jemand aus Leitz-Resten ein Mikroskop zusammengeschraubt.

Das Gerät ist allerdings wegen der Kompenenten sehr interessant. Der Tisch wurde in den 30er Jahren mit dem Universalmikroskop ausgeliefert und ist recht selten. Eine kleinere Variante gehörte zu den kleinen Metallmikroskopen mit Hufeisenstativ. Der Tubus ist ein Vorläufer des FSA, welcher beim Ändern des Augenabstands nicht nachfokussiert werden muß. Ein entscheidender Vorteil bei der Mikrofotografie. Mir ist nur noch ein weiterer solcher Tubus bekannt. Dieser befindet sich in Wetzlar im Viseum. Der 4-fach-Revolver zeigt mit den Objektiven nach vorn und besitzt den üblichen Filterschlitz. Diese Variante war mir auch neu. Beide Teile passen an Ortholux und Panphot.



Ganz und gar nicht Leitz-gerecht ist der Abstandshalter aus Aluminium mit entsprechender Abdeckung.



Daran festgeschraubt ist der Triebkasten des 30er Jahre Unmic. Der Abstand mußte geschaffen werden, weil der untere Triebkasten, für die Höhenverstellung des Tisches, vom Panphot stammt und etwas zu dick aufträgt. Auch passt dieser nicht exakt auf die Gußform des Stativs.



Interessanterweise passt die Führung im Stativ exakt zum oberen Triebkasten des Unmic und ist identisch mit dessen Führung ausgeführt.



Die Bodenplatte ist recht professionell gefertigt. 4 höhenverstellbare Füße, eine Buchse für den Dorn der Lampe, drei Stifte zur Positionierung des Stativs.



Alles in allem - ein Wolpertinger?

Gestern habe ich dieses Mikroskop gesehen:



Der gleiche Abstandshalter, ein zu kleiner und zu dicker Triebkasten vom Panphot, das gleiche Stativ jedoch mit fest montiertem oberen Triebkasten.


Eine Hypothese

In meinem Beitrag über das "Unmic" https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17211.0;topicseen schrieb ich, daß dieses Mikroskop 1938 zum letzten Mal in einem Katalog auftaucht. Offensichtlich wurde es aber nochmal einer Modellpflege unterworfen. Diese wurde jedoch nicht zu Ende geführt.

Wegen des Krieges? Wegen mangelnder Nachfrage?

Wahrscheinlich sollte der Triebkasten des Tisches neu konstruiert werden. Beim 30er Jahre Unmic wurde in das Stativ eine Schwalbenschwanzführung eingearbeitet (siehe Bild oben), bei dem hier vorgestellten Stativ sollte der Kasten aufgeschraubt werden.

Die Stativform nimmt bereits die der 50er-Jahre-Hufeisenstative vorweg. Und das 10 Jahre vorher.



Die Theorie des noch zu konstruierenden Triebkastens untermauert auch die leicht nach vorn kippende Geometrie. Setzt man den Unmic-Triebkasten ohne Verlängerung an, so erscheint das Gerät deutlich ausgewogener.



Mein "40er-Jahre-Unmic" wurde offensichtlich in den 50er Jahren nochmal mit entsprechenden Komponenten modernisiert.

Leitz - unendliche Weiten.......es gibt ständig etwas Neues zu entdecken.

Viel Vergnügen
Wolfgang