Kellicottia longispina im HF und DIK

Begonnen von Klaus, Oktober 12, 2014, 13:29:11 NACHMITTAGS

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Klaus

Liebe Tümpler,

in diesem Jahr zahlreich im flachen Gewässer in Hamburgs Norden: Kellicottia longispina. Max Voigt erwähnt in seinem Buch "Rotatoria", dass die relative Länge von Kaudal- und Vorderdornen bei abnehmender Temperatur zunimmt. Das werde ich mal in der nächsten Saison beobachten.

Hellfeld:


DIK:


Der eine Augenfleck und die vier Vorderdornen sind gut zu sehen.
Gruß

Klaus


the_playstation

Hallo Klaus.
Ich bin begeistert über deine tolle DIK-Aufnahme. :)
Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Fahrenheit

Lieber Klaus,

danke für die schönen Aufnahmen von einem "Viecherl", das ich noch nicht vor der Linse hatte.

Wenn Du magst, schiebe ich den Thread gerne ins Foto-Unterforum.

Herzlich eGrüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Klaus

Lieber Jörg,

ja verschiebe es gerne ins Foto-Unterforum!

@Jorrit: vielen Dank für Deine lobenden Worte!

Gruß

Klaus

ruhop

Hallo, Klaus.

Erst einmal Gratulation zu den gelungenen Fotos.

Die von Dir zitierte Anmerkung aus dem VOIGT / KOSTE hinsichtlich der Längenänderungen der Hauptdornen in Abhängigkeit von einer Änderung der Wassertemperatur kann ich nur bestätigen. Ich habe in meinem "Hausteich", dem Hattsteinweiher bei Usingen, im Januar dieses Jahres die Art K. longispina gefangen, die eine Dornlänge von ca. dem zweifachen der Länge des Körperpanzers aufwies. Die Wassertemperatur betrug damals 12°C. Ende Mai dieses Jahres habe ich wieder an der gleichen Fundstelle K. longispina gefangen. Die Dornlänge war jedoch höchstens das 1,5fache der Länge des Körperpanzers, eher weniger. Wassertemperatur 17°C.

Das von Dir gezeigte Exemplar von K. longispina weist eine Dornenlänge auf, die etwa der Länge des Körperpanzers entspricht. Welche Wassertemperatur?

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, welchen Grund gibt es für diese Temperaturabhängigkeit der Hauptdornen? Ich glaube nicht, daß ein verbessertes Schwebeverhalten als Grund anzunehmen ist, da die mit fallender Temperatur zunehmende Viskosität des Wassers keine vergrößerten Körperfortsätze erfordert, eher im Gegenteil. Eine andere Möglichkeit wäre die verstärkte Abwehr gegen Freßfeinde, die bei fallender Wassertemperatur in größeren Mengen auftreten. Aber wer könnte das sein? Von Brachionus calyciflorus ist ja so etwas bekannt (Verlängerung der Seitendornen gegen den Freßfeind Asplanchna). Nun ja, vielleicht kann M. Plewka ja Licht in dieses Dunkel bringen, falls er diesen Faden liest.

Heimwehhaltigen Gruß aus dem Hintertaunus ins schöne Hamburg

Holger

Klaus

Hallo Holger,

die Wassertemperatur betrug ca. 16 Grad Celsius. Ich habe noch einen Meßpunkt: bei einer Temperatur von ca. 18 Grad Celsius betrug die Länge des Dorns eines anderen Exemplars ca. 1,4 mal Körperlänge. Stimmt also einigermassen mit Deiner Beobachtung überein. Ich versuche das mal systematisch zu beobachten.

Gruß aus dem herbstlich sonnigen Hamburg

Klaus

Michael Plewka

#6
hallo zusammen,

da meine Meinung gefragt wurde, hier -wenn auch verspätet- ein kurzes Statement:

1. Kellicottia longispina hat 6 !! Vorderdornen, die auch gut zu sehen sind. (Abgrenzungskriterium gegenüber K. bostoniensis mit 4 Vorderdornen).

2.Während im Fall von  Brachionus/ Asplanchna  experimentell nachgewiesen wurde, dass der sog. Asplanchna-Stoff die Dornenlänge von Brachionus calyciflorus beeinflusst, ist die Situation bei Kellicottia anders.
Offenbar hat Voigt  (so wie andere auch,  z.B. Ruttner-Kollisko (Plankton Rotifers, 1974))  aus den Funddaten der Proben auf einen Zusammenhang von Temperatur und Dornenlänge geschlossen. Experimentell bewiesen wurde dabei aber nichts. Ruttner-Kolliko und Koste geben dabei in ihrem Buch  als Quelle den Autor Edmondson an (unveröffentlicht).

Von ebendiesem wiederum stammt wesentlich später, nämlich 1989, die m.W. einzige systematische Untersuchung zur morphologischen Variation von K. longispina aus verschiedenen Gewässern Alaskas, wobei u.a.  1.die absolute Größe, 2.relative Dornenlänge und die 3.Variabilität der Dornenlänge untersucht wurde.
"Morphological variation in Kellicottia longispina" Developments in Hydrobiology Volume 52, 1989, pp 109-117.
Es zeigte sich, dass alle 3 Faktoren in den Populationen der jeweiligen Seen weitgehend einheitlich sind, während zwischen den Populationen der verschiedenen Seen große Unterschiede festzustellen waren. In einigen Seen waren bei höheren Temperaturen größere Tiere, in anderen Seen war es umgekehrt. Die Ursachen hierfür wurden weder untersucht, noch sind sie bekannt.

Bewiesen ist somit die Aussage Voigts (findet sich auch im Folgewerk von Koste) keinesfalls. Man sollte hier auch nicht den Fehler begehen,
selbst wenn ein Zusammenhang bestünde, daraus eine Abhängigkeit abzuleiten. Es gibt ja noch andere Faktoren, welche ursächlich dafür verantwortlich sein könnten, wie z.B. Licht, daraus folgend Nahrungsangebot, Fressfeinde etc.

Insofern sind m.E. alle Überlegungen über die Bedeutung dieser Variationen  reine Spekulation. Um so wichtiger ist es natürlich, weitere Messungen vorzunehmen um Licht ins Dunkel zu bringen!

beste Grüße Michael Plewka

Klaus

Hallo Michael,

Du hast natürlich Recht mit den 6 Dornen, danke.

Da ich in meinem "Heimattümpel" recht zuverlässig Kellicottia finde, messe ich einfach mal. Mal sehen, ob etwas dabei herauskommt.

Gruß

Klaus