Standard WL: Verpackung und Versand?

Begonnen von JB, Oktober 01, 2014, 20:21:25 NACHMITTAGS

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TPL

#30
Zitat von: ImperatorRex in Februar 21, 2015, 22:43:16 NACHMITTAGS(...) Was ist der Schwachpunkt einer solchen Kiste? Ich vermute das Mikroskop ist da nicht wirklich fest fixiert? (...)

Lieber Jochen,

der einzige mir bekannte Schwachpunkt einer solchen Kiste ist deren Versender (resp. Versenderin), der oder die sie mit einem vollwertigen Transportbehältnis verwechselt. Zeiss hat diese Aufbewahrungskisten jedenfalls nicht für den Versand gedacht; höchstens im gut gefederten Kofferraum eines PKW.

Dabei kann (abweichend von Peters Rat) diese Kiste durchaus gut als Teil einer sorgfältigen Verpackung dienen. Wichtig ist aber, dass die vielen Freiräume dicht mit einem nicht zu weichen Verpackungsmaterial gestopft werden, dass in der Lage wäre, die extremen Kräfte bei einem Sturz aufzunehmen und z.B. den in einer Halterung verschraubten Tubus stützt. Außerdem sollten natürlich alle losen Kleinteile so weit fixiert sein, dass sie sich auch bei einer mehrmaligen Rolle oder Vibrationen nicht lösen können. Und das Ganze bitte auch noch so, dass nicht durch Mahlen des Verpackungsmaterials an Reibstellen Staub in Mechanik oder Optik eindringen kann.

Meine Lösung wäre deshalb: Stativ und jedes weitere Einzelgteil staubsicher in Plastiktüten verpacken – danach in der Kiste fixieren – den verbleibenden Platz fest mit geknülltem Zeitungspapier ausstopfen – einen (nicht notwendigerweise ordentlichen) Karton als Umverpackung der Kiste nutzen und mit fest geknülltem Zeitungspapier ausstopfen – diesen Karton in einen weiteren, ordentlichen und versandtauglichen Karton mit fest geknülltem Zeitungspapier verpacken.

Damit wäre – nach meinem Ermessen – ausreichend Sorge getragen, dass weder dem Mikroskop, noch der Kiste beim Versand etwas passieren könnte und so habe ich das auch schon einige Male praktiziert – auch mit ähnlich großen und/oder schweren Mikroskopen). Klar wird allerdings auch: dazu braucht man eine Menge geeignetes Verpackungsmaterial (Blasenfolie und Kunststoffchips sind nur bedingt geeignet), ca. eine Stunde Zeit und ein gewisses Verständnis, was alles beim Versand schief gehen könnte. Gerade bei einer so wertvollen Fracht würde ich versuchen das mit dem Versender vorab unmissverständlich zu klären (wenn Abholung nicht möglich ist).

Viel Glück und viel Freude mit diesem schönen Gerät!
Herzliche Grüße
Thomas

PS: die von Dir gezeigte Kiste hat keinen Tragegriff. Das sehe ich zum ersten Mal. Aber es zeigt umso deutlicher, dass sie eben kein "Transportkoffer" ist.

ImperatorRex

#31
Vielen Dank Thomas für Deine Antwort. Deine Hinweise sind sehr präzise, ich denke diese stellen die kritischen Punke deutlich heraus. Tja mal schauen, inwiefern ich auf den Schwachpunkt "Versender/in" einwirken kann. Werde von meiner Seite versuchen, da mit Fotos und Hinweisen soweit als möglich das notwendige Verständnis zu schaffen.
Vielleicht erstelle ich gleich eine Anleitung mit Fotos? Die könnte ich dann auch ins Forum stellen ;-)

Diese wäre dann englischsprachig ... die Versenderin residiert in Cambridge / UK.

viele Grüße

Jochen


Peter V.

#32
Lieber Thomas,

grundsätzlich hast Du natürlich Recht, dass Du auch in einer solchen Kiste versenden kannst. Du, wohlgemerkt, ich auch. Aber leider nicht jeder. Diese Kisten bergen zahlreiche Tücken.

1) Die Kiste an sich verleitet einen unerfahrenen Versender dazu, in ihr kein besonders hohes (und gerade das ist es bei Fehlern), sondern eher niedriges Transportrisiko zu sehen, weil oftmals angenommen wird, dass die Kiste an sich ja schon genug Schutz bewirke. Was grundlegend falsch ist.

2) Es fehlt vielen Leuten einfach die Vorstellungskraft, welche enormen Kräfte bei einem Transport mit den üblichen Versendern auftreten, wenn ein so schweres Gerät wie ein WL sich auch nur  wenige Millimeter innerhalb einer solchen Kiste bewegen kann. Und auch das Verschrauben schützt nicht. Treten starke Beschelunigungs- oder Bremskräfte seitlich zur Verschraubung auf und ist keine ausreichende anderweitige straffe(!) Polsterung gegenüber den Kistenwänden vorhanden, kann es dazu kommen, dass die ganze Verschraubung aus dem Boden ausbricht und Teile des Mikroskop mit voller Wucht gegen andere Holzteile der Kiste schlagen.

Ich habe leider schon alles erlebt, ausgerissene Verschraubungen und Durchschlagungen der Seitenwand durch Schrauben des Mikroskops, wobei Geräte teilweise komplett zerstört wurden.

Man möge bedenken, dass Transportdienste kein "Oben", "Unten" oder "Seite" kennen, die Pakete in allen erdenklichen Lagen transportiert und teilweise auch bis aus einem Meter Höhe fallen gelassen werden!!! Und liebevoll angebrachte Aufkleber "Vorsicht, Glas", "Empfindliches Geerät" oder "Hier OBEN" sind komplett überflüssig, sie interessieren niemanden, zumal ein großer Teil des Transportes automatisiert über Rutschen und Bänder stattfindet.

3) Die Kisten der verschiedenen Mikroskope und Hersteller sind äußerst unterschiedlich gestaltet. Mal steht das Mikroskop mit seinem Fuß nur sehr locker unter zwei seitlich angebrachten Holzleisten, mal in die Konstruktion durchaus "enger". Und ich kenne nicht die genaue Konstruktion jeder Kiste.

Da man nun zumeist nicht weiß, mit wem man es beim Absender zu tun hat, lasse ich lieber in zwei verschiedenen Paketen versenden. Bei einem so teuren und schönen Stück wie dem WL wäre es mir das Porto für ein zweites Paket (vielleicht um die 10 EUR) und gerne auch noch mal einen zusätzlichen Zehner, um dem Verkäufer den Verpackungsaufwand zu ersetzen, wert.

Ich habe letztens einmal darauf verzichtet, als ich das große Fotomikroskop von ROW ersteigerte. Da haben ich aber den verkäufer angerufen, ihm die Problematik genauestens geschildert und hatte den Eindruck, dass er hinreichende Intelligenz und Vorstellungskraft besaß, das Mikroskop innerhalb der Kiste entsprechend zu polstern und sichern. Das hat dann auch wirklich funktioniert.

Ich würde immer versuchen, den Verkäufer vorher anzurufen und das alles mit ihm abzusprechen.

Herzliche Grüße
Peter




Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

JB

Zitat von: ImperatorRex in Februar 22, 2015, 11:04:01 VORMITTAG
... die Versenderin residiert in Cambridge / UK.

Oxford  ;D nicht zu verwechseln. Ich habe eine englischsprachige Verpackungsanweisung die ich auf Wunsch gern elektronisch verschicken kann (PM). Die koennen Sie gern auch modifizieren.

Meine Erfahrung (siehe oben) war aber, dass der Verkaufer, mit der langen Anleitung konfrontiert, sich geweigert hat, dass Mikroskop ueberhaupt zu schicken. Letztlich wurde es mir dann doch per Hand zugestellt.

Beste Gruesse, Jon


Jürgen Boschert

Hallo Jochen,

erstmal herzlichen Glückwunsch zu diesem an sich schönen Fang (... sabber, Neid  ;D).

Bitte unbedingt an den Feintrieb denken: der sollte für den Transport gesichert werden. Tisch in oberste Stellung des Feintriebes bringen, ein entsprechend dickes Plättchen aus Hoz, Plastik oder ähnlich festem Material zwischen Triebblock und Stativfuß bringen. Dann den Feintrieb etwa in die mittlere Stellung bringen. Dadurch werden das Plättchen zwischen Stativfuß und Triebblock eingeklemmt und die Nadel des Feintriebes freigestellt Sie läuft dann nicht Gefahr, bei Erschütterungen durch Bewegungen des Triebkastens verbogen zu werden.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

ImperatorRex

Hallo Jon,
ja Du hast recht, da habe ich wohl was durcheinander gebracht, der Verkäufer ist in Oxford. Ich habe übrigens die Woche zuvor auch noch ein graues WL vom gleichen Verkäufer erworben, diese wird voraussichtlich jetzt am Montag bei mir eintreffen. Mal schauen, wie dieses den Transport überstanden hat. Der Verkäufer war bislang recht kooperativ und hat mir auch vorab Fotos von der Verpackung des Mikroskopes zukommen lassen.
Bezüglich der engl. Verpackungsanleitung werde ich Dich gerne per PM kontaktieren.

Jürgen, das muss ich mal selber probieren wie das mit der Sicherung des Feintriebes funktioniert. Ist das wirklich so kritisch?

viele Grüße
Jochen

ImperatorRex

#36
Hallo,
vielen Dank für Eure konstruktiven Hinweise. Möchte heute berichten, wie das Ganze letztendlich ausgegangen ist:
Nachdem mir die Verkäuferin zugesichtert hatte, alle Zwischenräume ausreichend mit Verpackungsmaterial zu füllen, wurde das schwarze Zeiss WL in der Holzkiste verschickt. Nur der Trinotubus und die Objektive wurden vorher demontiert, der Rest blieb am Stativ.
Die Verkäuferin war dabei sehr kooperativ und hat mir Fotos zugeschickt, in der die jeweiligen Verpackungsfortschritte dokumentiert wurden. So bestand die Möglichkeit, noch den einen oder anderen Verpackungshinweis einzubringen. Seht selbst....etwas überrascht war ich dann doch, als ich festgestellen durfte, dass das Füllmaterial aus sage und schreibe ZWÖLF Laborkitteln bestand  ;)













Wie Ihr sehen könnt, hat "Black Beauty" den Transport makellos überstanden. Leider kann ich der Verkäuferin nicht persönlich einen oder zwei Pints spendieren, ich denke Sie wird sich trotzdem an einem kleinen Obolus via Paypal erfreuen können.

viele Grüße

Jochen